Rechtspflege oder allgemeine Finanzverwaltung (2 Zusagen)

  • Hey,

    ich habe gerade ein echtes Luxusproblem. Ich habe nun eine Zusage vom Oberlandesgericht Stuttgart für ein duales Studium zur Rechtspflegerin und eine Zusage für den Studiengang allgemeine Finanzverwaltung.
    Bei Rechtspflege ist die Hochschule in Schwetzingen und bei der allgemeinen Finanzverwaltung in Ludwigsburg. Die Entfernung spielt aber keine Rolle.

    Nun kann ich mich nicht entscheiden was ich lieber machen möchte. Rechtspflege hat den Vorteil das man nacher eine Diplom-Rechtspflegerin ist und einen relativ sicheren Beruf hat. Dafür könnte der Beruf etwas langweilig werden wenn man z.B. aufs Grundbuchamt muss, was wegen der neuen Notariatsregelung relativ wahrscheinlich ist. Wobei ich das auch nicht so gut beurteilen kann, da ich dort auch noch nie gearbeitet habe.

    Allgemeine Finanzverwaltung hat den Vorteil das es sehr vielseitig ist aber dafür hat der Beruf, nicht mal einen richtigen Namen. Die Übernahmechancen sind gut aber nicht die Besten und die Kommunen stellen hauptsächlich Leute von Public Management ein. Die Anzahl der Landesämter ist ebenfalls begrenzt und als ich mich vorhin mal in Internet informiert habe gibt es derzeit keine einzige freie Stelle.
    Dafür ist allgemeine Finanzverwaltung meinem Wunschstudium Public Management (da warte ich noch auf die Absage) näher allerdings werde ich wohl kaum auf dem Standesamt oder Ordnungsamt arbeiten können. Trotzdem stelle ich es mir etwas spannender vor.


    Vielleicht fallen euch noch ganz neue Aspekte ein die ich noch gar nicht bedachte habe?
    Ist das Grundbuchamt wirklich so langweilig?
    Vielleicht kann mir jemand helfen wo Rechtspflege gerade studiert oder studiert hat :).

    Ich bin über jede Antwort dankbar :).

  • Nein, Finanzamt wäre Steuerverwaltung :). Es geht um ein Studium bei einem Landesamt in Baden-Württemberg. Das genaue Amt kann ich aus anonymitätsgründen leider nicht nennen. Die Schwerpunkte bei diesem Studium ist eher Personalmanagement, Immobilienverwaltung und eben auch ein bisschen Finanzen. Der Einsatzbereich ist somit ähnlich wie bei Public Management nur hat man eben andere Schwerpunkte. Theoretisch kann man später aber auch vereinzelt an Finanzämtern arbeiten aber eben eher in den oben genannten Bereichen dann :).

  • Ich habe keine Vorstellung, was "Public Management" ist, aber für mich würde ja Finanzverwaltung langweilig klingen. ;)

    Grundbuch ist viel Arbeit mit Akten, mit Publikum hat man wenig zu tun, aber es ist ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Rechtsgebiet.


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    Alles hat einmal ein Ende.

    Sogar der Montag! :S

  • Rechtspflege ist dafür fast ein reines Jurastudium und nur Gesetze können auch langweilig werden :D. Kannst du mir vlt näher sagen was man auf dem Grundbuchamt macht? :)

    Public Management ist die ganz normale Rathausverwaltung, also Standesamt, Ordnungsamt usw. :).

  • @Zitronenflimmern:

    Ok, verstehe.

    Wenn Du an sich bevorzugt in den kommunalen Bereich willst (so hört sich das für mich an), wäre dieses Finanzverwaltungs-Studium doch nicht verkehrt. Worin liegt denn die Abgrenzung zu Public Management? Will sagen: Du schreibst, dass in dem Finanzverwaltungs-Studium u.a. Immobilien und Personal Schwerpunkte sind, das wird doch sicher auch immer wieder bei Kommunen benötigt.

  • An einem Gericht würde ich auch sehr gerne arbeiten. Für mich ist beides gleich gut :). Bei Komunalverwaltungen ist es am ehsten die Finanzabteilung wo ich arbeiten könnte und reine Finanzen sind auch nicht das spannendste. Personal und Immobilien finde ich sehr gut aber für kleine Kommunen ist das zu speziell. Public Management ist dagegen ein Studium auf Stadt- und Geimendeverwaltungen zugeschnitten und deswegen werden diese Leute eher eingestellt. Die Allgemeine Finanzverwaltung hat eben ihre Schwerpunkte auf typischen Landesamt Aufgaben, wobei bei den Landesämtern die Übernahme nicht sicher ist und wenn man nicht übernommen wird kommt man fast gar nicht mehr rein. Zumindest wird aktuell in ganz Baden-Württemberg niemand gesucht laut Stellenanzeigen.
    In der freien Wirtschaft zu arbeiten ist für mich ausgeschlossen.
    Gericht habe ich dafür wieder den Nachteil das die mich in ganz Baden-Württemberg versetzen können und nacher an seinen Wunschort zu wechseln ist fast unmöglich wie ich gelesen habe.

    Ich bin echt verzweifelt was ich machen soll :(.

  • Rechtspflege ist dafür fast ein reines Jurastudium und nur Gesetze können auch langweilig werden :D. Kannst du mir vlt näher sagen was man auf dem Grundbuchamt macht? :)

    Man nimmt Eintragungen im Grundbuch vor. Im Grundbuch sind die Grundstücke und ihre Eigentümer verzeichnet sowie die Grundschulden/Hypotheken und andere Belastungen. Die meisten Anträge beruhen auf notariellen Urkunden, die man liest und unter rechtlichen Aspekten prüft.

    Mal ganz grob gesagt. Es ist abwechslungsreich, z. B. finde ich es immer interessant, wenn eine neue Wohnungseigentümergemeinschaft gegründet wird. Außerdem berührt es viele andere Rechtsgebiete, z. B. Handels- und Gesellschaftsrecht, Familienrecht, Vollstreckungsrecht, Insolvenzrecht. Und BGB sowieso am laufenden Band.

    Der Rechtspfleger ist in seiner Entscheidung frei (dem Gesetz unterworfen, natürlich) und nicht an Weisungen gebunden. Das ist in der Verwaltung doch anders, oder?

    Übrigens gibt es auch viele Rechtspfleger, die Verwaltungstätigkeiten wahrnehmen. Auch die Justiz hat eine Personalverwaltung.


    Public Management ist die ganz normale Rathausverwaltung, also Standesamt, Ordnungsamt usw. :).

    Optimale Voraussetzungen, um sich später mal um ein Oberbürgermeisteramt zu bewerben? Ich glaube, viele OB's kommen aus der Kommunalverwaltung.

    Nachtrag: Da Du schreibst: "An einem Gericht würde ich auch sehr gerne arbeiten": Grundbuchämter heißen zwar Ämter, aber sie sind Teil der Justiz und gehören zum Gericht (gut, in BW noch nicht alle). Und niemand arbeitet sein Leben lang auf der selben Abteilung. Wenn Du eine Tätigkeit hast, die Dir nicht liegt, hast Du sicher - wenn auch erst nach einer gewissen Zeit - die Chance, auf eine andere Abteilung oder an ein anderes Gericht zu wechseln. Flexibilität ist ja immer sehr erwünscht.


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  • Danke für die Antwort :). Ich lese eben von vielen das Wechseln an ein anderes OLG sehr schwer sein soll und das verunsichert mich etwas. Bei Allgemeine Finanzverwaltung bin ich da freier, auch wenn es sehr schwer ist bei Landesämtern was zu finden, da diese ja auch alle selbst ausbilden.

  • Allgemeine Finanzverwaltung ist quasi die ganze Finanzverwaltung, nur ohne Steuern.

    Das bedeutet so langweilige Stellen wie das Landesamt für Besoldung und Versorgung, aber auch Vermögen und Bau, statistisches Landesamt, Landesoberkasse, Finanzministerium. Die Haushaltskenntnisse die man dort erwirbt, eröffnen auch Wege in andere Verwaltungszweige, wie an die Regierungspräsidien oder die Kommunen. Am RP halt auch eher in Haushaltsabteilungen und Personalverwaltungen, bei den Kommunen ebenfalls Finanzabteilung, Haushaltsabteilung oder Gebäudeverwaltung.

    Allg. Finanverwaltung ist quasi die eierlegende Wollmilchsau. Ein Bekannter von mir hat dort studiert und kam während und nach der Ausbildung etwas herum. Es gibt fast nix, was es nix gibt. Er hat Fiskuserbrechte angenommen und verwertet, irgendwelche Milchzertifikate verscheuert, Immobiliendeals betreut und Personal verwaltet. Bei irgendeiner Verwaltungsreform hat er dann entschlossen, dass er sich eine gemütliche Stelle bei der Stadt sucht.

    Die "Vorteile" von Public Management oder allg. Finanzverwaltung... wenn Du dann wirklich zu den Kommunen gehst, dann bist Du im Regelfall Team- oder Abteilungsleiter, d.h. Du sitzt von Anfang an auf einer A11 Stelle und bekommst das auch relativ zügig. Bleibst Du in der Landesverwaltung bist Du einfach nur Sachbearbeiter und musst Dich durchdienen.

  • Ich lese eben von vielen das Wechseln an ein anderes OLG sehr schwer sein soll und das verunsichert mich etwas.

    Ich weiß nicht, ob der Wechsel zwischen den OLG's Stuttgart und Karlsruhe schwierig ist. Der Wechsel in ein anderes Bundesland ist definitiv schwierig, weil Du als Rpfl Landesbeamter bist (es gibt aber auch Rechtspfleger an Bundesgerichten, frag mich nicht, wie viele *Schultern zuck*). Aber innerhalb eines OLG-Bezirks gibt es ja mehrere Landgerichte und etliche Amtsgerichte.


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  • Ich habe vor meiner Bewerbung bei einem Amtsgericht angerufen und gefragt, ob ich ein paar Tage hospitieren kann, um den RPfl-Beruf näher kennenzulernen. Das war sehr hilfreich und vielleicht für Dich auch eine Option?

  • Also prinzipiell musst du es ohnehin selbst entscheiden, aber ich finde es schonmal ganz gut das du dich vorher erkundigst und nicht einfach so entscheidest.
    Bedenke das ein sicherer Arbeitsplatz heutzutage gold wert ist und eine höhere Ausbildung an sich etwas darastellt was du ein ganzes Leben vorweisen kannst. Auch wenn du nachher einen anderen Bereich einschlagen würdest bliebe dir ein hoher Abschluss erhalten.
    Aber ein hoher Abschluss bringt dir wiuederrum auch nichts wenn du keinen Gefallen am Job findest.
    Insofern kannst du ja mal fragen ob auch ein Probearbeiten infrage kommt. Um die nächsten Jahre im Job voranzukommen spielt ja auch das Team an sich eine große Rolle.
    Um einen guten Eindruck bei der Bewerbung selbst zu machen kannst du auch einige Tipps aus dem Netz zur Hand nehmen. In dem Forum kannst du auch Diskussionen dazu finden mit entsprechenden Beispielen. Gut ist es im Übrigen auch im Gespräch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sowas findest du auch bei dieser Druckerei für Visitenkarten.
    Über das Studium selbst findest du auch hier eine ganz gute Übersicht.

  • Ein ähnliches "Dilemma" hatte ich auch :) .... ich hab mich für den Rechtspflegerberuf entschieden und bin mehr als froh darüber! Für mich war unter anderem maßgebend wo mein späterer Einsatzort sein wird (bei dem einem heimatnah- bei dem anderen zu 99% Wahrscheinlichkeit in 200km Entfernung), natürlich die Vielfalt (Abteilungen, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung) Übernahmechancen und die Materie an sich. Wenn du genug Zeit hast - dann mach mal ein Praktikum!

    Ich kann dich beruhigen: Es kommt nicht jeder ins Grundbuchamt ;) (auch wenn das immer einem glauben gemacht wird) und so öde wie es klingt ist es da auch nicht. Klar gibt´s spannendere Abteilungen, aber das ist Geschmacksache... gibt ja auch noch die Staatsanwaltschaft, Zwangsvollstreckung, RAST, .... und da ist es alles andere als langweilig :cool:

  • Sehe ich auch so.
    Einsatzgebiete hast du genug und wenn du einmal einen höheren Abschluss nachweisen kannst ist das immer besser.
    Einen Abschluss kann dir niemand nehmen, er ist immer da und steht für deine Bildung - dein ganzes Leben.

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