Einsatzort - Erfahrungen - Hessen

  • Hallo :)
    Bevor ich meine Frage stelle, entschuldige ich mich schon mal vorab, falls diese Frage hier schon mal beantwortet wurde, leider wurde ich über die Suchfunktion nicht fündig.
    Ich habe zwei Zusagen für eine Ausbildung ab September, eine als Rechtspflegeranwärterin in Hessen und eben noch eine andere :D Obwohl ich, weil ich den Beruf einfach total interessant finde und es auch seit Beginn meiner Bewerbungen auf Platz 1 der Wunschliste steht, ziiiiemlich stark zum Rechtspflegerstudium tendiere, bräuchte ich von euch nochmal eine kleine Entscheidungshilfe.
    Und zwar würde es mich - am liebsten auch mal speziell für Hessen - interessieren, wie es nach der Ausbildung mit der Zuweisung zum Einsatzort ablief. Ich weiß, dass man als Landesbeamter theoretisch landesweit einsetzbar ist und man auch im späteren Berufsleben damit rechnen muss, dass man nicht nur das Einsatzgebiet, sondern auch den Einsatzort hin und wieder wechseln muss. Aber wie läuft das konkret (in Hessen) ab? Hat man bezüglich der Region ein gewisses Mitspracherecht, also z.B. ob man eher im Raum FFM/Wiesbaden/Darmstadt/(Gießen) oder eher im Raum Kassel landet? Und wie häufig bzw. wie "weit" kommen Versetzungen meistens im Berufsleben vor? Eher innerhalb eines Gerichts/Gerichtsbezirks und auch mehr bezogen aufs Einsatzgebiet, oder darf man tatsächlich alle paar Jahre von Gießen nach Darmstadt und dann wieder hoch nach Kassel umziehen (mal so als Beispiel ;))?
    Über ein paar Erfahrungsberichte, wie das bei euch und Kollegen, wo ihr was mitbekommen habt, so ablief nach der Ausbildung, würde ich mich freuen :)
    Liebe Grüße

  • Hey,
    ich hab zwar nur Erfahrungswerte aus Niedersachsen, aber hier ist es so, dass man als gerade fertiger Rechtspfleger kaum Mitspracherecht hat. Man kann Wünsche äußern, aber wenn man nicht verheiratet ist oder Kinder hat (oder Grundeigentum) hat man eigentlich keine Chance und geht denjenigen mit diesen sozialen Kriterien nach - was ja auch logisch und vollkommen verständlich ist.
    Da kann man dann Pech haben und am ADW landen (so wie ich damals) oder eben Glück und es passt verteilungsmäßig gerade, dass man ortsnah eingesetzt wird.

    Während des Beruflebens kann es dann durchaus vorkommen, dass man mal abgeordnet wird zur Unterstützung - meiner Erfahrung nach meist aber nur innerhalb des LG-Bezirks, in dem man beschäftigt ist und meist auch nur wochen- oder monateweise als Feuerwehrkraft.
    So richtig schlimme Versetzungen gegen den Willen der Person gibt es meiner Erfahrung nach nur noch sehr selten und es wird auch ruhiger, wenn dann die o.g. Sozialkriterien irgendwann dazukommen.

    Gut ist es, wenn man an einem kleinen AG am ADW sitzt - da kommt man nicht mal freiwillig mehr so schnell weg ;)

  • Ich bin schon ziemlich lange dabei (Examen 2000). Damals hieß es schon bei der Einstellung, dass man damit rechnen muss, überwiegend im Rhein-Main-Gebiet bzw. Südhessen eingesetzt zu werden. Da sind nach wie vor die meisten Stellen, während aber viele Bewerber eher aus nördlichen Teilen Hessens kommen. Ich bin glücklicherweise gleich am "Heimatgericht" (im Rhein-Main-Gebiet) gelandet, habe hier aber auch viele Kollegen, die seit Jahren Richtung Fulda pendeln. Wenn man erst mal endgültig an ein Gericht versetzt wurde, braucht man eigentlich nicht zu befürchten, dass man von dort wieder wegversetzt wird, außer man stellt selbst einen Versetzungsantrag - bis man an das Wunschgericht wechseln kann, kann es aber oft Jahre dauern (So habe ich es zumindest von Kollegen mitbekommen). Vor allem nach Nordhessen sind die Versetzungslisten meist lang. Wenn Dich die Rechtspflege so interessiert, sollte Dich das aber nicht abschrecken. Mir macht mein Beruf immer noch Spaß und ich würde mich wieder dafür entscheiden. Wie auch immer Du Dich entscheidest wünsche ich Dir viel Glück!

    quidquid agis prudenter agas et respice finem. (Was immer Du tust, tue klug und bedenke das Ende.) :akten

  • Noch immer ist es so, dass man nach dem Studium zwar Wunschgerichte angeben kann, man aber damit rechnen sollte, im Rhein-Main-Gebiet zu landen. Die Versetzungslisten nach Norden sind zwar aktuell wohl nicht mehr ganz so lang. Auf ein paar Jahre sollte man sich aber einrichten.
    Dass man als fertiger RPfl noch gegen seinen Willen versetzt wird, ist eigentlich nicht zu befürchten. Höchstens mal eine Abordnung. Da werden aber soziale Aspekte (Familie, Grundeigentum) auch berücksichtigt.

  • Eines der zentralen Ausbildungsgerichte für Nordhessen war 2010 noch in Kassel. Zur FH geht's zentral nach Rotenburg a. d. Fulda. Die haben eine ganz gute Autobahnanbindung.

    Außerdem natürlich herzlichen Glückwunsch zu den Zusagen. Und hoffentlich viel Freude im Studium/Beruf, egal, wohin es geht. :blumen:

    "Multiple exclamation marks", he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind." (Sir Terry Pratchett, "Eric")

  • Vielen Dank an alle für die Antworten :) Die haben mich auf jeden Fall eher ermutigt, als abgeschreckt vom Rechtspflegerstudium, Rhein-Main-Gebiet wäre mir mehr als recht :D Dass die Studienphasen in Rotenburg stattfinden, habe ich schon gelesen und das ist ja was anderes, da ist pendeln am Wochenende und für eine begrenzte Zeit Familie und Freunde seltener sehen dem zukünftigen Beruf zuliebe kein Ding :daumenrau Für mich ist eher entscheidend, ob es nach dem Studium eine Chance gibt, im Rhein-Main-Gebiet + Umgebung zu landen - und die gibt es ja scheinbar durchaus! :)

  • Hallo Zusammen,

    ich habe hierzu auch eine Frage!
    Zuerst: Ja man sollte flexibel sein und ja man weiß vorher worauf man sich bewirbt.;)
    ABER ich mit 32 bin nicht mehr ganz so flexibel wie ich es mit 19 mal war. Aus diesem Grund meine Frage.
    Gibt es bei den Vergaben der Einsatzorte nach dem Studium soziale Aspekte die beachtet / berücksichtigt werden? Haus, Mann und Kind? Oder landet man zwingend im Süden von Hessen?
    Wie sieht es mit Home-Office aus, wird das gelebt? Oder ist das nur in der Theorie möglich? Das würde das Pendeln ja schon besser machen - wäre nicht jeden Tag notwendig...,

  • Hallo Zusammen,

    ich habe hierzu auch eine Frage!
    Zuerst: Ja man sollte flexibel sein und ja man weiß vorher worauf man sich bewirbt.;)
    ABER ich mit 32 bin nicht mehr ganz so flexibel wie ich es mit 19 mal war. Aus diesem Grund meine Frage.
    Gibt es bei den Vergaben der Einsatzorte nach dem Studium soziale Aspekte die beachtet / berücksichtigt werden? Haus, Mann und Kind? Oder landet man zwingend im Süden von Hessen?
    Wie sieht es mit Home-Office aus, wird das gelebt? Oder ist das nur in der Theorie möglich? Das würde das Pendeln ja schon besser machen - wäre nicht jeden Tag notwendig...,


    Ja, darauf wird definitiv Rücksicht genommen. Ich weiß von Fällen, die dadurch direkt nach dem Studium in Nordhessen gelandet sind. Ohne solch einen "Bonus" ist das quasi unmöglich.
    Homeoffice ist von ein paar Faktoren abhängig, grundsätzlich wird das aber durchaus gelebt. Nur wirst du nie nur Homeoffice machen, sondern eher maximal zwei Tage in der Woche.

  • Vielen lieben Dank für die Antwort!
    ich weiß das sich das im Vorfeld so etwas zu fragen immer auch etwas „blöd“ anhört aber es spielt eben irgendwann dann doch eine Rolle...
    Bei uns (freie-Wirtschaft) heißt es nämlich nach außen auch immer Home-Office gar kein Thema und wenn man es dann beantragt wird es grundsätzlich nicht genehmigt :eek:
    Von daher wollte ich einfach mal die Erfahrungen hören :) wenn man dann z.B. Nur zwei drei Tage pendeln müsste wäre das ja auch schon besser :)

  • In den letzten Jahren kam es auch vermehrt vor, dass frische Rechtspfleger direkt im Landgerichtsbezirk Marburg gelandet sind, was ja nun nicht ganz im Süden ist. Auch Landgerichtsbezirk Kassel kam vor, aber sehr vereinzelt.

    Telearbeit wird nach meinen Erfahrungen schon ermöglicht, gerade, wenn man weite Strecken pendelt und/oder Kinder hat. Und bis in 3 Jahren sollte ohnehin noch wesentlich mehr elektronisch ablaufen. Da würde ich mir keine zu großen Sorgen machen.

    Liebe Grüße

    Rpfl2012

  • Außerdem gibt es in Hessen noch die VAZ (Vertrauensarbeitszeit), die in Hessen Flex genannt wird (flexible Arbeitszeit) und diese mit der Möglichkeit verbunden ist, zu Hause zu arbeiten. Bis zu 50% der Wochenarbeitszeit. Je nach Gericht sind das 2, 3 oder im Wochenwechsel 2 bzw. 3 Tage der Heimarbeit.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • wähle eine Großstadt wie Hamburg, Bremen oder Berlin, da können sie dich nur im Stadtgebiet verschicken. Bei uns musste man bis zur großen Urkunde in zwei Bereichen tätig sein. Am schlimmsten wäre die Versetzung an den am weitesten entfernten Stadtrand gewesen. Immer noch besser als im Bundesland soweit versetzt zu werden, dass ein Wohnungswechsel notwendig ist. Mein Schwager (verheiratet, drei schulpflichtige Kinder) arbeitete in Plön und konnte zwischen Meldorf und Pinneberg wählen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!