Für-Tot-Erklärter lebt noch




  • Zu diesen Thema hatten wir schon mal etwas. Unter dem Stichwort "Förmliche Änderung der Todeserklärung" oder so ähnlich.


    Hier meine Verfügung in diesen Fällen:

    Az.: __________________

    VERFÜGUNG




    1. Vermerk:
    Es ist nicht zu veranlassen, denn durch die nachträgliche Beurkundung des Sterbefalls wird der Todeserklärungsbeschluss gegenstandslos, da die Beurkundung des Sterbefalls nach § 60 PStG den Tod und den Todeszeitpunkt voll beweist. Eine Notwendigkeit für die Änderung des gegenstandslos gewordenen Todeserklärungsbeschlusses vom ______________ besteht nicht (vgl. Palandt, 25. Auflage, Rz. 6 zu § 33a VerschG).


    2. weglegen

  • Wie versprochen nun der Sachstandsbericht im doch recht ungewöhnlichen Todeserklärungsverfahren:

    Ich habe die Antragstellerin angeschrieben und ihr mitgeteilt, dass ihr für Tod erklärter Bruder offensichtlich noch lebt. Daraufhin hat mich heut die Tochter der Antragstellerin angerufen und hat erzählt, dass sie und ihre Mutter noch völlig verwirrt sind und im Moment überhaupt noch nicht wissen, was sie mit dieser Tatsache anfangen sollen. Sie können es auch nicht glauben, das es möglich ist, dass sie sich 60 Jahre nicht gefunden haben. Die Mutter des Verschollenen hat bis in die 60iger Jahre über das Rote Kreuz versucht, Ihren Sohn zu finden, aber ohne Erfolg und ist dann davon ausgegangen, dass ihr Sohn nach der französischen Kriegsgefangenschaft - aus der sich der Sohn noch immer gemeldet hatte - zur Fremdenlegion gegangen ist. Der Verschollene sei schon immer etwas "verrückt" gewesen. Die weiteren Familienangehörigen haben dann irgendwann die Suche auch aufgegeben und als dann Ende der 90iger Jahre Angelegenheiten zu regeln waren, hat man noch einmal beim Roten Kreuz nachgefragt und nachdem von dort eine negative Auskunft kam, das Todeserklärungsverfahren eingeleitet.

    Die Tochter hat mir versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

    Im Verfahren selbst wird die Staatsanwaltschaft die Aufhebung des Todeserklärungsbeschlusses beantragen und ich werde den Für-Tod-Erklärten anschreiben und versuchen ihm die Situation zu erklären. Mal schauen, was er so erzählt.

  • Danke für die Nachricht. Es scheint doch nur ein gegenseitiges Suchen und Nichtfinden zu sein. Wenn der junge Mann tatsächlich in die Fremdenlegion gegangen ist (gerade letztens kam darüber ein Bericht im Fernsehen, dass das viele Wehrmachtsoldaten getan haben), war er in Deutschland natürlich auch erst mal nicht zu finden.

    Lasst ja die Kinder viel lachen, sonst werden sie böse im Alter. Kinder, die viel lachen, kämpfen auf der Seite der Engel.
    Hrabanus Maurus


    Nach manchen Gesprächen mit einem Menschen hat man das Verlangen, eine Katze zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.
    Maxim Gorki



  • Mich würde ja mal interessieren, ob er nach seinen Verwandten gesucht hat. Seine Mutter hätte er ja eigentlich finden müssen. Die Schwester vielleicht eher nicht, wenn sie inzwischen geheiratet und einen anderen Namen hatte.

  • Erfolgserlebnis. Es gab eine Familienzusammenführung.

    Die damalige Antragstellerin des Todeserklärungsverfahrens (Schwester) hat ihrem Bruder einen Brief geschrieben. Woher sie seine Anschrift hatte, hat sie nicht mitgeteilt - und er hat auch nicht danach gefragt. Daraufhin kam vom Bruder eine Postkarte mit knappen persönlichen Worten und dem Bemerken, wenn er was für seine Schwester tun könne, solle sie ihm es mitteilen. Daraufhin bat die Schwester um ein Treffen. Dieses fand nun vor 14 Tagen statt. Der Bruder war für zwei Tage da. Man hat über alte Zeiten geplaudert. Allerdings hat sich der Bruder zu keinem Zeitpunkt dazu geäußert, warum er nicht nach seinen Angehörigen gesucht hat und er wollte auch nicht seinen alten Heimatort besuchen. Merkwürdig. Seine Nichte (mit der ich Kontakt halte) will das auch noch raus kriegen und mir ggf. berichten.

    Sie weiß bislang insoweit nur, dass er 53 aus französicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist und seit 54 ununterbrochen in Stuttgart gelebt hat. Er ist kinderlos. Seine Frau ist im Februar 2007 verstorben - so ist die ganze Geschichte auch aufgeflogen - und er ist "ein total sympathischer älterer Herr".



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    Sie weiß bislang insoweit nur, dass er 53 aus französicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist und seit 54 ununterbrochen in Stuttgart gelebt hat. Er ist kinderlos. Seine Frau ist im Februar 2007 verstorben - so ist die ganze Geschichte auch aufgeflogen - und er ist "ein total sympathischer älterer Herr".



    Dass er 1953 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sein soll erscheint mir reichlich ungewöhnlich. Ich glaube nicht, dass sich in den 50er Jahren überhaupt noch Deutsche in französischer Kriegsgefangenschaft befanden.



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    Sie weiß bislang insoweit nur, dass er 53 aus französicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist und seit 54 ununterbrochen in Stuttgart gelebt hat. Er ist kinderlos. Seine Frau ist im Februar 2007 verstorben - so ist die ganze Geschichte auch aufgeflogen - und er ist "ein total sympathischer älterer Herr".



    Dass er 1953 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sein soll erscheint mir reichlich ungewöhnlich. Ich glaube nicht, dass sich in den 50er Jahren überhaupt noch Deutsche in französischer Kriegsgefangenschaft befanden.



    Das hat sogar das Rote Kreuz damals festgestellt. Die haben nämlich bereits als das Todeserklärungsverfahren damals lief mitgeteilt, dass sich der gesuchte 1952 noch aus Frankreich als Kriegsgefangener gemeldet hat. War dort wohl in irgend einer Arbeitsstruppe. War halt nicht mit der russischen zu vergleichen, aber einfach nach Hause konnten die wohl auch nicht.

  • Egal wie.... es ist fast romantisch ausgegangen...:D

    -------------------------:aktenEine wirklich gute Idee erkennt man daran, daß ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien. (Albert Einstein):gruebel: ------------------------------------

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    Sie weiß bislang insoweit nur, dass er 53 aus französicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist und seit 54 ununterbrochen in Stuttgart gelebt hat. Er ist kinderlos. Seine Frau ist im Februar 2007 verstorben - so ist die ganze Geschichte auch aufgeflogen - und er ist "ein total sympathischer älterer Herr".



    Dass er 1953 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sein soll erscheint mir reichlich ungewöhnlich. Ich glaube nicht, dass sich in den 50er Jahren überhaupt noch Deutsche in französischer Kriegsgefangenschaft befanden.

    Ich spekuliere mal wüst - vielleicht war er nicht in französischer Gefangenschaft, sondern mit den Franzosen (wie recht viele ehemalige Wehrmachts- und SS-Soldaten) in Indochina ? Der Ruf der Legion war ja damals recht laut.

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