Umfrage: Kleine Demografie der Rechtsantragstellen

z.w.V.

In einem Vortrag zu dem Thema "Ist der Rechtspfleger fit für die Rechtsantragstelle?“ im Rahmen einer Tagung
(Autor: Prof. Peter Dyrchs, Link: http://www.fhr.nrw.de/publikationen/fachbeitraege/archiv/allgemeines/vortrrastelle.pdf</a>) heißt es: 

Es (Zitat) "… liegen beträchtliche Mängel im behördlichen Bereich der Auswahl vor. „Frischling“ statt „Alter Hase“! Setzt man diese Defizite noch mit dem durchschnittlichen Lebensalter der Rechtspfleger an den Amtsgerichten und ihrem Ersteinsatz auf der Rechtsantragstelle nach dem Examen in Beziehung, so scheint sich die düstere Prognose über die Auswahl der Rechtspfleger für die Rechtsantragstellentätigkeit durch die Verwaltung zu bestätigen: Da dieser Aufgabenbereich des Rechtspflegers nicht in den Sonderschlüssel aufgenommen ist, „verheizt“ man junge, frisch von der Fachhochschule kommende Beamte. Weit über die Hälfte der Rechtsantragstellen-Rechtspfleger werden erfahrungsgemäß sofort nach dem Examen auf die Rechtsantragstellen als erstem Arbeitsfeld eingesetzt. Das bedeutet, dass berufspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten oder gar die Professionalität und gewünschte Routinisierung in der Anwendung der schwierigen Materie oder im Umgang mit dem Bürger im wesentlichen nicht vorliegen können, da die Fachhochschule keine Ausbildung für eine optimale Berufsfertigkeit und Verwendungsfähigkeit für die Rechtsantragstelle gewährleistet.
...
Bei der Auswahl der Rechtspfleger und Rechtspflegerinnen für die Tätigkeit auf der Rechtsantragstelle scheint die Justizverwaltung sich nur von zwei Auswahlkriterien leiten zu lassen: zunächst von der Jugend des Beamten und seiner Frische zum Examen und dann von der Examensnote.
...
Da nicht nur das Fachwissen für einen Einsatz auf der Rechtsantragstelle präferiert, wäre es aus meiner Sicht begrüßenswert, bei der Besetzung auch auf die anderen für eine optimale Rechtsbetreuung notwendigen Qualitäten mehr zu achten. Es kann nicht nach dem Motto gehen: „Hauptsache, wir haben einen“, sondern die Devise muss im Interesse des Bürgers lauten: „Wir haben den Besten“. …
…
Die Freiwilligkeit wäre übrigens eine unabdingbare Voraussetzung. Der Rechtspfleger müsste das „Freiwilligkeitssiegel“ auf der Stirn tragen. …"

Wie sieht die Realität aus? Mal schau'n, was folgende Umfrage ergibt (siehe oben):

jojo

Ich kann nicht antworten, den ich bin ROI !

Und bei zwei Rechtspflegern am Gericht, was soll ich da sagen ?

Und ich machs seit fast 17 Jahren und ich bin froh, wenn sich das bei mir in 3 Jahren auf einmal die Woche reduzieren wird. (Naja, außer es kommen so kurzberockte Mädels wie heute )

Grisu

Zitat von jojo

(Naja, außer es kommen so kurzberockte Mädels wie heute )

Da scheinen wir ja doch etwas gemeinsam zu haben ... Wobei die meist jung, hübsch und recht erfolglos sind.

Ich machs freiwillig und sehr gerne.
Nachteilig sind die Präsenzzeiten, die es in den anderen Abteilungen so nicht gibt und eine eher bescheidene Vertretungsregelung

Fesdu

Der gute Herr Dyrchs, jaja. Er kämpft und kämpft und kämpft (zu Recht!) seinen aussichtlosen Kampf gegen die despektierliche Behandlung des Dienstpostens Rechtsantragstelle.
Ja, an allen mir bekannten Gerichten läuft es nach "Schema F" und die frisch diplomierten und noch idealistischen Rechtspfleger/innen werden in das kalte Wasser des Rechtsantragstellenflusses geworfen.
Mir ist es vor zwei Jahren auch so ergangen, wobei ich aufgrund meines Lebensalters und und meiner Berufserfahrung in anderen Bereichen zumindest mit dem zwischenmenschlichen zwischen Antragsteller und Rechtspfleger naturgemäß wenig Probleme hatte. Fachlich sah das natürlich etwas anders aus.
Die Sache mit dem Sonderschlüssel wird sich auch in 100 Jahren nicht ändern, da fehlt einfach die Lobby...

P.S.: Mir macht es übrigens Spaß und wären da nicht noch Familiensachen, BerH, Zwangsvollstreckung, Auslandssachen, UR-Sachen sowie Straf- und Jugendstrafsachen die ich noch zusätzlich machen muss, es wäre echt erträglich...

Aenor

Ich habe jahrelang die RASt. gemacht und bin froh, dass ich sie los bin. Direkt nach der Prüfung, wie die meisten von uns, ins kalte Wasser geschmissen und sie dann schlecht wieder losgeworden.
Ab und an beehrt sie mich in Vertretungszeiten und Kollegen lasse ich mit Fragen auch nicht hängen - aber so viel Geld kann man mir nicht bieten, dass ich die RASt. freiwillig mache.

Dass es für Frischlinge undankbar ist (zumal die meisten weder Lebenserfahrung noch Menschenkenntnis mitbringen, die für die RASt. eigentlich zwingend erforderlich sind), ist mir bekannt. ... ... Aber ich bin froh, wenn ich lediglich Hilfestellungen, Tips und dergleichen geben muss.

Tut mir leid für die Frischlinge - aber hey, tausend andere haben es ja auch überlebt ...

oL

Zitat von jojo

(Naja, außer es kommen so kurzberockte Mädels wie heute)

ein blick WOHIN fördert nochmal die rechtsfindung?

Stefan

Zitat von oL

Zitat von jojo

(Naja, außer es kommen so kurzberockte Mädels wie heute)

ein blick WOHIN fördert nochmal die rechtsfindung?

Grüß Gott, oL, lange nicht gelesen. Haste ihn schon gesehen? Unseren vP?

Petrosilius Zwackelmann

Zitat von Fesdu

Der gute Herr Dyrchs, jaja. Er kämpft und kämpft und kämpft (zu Recht!) seinen aussichtlosen Kampf gegen die despektierliche Behandlung des Dienstpostens Rechtsantragstelle.
Ja, an allen mir bekannten Gerichten läuft es nach "Schema F" und die frisch diplomierten und noch idealistischen Rechtspfleger/innen werden in das kalte Wasser des Rechtsantragstellenflusses geworfen.

Ja toll!!!
Früher als ich frisch geprüft war, Hieß es: Da muss jeder durch und folglich ich auch!
Heute heißt es: Nee, da muss ein erfahrener Kollege ran!
Da bin ich doppelt in den A... gekniffen!
Echt super!

oL

Zitat von Stefan

Grüß Gott, oL, lange nicht gelesen. Haste ihn schon gesehen? Unseren vP?

ja, stimmt, es ist schon etliche monate her. habe ich was verpasst, wer oder was ist "vP"? und -sorry im voraus für off topic- warum sind hier (neben der gummizelle) so viele vielschreiber von früher auf einmal weg?

li_li

Zitat von oL

Zitat von Stefan

Grüß Gott, oL, lange nicht gelesen. Haste ihn schon gesehen? Unseren vP?

ja, stimmt, es ist schon etliche monate her. habe ich was verpasst, wer oder was ist "vP"? und -sorry im voraus für off topic- warum sind hier (neben der gummizelle) so viele vielschreiber von früher auf einmal weg?

Zum Thema Schließung der GZ siehe hier.

Erläuterungen zum Thema Papierkorb siehe hier.

Aber jetzt wieder zurück zum Thema...

Sonntagskind

Zitat von oL

ja, stimmt, es ist schon etliche monate her. habe ich was verpasst, wer oder was ist "vP"? und -sorry im voraus für off topic- warum sind hier (neben der gummizelle) so viele vielschreiber von früher auf einmal weg?

ja ja, so ging es mir auch, als ich nach einigen wochen krankheitsbedingter abwesenheit wieder mal ins forum geschaut habe - ich glaube, die abwesenheit einiger vielschreiber und die der gummizelle hängen irgendwie zusammen - habe da einiges nicht mitbekommen, aber das wort gummizelle wird wohl nicht mehr so gern in den virtuellen mund genommen... vP ist der Papierkorb, dort wird alles reingeschoben, was total off topic, reine rumblödelei oder beleidigung ist - trägt dazu bei, dass die sachthemen übersichtlicher sind.:daumenrau

zurück zum thema:
kann an der umfrage nicht teilnehmen, da es bei uns so ist, dass jeder rpfl. seine eigene rechtsantragstelle hat, also jeder erledigt die antragsaufnahme sein dezernat betreffend. alles was der wachtmeister nicht zuordnen kann, wird meist zum zivilrechtspfleger oder f-sachenbearbeiter geschickt. hat den vorteil, dass nicht einer das ganze publikum bekommt, den nachteil, dass eben der wachtmeister nur grob vorsortieren kann und man erst rauskriegen muss, ob der mensch wirklich zu einem soll, man den dann manchmal weiterschickt und der zuständige kollege nochmal den sachverhalt aufklären muss.

ich war nach der prüfung an einem kleinen gericht, wo ich fast alle publikumsabteilungen hatte - die erste zeit war gruselig, aber dann habe ich ziemlich schnell gelernt keine panik zu kriegen wenn ich was nicht weiss und mich gegenüber renitentem pubklikum zu behaupten. ins kalte wasser geschmissen, aber sehr lehrreiche zeit, von der ich heute noch profitiere (positiv war allerdings, dass die kollegen bei rückfragen immer zeit für mich hatten:daumenrau - waren auch froh, dass sie "nur" helfen mussten und nicht selbst das publikum am hals hatten) habe dabei auch gelernt, dass man die neuen kollegen so gut es geht unterstützen muss, damit erfahrung und kühler kopf auf das nach der prüfung noch gut vorhandene all-round-wissen zusammenkommen!

schimpfe heute auch manchmal, wenn ich viel publikum habe, aber mache es im grunde gern - hatte mal eine abteilung, wo kein mensch kam und keine anrufe - war sooo langweilig, nur haufenweise akten und der tag ging nicht rum...

emerson

Mich haben sie auch nach der Prüfung (lang, lang ist´s her) in die RAST (und alle anderen Randgebiete) gesetzt. Allein mit einer Geschäftsstelle im Nebengebäude und keiner da zum Fragen. Man wurschtelt sich durch, aber ich bin froh, dass ich das schon lange nicht mehr mache!

Geologe

Zitat von Petrosilius Zwackelmann

Ja toll!!!
Früher als ich frisch geprüft war, Hieß es: Da muss jeder durch und folglich ich auch!
Heute heißt es: Nee, da muss ein erfahrener Kollege ran!
Da bin ich doppelt in den A... gekniffen!
Echt super!

mich hat man noch zusätzlich vollgesülzt in Richtung: die RAST ist die Visitenkarte des AG - ja nee, iss klar

TiKa

Zitat von Geologe

mich hat man noch zusätzlich vollgesülzt in Richtung: die RAST ist die Visitenkarte des AG

5 € für jedes Mal wenn ich den Satze höre und ich hätte ein neues Auto...:(

Astaroth

Hab den Artikel nur mal teilweise überflogen, aber bringt der gute Mann da nicht irgendetwas durcheinander? Ich habe da was von Beratung gelesen, aber beraten darf die Rechtsantragstelle ja gerade nicht. Wäre ja auch irgendwie blöd, wenn das Gericht in Person des Rechtspflegers sagt, das machen wir jetzt soundso und dann entscheidet das Gericht durch den Richter anders.
Ich bin ja der Meinung, dass Anträge zu Protokoll der Geschäftsstelle ohnehin nur ein Relikt aus einer Zeit sind, in der die Bevölkerung des Lesens und Schreibens teilweise nicht mächtig war. Heute sollte das aber jeder können und wenn nicht, soll er es gefälligst lernen.
Ich habe eher den Verdacht, dass der Rechtspfleger hier mal wieder zur Arbeitserleichterung für den Richter missbraucht wird, da die Rechtsantragstelle dem Bürger sein Anliegen aus der Nase ziehen muss und sie dann dem Richter in leicht entscheidbaren Anträgen serviert.

S.H.

Bei uns ist jeder RASt für seine eigene Abteilung das halte ich für die sinnvollste Lösung. Der jeweilige Rechtspfleger kennt sich in seinem Bereich besser aus und das Publikum verteilt sich, was kürzere Wartezeiten für den einzelnen Antragsteller bedeutet und verhindert, dass einzelne Rechtspfleger den ganzen Tag nur Anträge aufnehmen.

Das derzeitige Umfrageergebnis verwirrt mich etwas:
19 Teilnehmer, 20 Antworten zur Dienstbezeichnung, 21 Antworten zur Freiwilligkeit.

ettigirb

Huch, jetzt war ich zu schnell mit dem Abstimmen ... und habe die Hälfte nicht gelesen . Eigentlich hätte ich noch das mit dem Verdonnern ankreuzen müssen und ganz dick den Satz unterstreichen Ich will hier (endlich) raus!!!

Nach rund 5 Jahren (unfreiwillig) RAST -und davor bereits mal (vor der Kinderauszeit) 2 Jahren RAST-Vertretung- habe ich die Nase so was von voll. Es nervt einfach nur noch: Egal, über was man gerade brütet (dank eines Misch-Masch-Referates in Teilzeit an einem Winzgericht ohne direkte Fragemöglichkeiten tue ich das relativ oft ), den Stift fallen lassen, sobald das Telefon läutet oder die Tür aufgeht und umgehend Antworten und Lösungen für alle möglichen (und unmöglichen) Anträge/Fragen/Anliegen wissen zu müssen. Nett, höflich, freundlich und kompetent auch noch dem rotzigsten Rechtssuchenden gegenüber sein zu müssen (den anderen gegenüber ist es eine Selbstverständlichkeit), weil bürgerfreundliche Justiz und so. Ignorieren der Sprechzeiten, egal was im Referat sonst zu tun ist, ertragen zu müssen, weil es sonst Stress mit der GL gibt. Hier abgeladene Probleme dann innerlich auch noch nach Hause zu tragen (gut - ist mein persönliches Problem, aber auch nach der ganzen Zeit ist mir noch kein dickeres Fell gewachsen).
Und das Schlimmste? Das Wissen, dass ich hier noch auf Jahre (aufgrund der Umstände) festsitze ...

Aber ansonsten mag ich meinen Beruf ... und der Rest der mir zugeteilten Fachgebiete ist zum Großteil auch in Ordnung ...

hawkwind

Proffessor "Schiess mich tot" hat gute Forschungsarbeit geleistet, auch wenn er noch weiter auf das Bundesverdienstkreuz warten muss.Etwas übertrieben gesagt würden seine abgehobenen Überlegungen bei einem kleinen Gericht dazu führen, dass in der Rechtsantragstelle Herr Oberamtsrat sitzt und dem Neuling dann die Zwangsversteigerung und die Geschäftsleitung obliegt.

jojo

Ich denke Prof Dyrchs hat vollumfänglich Recht: Auf die RAST gehören erfahrene Kollegen, keine Frischlinge. Man hat dann wirklich mehr Berufserfahrung und kommt besser zurecht (Abgesehen davon, dass man als alter Mann vom Publikum eher ernstgenommen wird, als wenn da ein junges Mädel sitzt, wobei ich da nix zur Fachkompetenz sagen will)

Der Posten müsste in den Sonderschlüssel, alleine schon als Schmerzensgeld.

Und ich denke, wenn ich hier Auskünfte erteilen dürfte oder als Mediator tätig wäre, hättte ich 30 % weniger Klagen.

Aber so: Schlim wie es läuft und das "Es war schon immer so" ist für mich schon immer kein Argument gewesen.

Tini

Zitat von jojo

Ich denke Prof Dyrchs hat vollumfänglich Recht: Auf die RAST gehören erfahrene Kollegen, keine Frischlinge. Man hat dann wirklich mehr Berufserfahrung und kommt besser zurecht (Abgesehen davon, dass man als alter Mann vom Publikum eher ernstgenommen wird, als wenn da ein junges Mädel sitzt, wobei ich da nix zur Fachkompetenz sagen will)

Umfrage: Kleine Demografie der Rechtsantragstellen

Ich bin in der Rechtsantragstelle eingesetzt (z.T. mehrere Antworten möglich) 39

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