Studium mit Kind?

  • Hallo,
    ich bin neu hier und überlege ob ich mich für nächstes Jahr für den Ausbildugnslehrgang Rechtspflegerin in BErlin bewerbe. Hab Bewerbung schon mal fertig gemacht, aber noch nicht verschickt.

    Ich bin 27 Jahre, und arbeite seit 10 Jahren in der gleichen Kanzlei als Rechtsanwaltsfachangestellte. Da ich mal was anderes sehen möchte und mein Job zwar vom Chef her gesehen sicher ist, aber durch die Finanzlage unserer Kanzlei in den nächsten Jahren vielleicht nicht mehr, überlege ich, wie es für mich weitergehen könnte.

    Da ich nun einiges hier schon gelesen habe, macht mir es doch jetzt ein bisschen Angst, mich zu bewerben:eek:.
    Muss dazu sagen, dass ich eine 16 Monate alte Tochter habe, die natürlich auch ein bisschen Zeit nach der KiTa einfordert.

    Meint Ihr, man könnt die Ausbildung/das Studium trotzdem schaffen? Oder soll ich es gleich lieber lassen. :gruebel:

    Hat jemand Erfahrung mit dem Studium und hat auch ein Kind??? Die FH ist von mir aus nicht weit, ca. 20 min und ich habe auch n Partner, der allerdings auch Vollzeit arbeiten geht.

    Es würde mich jaaaaa so wahnsinnig interessieren, mal "auf der anderen Seite" zu sitzen und noch mehr Entscheidungen zu treffen. Ich kann mich ja eigentlich jetzt nicht beschweren, hab ne hohe Verantwortung im Büro und leite es.

    Danke für Eure Antworten

    elen

  • Hi!
    Die Frage ob Du Deine Bewerbung abschicken sollst oder nicht, die kannst nur Du für Dich allein beantworten. Die eigentliche Frage ist doch, willst Du nochmal etwas Neues beginnen oder bist Du momentan so wie es in Deinem Leben läuft zufrieden. Das Studium ist schon anstrengend und wenn Du nicht gerade zu den Leuten gehörst, die nebenher nicht viel lernen müssen, dann wirst Du auch am Nachmittag viel Zeit in Nachlesen investieren müssen. Inwieweit Du das mit Deinem Baby schaffen kannst und inwieweit Dich da Dein Partner unterstützen kann, das könnt ihr nur mit euch selber klären. Als etwas schwieriger schätze ich die Lage rund ums Studium ein. Üblicherweise wohnt man ja im Wohnheim und verbringt dadurch viel freie Zeit mit seinen Studienkollegen. Wir haben uns nach dem Unterricht viel über die einzelnen Fallgestaltungen ausgetauscht und zusammen gelernt. Manches versteht man eben erst auf den 2. Blick (ging mir jedenfalls so). Das könnte eventuell von Nachteil sein, wenn Du eben nebenbei nicht "präsent" bist und dadurch vielleicht sogar eine Aussenseiterrolle einnimmst. (den einen stört das nicht, der andere kommt damit gar nicht klar). Vom Party feiern mal ganz abgesehen. Du musst Dir im Klaren sein, dass es eine verdammt harte Zeit werden wird. Das Studium ist sehr kompakt (viel Wissen in wenig Zeit) und im Gegensatz zu einem normalen Studium kann man nicht mal eben ein Semester "Pause" machen, sondern muss durchziehen bis zum Schluss.

    Liebe Grüsse

    Anja

  • Hallo Elen,

    ich hatte eine Kommolitonin, die so ungefähr deinen Werdegang hatte (Alter, Ausbildung, Kind). Sie hat das Studium gut geschafft.

    Ansonsten kann ich mich Anja anschließen. Es würde nicht einfach werden mit Kind. Aber du wärst mit Sicherheit nicht die Einzige, mit der familiären Situation, die es dann im Endeffekt meistert.

    LG Andi

  • Wenn Du Büroleiterin bist und einigermaßen gut verdienst, würde ich mir den Wechsel in den öffentlichen Dienst gründlich überlegen und erst einmal eine monetäre Vergleichsberechnung anstellen.

    Während der Zeit des Studiums wird es wohl in jedem Fall zu einer signifikanten Einkommenseinbuße für einen Zeitraum von drei Jahren kommen. Außerdem erscheint aus heutiger Sicht völlig ungewiss, ob man nach bestandener Prüfung -noch dazu nahe seines Wohnorts- übernommen wird. Und dass die Zukunftsaussichten des öffentlichen Dienstes gerade im Hinblick auf das künftige Einkommen nicht mehr allzu rosig sind, dürfte mittlerweile auch jedem klar sein. In anderen Threads wurde hierüber ja schon bereits ausführlich diskutiert (von Jahr zu Jahr mehr Arbeit mit immer weniger Leuten, häufige unbezahlte Überstunden, keine realisitischen Beförderungsaussichten usw.).

    Nach meiner subjektiven Sicht der Dinge und meinem eigenen beruflichen Werdegang würde ich daher nur unter großen Vorbehalten empfehlen wollen, von der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Wenn schon ein Wechsel, dann aus den genannten Gründen lieber umgekehrt.

  • Abgesehen von der recht harten Studienzeit: Ob es aus den von juris2112 genannten Gründen wirklich lohnt, eine gesicherte Position aufzugeben, um sich u.U. für den Rest des Lebens monetär und stressmäßig ausschließlich zu verschlechtern, will wohl überlegt sein. Der Job als solches ist (noch) interessant, die Peripherie-Umstände sind dagegen, wenn man länger dabei ist, mittlerweile mehr als besch*** geworden. Eine Besserung ist nach aller Erfahrung auch nie mehr zu erwarten - im Gegenteil!

    Ich kann mir nicht vorstellen, wenn man es im jetzigen Beruf so weit gebracht hat und echt Leistung vorzuweisen hat, dass im Falle, dass die jetzige Kanzlei wirklich mal kriseln sollte, keinen gleichgearteten Job bekommt. Gute Kräfte sind doch immer gefragt und jede Stadt sollte da doch Möglichkeiten bieten können.

    Ich kann nur sagen: Aufgrund der mittlerweile herrschenden Umstände würde ich diesen Job allein aus den Gründen, die juris2112 aufgezählt hat, nicht noch einmal wählen (Stichworte wie Pebb§y etc.). Als Studienneuling sieht man die ganzen Hinterfotzigkeiten nicht immer gleich, aber ein Zuckerschlecken ist das Studium nicht und die Praxis anschließend gleich gar nicht. Sorry für diese Miesmacherei, aber wenn man die gesamte "Wende" zum Schlechten mitgemacht hat, kommt man zu keinem anderen Schluss.
    Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich der Überzeugung bin, Vater Staat ist einer der besch...eidensten Arbeitgeber, die auf dem Erdboden herumlaufen! Heutzutage ist mehrheitlich Ausnutzung angesagt!

  • @elen05

    grundsätzlich würde ich sagen: bewirb dich doch einfach. wenn du nicht genommen wirst, stellt sich die frage gar nicht erst. da die eintstellungsaussichten bekanntlich nicht übermäßig gut sind, darf man die endgültige beantwortung der frage ob oder ob nicht ruhig verschieben bis man ggf. eine zusage in den händen hat.

    die verdienstmöglichkeiten sind im geh. dienst im vergleich zum RA-büro natürlich deutlich überlegen. selbst die bürovorsteher in großen kanzleien kommen i. d. R. nicht über ein gehalt, was ca. A 10 entspricht, hinaus.

    primär sollte man mit familie aber die frage stellen, ob man örtlich überhaupt flexibel ist; denn kündigen und am anderen ort ggf. was neues suchen geht im öff.-dienst bekanntlich nicht.

  • @elen05

    In unserem Jahrgang hatten wir auch einige (wenn auch wenige) Leute mit Kind, aber soweit ich weiß, hat es bei denen ganz gut geklappt. Wobei es natürlich schon um einiges anstrengender ist, aber mangels eigener Erfahrung kann ich Dir dazu leider auch nicht mehr sagen.

    Aber was das Studium grundsätzlich angeht, da hast Du m. E. schon zwei große Vorteile: Die Nähe zur FH und Deine Vorbildung. Jetzt kommt es drauf an, wie wichtig es Dir wäre, "auf der anderen Seite" zu sitzen. Ich selbst stand vor vier Jahren auch vor dieser Entscheidung. Hatte zu dem Zeitpunkt über sieben Jahre in einem Notariat gearbeitet, es lief auch richtig gut einschließlich der Bezahlung, aber irgendwie war das für mich noch nicht alles. Deshalb hab ich mich damals entschlossen, die vier Jahre Lernerei (musste erst noch meine Fachhochschulreife nachholen) durchzuziehen. Und ich hab es bisher in keinster Weise bereut. Im Gegenteil, ich denke, dass ich mich heute ziemlich ärgern würde, wenn ich es nicht getan hätte. Denn ins Notariat kann ich notfalls immer noch zurück, aber mit dem Rechtspflegerstudium ist es wegen der Altersgrenze irgendwann mal vorbei.

    Pauschal kann man natürlich nicht jedem zu diesem Schritt raten. Wie schon geschrieben wurde, ist der finanzielle Aspekt während der drei Jahre auch nicht zu vergessen. Und die familiäre Situation kommt bei Dir auch noch dazu. Aber ich würd mich an Deiner Stelle auf jeden Fall erst mal bewerben und abwarten, was passiert. So hast Du noch etwas Zeit, Dir die ganze Sache zu überlegen, brauchst Dich aber - selbst bei ´ner Absage - hinterher nicht zu ärgern, dass Du es nicht zumindest mal versucht hast.

  • Wir hatten im Studium (lang ists her) mehrere Frauen mit Berufserfahrung und kleinen Kindern. Diese Frauen haben teilweise das Studium sogar besser als die "frischen" Abiturienten geschafft, einfach weil sie wussten, was sie wollten, und ihre Zeit gut durchorganisiert haben.

    * Was schert´s die Eiche, wenn das Schwein sich an ihr reibt! *

  • Wie schon in anderen threads gesagt:

    Wenn es finanziell irgendwie geht, versuche ein Jurastudium. Als Rechtspfleger hast Du jetzt schon und in Zuikunft wahrscheinlich noch mehr

    die Ar***karte. :teufel:

  • Und was soll sie mit nem Jurastudium? Ohne Anwärtebezüge später arbeitslos werden?

    @elen05
    Versuch es, wenn du es willst. Machst du es nicht, wirst du dir später Vorwürfe deswegen machen.

    Lass dich nicht von Frustrierten abschrecken, die gibt´s überall und sie sind keine guten Ragtegeber.

    "Ich bin ja wirklich nicht tolerant, aber alles hat seine Grenzen!"
    (Heinz Becker)

  • Ich pflichte Dir bei, Tommy. Die Fragestellung war nicht, ob Rpfl. oder Jurastudium, sondern, ob ein Rpfl. Studium mit Kind machbar ist. Insofern sind Antworten, wie Rpfl. haben die A...karte gezogen wenig hilfreich und kontraproduktiv.

  • Hier meldet sich mal jemand, der das Studium zum größten Teil mit Kind durchgezogen hat und am Ende gar nicht so schlecht dastand :). Meine (mittlerweile große) Tochter war zu Studienbeginn vier Jahre alt. FH nicht am Ort, also wurde sie mit ins Wohnheim genommen, KiTa-Platz besorgt ... Für Zeiten von Klausuren- und Prüfungsstress, teils in Praktikumsabschnitten, die weiter weg vom Wohnort durchgeführt wurden (Zuständigkeitskonzentrationen) und ab Schulbeginn meiner Großen standen allerdings meine Eltern bereit. Ohne deren Unterstützung wäre es sicher nicht so gut gelaufen. Und nach dem Studium hieß es dann Sachen packen und umziehen (verbunden mit Schulwechsel der Großen).

    Die Entscheidung kann Dir keiner abnehmen, ich für meinen Teil habe sie aber nicht bereut. Hatte vorher eine Berufsausbildung abgeschlossen, musste allerdings nicht wie Du eine verantwortungsvolle Stelle aufgeben.

    Alles Gute bei der Entscheidungsfindung. Detailfragen gern (auch per PN).

  • Ich pflichte Dir bei, Tommy. Die Fragestellung war nicht, ob Rpfl. oder Jurastudium, sondern, ob ein Rpfl. Studium mit Kind machbar ist. Insofern sind Antworten, wie Rpfl. haben die A...karte gezogen wenig hilfreich und kontraproduktiv.



    Dann beantworte auch die Fragestellung und kritisiere nicht die Beiträge, die Dir vielleicht nicht gefallen.

    Objektiv gesehen hat mein Beitrag jedenfalls mehr Bezug zur Fragestellung als Deiner.

  • Kann Tommy nur Recht geben. Ob das Studieren mit Kind funktioniert, dazu kann ich leider nichts sagen, weil mir die Erfahrung fehlt und auch in unserem Jahrgang niemand mit Kind war und wir das so nicht miterlebt haben. Aber ich denke,dass Du momentan sicher auch viel Zeit in deinem Job investieren mußt und deshalb wäre die Umstellung vielleicht gar nicht so groß. kann es aber wie gesagt nicht so gut beurteilen.

  • Ja, es ist zu schaffen. Wir waren mehrere Mütter im Jahrgang, teilweise mit mehr als einem Kind, eine Freundin hat sogar während des Studiums ihr zweites Kind bekommen und ein Jahr pausiert. Allerdings muß der Partner oder andere (Großeltern?) ernsthaft mitziehen, abends und am Wochenende eben mal alleine mit den Kids zurecht kommen. Bei mir blieb trotzdem genug Zeit, um auch noch Familienleben zu haben. Allerdings konnte ich mir wenig "pennen" im Unterricht leisten- was man da verpaßt, muß man sonst ja abends aufholen. Wir haben uns vor den Klausuren zum gemeinsamen Lernen getroffen, war sehr hilfreich und immer auf das Notwendige reduziert (wollten ja alle heim). Wenn Du dann Dein Kind auch noch in Deiner Nähe haben kannst- prima. Wir sind mehrmals die Woche bis zu 3 Stunden gefahren, um zu den Kids zu kommen. Mach es!

  • Hallo Elena, es geht wunderbar mit Kind. Ich habe 2 Kinder, die zu Studienzeiten im Kindergarten waren, der große kam im letzten Jahr in die Schule. Da ich auch wie du vor dem Studium arbeiten war, fand ich die Studienzeiten eigentlich noch besser, da man in der theoretischen Studienzeit mittags zu Hause war. Das Lernen zu Hause kann man sich doch viel besser einteilen. Ich hatte in den 3 Jahren viel mehr zeit für meine Kinder als dann später wenn man dann wieder erst am späten Nachmittag zu Hause war. Wir waren ca. 10 Mütter mit Kind, eine hatte sogar 4 Kinder, die witzigerweise alle das Studium im besseren Drittel abgeschlossen haben. Ich kann mich noch gut erinnern, dass meine Kinder vor den ersten Klausuren mich mit großen Augen fragten ob ich jetzt das ganze dicke rote Buch durchlesen wollte. Recht hatten sie , ich habe den Schönfelder wieder weggelegt. Ein Aspekt ist natürlich das Geld, ich gebe zu das vor 10 - 15 Jahren es einfacher war mit Anwärterbezügen eine Familie durchzubringen.

    Alles Gute im Leben ist entweder illegal, unmoralisch oder macht dick. (Murphys Gesetz)

  • Hallo Elena, ich habe das Studium 1995 mit zwei Kindern angefangen, eins davon wurde in dieser Zeit eingeschult, der andere kan in dieser Zeit in die P-Phase- grusel,grusel..... anstrengend, ohne Frage...aber mit einer straffen Organisation ist wie fast überall die wichtigste Erfolgsgarantie. meine Eltern und mein damaliger Partner haben mitgezogen, Alternative gab es nicht. Meien beziehung ist darüber leider in die Brüche gegangen, aber ich denke, nicht ursächlich, das war halt nur der letzte Punkt auf dem I...Die Vorposter haben alles für und Wider schon aufgezeigt... Aber deine Frage,..mit Kind zu schaffen....geht , wenn man es will...
    Alle Gute bei deiner Entscheidugnsfindung und darüber hinaus.....

  • Oh hallo,

    ich danke Euch für die vielen vielen Antworten.

    Ich werde mich auf jeden Fall bewerben und erst einmal sehen, ob sie mich überhaupt nehmen.

    Ich hatte ja vor einigen Tagen schon mal gepostet, aber das ist hier nicht mehr zu finden. :confused:

    DArin stand, dass Jura-Studieren auf gar keinen Fall für mich in Frage kommt. Das kann ich mir erst recht nicht leisten und will es auch gar nicht. ICh habe genügend Anwälte kennengerlernt (wir snid mit unserer Kanzlei oft umgezogen in Bürogemeinschaften raus und rein), die irgendwie alle entweder (ich will jetzt aber keinen beleidigen) Alkoholiker oder Choleriker waren. Die leben in ihrer eigenen Welt. :flucht:

    Also ReNo sieht´s gerade sehr schlecht aus, was neues zu bekommen. Und in eine große Anwaltskanzlei möchte ich momentan nicht, da ich da meist viel weniger machen muss, als jetzt. Und für nur SChreibarbeiten verrichten, hab ich den Beruf nicht gelernt. Ich will mich entfalten und Gesetztestexte wühlen, nach Lösungen suchen. Das hab ich zwar jetzt zum Teil, aber wie gesagt mein Job ist in den nächsten Jahren bei meinem derzeitigen RA nicht sicher. Die miese Finanzsituation erstreckt sich schon auf 3 Jahre und eine Vollzeitstelle im nächsten Jahr kann ich mir abschminken, da kein Geld da.

    Also Ihr LIeben, ich werd mal schauen, was es sonst noch an Möglichkeiten gibt was Neues zu machen, ggf. als Finanzwirt. Werd mich jetzt an die Bewerbungen setzen.

    Viele Grüße und schön das es das Forum gibt ich schau ab und zu rein und lerne viel

    LG
    elen

    P.S. Schließt Eure Fenster und Türen Sturmtief "Britta" ist im Anmarsch.
    @RitaGress: Auf Detailfragen komme ich bestimmt irgendwann zurück-danke

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