Was geht hier schief?

  • Naja, eigentlich hat die Justiz grundsätzlich mal eine Renovierung verdient. Aber dies ist hier ein zu weites Feld.

    Die Justiz ist halt im Großen und Ganzen eher konservativ eingestellt. Durch die jüngeren, liberalen, Neuanfänger kommt ab und an ein frischerer Wind rein, aber ansonsten wird doch nur das getan, was dringend getan werden muss: Umstieg auf elektronische Akte zum Beispiel.
    Weder Standesdünkel, noch Allmachtsfantasien, noch geänderte Personalführung stehen auf der ToDo-List, auch wenn immerhin ein Bewusstsein geschaffen wird für Sachen wie Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz und Ähnliches. Es kommt zwar gefühlte 100 Jahre später als in der freien Wirtschaft, aber es kommt.

    Aber genug Offtopic, sorry :oops:

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • So off Topic finde ich es nicht, weil die Ausbildung sicher nicht der einzige Grund für das Problem ist.

  • So off Topic finde ich es nicht, weil die Ausbildung sicher nicht der einzige Grund für das Problem ist.

    Ich denke allerdings, dass wir "den Zustand der Justiz" doch eher unter einem anderen Thread diskutieren sollten (evtl im Smalltalk), denn hier geht es ursprünglich um die hohe Zahl von Abbrechern und Durchfallern.

    Klar, dass bei den Abbrechern auch der Zustand der Justiz mit reinspielen kann, will ich gar nicht verneinen. Aber im Studium hat man eigentlich noch nicht so den Einblick in Beförderungsstrukturen, Übergehen bei Beförderungsrunden, fragwürdige Beurteilungen oder andere Sachen, die einem mit zunehmenden Dienstalter so auffallen.

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • So off Topic finde ich es nicht, weil die Ausbildung sicher nicht der einzige Grund für das Problem ist.

    Ich denke allerdings, dass wir "den Zustand der Justiz" doch eher unter einem anderen Thread diskutieren sollten (evtl im Smalltalk), denn hier geht es ursprünglich um die hohe Zahl von Abbrechern und Durchfallern.

    Klar, dass bei den Abbrechern auch der Zustand der Justiz mit reinspielen kann, will ich gar nicht verneinen. Aber im Studium hat man eigentlich noch nicht so den Einblick in Beförderungsstrukturen, Übergehen bei Beförderungsrunden, fragwürdige Beurteilungen oder andere Sachen, die einem mit zunehmenden Dienstalter so auffallen.


    :daumenrau

  • Klar hieß es schon immer Studium, selbst zu meiner Zeit.

    Aber war es wirklich eins ? M.E. nicht. Ich habe später mal aus Spass ein bisken Jura studiert: Das ist anders, es fängt mit der Selbstorganisation an und hört mit der Dauer auf.

    Und wie Traumtänzer ausführt: Bolongna lässt grüßen und der Wille, unsere "Ausbildung"/Studium da anzugleichen.

    ...


    Inwiefern? :gruebel: Im hiesigen Bundesland kann ich entsprechende Änderungen bezüglich der Ausgestaltung des Studiums bzw. dessen Inhalte nicht feststellen.

  • So off Topic finde ich es nicht, weil die Ausbildung sicher nicht der einzige Grund für das Problem ist.

    Ich denke allerdings, dass wir "den Zustand der Justiz" doch eher unter einem anderen Thread diskutieren sollten (evtl im Smalltalk), denn hier geht es ursprünglich um die hohe Zahl von Abbrechern und Durchfallern.

    Klar, dass bei den Abbrechern auch der Zustand der Justiz mit reinspielen kann, will ich gar nicht verneinen. Aber im Studium hat man eigentlich noch nicht so den Einblick in Beförderungsstrukturen, Übergehen bei Beförderungsrunden, fragwürdige Beurteilungen oder andere Sachen, die einem mit zunehmenden Dienstalter so auffallen.


    :daumenrau

    Ich weiß es nicht, inwiefern da in der Praxis schon negative Schwingungen übertragen werden. (Wenn ich mich da so an meine Ausbilder erinnere: Da kam schon der Frust relativ unverblümt rüber). Aber ich denke, es ist sicher nicht der Hauptgrund. Vielleicht ein Grund, sich nicht für den Beruf zu entscheiden. Aber ok, konzentrieren wir uns hier auf das Studium.

    Und die Zustände in der Justiz in einen Thread zu packen ? :wechlach:

  • Man braucht sich nur die Zustände in Ba-Wü nach der Notariatsreform ansehen, dann weiß man, was der Dienstherr von den Rechtspflegern hält:

    Pro Zentralem Grundbuchamt ca. 30.000 bis 50.000 Rückstände, Bearbeitungszeiten von über einem Jahr bei den Nachlassgerichten, die Betreuungsgerichte sind "abgesoffen".
    Personaldeckungsgrad von ca. 75%.

    Wie das die Rechtspfleger schaffen sollen interessiert niemand.

    Personalverstärkung ist nicht in Aussicht.

  • Man braucht sich nur die Zustände in Ba-Wü nach der Notariatsreform ansehen, dann weiß man, was der Dienstherr von den Rechtspflegern hält:

    Pro Zentralem Grundbuchamt ca. 30.000 bis 50.000 Rückstände, Bearbeitungszeiten von über einem Jahr bei den Nachlassgerichten, die Betreuungsgerichte sind "abgesoffen".
    Personaldeckungsgrad von ca. 75%.

    Wie das die Rechtspfleger schaffen sollen interessiert niemand.

    Personalverstärkung ist nicht in Aussicht.

    Meines Wissens sind 'nur' noch 2 - 3 zentrale GBAs so abgesoffen, und da liegen die Rückstände bei 15.000 - 20.000. Alle anderen darunter.

    Abgesoffene Betreuungsgerichte nicht in ganz BaWü, sondern 'nur' im OLG Stuttgart Bezirk - und auch da nicht flächendeckend.

    1 Jahr Bearbeitungszeit kann ich für die hiesigen Nachlassgerichte auch nicht bestätigen.

    Dass die Reform nicht besonders gut läuft - gar keine Frage, aber diese extremen Übertreibungen helfen niemandem.

  • Als nicht ganz unerhebliche Konsequenz - und da möchte ich mich selber nicht zu 100 % ausschließen - gibt es unter nicht wenigen Anwärtern eine nicht mehr in vollen Zügen bestehende "Loyalität" zum Dienstherrn. Wünsche zu möglichst früher Elternzeit oder einem Wechsel aus dem Rechtspflegerdienst sind da tatsächlich keine Seltenheit. Schade nur, dass diese fehlende Loyalität gerade auch vom Dienstherrn ausgeht. Mich überkommen dabei immer weitere Bedenken, wie die jetzigen Pensen in der Zukunft bewältigt werden sollen, wenn viel zu wenig Personal eingestellt wird und die sächliche Ausstattung von Menschen außerhalb der Justiz nur belächelt wird. Vielleicht geht es nur mir so, aber, so viel Spaß mir die Ausbildung bisher gemacht hat, leider überwiegen immer mehr die mangelhaften Aspekte. Mal sehen, wie viele meiner Rechtspflegerkollegen dem Beruf tatsächlich treu bleiben werden.
    Meine Schwarzmalerei ist vielleicht auch ein wenig übertrieben, dürfte der aktuellen Situation aber leider einigermaßen gerecht werden. Denn beispielsweise den Beamtenstatus aufzugeben, ist für einige Kollegen sicher auch eine Alternative, die früher wohl nicht so häufig vorgekommen sein dürfte.

  • Mich überkommen dabei immer weitere Bedenken, wie die jetzigen Pensen in der Zukunft bewältigt werden sollen, wenn viel zu wenig Personal eingestellt wird und die sächliche Ausstattung von Menschen außerhalb der Justiz nur belächelt wird. ..
    .

    Vertrauensarbeitszeit

  • Das dürfte keine Frage der VAZ als solcher sein, sonst dürften Richterreferate nie absaufen. Tun sie aber.

    Ohne VAZ ist es halt leichter nachweisbar bzw. die Beweislast etwas anders ...

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Und die Zustände in der Justiz in einen Thread zu packen ? :wechlach:

    Psssst, ich wollte doch, dass Kai das generell zulässt und nicht wegen der zu erwartenden Menge an Posts und Threads von vornherein ausschließt ;)

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • Keine Ahnung, was genau. Ich habe mich damals nicht mehr dafür interessiert und bin heute zu faul zum Suchen.

    Damals viel u.a. der Einführungsmonat weg.

  • Keine Ahnung, was genau. Ich habe mich damals nicht mehr dafür interessiert und bin heute zu faul zum Suchen.

    Damals fiel u.a. der Einführungsmonat weg.

    Der ist schon recht lange gestrichen. Den gab es schon vor mindestens 13 Jahren nicht mehr ;)

    Ich meine, mich zu erinnern, dass IPR im Studium II zu einem wichtigeren Fach wurde. Genaueres weiß ich allerdings auch nicht mehr.
    Aber eine "riesige" Änderung in den Studieninhalten ist mir auch nicht bekannt. Es wurde zwar viel darüber überlegt, im Hinblick auf die Bologna-Reform vieles zu ändern, aber tatsächlich umgesetzt wurden eher Punkte, die die Studierenden selbst betreffen: Beendigung des Ausbildungsverhältnisses bei "Blockversagen" (bestimmte Anzahl an Klausuren in Studium I nicht bestanden) und Ähnliches.

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • Der ist schon recht lange gestrichen. Den gab es schon vor mindestens 13 Jahren nicht mehr ;)

    Der Bologna-Prozess läuft seit 1999, also ist das nicht unbedingt ein Gegenargument.

    Sollte es auch nicht sein, eher eine Erläuterung :)

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • Ich bin selbst derzeit Anwärterin im 1. Studienabschnitt und stelle in meinem Jahrgang ebenfalls fest, dass schon einige weggefallen sind und bei vielen der Verbleibenden die Motivation auch ziemlich am Schwinden zu sein scheint. Und zumindest für "meine" Hochschule habe ich das Gefühl, dass das durchaus mit dem (von den Dozenten klar kommunizierten) Zustand der Justiz zusammen hängt.
    Da lassen einige schon sehr raushängen, dass wir uns für die Laufbahn im öD mit den geringsten Aufstiegschancen, den schlechtesten Arbeitsbedingungen und einer nicht existenten Wertschätzung durch den Dienstherrn entschieden haben.
    Das mag ja sogar irgendwo fair sein (wenn dem wirklich so sein sollte und man insbesondere die Jüngeren, die noch die Reißleine ziehen könnten, vorwarnen will), ist aber nicht grade förderlich für die Motivation, wenn man als Anwärter dank der neuen Prüfungsordnung ein Jahr lang faktisch keinen Urlaub hatte und man von der Lernerei, der strengen Notenvergabe usw. eh schon latent frustriert ist. Da fragt man sich als Anwärter dann halt schon, ob der Stress in der Ausbildung in einem gesunden Verhältnis zu dem steht, was nachher (angeblich?) dabei raus kommt.

  • ... dass wir uns für die Laufbahn im öD mit den geringsten Aufstiegschancen, den schlechtesten Arbeitsbedingungen und einer nicht existenten Wertschätzung durch den Dienstherrn entschieden haben.

    Wir hatten vor etlichen Jahren Gelegenheit zum direkten Vergleich. Da wurde gerade in unserem Vermessungsamt der letzte mittlere Beamte in die Endstufe befördert. Er war damals noch nicht 40 Jahre alt. Da es sich um mehrere Leute in etwa dem selben Alter handelte, glaube ich auch nicht, dass es einfach nur Glück im Hinblick auf die Altersstruktur der Behörde war.

    In der Justiz war zu der Zeit eher die Frage, ob man die Endstufe im mittleren Dienst mit 60 überhaupt noch erreichen könnte.

    Ob die Bedingungen in der Justiz die schlechtesten überhaupt sind, kann ich nicht sagen.

    Wenn aber - und darauf deutet derzeit einiges hin - die jungen Leute sich immer mehr aussuchen können, was sie arbeiten, spielt es für uns auch keine Rolle mehr, ob sie der Justiz den Rücken kehren, weil die Bedingungen im Staat allgemein oder explizit bei uns besonders schlecht sind.

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

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