Notariatsreform in Baden-Württemberg

ZTR? Wer keine Kartei, keine Ausdrucke und keine Urkundenrolle gemacht hat, hat bestimmt die Standesamtsbenachrichtigungen seinerzeit gewissenhaft erledigt.

Warum extra Papier?
Unsere Altdaten (zum Zeitpunkt der Umstellung abgeschlossene Verfahren) wurden aus dem HIT in ein gesondertes Altregister (nach mehrfachen deutlichen Hinweisen aus der Praxis auf die Notwendigkeit) überführt, welches zur Suche nach den Altverfahren/Testamenten/Ehegattenakten/Beteiligten usw. recht gut fkt.

Lediglich das Versprechen auch aus diesem Tool heraus Schreiben erstellen zu können wurde nicht realisiert, vlt. zu viel Aufwand.
Sollte das erforderlich sein muss der Aktenbestand händisch in f-star eingegeben werden.
Die Akten bekommen eine besondere "Vornummer", damit man sie statistisch aussortieren kann.

Was aus dem HIT heraus ging geht mit NOAH nicht? Kann ich mir fast nicht vorstellen.

Zitat von Einstein

Ich habe Urkunden eines Vorgänger-Kollegen in Verwahrung, da gibt es außer den Urkunden nichts (mehr). Keine Karteikarten, kein Ausdruck und keine Urkundenrolle.

Auf Anfrage: suchet, so werdet ihr (vielleicht) finden.

Allein sowas belegt ja eindrücklich, dass im so hochgelobten Ländle doch einiges bei den Notariaten im Argen war, was man sich in den anderen Bundesländern nicht vorstellen konnte.

Hallo zusammen,
ich hätte eine möglicherweise ungewöhnliche Frage.

Ich bin Württ. Notariatsassessor und bin schon seit einigen Jahren in einem freiberuflichen Notariat in NRW tätig. Grundsätzlich bin ich hier glücklich, spiele jedoch mit dem Gedanken im Laufe des nächsten Jahres aus unterschiedlichen persönlichen Gründen wieder nach BaWü zu ziehen.

Auf diesem Wege wollte ich nachhorchen, wie die Kollegen den Arbeitsmarkt in meinem Falle beurteilen würden. Da ich aus der Thematik " Notariatsreform" schon länger ausgestiegen bin, fehlt mir der Überblick, wie die Personalsituation in Notariaten aussieht, insbesondere im Hinblick auf die eben vorerwähnte Reform. Eigentlich nehme ich an, dass die Situation auf Grund der Verlagerung des Grundbuchamts und des Nachlassgerichts auf die AGs, sich verschärt, weil dann viele "arbeitslose" Notare und Notarvertreter in die freiberufliche Notariate wollen, andererseits muss ja auch jemand Grundbucheintragungen vornehmen und Erbscheine aussstellen.

Wie sind da die Einschätzungen?

Beste Grüße

Nein, zum Staat will ich eigentlich nicht, da ich aus dem Bereich GB und Nachlassgericht seit Jahren raus bin, und die Tätigkeit im Notariat als Sachbearbeiter mir viel Spass bereitet. Dabei soll es nach Möglichkeit auch bleiben.

Aber so, wie ich Dein Kommentar verstehe, wird es beim Staat sehr einfach eine Stelle zu bekommen und beim Freiberufler eher nicht.

Rein geographisch wäre eher der badische Bereich von Vorteil (wegen meiner Eltern)

Selbständigkeit ist derzeit schwierig, da wir ein krankes Kind haben, und mir in den nächsten 1-2 Jahren die geregelten Arbeitszeiten wichtig sind. Außerdem fühle ich mich nicht soweit, ein Notariat zu führen.

Vielen Dank für Deine Einschätzung, es wird also doch gesucht. Ich wollte nur hören, dass sich das Bewerben lohnt.
Beste Grüße

Auch als Angestellter bei "Freiberuflern" hat man derzeit gute Chancen.

Schon derzeit suchen viele badische freiberuflichen Notare in "Boomgegenden" händeringed Leute und "importieren" diese sogar von weiter her, mit Hilfe bei der Wohnungssuche und allem drum und dran. Wenn man sich die Urkundszahlen zB im südbadischen Raum anschaut und die dortigen Geschäftswerte kennt ist das auch kein Wunder.

Zitat von Jacques Ricou

Zitat von Justus

Zitat von tom

Auch als Angestellter bei "Freiberuflern" hat man derzeit gute Chancen. Schon derzeit suchen viele badische freiberuflichen Notare in "Boomgegenden" händeringed Leute ...

Dies gilt auch für die (künftigen) Freiberufler in Württ..

Die Frage ist nur, wer bei den künftigen Freiberuflern die Notarvertretung machen wird.
Die durch die Notare angestellten Mitarbeiter oder die kurz über lang durch die Notarkammer zur Ausbildung zugewiesenen Notarassessoren.

Mitarbeiter dürfen nicht vertreten (jedenfalls in anderen Kammerbezirken des Nurnotariats).
Assessoren gibt's nicht genug.
Typischerweise sind es dann Notare a.D., Richter a.D., sonstige Volljuristen a.D., oder zur Not auch Rechtsanwälte - also irgendjemand, der die Voraussetzungen des § 39 Abs. 3 Satz 1 BNotO erfüllt. Nur für die Bestellung eines ständigen Vertreters gelten strengere Vorschriften, aber ständige Vertreter bekommt man eh' nur in Ausnahmefällen (zB weil man Präsident der Notarkammer ist oder so in der Art).

Nach der aktuellen Rechtspfleger-Info des BDR Ba-Wü soll es jedenfalls bei den großen ZGÄ Emmendingen, Villingen-Schwenningen und ( zunehmend auch ) Böblingen nicht unerhebliche Rückstände geben. Zumindest soll es nicht geschafft worden sein, großartig die Rückstände abzubauen.
Gerüchteweise soll es dagegen im allerkleinsten ZGA relativ gut aussehen.
Irgendwie wundert mich dass nicht.

Zitat von Wolf

Nach der aktuellen Rechtspfleger-Info des BDR Ba-Wü soll es jedenfalls bei den großen ZGÄ Emmendingen, Villingen-Schwenningen und ( zunehmend auch ) Böblingen nicht unerhebliche Rückstände geben. Zumindest soll es nicht geschafft worden sein, großartig die Rückstände abzubauen.
Gerüchteweise soll es dagegen im allerkleinsten ZGA relativ gut aussehen.
Irgendwie wundert mich dass nicht.

Das ist leider weder ein Geheimnis, noch aktuell. Die Rückstände bestehen teilweise bereits seit Jahren in erheblicher Form und können nicht abgebaut werden. Man wollte es nur nie wirklich wahr haben, so das Gefühl.

Solange man ständig ( teilweise im Wochentakt ) GBÄ des alten Zuschnitts in die ZGÄ eingliedern muss , wird das auch nichts mit dem Rückstandsabbau.
Was aber ist los bei den ZGÄ , wenn die Eingliederungen so gut wie abgeschlossen sind ?
Neues Personal von der Prüfung in Schwetzingen kommt dann kaum mehr ; oder höchstens , um die ( beachtliche ) Personalfluktuation bei den ZGÄ abzumildern.

Zitat von Sonja

....

Das ist leider weder ein Geheimnis, noch aktuell. Die Rückstände bestehen teilweise bereits seit Jahren in erheblicher Form und können nicht abgebaut werden. Man wollte es nur nie wirklich wahr haben, so das Gefühl.

Ja. Es bleibt ein Rätsel, wie der im Info-Heft 2/2016 vom Oktober 2016 prognostizierte Kollaps noch abgewendet werden kann. Vermutlich setzt man auf den von Ranga Yogeshwar in der Sendung „Quarks & Co.“ vom 06.09.2016
http://www.youtube.com/watch?v=K2rL9nvEze8
angekündigten raschen Fortschritt der künstlichen Intelligenz selbstlernender Computer. Die zerlegen dann die notariellen Urkunden wieder in lauter Nullen und Einser (bei manchen reichen die Nullen) und weisen -selbstlernend- fehlerhafte Urkunden desselben Notars beim nächsten Eingang im elektronischen Postfach sogleich zurück. Bestelmeyer bekäme dann auch einen echten maschinellen Grundpfandbrief…. Und Kaffeetrinken gehen sie auch nicht. Bzw. falls doch, muss man uns aus dem wohlverdienten (abschlagsfreien !!!) Ruhestand zurückholen.

Vielleicht kann jemand die besagte Rechtspfleger-Info hier einstellen.
Im Internet ist sie offenbar nicht verfügbar und auf der Homepage der Kollegen in BaWü finde ich auch nichts.

Der zuständige Minister äußert sich mit heutiger Pressemitteilung zum Haushaltsentwurf so:

Ebenfalls im Entwurf vorgesehen sind 33 Neustellen für Rechtspfleger bei den Grundbuchämtern zur Bewältigung des Mehraufwands im Grundbuchwesen mit so genanntem kw-Vermerk. „Diese kurzfristige Verstärkung bei den Grundbuchämtern brauchen wird ebenso dringend. Dort haben wir einen um 20 Prozent gestiegenen Geschäftsanfall und müssen zugleich die Jahrhundertreform im Grundbuchwesen bewältigen. Die zusätzlichen Stellen sollen helfen, die Verfahren in Grundbuchsachen zu beschleunigen", sagte Minister Wolf.

Offenbar wird der Mehrbedarf eingeräumt. Aus welchem Zylinder die Stellen gezaubert werden sollen , steht da noch nicht.

Zitat von Wolf

Offenbar wird der Mehrbedarf eingeräumt.

Wegdiskutieren lässt er sich schon lange nicht mehr.

Nachdem die Fraktionen zweier staatstragender Parteien sich auf die Reform und die -wenigen- Standorte
geeinigt hatten, waren aus der Praxis erhebliche Bedenken gekommen.
Wurde als Binnensicht abgefertigt.

Der damals zuständige Minister hätte gerne nur ein (!) GBA gehabt.

Nun denn:
Rückstände in fünfstelliger Höhe kann man nicht mehr weglächeln.
Und es wird noch schlimmer kommen!

Ich habe vor Jahren hier schon geschrieben:
Bis zum Zusammenbruch sind die maßgeblichen Herren entweder tot, pensioniert
oder an andere Stellen befördert.
Leider habe ich wohl recht.

und Sachen wie die abgesenkte Eingangsbesoldung machen das ganze auch nicht attraktiver...