Aufstiegsbeamtin RPflg. oder GV?

  • hallo zusammen,

    ich hoffe, dass ich hier paar antworten auf meine fragen finde. ich würde gern intern aufsteigen. nun bin ich am hin- und herüberlegen... mich reizt diplom! aber auch die selbständigkeit! ich war auch schon mit dem gerichtsvollzieher unterwegs. rechtpflegertätigkeiten kenne ich bereits gut. gibt´s hier leute, die beides gemacht haben und mir etwas empfehlen können? ich haber mir bereits positive als auch negative meinungen zu beiden berufen angehört, aber es gab noch niemanden der beides gemacht hat und mir wirklich sagen kann was nun die sache ist. ich denke mal, dass die privatisierung der gv erstmal vom tisch ist. aber auch wenn, man arbeitet ja trotzdem weiter und man verdient gutes geld. ich hoffe auf eure antworten

  • Ich denke mal das hängt ganz von deinem Charakter ab. Gerichtsvollzieher sind ziemliche Einzelkämpfer. Arbeitskollegen hat man praktisch keine. Ist man jedoch auch gerne mit Kollegen zusammen dann ist der GVZ-Job wohl nicht so ganz das richtige. Zudem ist es wohl auch nicht jedermanns Sache (ist natürlich Bezirksabhängig) in den diversen Schuldnerwohnungen zu sein und mit diesen in deren privaten Umfeld klarzukommen. Auch Räumungen sind nicht immer wirklich schön. Da habe einige GVZ auch schon Schuldner von der Decke baumelnd vorgefunden. Ansonsten denke ich dass diese Arbeit sehr abwechslungsreich ist, der über A8 oder A9 hinausgehende Verdienst durch die Vollstreckungsvergütung und die Bürokostenentschädigung ist auch nicht ohne und die freie Arbeitseinteilung ist sicher auch von Vorteil.

    Ich weiß dass übrigens daher, weil ich seit 2 Jahren GVZ prüfe und daher schon viele Geschichten von den GVZ-Kollegen gehört habe.
    Ich finde den GVZ-Beruf wirklich spannend, kann für mich jedoch sagen, dass ich selber nur die Bürotätigkeit (die auch mindestens 60 % der GVZ-Arbeit umfasst) machen würde, der Rest wäre nichts für mich.

    Über den Rechtspflegerberuf kannst du bestimmt in anderen Freds genug positives und auch negatives lesen.

  • Ich kenne die Gerichtsvollziehherseite nur insoweit, als ich mal die Dienstaufsicht über Gerichtsvollzieher hatte.

    Die Ausbildung ist kürzer und sicher durch die Spezialisierung auf den Bereich Zwangsvollstreckung auch leichter als das Rpfl-Studium weil weniger Stoff vermittelt werden muss. Die fetten Jahre in denen die Gerichtsvollzieher mehr Geld als der Direktor verdient haben, sind aber inzwischen vorbei und der Job ist im Laufe der letzten Jahre härter geworden. Ich möchte mich in Zeiten zunehmender Verelendung und Verwahrlosung , steigender Gewaltbereitschaft und Aggressivität nicht allein mit den Schuldnern rumärgern. Nicht umsonst wird in Großstadtgerichten inzwischen jeder Besucher nach Waffen durchsucht und gescannt. Auch ist es nicht jedermanns Sache ganze Familien mittels Zwangsräumung auf die Straße zu setzen und letztlich der Handlanger von zweifelhaften Gläubigern mit ihren noch zweifelhafteren Forderungen zu sein. Hinzu kommt, dass Du immer allein arbeitest und alles selbst organisieren musst. Dein Büro, Dein Arbeitsmaterial, Deine Hilfskräfte und die EdV musst Du selbst organisieren und beschaffen. Ich habe keinen GV erlebt, der mit einer 40-Stunden-Woche auskam, aber viele, die sich mit dem Job die Gesundheit ruiniert haben. Es fängt schon damit an, dass Krankheiten nicht auskuriert werden, weil man ja im Krankenstand keine Gebühren einnimmt. Viele, die der Job wegen der Unabhängigkeit und der Möglichkeiten zur freien Zeiteinteilung gelockt hat, mussten dann feststellen, das Ihnen eigentlich nur die Wahl blieb zu entscheiden, welche 8 Stunden des Tages sie sich fürs Essen und Schlafen freihalten.

    Als Rechtspflegerin bist Du einfach vielseitiger und kannst, wenn Dir ein Pensum mal auf den Geist geht, versuchen zu wechseln um der Penionierung z.B. in der Nachlassabteilung entgegen zu dämmern. Aus dem GV-Dienst kommt man, da es eine Sonderlaufbahn ist, nicht mehr raus.

  • mich schreckt das alles weiter nicht ab! klar, früher waren die zeiten anders, verdienst wie ein amtsgerichtsdirektor a13 und heute...??? aber wo hat man heutzutage in der privaten wirtschaft an der führenden position 40 std. die woche? es fängt ja erst mit 50 std. an und wo hat man heute 3000 euro netto? oder mehr? klar, dass es persönlichkeiten gibt, die dadurch mit der zeit kaputt gehen. aber es kommt sicherlich auf die einstellung erstmals an. gv geschwerden sich andauernd, aber die gerichte beschweden sich, dass es falls stellen für die ausgeschrieben werden - keiner in den mittl. dienst zurückmöchte, warum nicht? na ja, dann hat man die hälfte weniger. ich glaube ich müsste mal paar monate lange mit gv unterwegs sein um mir doch besseres bild zu machen.

  • In NRW werden - soweit ich weiß - derzeit gar keine GVZ-Lehrgänge angeboten, da es keinen Bedarf geben soll. (Privatinsolvenz sei Dank)

  • @ koketka:

    Eigentlich würde es ausreichen, LYP und Urte voll zuzustimmen.

    Aber ich gebe trotzdem auch noch meinen Senf dazu.

    Die Dich reizende Selbständigkeit habe ich seit langem in meinem Job als Rpfl. gefunden.
    Sofern man unter Selbständigkeit, die nur dem Gesetz unterliegende Entscheidungsfreiheit sieht.
    Die Freiheit zu entscheiden, welche Akte mache ich zuerst oder welche lasse ich liegen.
    Aber auch, die Freiheit, täglich kommen und gehen zu können (die Vertretung muss natürlich geregelt sein), sofern ich am Monatsende nicht mehr oder weniger als eine Wochenarbeitszeit auf meinen Stundenkonto habe.
    Dafür werden mir dann mtl. auch noch 3.000 netto überwiesen.

    Was will ich mehr?
    Vielleicht noch die Vertrauensarbeitzeit, damit ich nicht darauf achten muss, mein Zeitkonto zu unter/überschreiten.

    Falls ich mich mal krank fühle oder bin, dann liegt die Schwelle zum zu Hause bleiben etwas tiefer als wenn ich selbständiger GV wäre.
    Vermutlich wie auch bei der Vertrauensarbeitzeit.

    Wenn jemand zu mir kommt, will er meistens etwas von mir und verhält sich auch meistens ganz artig.
    Und die meisten, zumindest habe ich sie so verstanden, sind oft erleichtert und sogar dankbar. Und so bin ich auch mit dem Inhalt meine Arbeit ganz zufrieden.

    Und nicht zuletzt, macht es mir viel Freude mit meinen Rpfl-Kollegen als auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SE zusammenzuarbeiten.

    Klar, habe ich auch schon manches Mal unsere GV beneidet, denen ich fast täglich begegne.
    An einem klaren, frostigen Wintertag oder auch im Sommer, wenn es morgens noch nicht so heiß ist, auf Landtour zu gehen (dort wo die Welt noch in Ordnung ist und wo man auch als GV positive Resonanz findet).
    Oder eben nur durch die Gegend zu fahren, als hier am grünen Tisch zu sitzen. Gucken, wo gerade gebaut wird, und, "hast du schon gesehen" durch die Gegend juckeln. Vielleicht noch ´ne Tasse Kaffee und ´nen Törtchen unterwegs, und auf dem Rückweg die Einkäufe erledigen oder die Kinder von der Schule abholen.
    Nur dann wird der Tag auch lang.

    Und wenn es einem mal nicht so gut geht oder man keinen Hund vor die Haustür jagt, auch dann muss Du auf Achse.
    Und statt am Schreibtisch oder im Termin zu sitzen, mit einer großen Lehne im Rücken, erklimmst Du fahrstuhllose Altbauen, und schaust, nachdem Du mehrmals Sturm geklingelt hast, endlich treuherzigen Pitbulls in die Augen.
    Oder armen Schluckern, von denen Du ganz genau weißt, denen müsste Du eigentlich etwas mitbringen.

    Es liegen nun schon ein paar Tage zurück, damals, als man als Rpfl. noch die E.V. abnehmen musste und ich diverse Male mit den GV mit auf kleiner Tour war, um Schuldnern die krank waren (Alkohol, Drogen oder einfach nur altersbedingt) oder aus anderen Gründen, nicht im Gericht erscheinen konnten, die E.V. abzunehmen.
    Daher kann ich, wenn auch nur spotmäßig dieses Feld etwas beleuchten.
    Sicherlich ist es interessant, auch diese Seite zu sehen, und auch wichtig, um Schuldner verstehen zu können, aber auf Dauer möchte ich, ohne sie verändern zu können, mit dieser negativen Seite nicht konfrontiert werden.
    Aber das ist meine rein persönliche Auffassung.
    Es wird immer wieder Menschen geben und das ich auch gut so, die darin ihre Erfüllung finden, so wie auch Ärzte, die unter Opferung ihrer Freizeit bei Wind und Wetter Obdachlose behandeln.

    Und dennoch ist das Gros der Arbeit eines GV, wie schon beschrieben, der tägliche Papierkram, permanent Dienstaufsichtsbeschwerden, weil man als verlängerter Gläubigerarm nicht wie gewünscht funktioniert, zuhause oder im Gericht Schuldnersprechstunden abhalten.
    Und so wird Deine zeitliche Freiheit in nicht unerheblicher Weise eingeschränkt. Nur Du musst halt nicht jeden Tag ins Gericht.

    Die Entscheidung wird Dir niemand abnehmen können.
    Schnuppere halt noch etwas mehr in den GV-Job und entscheide Dich dann.

    Alles Gute!

  • ich meinte eigentlich nicht den gv als führende position, sondern führende position in der privaten wirtschaft, wo die woche ab 50 std. erst losgeht und wo man noch keine 3000 euro netto dafür hat. das wollte ich damit sagen.

  • Also, ich weiß nicht, ob Du das merkst, ich finde Du redest viel mehr über den GV als den Rpfl., daher meine Vermutung: im Innern hast Du Deine Entscheidung schon längst getroffen ;)

  • Also, ich weiß nicht, ob Du das merkst, ich finde Du redest viel mehr über den GV als den Rpfl., daher meine Vermutung: im Innern hast Du Deine Entscheidung schon längst getroffen ;)


    das war auch mein Gedanke soeben....

  • @ cheyenne
    @ Metropolis

    nicht unbedingt. es wurde vielmehr zu dem beruf gerichtsvollzieher stellung genommen. deshalb.
    ich hätte die möglichkeit gehabt mich bereits dieses jahr auf die gerichtsvollzieherstelle zu bewerben, für laufbahn als aufstiegsbeamtin erfühle ich momentan noch nicht die voraussetzungen - leider!
    das problem ist, dass ich von allen seiten bzgl. gerichtsvollzieherlaufbahn nur höre: um gottes willen - mädel - tue dir das nicht an, denke daran wieviel du arbeiten musst und deine familie kann kaputt gehen. und ähnliches. ich gehöre zu den starken persönlichkeiten - eigentlich - und arbeite gern, wenn ich weiß, dass meine arbeit zum schluß belohnt wird. also, gerichtsvollzieher, die ich kenne sehen eigentlich alle ganz gesund aus - so blöd es klingt - und haben teilweise familien (noch). wahrscheinlich ist es nur diese unsicherheit, dass es alles kaputt gehen kann, was ich mir aufgebaut habe. ich denke mir, wenn man richtig arbeitet und alles organisieren kann, dann wird da schon nichts schief gehen.
    ja, meine unsicherheit ist größer als alles andere:confused::confused:

  • ich hätte die möglichkeit gehabt mich bereits dieses jahr auf die gerichtsvollzieherstelle zu bewerben, für laufbahn als aufstiegsbeamtin erfühle ich momentan noch nicht die voraussetzungen - leider!



    Hast Du denn bereits erfolgreich die Sonder-Ausbildung zur Gerichtsvollzieherin absolviert ?:gruebel: Das ist doch Voraussetzung für die Bewerbung auf eine Gerichtsvollzieherstelle :oops:

  • naja je nachdem wo sie sich bewirbt. aber in HH z.b. werden wohl die nächsten Jahre eh keien GVZ mehr einstellt, ebenso wie Rechtspfleger, da wir ja eine U-Bahn und eiine Konzerthalle bauen müssen..

  • naja je nachdem wo sie sich bewirbt. aber in HH z.b. werden wohl die nächsten Jahre eh keien GVZ mehr einstellt, ebenso wie Rechtspfleger, da wir ja eine U-Bahn und eiine Konzerthalle bauen müssen..




    So werden bei der Arbeitsplatzschaffung nun mal Prioritäten gesetzt...

    Und zur Einweihung der U-Bahn wird sich Bundesverkehrsminister vermutlich durch seinen Kollegen Außenminister vertreten lassen...

  • Hast Du denn bereits erfolgreich die Sonder-Ausbildung zur Gerichtsvollzieherin absolviert ?:gruebel: Das ist doch Voraussetzung für die Bewerbung auf eine Gerichtsvollzieherstelle :oops:[/QUOTE]

    in nds. braucht man - soweit ich weiß - keine sonderausbildung!

  • Doch, die Laufbahnausbildung für den Gerichtsvollzieherdienst braucht man in allen Bundesländern. Es sei denn, man ist Rechtspfleger.

    Die Zeiten, in denen man recht viel verdient hat, sind in fast allen Bundesländern vorbei. Es gibt dort in der Regel eine feste Bürokostenentschädigung. Meistens um die 900 Euro.

    Ein nicht zu unterschätzender Vorteil am GV-Dienst ist die zeitliche Freiheit. Wenn man sein Büro und den Außendienst halbwegs ordentlich organisiert, macht man sich auch nicht mehr fertig. Die Zeiten sind auch vorbei.
    Richtig ist, daß Krankheiten oft nicht ausreichend aukuriert werden. Aber nicht des Geldes wegen, sondern weil man Termine hat, die kein anderer macht (Außendienst) und man ansonsten von vorn anfangen kann. Und man muß natürlich bei jeden Wetter raus. Egal, ob -40 Grad oder +40 Grad sind.

  • ja ja, die laufbahnausbildung ist mir klar - 18 monate lang! wenn man aus justiz kommt. aber man braucht doch keine sonderausbildung oder?
    ich freue mich, dass endlich mal ein gerichtsvollzieher sich meldet. aber anhören tut sich das aus ihrer sicht aus nicht prickelnd........
    darf ich sie direkt fragen, da ja gerichtsvollzieher viel mehr stress hat als ein rechtspfleger - verdient dieser monatlich auch mehr als rechtspfleger???? aber bitte ehrlich!
    ich will nicht unhöfflich klingen:oops::oops::oops:, aber vielleicht können sie mir sagen, was ein durchschnittlicher gerichtsvollzieher - mit einem normale bezirk - im monat netto hat?

  • Der Beruf macht mir schon Spaß. Er hat aber sicher auch Nachteile.
    Zum Verdienst kann man nicht viel sagen. A8 oder A9. Dazu die Vollstreckungsvergütung. Die macht im Monat so um die 200 Euro brutto aus. Kommt immer ein wenig drauf an.
    Alles andere sind Auslagen die erstattet werden. Und wenn man ein anständiges Büro unterhält, kommt da monatlich schon ein bischen was zusammen. Und man muß natürlich auch Rücklagen bilden, falls der PC oder das Auto mal nicht mehr funktionieren.
    Alles in allem verdient man sicher mehr als im "normalen" mittleren Dienst. Man ist recht frei in der Arbeitseinteilung und vor allem sagt einen niemand, wann man was und wie zu erledigen hat.

    Aber ob nun GV oder Rpfl? Das muß jeder für sich entscheiden. Ich könnte mir beides vorstellen. Nur zurück auf die Geschäftsstelle möchte ich nicht mehr. Da bin ich jetzt viel zu sehr das selbständige Arbeiten gewohnt.

    Als Rpfl hat man sicher unter Umständen bessere Aufstiegschancen. Beim GV ist eben Schluß. Man wird wahrscheinlich ein Leben lang Zwangsvollstreckung betreiben.

  • @ d771072:

    Empfindest Du Deine Zwangsvollstreckung als abwechslungsreich. Ich meine in Betracht dazu, dass manche Rechtspfleger jahrelang nur PfÜBse erlassen.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

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