Abbruch

  • Hallo,
    auch wenn diese Diskussion schon lange zurück liegt, würde ich das Thema gerne noch einmal aufgreifen..
    ich studiere in Hildesheim Rechtspflege und bin mir im Moment überhaupt nicht sicher, ob es das richtige für mich ist. Jedoch nicht, weil es zu viel zu lernen ist, sondern weiß ich nicht, ob ich mit dem Beruf später auf Dauer glücklich werde.
    klar, ich bin erst seit knapp 3 Monaten dabei, aber ich frage mich einfach, ob die Begeisterung bzw. das Interesse oder der Spaß an der Materie noch kommen wird.
    Am Anfang hat das Alles noch zugetroffen, aber ich habe das Gefühl, dass es immer weniger wird..

    war das vielleicht bei euch auch so und ihr dachtet, dass der Beruf nichts für euch sein wird und es sich dann doch noch um 180 Grad gewendet hat?

    ich mochte keine vorschnelle Entscheidung treffen..

    Liebe Grüße und danke im Voraus :)

  • Wenn Du keine vorschnellen Schlüsse ziehen willst ( wozu ich rate ) , dann könntest Du das Studium I "ordentlich" durchziehen und schauen, was Deine Noten ergeben haben.
    Zusätzlich würde ich auch noch die anschl. Praxisphase abwarten , ob Dir Rechtsanwendung im Berufsalltag "gelingt".

    Wenn Du jetzt wissen willst, ob Du mit dem Rechtspflegerberuf noch 45 Jahre klarkommen kannst, dann wird der Einblick in den Justizalltag in der Praxiszeit Dir möglicherweise noch mehr bringen, als jetzt schon mit der Ausbildung abzuschließen.
    Von ( total ) schlechten Klausuren hast Du bisher auch nichts geschrieben; werden aber nach 3 Monaten auch noch nicht so viele sein.

  • Unabhängig davon, ob dir die Ausbildung und/oder der Beruf später mal Spaß machen wird: Was willst du sonst machen? Sprich: so lange du nichts anderes hast und es nicht auschließlich zur Quälerei wird, würde ich nicht aufhören. Wenn du die Ausbildung ganz durchziehen kannst, hast du zumindest einen Abschluss. Und bis dahin gehen noch viele Monde auf. Vielleicht ergibt sich ja noch was.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Ich war zwar nicht in Hildesheim, aber in Rotenburg waren die ersten paar Monate zu Anfang des Studiums hauptsächlich kennenlernen und mit den Leuten dort feiern und Spaß haben. Die Inhalte haben mich auch erst eher weniger interessiert. Da ich direkt vom Abi kam, hatte ich keine Ahnung von der Praxis, wozu ich diese und jene genaue Unterscheidung brauche und was wirklich wichtig zu lernen ist. Das arbeiten am Gesetzestext und mit Kommentaren/Rechtssprechung fand ich allerdings schon immer gut. Erst im Praxisabschnitt hab ich dann gemerkt, wie es bei Gericht eigentlich so läuft, was zu tun ist usw. und das hat mir dann sehr gefallen, in manchen Abteilungen mehr, in manchen weniger.

    Würde daher die Sache erstmal durchziehen bzw. mal mit den Mitstudenten drüber reden, denen geht es vllt ähnlich.

  • Auch ich würde raten, auf jeden Fall erst einmal einen Praxisabschnitt zu durchlaufen. Die Praxis am Gericht ist ja schließlich das, was Du nach bestandener Prüfung tagtäglich haben wirst. Mit dem Studium hat das nicht mehr viel gemeinsam. Damit werden halt die theoretischen Grundlagen gelegt - nicht mehr und nicht weniger.

    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich an der FH mit dem Fach Grundbuchrecht überhaupt nichts am Hut hatte. Fand ich langweilig, kompliziert und irgendwie zu abstrakt. Entsprechend waren meine Noten da auch nicht so berauschend.
    Aber seit ich in der Praxis GB-Sachen bearbeite, hat sich meine Meinung dazu grundsätzlich geändert. Ich mache die Sachen recht gern, finde sie relativ interessant und abwechslungsreich.

    Ulf

    Alle Äußerungen hier sind als rein private Meinungsäußerung zu verstehen,
    sofern es bei den Beiträgen nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet wird.

  • Ich war zwar nicht in Hildesheim, aber in Rotenburg waren die ersten paar Monate zu Anfang des Studiums hauptsächlich kennenlernen und mit den Leuten dort feiern und Spaß haben. Die Inhalte haben mich auch erst eher weniger interessiert. Da ich direkt vom Abi kam, hatte ich keine Ahnung von der Praxis, wozu ich diese und jene genaue Unterscheidung brauche und was wirklich wichtig zu lernen ist. Das arbeiten am Gesetzestext und mit Kommentaren/Rechtssprechung fand ich allerdings schon immer gut. Erst im Praxisabschnitt hab ich dann gemerkt, wie es bei Gericht eigentlich so läuft, was zu tun ist usw. und das hat mir dann sehr gefallen, in manchen Abteilungen mehr, in manchen weniger.

    Würde daher die Sache erstmal durchziehen bzw. mal mit den Mitstudenten drüber reden, denen geht es vllt ähnlich.


    :meinung:

    Dem kann ich mich nur anschließen. Mir ging es auch so, dass ich anfangs an der FH teilweise nicht wusste, ob das wohl DER Beruf fürs Leben ist. Aber man hat eben keine Ahnung, wenn man frisch aus der Schule kommt.
    Erst in der Praxis wurde mir bewusst, was es eigentlich bedeutet, Rechtspfleger zu sein und was den Gerichtsalltag so ausmacht. Der zweite Studienabschnitt in Hildesheim war danach deutlich besser, denn man wusste, wofür man die trockenen Inhalte paukt und die gefühlten 20.000 Fallbeispiele durchspielt. Nämlich weil sie in der Praxis wirklich vorkommen!!!!

    Also lass Dich nicht jetzt schon entmutigen, warte die Praxisphasen ab und Du wirst sehen, der Beruf ist sehr spannend und abwechslungsreich.

    "Man muss denken wie die wenigsten und reden wie die meisten."
    (Arthur Schopenhauer)

  • Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich an der FH mit dem Fach Grundbuchrecht überhaupt nichts am Hut hatte. Fand ich langweilig, kompliziert und irgendwie zu abstrakt. Entsprechend waren meine Noten da auch nicht so berauschend.

    War bei mir auch so. Um Gottes willen nie in`s Grundbuchamt. Und erstens kommt es anders ... ;)

  • Was ich nicht verstehe: Du hast dich doch vor deiner (erfolgreichen) Bewerbung intensiv darüber informiert, was ein Rechtspfleger so alles tun hat und damit auch über die einzelnen Studieninhalte. Und trotzdem kommen dir schon nach drei Monaten Zweifel, ob das der richtige Beruf für dich sei? Oder ist es mehr die Desillusionierung darüber, dass in dem Studium gleich von Anfang an sehr viel mehr verlangt wird, als du dir das bei einem Studium vorgestellt hattest? So ähnlich ging es mir nämlich. Ich war ziemlich überrascht von der Schwere des Studiums und hatte deshalb große Bedenken, ob ich das schaffen würde. Es war kein Spaziergang, aber mit viel Fleiß habe ich es doch gepackt - nicht als Beststudent, aber ganz ordentlich.

  • Vorher intensiv informiert?? Ich glaube, ich wusste nach Wochen noch nicht, was das eigentlich ist und was man später macht. :D (Der Weg in den Beatkeller in Rotenburg war mir schneller verinnerlicht.)
    Außerdem können die Vorstellungen, die man bekommt, auch falsch gewesen sein. (In Hessen wirbt das OLG auf seiner Homepage heute noch quasi mit einer Regelbeförderung zumindest in A10 und das man A13 erreichen kann. ("Kann" sollte wohl fett gedruckt werden...)

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Ich habe festgestellt, dass der Beruf mit dem Studium ziemlich wenig zu tun hat. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder selber entscheiden. Jedenfalls würde ich vor einem Blick in die Praxis nicht aufhören..

  • Ich habe festgestellt, dass der Beruf mit dem Studium ziemlich wenig zu tun hat.

    :meinung:

    Das ist wohl oder übel richtig. Du kannst vom Studium (leider) absolut keine Rückschlüsse darauf ziehen, wie der Berufsalltag später einmal wird. Mir ging es ziemlich ähnlich wie dir. Aber ich hab mir damals auch immer gesagt "Abbrechen bevor man überhaupt gesehen hat, was man wirklich später einmal macht in der Praxis hat keinen Sinn!". Du wirst auch in der Praxis sehen, dass es einige Abteilungen gibt, die dir weniger liegen und manche die dir wieder mehr liegen werden.

  • Ich war in Rotenburg und hatte nach ziemlich genau 3 Monaten auch so nen "Hänger". Die erste, entspannte Phase war vorbei, der Stoff wurde immer mehr und immer komplizierter, die Trennung von Familie und Freunden nagte an mir. :(
    Besser wurde es nach der ersten Klausur (, die fangen in Rotenburg erst nach 3-4 Monaten an). Da habe ich gemerkt, dass ich wohl doch etwas verstanden haben musste, da ich doch einiges zu Papier gebracht hatte. (Das Ergebnis war auch sehr positiv. :D) Nach ein paar Monaten, wurde es auch nach und nach in den meisten Fächern klarer, was die einzelnen Punkte, die wir durchgepaukt hatten, zu bedeuten hatten. Da wurden nämlich z.B. Prüfungsschemata eingeführt und schon wurde alles etwas praktischer.:)
    Es stimmt aber auch, was die anderen Schreiben: Theorie und Praxis haben wenig gemeinsam. Daher: Zähne zusammenbeissen und auf die praktischen Studienabschnitte warten! Viel Glück! :daumenrau

  • klar, ich bin erst seit knapp 3 Monaten dabei, aber ich frage mich einfach, ob die Begeisterung bzw. das Interesse oder der Spaß an der Materie noch kommen wird.


    Aus meiner Sicht ist der Beruf als Rechtspfleger per se einer, der Begeisterung eher ausschließt. Es geht ja auch darum, ohne Emotionen zu arbeiten. Das bedeutet natürlich nicht, dass man mit der beruflichen Routine nicht glücklich werden kann. Im Gegenteil, es kann je nach Geschmack Spaß machen.
    Es ist ein akzeptabler 9 to 5-Job.
    Ich bin aber überzeugt davon, dass die eher dominierenden sachbearbeitenden Rechtspflegertätigkeiten eine leidenschaftliche Selbstverwirklichung im Wege einer ernstzunehmenden Karriere eher ausschließen.

  • Ich bin aber überzeugt davon, dass die eher dominierenden sachbearbeitenden Rechtspflegertätigkeiten eine leidenschaftliche Selbstverwirklichung im Wege einer ernstzunehmenden Karriere eher ausschließen.


    Sicherlich richtig! Nur sollte das eigentlich auch schon für einen Schüler im Rahmen der Informationssammlung vor der Bewerbung erkennbar sein.

    Ulf

    Alle Äußerungen hier sind als rein private Meinungsäußerung zu verstehen,
    sofern es bei den Beiträgen nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet wird.

  • Ach je, wenn ich damals bereits gewußt hätte, dass das von Berufsberatern gezeichnete Bild in "Clerks - Die Ladenhüter" eine Untertreibung ist...

  • Ich muss ganz erhrlich sagen, dass ich am Anfang des Studiums auch meine Probleme hatte und durchaus auch mal hinschmeißen wollte.

    Aber nach der ersten Praxisphase habe ich gemerkt, dass mir der Beruf richtig gut gefällt und hab es dann auch durchgehalten (wenn auch mit keinem glänzenden Abschluss :D).

    Ob der Beruf wirklich etwas für das ganzen Leben ist finde ich, wie auch bei jedem anderen Beruf, schwer zu sagen. Man weiß schließlich nie was einen noch alles erwartet.

    Man sollte am Anfang auf gar keinen Fall den Kopf hängen lassen und zu schnell aufgeben, vor allem wenn man noch in keiner Praxisphase war.

  • Hallo Someoneelse

    zunächst mal gut, dass Du keine vorschnellen Entscheidungen treffen willst. Ich wollte irgendwie was völlig anderers, und würde heut kaum einen anderen Beruf lieber haben, als den, den ich hab. Aber ich bin da nicht repräsentativ, da Quer-Seiten-und-Aufstiegseinsteiger.
    Die Matura bereitet auf alles mögliche vor, nur selten auf eine sinnvollve Studien- oder Berufswahl. Für viele Menschen kommt die "Entscheidung" nach dem Beruf schon mit 16 zu. Wählen - und sich damit auch falsch entscheiden - wird einem nur ab 18 zugestanden. Oki, das lässt sich dann vermeintlich nach 4 Jahren wieder korrigieren. Dem Diktat nach der Berufswahl entgeht aber niemand, sofern er aufgrund seinen wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht gewzungen ist, sich am Arbeitsmarkt prostituieren zu müssen.
    Sich für einen Beruf zu interessieren, und diesen "ausprobieren" zu können, ist ein Privileg. Das bedeutet aber nicht, dass mensch sich selber verbiegen soll, wg. dieses Privilegs.
    Oki, Beruf und Berufung liegen häufig auseinander.
    Wichtig ist nur, dass Du für Dich eine Entscheidungsgrundlage findest. Das Studium ist schon recht heftig. Wenn Du mit Normen (i.S.v.gesetzlichen Vorschriften) umgehen kannst und dies magst, dann bleib dabei. Mach die Praxis noch mit und bewerte neu. Gib Dir selber die chance.
    Wird aber die FH schon zur Quälerei in dem Sinne - boah, da kann ich nix mit anfangen - .... oki, dann orientiere Dich neu, aber überleg Dir vorher, was Du wirklich willst, was Deinen Neigungen entspricht.

    lg
    Def

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Mach die Praxis noch mit und bewerte neu. Gib Dir selber die chance.

    :zustimm:. In der Praxis bekommst Du noch ein ganz anderes Bild vom Beruf des Rechtspflegers. Nutz das Privileg diesen Beruf testen zu können.
    Viel Glück für Deinen weiteren Lebensweg, egal wie Du Dich entscheidest.
    Es ist Dein Leben, Du hast nur dieses, mach was Gutes für Dich draus ;)

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