Aus der freien Wirtschaft in die Justiz.

  • Hallo zusammen,

    ich arbeite annähernd seit 4 Jahren in einer Anwaltskanzlei für Insolvenzrecht. Gerne würde ich nun in die Justiz wechseln. Nun habe ich mit "meinem OLG" Kontakt aufgenommen und mir wurde mitgeteilt, das Bedarf bestehe. Ich solle noch mitteilen, welcher Bereich mir liegen würde. Welcher Bereich wäre denn zum Einstieg gut geeignet? Nachlasssachen liegen mir gut.

    Ich dürfe gerne eine Stelle zur Justizinspektorin auf Probe beantragen. Was heißt das genau für mich? Damit meine ich: Wie erfolgt so etwas und auf was habe ich zu achten? :confused:

    Ich wäre sehr dankbar für Tipps.

    :) Liebe Grüße

  • Warum nach der Wartezeit nicht weiter Insolvenzrecht :gruebel:.

    Du meinst dieses eine Jahr? Ja, das wäre schon eine gute Idee. Aber man kann das ja bestimmt nicht einfach selbst entscheiden, oder? Ich kenn mich da nicht so aus, wie das dann in der Praxis läuft und man liest ja doch recht viel unterschiedliches...

  • Warum nach der Wartezeit nicht weiter Insolvenzrecht :gruebel:.

    Du meinst dieses eine Jahr? Ja, das wäre schon eine gute Idee. Aber man kann das ja bestimmt nicht einfach selbst entscheiden, oder? Ich kenn mich da nicht so aus, wie das dann in der Praxis läuft und man liest ja doch recht viel unterschiedliches...

    ich meine das eine Jahr; Du kannst doch bestimmt Wünsche äußern, ob es dann etwas wird, ist doch die andere Sache. Wobei bei uns das Insolvenzgericht unter den Rechtspflegern nicht beliebt ist. Ich nehme an, wenn sich jemand freiwillig melden würde, der dazu noch Erfahrung hat, wäre er da, bevor er noch "maff" sagen kann.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Beim OLG kann man allenfalls ein Wunschgericht benennen. Den Einsatz bestimmt später allein die Verwaltung des ausgewählten Gerichts. Gerade als Neuling darf man sich dann hinten anstellen und landet zunächst in den ungeliebten Bereichen (RAST z. B.).

  • ...hinten anstellen und landet zunächst in den ungeliebten Bereichen (RAST z. B.).

    Eben. Hinten anstellen, am Ende der Schlange der Kollegen, die schon seit Jahren in die Inso wollen. :ironie:

    Soweit ich weiß, gehört doch Inso zu den unbeliebten Bereichen.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Wer so einige Kanzleien für Insolvenzrecht und deren Gewohnheiten kennt, stellt sich die Frage nicht.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Die Gewohnheiten bei der Justiz mögen nicht immer Bestnoten bekommen, aber vergleichbare Stellen in der freien Wildbahn sind eher schlechter bezahlt, haben schlechtere Arbeitszeiten (und das auch ohne Neuerungen wie Vertrauensarbeitszeit), sind mit Kündigungsrisiko und gesetzlicher Versicherung. Von ungünstigeren Regelungen mit Kindern etc. will ich gar nicht erst anfangen. Bis man jemanden findet, der außerhalb des öffentlichen Dienstes ein besseres Los gezogen hat, muss man schon ganz schön suchen.

  • Also lieben Dank euch allen ersteinmal für die rege Beteiligung. Ihr verwirrt mich ganz schön. Ist die Justiz eine so schlechte Alternative? Ich war noch nie im Staatsdienst, nur im Praxisjahr. Anwärterbezüge musste ich nicht zurück bezahlen. Ich habe mir nun Gedanken gemacht bei der Justiz einzusteigen, wenn möglich, zum Einen wegen der Bezahlung zum Anderen wegen der, meiner Meinung nach, besseren Absicherung auch in Bezug auf eine Schwangerschaft und einem späteren Wiedereinstieg in den Beruf. Ihr dürft mich aber auch gerne eines Besseren belehren. Bei uns läuft es derzeit zusätzlich von der Auftragslage nicht mehr so gut und meine Chefs überlegen stellen abzubauen.

  • Die Abwägung Justiz/freie Wirtschaft ist Geschmackssache - stöber Dich mal durch ähnliche Anfragen im Bereich "Im Studium" und "Vor dem Studium".

    Ich persönlich bin zufrieden als Beamtin, alles in allem.
    Es liegt zwar viel im Argen im Staatsdienst, aber meine Freunde aus der freien Wirtschaft klagen auch.

    Du musst überlegen, was Dir wichtig ist und was Du Dir von Deiner neuen Tätigkeit versprichst.

    Bezahlung - naja, könnte besser sein, aber da ich nicht weiß, was Du jetzt verdienst, musst Du das für Dich abwägen. Vergiß nicht, dass Du Deine Krankenversicherung vorauss. selbst zahlen musst (die meisten Beamten sind privat versichert), wenn Du Besoldungstabellen studierst.
    Sicherheit - kommt auf die Stellenlage in Deinem Land an, wie schnell Du Beamtin auf Lebenszeit werden kannst.
    Familienfreundlichkeit - ist glaube ich mti der freien Wirtschaft nicht zu vergleichen - hier gibt es jede möglich Konstellation von Teilzeitbeschäftigung.
    sachliche Unabhängigkeit - für viele das A und O des Rechtspflegerberufes - Du bist Dein eigener Herr und entscheidest eigenständig. In allen anderen Dingen unterstehst Du allerdings der Verwaltung - das geht los mit Deinem Sachgebiet bis zu Deinem Einsatzort - beides jederzeit ohne Vorwarnung änderbar. Jedoch sind Versetzung unwahrscheinlicher, je älter Du bist und wenn Du Kinder hast.

    Mich überrascht die Frage Deines OLG nach Deinem Lieblingssachgebiet - unwahrscheinlich, dass Sie das für Deinen späteren Einsatz fragen, da das nicht das OLG, sondern der jeweilige Direktor/Präsident Deines Einsatzgerichtes entscheidet. Vielleicht geht's um Sonderzuständigkeiten (gerade Insolvenzgerichte sind ja häufig konzentriert) oder Du hast einen guten Eindruck gemacht und das OLG will Dich für die dortige Verwaltung haben.
    Oder sie fragen, um Dich näher kennenzulernen - durch die Frage erkennt man vielleicht, mit welcher Anspruchshaltung jemand kommt, wie flexibel er ist, ob ihm Publikum liegt, wie weit er sich mit den versch. Einsatzmöglichkeiten des Rpfl. auskennt...

    Wenn Du Deine jetzige Stelle vielleicht nicht behalten kannst und das OLG Bedarf hat, solltest Du den Staatsdienst zumindest näher in Betracht ziehen. Schließlich kannst Du später immer noch kündigen und zurück in die freie Wirtschaft, wenn sich eine Gelegenheit bietet.

    Viel Glück auf dem weiteren Weg!

    Wir taumeln durch die Straßen, so als wären wir jung und schön.

  • Moin! Will mich hier auch mal zu Wort melden und Mut machen für den Wechsel in den Behördenapparat!

    :)

    Bin nach 10 Jahren freier Wirtschaft "back to the roots" - also in die Justiz zurück! Und habe es bis heute nicht bereut (bin schon über 5 Jahre dabei) ... und das, obwohl ich in der freien Wirtschaft mehr verdient habe!
    Die Arbeitszeiten sind einfach unschlagbar, zumal wir die Vertrauensarbeitszeit haben.
    Schön ist auch, eigenverantwortlich zu arbeiten und nicht "Zuarbeiter" für den Chef zu sein!

    Außerdem ist es auf Dauer stressig, immer auf das Wohlwollen eines Chefs angewiesen zu sein. Wenn dem mal meine Nase nicht mehr passt oder aus anderen Gründen Stellen abgebaut werden..... nicht schön! Das passiert einem als Beamter auf Lebenszeit nicht! Ist schon Gold wert - außerdem läßt das auch mehrere Euros pro Monat netto weniger ertragen!!!

    In Niedersachsen (und ich glaube Hessen auch) ist es auf jeden Fall toll, Nachlasssachen und/oder Registersachen zu bearbeiten, da der Richtervorbehalt aufgehoben ist und man all die spannenden Sachen aus dem Studium anwenden kann!

  • Ich denke wie so oft gilt auch hier der Grundsatz " es kommt drauf an" nämlich wie der persönliche Lebensentwurf ist, welche Erwartungen man den Beruf hat - ob man das Leben außerhalb des Büros bewußt runter fährt oder auch Wert auf ausgefüllte Freizeit wert legt. Ich denke wenn man diese Fragen und noch viele andere beantwortet hat kann man für sich persönlich eine Entscheidung treffen.

  • Für Frauen mit Kinderwunsch dürfte der öD unschlagbar sein.
    Ansonsten: Anfangsgehalt netto ( nach Abzug der Krankenkasse ) ca. 1.600,- € bei 41 Stundenwoche, i.W. ohne Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld.
    Nicht gerade üppig für die harte Ausbildung.
    Muss Jeder für sich selber entscheiden.

  • Ich denke auch, dass es für Frauen mit Kinderwunsch keinen besseren Arbeitgeber als den Staat gibt. Wenn man Glück hat, bekommt man noch bei Teilzeit die Arbeitszeiten nach Wunsch serviert.
    Der Rest ist, wie so vieles, persönliches Abwägen. Im Staat liegt unbestritten einiges im Argen, andererseits (sagte ich schon mal an anderer Stelle), wenn es so schlimm wäre, wie wir alle jammern, wären wir alle nicht mehr hier (im öD, nicht im Forum!).

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  • In meinen Augen Jammern hier viele auf hohem Niveau. Anders kann man das nicht bezeichnen...
    Uns geht es besser als vielen anderen, das sollte man sich vielleicht immer mal wieder vor Augen führen und etwas zufriedener sein!
    Und das sage ich, die seit vielen Jahren nicht in ihr Wunschbundesland gelassen wird. Eigentlich hätte ich Grund zum Nörgeln, aber wie gesagt, mal rein auf den Beruf bezogen, gehts uns schon super!

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