gehobener Dienst - mittlerer Dienst

  • Hallo, hier noch mal eine Überlegung von mir. Habe gedacht, wenn es mit dem gehobenen als Rpfl. nicht klappt, ob ich mich dann auch für den mittleren Dienst bewerben kann? Nehmen die im mittleren denn jemand mit FH-Reife? Denn nach dem mittleren Dienst kann man ja dann immer noch ein Rpfl. Studium dranhängen habe ich gehört. So könnte man sich zwei Wege offenhalten wobei das eine natürlich schon ne Stufe tiefer liegt. Was meint ihr, ob das geht?

  • @ Gruseldi,

    :eek: NEEIIIIIIN!!!:eek:

    :dagegen:

    lass' bitte um Himmels willen die Finger vom mittleren Dienst wenn du für den gehobenen qualifiziert wärest!!!

    Die Aufstiegschancen tendieren nahe Null, die Einkommensverhältnisse sind noch weitaus erbärmlicher als im gehobenen Dienst!

    Sollte es - aus welchen Gründen auch immer - bei keinem OLG mit einer Einstellung klappen dann versuche anderweitig in den gehobenen Dienst eingestellt zu werden (Finanzamt, allgemeine innere Verwaltung, Bundesverwaltung, Zoll usw. usw.).

    Die Transparenz vom mittleren zum gehobenen Dienst ist auf dem Papier zwar gegeben; ich schätze mal, dass vielleicht 5% diesen Aufstieg schaffen. Und warum solltest du dich "unter Wert" verkaufen???

    Gruß

    HuBo

  • Hallo HugoBossi,

    Danke schonmal für deine Antwort, ja ich verstehe schon was du meinst du hast ja auch irgendwie Recht. Ich würd halt so gerne was mit Recht machen. Habe mich in jedem Bundesland als Rpfl. beworben und auch bei den OFD´s und auch als Dipl.-Verwaltungswirtin. Wobei das alles nur zweite Wahl ist, da ich so gerne was rechtliches machen würde, was ja bei den anderen Berufen auch ist aber eben nicht hauptsächlich, und mich Steuern und son Kram eigentlich weniger interessieren. Ich dachte ja falls alle diese 3 Sachen nicht klappen, dass man das dann machen könnte im mittleren Dienst zwar weniger Geld aber auch Beamter. Aber dann war auch schon meine Überlegung, weil ich weiß das das für den mittleren Dienst bei einigen OLG´s die gleichen durchgucken wie für Rpfl. das das vielleicht nicht so gut kommt, wenn die 2 Bewerbungen für 2 unterschiedliche Sachen von mir haben, dass das son bisschen so aussieht also ob ich nicht weiß, was ich will.

    Nagut unter Wert will sich bestimmt keiner verkaufen. Aber lieber unter Wert verkauft, als das ich nächstes Jahr ohne was da stehe. Ich finde schon, dass man im gehobenen Dienst genug Moos kriegt, kann also deine Behauptung "da kriegt man ja noch weniger als im gehobenen Dienst" nicht nachvollziehen. Kommt vielleicht immer drauf an, was man gewohnt ist, auf jeden Fall würde ich selbst im mittleren bei weitem mehr haben als jetzt.

  • folgender beitrag bezieht sich allgemein auf das system und soll keine kritik an einzelnen personen sein.

    @gruseldi

    wenn du die beiträge in einem beamtischen forum richtig verstehen möchtest, musst die denkweise im beamtensystem verstehen, die ich hiermit erläutern will:

    als beamter denkt man strikt in hierarchien: wer einen realschulabschluss hat, gehört in den mittleren dienst, wer abitur hat in den gehobenen dienst, wer uni absolviert hat, gehört in den höheren dienst. wer nun aber z. b. mit abitur ausnahmsweise in den mittleren geht, verlässt dies standardschema und "verkauft sich unter wert". dass sich von hauptschulabschluss bis abitur leute für eine ausbildung bewerben, so wie bei reno, kennt man dort nicht. die aussage unter wert ist vor diesem hintergrund für dich irrelevant, weil du den mittleren dienst mit deiner derzeitigen tätigkeit oder sonst für dich in frage kommenden tätigkeiten vergleichst und nicht mit anderen beamtischen hierarchien.

    nach abschluss einer bestimmten laufbahn-ausbildung vergleicht der beamte seine stellung ausschließlich innerhalb seiner laufbahn, also z. b. gehobener dienst justiz mit geh. dienst bei anderen behörden. da in den gehobenen diensten z. b. der steuerverwaltung mehr hochbesoldete beförderungsstellen vorhanden sind, als bei der justiz, sieht man dann die bezahlung in der justiz als vergleichsweise niedrig an. als 2. faktor vergleicht der beamte mit der vergangenheit und die war um einiges attraktiver als heute, so dass sich die negativaussagen zum verdienst im wesentlichen auch darauf gründen.

    wenn ein rpfl. also sagt: wenig geld, so bedeutet dass, im vergleich zu früher und im vergleich zu woanders im gehobenen dienst.

    mit dem freien arbeitsmarkt wird sich aufgrund des geschlossenen systemdenkens aber so gut wie gar nicht verglichen - so erklärt sich auch, dass die überall sonst anerkannte bezahlung nach leistung nicht von den beamten als normal begriffen wird. man hat 1x im leben die ausbildung für den gehobenen dienst bestanden und wird allein deswegen nach gehober-dienst-vergütung bezahlt - ganz egal was man für tätigkeiten macht.

    während wir am freien arbeitsmarkt tätigen sofort laut aufschreien würden, wenn der kollege nebenan für leichtere arbeit das gleiche geld bekommt, wird dies im beamtensystem vielfach als gerecht empfunden. denn man stellt nur auf den gemeinsamen laufbahnabschluss ab. ich nenne das mal laufbahn-kommunismus: innerhalb einer laufbahn sind alle gleichwertig.

    dem beamten ist die zugehörigkeit zu seiner hierarchischen ebene wichtiger als die jobmäßigen inhalte. so erklären sich die empfehlungen für andere gehobene dienste, obwohl die tätigkeiten inhaltlich ganz anders sind. ich würde z. b. NIE finanzamt oder verwaltung machen, weil ich es totenlangweilig finde.

    fazit:

    du kannst dich für den mittleren und den gehobenen bewerben. der mittlere bringt deutlich weniger geld aber dafür trägt man auch wenig verantwortung und es ist eher leichte arbeit. auch überstunden fallen nicht an. die 2-jährige ausbildung dürfte ohne probs zu packen sein.
    preis-leistungs-verhältnis: gut - sehr gut.

    im gehobenen musst du allein entscheiden und schwierige probleme lösen, die dir keiner abnimmt. die arbeitsbelastung ist stark gestiegen. überstunden sind häufiger zu erwarten. das studium ist sehr schwer.
    preis-leistungs-verhältnis: befriedigend - gut.

    mein ratschlag: überleg dir gut, was du inhaltlich wirklich machen willst. "hauptsache beamter" ist gefährlich, weil du als beamter im prinzip dein ganzes leben im selben system bleiben musst und keine möglichkeiten zum wechsel hast. da ist es umso wichtiger, dass einen die sache einigermaßen interessiert. und grade beim staat gibts wirklich ne menge langweiliges zeug wie landesagrarstrukturverwaltung und so.

  • Zitat

    und es ist eher leichte arbeit. auch überstunden fallen nicht an.

    :wechlach:
    Das werde ich den Betreffenden bei nächster Gelegenheit doch einml aufs Brot schmieren und dann ganz schnell :flucht:

  • Hi,

    Zitat von oL

    ich nenne das mal laufbahn-kommunismus: innerhalb einer laufbahn sind alle gleichwertig.



    "Laufbahn-Kommunismus" gibt es meines Wissens auch in der freien Wirtschaft - vermutlich auch im gehobenen Notardienst.

    Gruß
    Bördie

  • @ Gruseldi:

    Deine Idee hatte ich seinerzeit im Bereich des OLG Celle auch - mit abgeschmettertem Ergebnis. Grund war: "Für den mittleren Dienst kommen Sie mit Ihrer Vorbildung nicht in Betracht, weil Sie denjenigen, die sich berechtigterweise für den mittleren Dienst bewerben, einen Arbeitsplatz wegnehmen" - und das ist schon verdammt lange her...

  • Zitat von Bördie

    Laufbahn-Kommunismus gibt es meines Wissens auch in der freien Wirtschaft - vermutlich auch im gehobenen Notardienst.



    what? geh. notardienst? wo gibts den denn? wahrscheinlich da, wo die bezirksnotare leben oder OLG Karlsruhe-Bezirk. ansonsten ist das weit und breit normales zivilrechtliches arbeitsverhältnis und gehalt idividuell vereinbart.

    kommunismus und freie marktwirtschaft vertragen sich nicht. dem entspricht es, dass ich vollakademiker kenne, die fulltime für unter 1000 euro netto arbeiten, junge anwälte zum teil weniger verdienen als ein versierter notariatsangestellter und dass promovierte taxifahrer rumfahren.

  • @ HuBo:

    Wie gesagt, ich versuche es auch bei der allgemeineren inneren Verwaltung und beim Finanzamt. Aber mit nicht so großer Überzeugung. Würde eben doch lieber was im Bereich der Justiz machen und mir geht es nicht nur ums Beamtendasein falls das hier so rüber kommt. Ich mache lieber was im mittleren Dienst und bin davon überzeugt als das ich was mit Steuern mache, was ich nicht so toll finde.


    @ Ol:

    Entschuldige, wenn ich nicht wie ein Beamter denke und vielleicht darum auch deinen Beitrag nicht in der gebotenen Art und Weise versteheJ Aber das hast du es mir ja gut erläutert: alle denken in Hierarchien. Das kenne ich seit meiner „super“ Ausbildung, aber ändern werden wir das nicht oder? Ok ihr vergleicht euer Einkommen mit dem was andere im gehobenen haben, aber ich muss ja von meinem jetzigen Standpunkt ausgehen und nicht davon, was ein Beamter in der Steuerverwaltung für Aufstiegschancen hat (denn wenn ich das nicht werden will ist mir das echt sch... egal) und kann es auch nicht damit vergleichen was man in der Justiz früher verdient hat. Ich habe halt meinen Traumjob und habe leider vor 5 Jahren aufgrund einer Fehlentscheidung schon mal verpasst diesen auszuüben. Ansonsten wäre ich heute schon in der Justiz. Jetzt versuche ich das also mit Fachabi noch ne Stufe höher und eben mit noch interessanten Aufgaben, mehr Verantwortung, mehr Verdienst. Wollte mir halt nur durch den mittleren Dienst mehr Wege offen halten.

    Wäre mir eigentlich egal ob ich da in ner unteren Hierarchie bin weil ich Abi hab und die anderen nicht. Wisst ihr wie die Anwälte ihre Renos behandeln? Was ich in drei Jahren mitgemacht habe und andere bei ihren Anwälten genauso. Man muss sich heute einfach ein dickes Fell zulegen. Ich möchte einfach nur einen Job der mir Freude macht, ein bisschen Sicherheit bietet, und meine Familie ernährt. Und das geht für mich auch im mittleren Dienst. Ich mache das Fachabi nicht in erster Linie um mich im gehobenen Dienst zu bewerben sondern allein für mich. Ein weiteres Ziel. Naja Leute, ich denke wir denken da auf ganz unterschiedlichen Ebenen, ebend weil ihr im Beamtenleben schon drinne seid.


    Ich wollte auch noch mal Bezug nehmen das es total schwachsinnig ist, das im mittleren Dienst keine Überstunden anfallen. Ich habe vor einigen Monaten beim FamGer. ein Praktikum gemacht und die im mittleren Dienst haben oft sogar die Mittagspause durchgearbeitet. Der eine hatte einen kleinen Sohn, den er vom Kindergarten sehr oft unpünktlich abgeholt hat, wo er noch oft telefoniert hat und Termine umgelegt. Die andere hatte einen schwer kranken Vater der im Krankenhaus war und die hat sich abgehetzt und stand total unter Druck um ihre Arbeit zu schaffen und noch ihren Vater zu betreuen. Die stand unter solchen Druck dass sie kaum mehr auf ihre Arbeit konzentriert war. Das sind mit Sicherheit keine Ausnahmefälle ich kenne einige Beamte die sehr schwer arbeiten auch im mittleren Dienst. Denn der Rechtspfleger lässt sich auch gerne mal entlasten.

    Und ich denke eben nicht „Hauptsache Beamter“, sondern mein Berufswunsch in der Justiz deckt sich glücklicherweise mit einer Beamtenstelle.


    @ dreizehn:

    Deine Argumentation hilft mir eigentlich am meisten weiter, ich wollte nämlich wissen ob es theoretisch möglich wäre, also ob die das überhaupt machen. Kann mir schon vorstellen, dass die Antwort vom OLG Celle sehr repräsentativ ist. Und bei allem Egoismus weiß ich noch wie ich damals eine Ausbildung gesucht habe und immer die Abiturienten bevorzugt wurden. Darum glaube ich auch, das die wirklich so sagen, Abi gehört in den gehobenen und bei allem Egoismus möchte ich eigentlich auch keinem mittleren den Platz wegnehmen der sich ja im gehobenen nicht bewerben kann.


    noch mal zum letzten Beitrag von Ol:

    Ich wollte hier eigentlich keine Grundsatzdiskusion anfangen, oder wieso bekomme ich als gut ausgebildete Reno das Angebot für 750 Brutto zu arbeiten? Während in anderen Bundesländern (den alten vor allem) 2000 gezahlt werden. Und wieso bekommen meine Eltern die schon 25 Jahre im Berufsleben sind in guten Posten nur 1500? Und wieso arbeitet meine Freundin für 4,00 € Stunde und andere für einen Euro? Man kann doch stundenlang diskutieren, ich bin immer noch auf dem Stand als Beamter nagt man nun wirklich nicht am Hungertuch. Wem es nicht reicht, der muss entweder die Karriereleiter weiter nach oben steigen oder mal an seiner Sicht der Dinge arbeiten. Aber ansonsten führt das gerade alles in eine falsche Richtung (bringt nämlich nichts)


    Danke für eure Antworten schon mal“!

  • Zitat von Gruseldi



    Wie gesagt, ich versuche es auch bei der allgemeineren inneren Verwaltung und beim Finanzamt. Aber mit nicht so großer Überzeugung. Würde eben doch lieber was im Bereich der Justiz machen und mir geht es nicht nur ums Beamtendasein falls das hier so rüber kommt. Ich mache lieber was im mittleren Dienst und bin davon überzeugt als das ich was mit Steuern mache, was ich nicht so toll finde.



    In dieser Auffassung kann ich dich nur bestärken. Ich war kurz beim Finanzamt und bin schleunigst weg zur Justiz. Wenn keine Überzeugung da ist, geht der Schuss nach hinten los.

  • Aus meiner Sicht, ich bin ja nun einerseits lebensälter und trotzdem gerade erst mit der Ausbildung fertig geworden, ist das streng hierarschiche Einstiegssystem von wegen "Schulabschluss bedingt Laufbahnwahl" längst nicht merhr so zwingend wie es das vielleicht einmal war. Viele Wege führen zum Ziel.

    In meinem Diplomjahrgang an der FH Schwetzingen (2004) werden von den 90 Studenten, die wir gewesen sind, so um die 60 % Frischabiturienten gewesen sein, die direkt nach dem Abi oder im Folgejahr (freiwilliges soziales Jahr, Wehrdienst, Zivildienst) mit der Ausbildung begonnen haben. Die restlichen Kollegen waren Seiteneinsteiger, viele Rechtsanwaltsgehilfinnen, Aufstiegsbeamte aus dem mittleren Dienst, ehemalige Soldaten etc. pp.

    Zur Info, den gehobenen Notardienst (Bezirksnortare) gibt´s nur (noch) im württembergisch-hohenzollerischen Rechtsgebiet (OLG-Bezirk Stuttgart). Das hat den unschönen Nebeneffekt, dass uns Rechtspflegern hier die Bereiche Grundbuch, Nachlass und Vormundschaft vorenthalten sind. Im OLG-Bezirk KA gibt´s neben ein paar öffentlichen Notaren beamtete Volljuristen als Amtsnotare.

    Meiner Meinung nach ist die sachliche Unabhängigkeit, die man als Rechtspfleger kraft Gesetz genießt, nicht hoch genug einzuschätzen. Das gibt´s woanders auch nicht für viel mehr Geld. Man gewöhnt sich halt dran, ebenso an die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

    "Ich bin ja wirklich nicht tolerant, aber alles hat seine Grenzen!"
    (Heinz Becker)

  • Zur Verdeutlichung:

    Mein Beispiel bezog sich auch nicht auf Seiteneinsteiger, die gab es zu meiner Zeit auch schon. Abgelehnt für den mittleren Dienst wurden nur sich neu bewerbende Abiturienten, die nach dem Motto verfuhren: Komme ich im gehoben Dienst nicht dran, versuche ich es (gleichzeitig) im mittleren.

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