Zeitaufwand

  • Hallo zusammen!
    Hab über die SuFu nichts passendes gefunden, hoffe das Thema gibt es nicht schon...
    Mich würde interessieren, wie es bei euch mit dem Lern- & Zeitaufwand aussieht. Gerade bzgl. des Nacharbeitens.
    Also man hat ja bspw. vormittags seine Vorlesungen. Weiviel Zeit verbringt ihr dann nachmittags noch mit nacharbeiten etc.? Und am Wochenende muss auch durchgehend gepaukt werden?
    Und evlt noch: Wieviele Klausuren erwarten euch im Klausurenblock? (BaWü)
    Mich würde das interessieren, weil ich evtl. einen Wechsel vom Jura- zum Rechtspflegerstudium anstrebe. Ich bin gerade dabei, meine Zwischenprüfung abzuschließen im nächsten Semester (momentan 3.).

    Danke schonmal!

  • Bei uns (Bayern) war der "Unterricht" in den Theorieblöcken immer von 8.00 bis 13.00 Uhr (selten auch mal am Nachmittag) und ich habe wohl im Durchschnitt kaum mehr als eine Stunde pro Tag für die Lernerei aufgewandt . . . habe meine Prüfungen alle (aber nicht mit "summa cum-laude") bestanden ;)

  • Naja, das kommt ganz auf deine Mentalität an. Es gibt schon welche die rund um die Uhr gepaukt haben. Mein Fall ist/war das nicht.

    Es ist am Anfang aber schon eine riesige Umstellung von der Schule zum Studium, die Anforderungen ändern sich gewaltig und bei einigen gilt das auch für die Noten.
    Einige Einserabiturienten mussten sich auch mal mit ner vier zufrieden geben, das verkraftet nicht jeder:teufel:

  • Danke für die schnellen Antworten :)
    Ja das mit der Umstellung von der Schule hab ich selber erfahren müssen im Studium, bin da also schon drauf vorbereitet ;) War zwar in der Schule auch nur ein Durchschnittskandidat, aber für viel mehr Aufwand im Studium, dann doch "nur" 4 Pkt. zu schreiben, war schockierend.
    Bekommt ihr aus den Jurabereichen einfach weniger Stoff vermittelt oder eben nicht so tiefgehend?
    Weil es kann ja nicht sein, dass 5 Jahre Jura-Stoff in 3 Jahren bzw. noch weniger vermittelt werden oder?

  • wir werden halt vorallem für die Bereiche "ausgebildet" in denen wir später auch eingesetzt werden können . . . etwa das Strafrecht wurde bei uns nur überflogen . . . weil es eben nicht wirklich wichtig ist ;)

  • Naja, die Fachbereiche sind halt andere. Du wirst dich als Rpfl-Student mehr mit dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit rumärgern.
    Umfangreich ist der Studienplan allemal. Unsere Professoren sagten, dass das Rpfl-Examen mit den ersten Jurastaatsexamen vom Schwierigkeitsgrad her vergleichbar wäre.

  • mhm ok, dabei schrecken mich unter anderem die hohen Durchfallquoten beim Staatsexamen ab und ich hab das bis jetzt so gesehen, dass ein Rpfl-Studium mitunter "sicherer" wäre. Also mir ist schon bewusst, dass man auch hier sicherlich nichts geschenkt bekommt, aber ich dachte einfach es wäre etwas weniger heftig als beim Staatsexamen

  • Hab noch kein juristisches Staatsexamen gemacht. Jedoch schon von einigen Volljuristen gehört, dass sie das Rechtspflegerexamen für mindestens genauso anspruchsvoll halten.

    Einfach wars bestimmt nicht zu bestehen. Aber es gibt genug Leute, die es jedes Jahr schaffen. :)

    Es ist nur die Frage, ob dir Recht allgemein Spaß macht oder nicht.

  • Ich sage es gern jedem Jurastudenten: Das Rechtspflegerstudium ist NICHT JURA LIGHT. Ich kenne beides, und beide Studienrichtungen sind schwer und fordern ganzen persönlichen Einsatz.

    Rechtspfleger bestellen einen anderen Acker als der Durchschnitts-RA. Unser Feld ist die freiwillige Gerichtsbarkeit (z.B. Grundbuch, Nachlass, Handels-, Vereins- und Genossenschaftsregister, Familie/Vormundschaft, Betreuung), das Vollstreckungsrecht einschließlich Immobiliarvollstreckung und Insolvenzrecht, die Kostenfestsetzung, die Strafvollstreckung und noch ein paar Sachen mehr. In der Zivilabteilung trifft uns noch die Rechtsantragstelle, Beratungshilfe. Nicht zu vergessen, PKH ist auch unser Gebiet.

    Lediglich für die Rechtsantragstelle könnte Dir ein Jurastudium ausreichen, für alle anderen ist der Rechtspfleger m.E. höher spezialisiert. Dafür ist unser Wissen im Schuldrecht, im Ehescheidungsrecht und im Strafrecht-BT eher nur oberflächlich, mit öffentlichem Recht einschließlich Verfassungsrecht haben wir so gut wie nichts zu tun gehabt.

    Dass es bei den Rechtspflegern weniger "Durchfaller" gibt als bei den Jurastudenten, hat aus meiner Sicht zwei Gründe:
    Erstens kann letztlich jeder Jura studieren, während man für das Rechtspflegerstudium ein oft mehrstufiges Auswahlverfahren bestehen muss. Zweitens können die meisten, die ich kenne, sich in der Anonymität eines Hörsaals weniger gut zum Studium motivieren als im eher verschulten Lehrbetrieb der Rechtspflegerfachhochschule mit Anwesenheitspflicht und persönlichem Verhältnis zu den Dozenten.
    (Bei mir in Meißen waren wir 20 Mann, gelegentlich gab es Lehrveranstaltungen in Fachgruppen zu je 10 Mann, da kann sich keiner abducken, wenn er unvorbereitet ist. Kein Vergleich zu meinem Jurastudium an der TU Dresden mit 250 Leuten in überfüllten Hörsälen, Vorlesungen, bei denen man nur die Hälfte verstand oder aber sich grausig langweilte, um später das Vermögen der Eltern zum Repetitor zu tragen...)

    Ich habe jeden Nachmittag 2 bis 3 Stunden in der Bibliothek nachgearbeitet, danach gehörte ich ganz meinen beiden Kindern, die damals in den Kindergarten gingen. Auch die Wochenenden konnte ich der Kinder wegen nicht zum Lernen nutzen. Immerhin blieb mir so der "Lagerkoller" erspart, in den die meisten Wohnheimbenutzer in den Monaten vor dem Examen verfielen. Es muss schlimm gewesen sein, in der Examensvorbereitung nur von Leuten umgeben zu sein, die genauso unter Druck stehen und sich zunehmend verrückt machen.

    Der Vorteil war, dass der Lernstoff nicht so uferlos schien wie im Jurastudium. Aber es war trotzdem viel.

  • Also Recht macht mir Spaß, deswegen will ich an sich auch in dem Bereich bleiben. Vorteil beim Rpfl-Studium seh ich eben einfach absolut beim Praxisbezug und ich denke für mich würde auch eher das "Klassen-ähnliche" zum Lernen vorteilhafter sein... Weitere Alternativen (außer BWL mit Bereich Recht, wäre aber nicht gerade meine 1. Wahl...) sehe ich zum Jurastudium momentan nicht. Eine Ausbildung zur Justzifachangestellten wäre mir, denke ich, eine zu geringe Herausforderung und mit den Aufgaben einer Justizfachwirtin müsste ich mich mal noch genauer befassen.
    Aber an sich hat mich jetzt das Informieren über den Rpfl schon gefesselt. Nur bestehen eben die Bedenken, dass das Lernpensum einfach auch zu enorm ist. Meiner Meinung nach hat man beim Jurstudium kaum noch Privatleben, sollte am Besten nach den Vls noch 4h mit Lernen verbringen usw. Und das kann einen persönlich schon ziemlich fertig machen wie ich finde.

  • Also über mangelnde Freizeit während meinem Rpfl.-Studium in Bayern ab Mitte der 90er Jahre kann ich mich wahrlich nicht beschweren, habe, wie ja schon angedeutet, nicht gerade einen Traumabschluß geschafft, aber zu meiner Zeit wurden in Bayern ALLE die die Prüfung am Ende bestanden hatten auch übernommen, wirklich ausnahmslos alle . . . und bestanden hatte ich ja :)

    . . . ich denke mit etwas mehr Aufwand hätte ich auch ein wenig besser abgeschnitten, aber das hätte mir ehrlich gesagt so dermaßen garnix für die Praxis gebracht . . . außer vielleicht in dem Punkt dass man dann einen klitzekleinen Hauch weniger langsam befördert worden wäre ;)

    Wie wichtig heute oder in anderen Bundesländern die Noten für eine spätere Einstellung sind, kann ich nicht beurteilen, davon hängt natürlich dann auch der aktuell nötige Zeitaufwand für die Lernerei ab . . . ;)

  • Es wird immer welche geben, die mit wenig Aufwand trotzdem gute Punktezahlen erreichen. Die sind aber eine verschwindende Minderheit und ich vermute mal, dass sie auch - sofern sie sich an einer Massenuni einigermaßen motivieren könnten - auch ein Jurastudium gut schaffen würden.

    Es gab auch einige, die sich trotz verschultem Unterricht und intensiver Betreuung durch Dozenten sehr schwer getan haben, mitzukommen. Das waren in erster Linie Leute von der Bundeswehr oder ältere Mitstudierende, die schon seit längerem vom System Schule und vom Lernen weg sind (oder die schon Kinder haben und in der Freizeit nicht so sehr zum Lernen gekommen sind)

    Die Masse liegt aber im Bereich dazwischen. Da kann man aber keine genauen Angaben machen. Manche sind eher Auswendiglerner, was m. E. nicht viel bringt, schon gar nichts für die Praxis. Andere versuchen in der Vorlesung mitzudenken und den Stoff bereits dort zu durchdenken, so dass die Nachbearbeitung eher technischer Natur ist, d. h. mal etwas vertiefend nachlesen, im Schönfelder oder Kommentar in den Grenzen des noch Erlaubten verlinken und dergleichen.
    Insgesamt sind die Vorlesungen je nach Dozent und dessen Skript gut bis sehr gut. Irgendwann habe ich nicht mehr mitgeschrieben, sondern nur noch mitgedacht und gleich Vermerke in meine Gesetze oder Kommentare gesetzt. Das Nachbearbeiten hat sich dann auf Übungsklausuren beschränkt. Bin kein Überflieger gewesen, hatte aber auch ordentliches Examen, was in Bayern mit faktischer Übernahmegarantie auch ausgereicht hat.
    Die Beförderungsaussichten sind eh mies, so dass eine gute Examensnote nicht unbedingt Leistungsanreize setzt. Außerdem gabs in meinem Jahrgang sehr viele sehr gute. Für einen Mittelmäßigen wie mich, wäre es absolut utopisch gewesen, zu den 20 % Besten zu gehören, die vielleicht am Anfang bessere Karrierechancen haben.

    Und jetzt in der Praxis schlage ich mich wacker, sag ich jetzt mal ganz uneitel.

    Aber der Lernaufwand muss jeder mit sich selbst ausmachen. In Ländern ohne gute Übernahmechancen ist der Druck ja auch anders. Manche brauchen auch gute Noten oder einen hohen Dienstgrad zur Selbstbestätigung. Ist bei mir Gott sei Dank nicht der Fall.

  • Super, dankeschön!
    Ich denke, dass das Studium eine gute Alternative für mich wäre. Ich werde wohl mein Grundstudium jetzt abschließen (die Zwischenprüfung hoffentlich bestehen ;) ) und mich dann mal bewerben :) Geht ja leider frühestens für nächstes Jahr, aber bis dahin kann ich ja schon Praktika etc machen...

  • Ich habe schon häufig beim 1. und 2. Staatsexamen Aufsicht geführt und bin der Meinung, dass vom Ablauf her Rechtspflegerprüfung und Staatsexamina (Anzahl und Dauer der Prüfungen im schriftlichen und Dauer der mündlichen Prüfung) in Baden-Württemberg weitgehend identisch sind. Ob es Unterschiede im Schwierigkeitsgrad gibt, ist ja durchaus umstritten und ich möchte mich dazu nicht äußern. Die Volljuristen dürfen das Ganze nur 2mal durchmachen. Hauptunterschied ist dass Volljuristen breiter aufgestellt (Sozialrecht, Arbeitsrecht, Verwaltungsrecht) sind und Rechtspfleger sich auf bestimmte Fachgebiete konzentrieren, da dann aber auch mehr in die Tiefe gehen. Aber natürlich gibt es auch Fachbereiche, bei denen Volljuristen mehr in Tiefe gehen. Durch die kleinen Lerngruppen im Studium sind dann auch geringere Nachlernzeiten nötig

  • @ Marmota:

    Moment mal, wenn Du schreibst, Volljuristen haben "nur" zwei Staatsexamen, wie viele haben den Rechtspfleger.

    Eine Bekannte sagte mal: Der Ablauf der Staatsexamen bei Volljuristen ist Schuld, dass es so viele völlig durchgeknallte Anwälte gibt. Da ist etwas Wahres dran.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • @ Marmota:

    Moment mal, wenn Du schreibst, Volljuristen haben "nur" zwei Staatsexamen, wie viele haben den Rechtspfleger.

    Eine Bekannte sagte mal: Der Ablauf der Staatsexamen bei Volljuristen ist Schuld, dass es so viele völlig durchgeknallte Anwälte gibt. Da ist etwas Wahres dran.



    Das Wort nur lese ich bei mir nirgends. Ich habe doch gerade geschrieben, das die "armen" Volljuristen den Prüfungsstress 2mal durchleben dürfen, Rpfls. jedoch nur einmal.

    Ach da steht, doch das Wort nur, ich stamme hier aus der deutsch-schweizerischen Grenzgegend, da gab es wohl ein süddeutsch-norddeutsches Verständigungsproblem beim Wörtchen "nur".

  • Naja, die Fachbereiche sind halt andere. Du wirst dich als Rpfl-Student mehr mit dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit rumärgern.
    Umfangreich ist der Studienplan allemal. Unsere Professoren sagten, dass das Rpfl-Examen mit den ersten Jurastaatsexamen vom Schwierigkeitsgrad her vergleichbar wäre.



    Judinho haben sie das exmaen allerdings geschenkt, da man den senator nicht durchfallen lassen wollte.

  • Was mir da noch so durch den Kopf geistert... Hab natürlich schon im Forum rumgestöbert. Und so wie ich das jetzt verstanden habe, kann man sich ja nicht aussuchen, in welcher Stadt (oder gar BL) man später nach dem Studium beschäftigt wird - stimmt das so?

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