BDR-Positionspapier

  • Im Fernsehen werden Testamente gemeinhin von Notaren eröffnet, die hinter mächtigen antiken Schreibtischen und vor ebenso mächtigen antiken Bücherregalen in imposanten Jugendstilhäusern residieren. Solange das so ist, brauchen wir uns über mangelnde Bekanntheit unseres Berufsstandes nicht zu wundern.

    Andererseits kann man es aber auch verstehen. Man stelle sich vor, die Testamentseröffnungen würden "echt" in unseren popeligen und kleinen Büros gefilmt. Das macht zum einen nichts her und zum anderen würden sich die Leute vermutlich totlachen, wenn sie sehen, in welchem Ausstattungsumfeld im öffentlichen Dienst gearbeitet wird.

  • Als ich mit meiner Ausbildung begann, lief gerade Bogner`s Café Meineid an. Die gesamte Stammbesetzung eines Gerichts ist vorhanden. Nur eben kein Rechtspfleger. Warum hätte er auch eine Figur einfügen sollen, mit der kein Mensch etwas anfangen kann? Wenn man wirklich etwas ändern will, müßte der BDR bei der Öffentlichkeitsarbeit ansetzen. Wen man nicht kennt, der hat auch nirgendwo Rückhalt.

  • Ob man die Tätigkeit des Rechtspflegers kennt oder nicht, hat nichts damit zu tun, ob er in der Öffentlichkeit irgendwelchen Rückhalt erhält, weil das den Leuten schlichtweg egal ist. Es ist ihnen erst dann nicht mehr egal, wenn die eigenen Interessen tangiert sind, wenn also der Laden aufgrund des Personalmangels mehr oder weniger zusammenbricht und Anträge nicht mehr oder nur im Rahmen unzumutbar langer Bearbeitungszeiten verbeschieden werden. Aber aber auch dann geht es keinesfalls um die Rechtspfleger, sondern nur um die eigenen Interessen der Leute.

    Der "normale" Bürger hat sich für die Abschaffung des BayObLG nicht interessiert und er interessiert sich auch nicht für die in Aussicht genommene Abschaffung des OLG Koblenz. Er spürt die Nachteile erst dann, wenn sie sich realisiert haben. Dann fängt er an zu lamentieren, anstatt sich vorher engagiert zu haben.

  • Der Bürger engagiert sich nicht, weil er gar nicht erkennt, aus welchem Grund er das tun soll. Die Wahrnehmung bestimmt die Wirklichkeit. Grundsätzlich hat niemand etwas gegen die Neueinstellung von Lehrern und Polizisten, weil er um deren Notwendigkeit weiß. Und wenn er das weiß, setzt er sich auch dafür ein (was sich in unserer Gemeinde letztens in Bezug auf Lehrer sehr schön beobachten ließ). Und erst wenn Änderungen dem Bürger plausibel verkauft werden können, wird sich auch ein darauf gerichteter politischer Wille erwarten lassen.

  • Schon klar. Aber unter einem Polizisten und einem Lehrer kann man sich halt was vorstellen. Unter Richtern und Staatsanwälten auch. Bei der Vorstellung, die viele von einem Rechtspfleger (oder Diplom-Rpfl) offenbar zunächst haben, stellt sich natürlich als erstes die Frage, warum der Staat überhaupt Alten- oder Raumpfleger beschäftigt. Weiter kommt man dann gar nicht.

    Man kann bei Fernsehaufnahmen übrigens auch einen Mittelweg zwischen Notariat und Kabuff wählen, nachdem es ja auch ansprechendere Rechtspflegerbüros gibt. Man muss halt ein bisschen suchen. Aber das musste man beim Notariat mit antiken Möbeln und Büchern gewiss auch.

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Ob man eine Notwendigkeit erkennt, ist eine Frage des Interesses für die Dinge.



    Und über das Interesse kommt man wieder zur Öffentlichkeitsarbeit. Von nichts kommt nichts. Man stelle sich vor, Ottfried Fischer hätte nur in ein paar Folgen bei Bogner einen Rechtspfleger dargestellt ...

  • Die Frage, welche Themen aktuell möglicherweise auf eine Verbandsagenda gehören, ist in der Tat schwer zu beantworten. Vielleicht täte man gut daran, zunächst die Altziele auf den Prüfstand zu stellen unn zu ermitteln, was davon wie lange schon diskutiert wurde. Möglicherweise käme man dann zu der Erkenntnis, das dies und jenes eben aus den verschiedensten Gründen nicht durchsetzbar ist. Dann sollte man es dabei auch belassen. [...]Vielleicht wären ja einmal die einzelnen LV bereit, Schwerpunkthemen mit den im jeweiligen BL tätigen Kolleginnen und Kollegen zu ermitteln. Das eine oder andere hat der BDR ja schon im Fokus.


    Vielleicht wäre es wirklich einmal sinnvoll, wenn die verantwortlichen Leitungen die Sache einmal aufgreifen und sich und die ins Visier genommenen Ziele einmal auf den Prüfstand stellen. Insoweit vermisse ich seit Jahren schon Umfragen zum Meinungsbild. Jedenfalls unserem LV dürfte bewußt sein, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Rpflegerschaft zwischenzeitlich arg ins Wanken geraten ist, weil merkbare Erfolge nicht eintreten.



    Die beiden - auszugsweise - zitierten Aussagen von Kimi bieten an sich einen guten Ansatzpunkt, der - hier - leider an den Rechtspflegern, ob Mitglied oder nicht, des Landes gescheitert ist. Um die Arbeit des Vorstandes mehr oder wieder besser an den Vorstellungen der Mitglieder auszurichten, wurde eben so eine Umfrage gestartet. Das Antwortverhalten der Rechtspfleger war - bildlich gesprochen - unter aller Sau, stattdessen wurde sich über die Art der Kopien der zweiseitigen Ankreuzfragen aufgeregt! Es hatten ca. 400 Rechtspfleger, davon ca. 260 Mitglieder die Möglichkeit ihre Meinung zur zukünftigen Vorstandsarbeit und den Zielen zu äußern. Es gab nicht mal 30 Antworten! Freiwillige "aus der Praxis", die mal eine Stellungnahme zu Gesetzesentwürfen abgeben oder sich für die Vorstandsarbeit entscheiden gibt es eigentlich nicht. Alle 2 Jahre haben wir das Problem überhaupt 5 Wahlvorschläge für den Vorstand zusammen zu bekommen. Die Mehrheit der Mitglieder hat es ja nicht mal nötig, zur einmal im Jahr stattfindenden Mitgliederversammlung zu erscheinen oder verlässt diese vor dem nicht öffentlichen Teil. Und für solche Leute soll man sich dann einsetzen? - wozu?
    Wenn das so weiter geht, gibt es demnächst einen Landesverband weniger, weil durch einen Notvorstand die Auflösung betrieben werden muss.



  • .... Um die Arbeit des Vorstandes mehr oder wieder besser an den Vorstellungen der Mitglieder auszurichten, wurde eben so eine Umfrage gestartet. .




    @ Omega:

    Was hältst Du davon, den Fragebogen, evtl. in etwas allgemein gehaltener Form, also ohne evtl. regionale Besonderheiten zu berücksichtigen, ins Forum zur Abstimmung unter den Forums-Mitgliedern einzustellen, um auch noch ein bundesrepublikanisches Ergebnis zu erhalten?


    Mir lag zwar schon auf der Zunge, zu fragen, ob Eure Vorstandsmitglieder schon in den Spiegel geschaut haben und sich vielleicht danach die schlechte Wahlbeteiligung erklären konnten, aber ohne Kenntnis vom Fragebogen, habe ich mir die Frage lieber verkniffen.

  • Ich habe erst jetzt diese Diskussion gelesen, denke aber, sie sollte fortgeführt werden. ... sie könnte zur Besinnung auf uns selbst als Berufsstand hinführen, wenn wir - jeder für sich - uns selbstbewusst und überlegt zeigen und uns zu dem bekennen, was und wer wir sind.
    Es sind nicht unbedingt neue Gedanken in dem Positionspapier, aber es sind Gedanken, die man durch konkrete Tagesgedanken erhellen und pragmatisch machen kann.:)

  • Hauptsächlich der Verstand. Bei einer Berufsgruppe, die zahlenmäßig, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, derart klein ist, scheint es mir utopisch zu glauben, dass dann der DBB oder ver.di oder idealistisch veranlagte Politiker schon irgendwie auch Berufsinteressen von Rechtspflegern vertreten würden.

    Wir sind eben zahlenmäßig zu klein. ...

    Ich überlege jetzt gerade: Gibt es mehr Rechtspfleger, Notare, Lokführer, Piloten oder Fluglotsen ... ? Ich finde die Zahlen auf die Schnelle nicht ...

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Zitat

    Wir sind eben zahlenmäßig zu klein. ...

    Ich überlege jetzt gerade: Gibt es mehr Rechtspfleger, Notare, Lokführer, Piloten oder Fluglotsen ... ? Ich finde die Zahlen auf die Schnelle nicht ...


    Ca. 8000 Notare - siehe hier
    ca. 19600 Triebwagenführer bei der Deutschen Bahn (Stand 2006) - siehe hier
    ca. 9500 Verkehrsflugzeugführer - siehe hier

    Wie viele Rechtspfleger sind wir denn, mit und ohne die Amtsanwälte?

  • Es gibt jedenfalls mehr aktive Rechtspfleger/innen als die Zahl der hier genannten Notare und Piloten. Wir müssten deutlich über 10.000 sein.

    So klein sind wir also gar nicht, wir reden uns nur selbst immer klein. Das ist wie die selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn ich mir nur lange genug einrede, dass ich nichts wert bin, und dass sich ein Einsatz für die Berufsinteressen nicht lohnt, dann nimmt mich auch niemand mehr für voll und der Einsatz lohnt sich wirklich nicht. Es vermag nur derjenige zu überzeugen, der an sich selber glaubt.

  • Zitat

    Wir sind eben zahlenmäßig zu klein. ...

    Ich überlege jetzt gerade: Gibt es mehr Rechtspfleger, Notare, Lokführer, Piloten oder Fluglotsen ... ? Ich finde die Zahlen auf die Schnelle nicht ...


    Ca. 8000 Notare - siehe hier
    ca. 19600 Triebwagenführer bei der Deutschen Bahn (Stand 2006) - siehe hier
    ca. 9500 Verkehrsflugzeugführer - siehe hier

    Es gibt jedenfalls mehr aktive Rechtspfleger/innen als die Zahl der hier genannten Notare und Piloten. Wir müssten deutlich über 10.000 sein.

    .

    Was wollt Ihr daraus ableiten?

    Ich weiß nur,
    wenn der Arbeiter es will, stehen die Räder still.

    Aber was passiert, wenn der Rechtspfleger es will?

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    ...
    ..So klein sind wir also gar nicht, wir reden uns nur selbst immer klein. Das ist wie die selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn ich mir nur lange genug einrede, dass ich nichts wert bin, und dass sich ein Einsatz für die Berufsinteressen nicht lohnt, dann nimmt mich auch niemand mehr für voll und der Einsatz lohnt sich wirklich nicht. Es vermag nur derjenige zu überzeugen, der an sich selber glaubt.

    Das Thema Prophezeiung und Glauben hatten/haben doch gerade in einem anderen thread, wo der vorgenannte Beitrag auch gut reinpassen würde.

    Ich jedenfalls bin als Entscheider mehr für Fakten.

    Wenn ein Entscheider nach einem Selbstfindungsseminar nur noch mit Glauben argumentiert, dann halte ich seine Entscheidungen für nicht so besonders wasserfest.

  • Was wollt Ihr daraus ableiten?

    Ich weiß nur,
    wenn der Arbeiter es will, stehen die Räder still.

    Aber was passiert, wenn der Rechtspfleger es will?


    Daraus leite ich nur ab, dass das Argument, unsere Berufsgruppe sei halt zu klein und schon deshalb lässt sich für uns nichts bewegen, - mit Verlaub - Quatsch ist.
    Ich sagte ja schon, wir sind nicht in der Lage, streiken zu können. Ist halt so. Dafür müssen dann halt mehr Argumente her als in Auseinandersetzungen mit Gewerkschaften. Aber das hat überhaupt nichts mit der Frage zu tun, ob wir schon zu wenig Rechtspfleger sind.

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    Zitat

    Das Thema Prophezeiung und Glauben hatten/haben doch gerade in einem anderen thread, wo der vorgenannte Beitrag auch gut reinpassen würde.

    Ich jedenfalls bin als Entscheider mehr für Fakten.

    Wenn ein Entscheider nach einem Selbstfindungsseminar nur noch mit Glauben argumentiert, dann halte ich seine Entscheidungen für nicht so besonders wasserfest.


    Was heißt "glauben"? Da gibt es ja nun mehrere Bedeutungen. Ich kann etwas einfach mal glauben, weil ich es nicht weiß. Da ist die deutsche Sprache unscharf und verwendet "glauben" und "vermuten" synonym. Dieses "glauben" ist natürlich recht schwach.
    Es gibt noch (mindestens) ein anderes "glauben". Das verwende ich dann, wenn ich volles und bedingungsloses Vertrauen in jemanden anders oder in seine Fähigkeiten habe. Dem sage ich dann: "Ich glaube an Dich." Dieses "glauben" ist etwas völlig anderes als das erste. Etwas Stärkeres gibt es kaum.

    Ich sollte schon in der Lage sein, an mich als Rechtspfleger zu glauben. Sollte. Denn genau da hakt es nach meiner Wahrnehmung bei bemerkenswert vielen Kollegen.

    Ich hatte heute ein Telefonat mit dem Vorsitzenden Richter des Grundbuch-Beschwerdesenats beim OLG München, also einem Richter, der allein in diesem Quartal nur von mir vier Vorlagen, zwei davon zu einem ('tschuldigung) Kotzthema, also eine Menge Arbeit auf den Tisch gelegt bekommen hat. Wir sind inhaltlich vielleicht nicht immer einer Meinung, stimmen aber darin überein, die (unsererseits nicht wenigen) Vorlagen an das OLG einerseits und gelegentliche Aufhebungen von Rechtspflegerentscheidungen andererseits nicht persönlich zu nehmen. Wir wissen, dass die Rechtspfleger nicht vorlegen, um die Richter zu ärgern, und wir wissen, dass die Richter uns nicht aus Prinzip aufheben. Und er hat mit deutlichen Worten hinzugefügt, dass die Rechtspfleger keinen Anlass haben sollten, die sachliche Konfrontation zu scheuen. Dafür seien sie schließlich sachlich unabhängig! Auch müssten sie ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ihm sei es lieber, wenn nicht alles kritiklos im Grundbuch eingetragen werde.

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

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