Was geht hier schief?

  • Wo ist das Problem? Für eine Laufbahn im gehobenen Dienst braucht man normalerweise keine Leute, die Einser-Abis haben - die sind besser an der Uni aufgehoben.
    Ohnehin faszinierend, dass viele den Job mit so gutem Abi trotzdem ergreifen -da ist später Frust wegen der oft vorherrschenden biederen Sachbearbeiter-Tätigkeiten vorprogrammiert.
    Rechtspflege ist ein guter 9to5-Job, aber als Berufung ungeeignet, schon weil er fast keine Entwicklungsmöglichkeiten bietet.


    Diesen Beitrag verstehe ich nicht. Es geht hier nicht darum, wie wenig Einserabiturienten Rechtspfleger werden. Es geht darum, dass in Starnberg fast 50 % eines bestimmten Jahrgangs bereits in den ersten 2/3 des Studiums ausgeschieden sind. DA ist das Problem.

    Um zu bestehen braucht man in der Tat kein Einzerabitur. Das was man lernt sollte einem aber auch liegen. Außerdem sollten die Bedingungen so sein, dass man auch gut lernen kann.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • ui ui ui was hab ich da nur losgetreten. Also ein paar Fakten zu der Lage bei uns hier in Starnberg. Fakt ist das 240 Leute 01.09.2017 die Anwärterlaufbahn angetreten haben. Bis zu den Übungsklausuren (November) haben nur wenige Abgebrochen wegen "besserer" Studienplätze. Nach den ersten 2 scharfen Klausuren gabs dann schon erste Verluste. Es stimmt definitiv dass das Problem mit an den großen Gruppen liegt (1 Hörsaal kann auch mal 80 Leute haben da die gesamten Anwärter auf 4 Hörsäale gequetscht werden (müssen)). Fakt ist dass wir zu den Abschlussklausuren dann noch ca. 199 waren (Juni '18). Da sind dann viele Rausgefallen weil bei uns die Leute erst dann offiziell wegfallen, wenn sie kündigen oder den Studienabschnitt nach allen Klausuren offiziell nicht bestehen. Fakt ist auch, dass fast jeder wiederholen durfte der den entsprechenden Antrag bei den OLGs gestellt hat.

    Jetzt meine persönliche Meinung (als betroffener Student) zu der Thematik:

    1. Der Stoff ist anstrengend und viel aber machbar
    2. Viele ältere Anfänger (oft Ex-Bundeswehrler) tun sich extrem schwer mit dem Stoff, man wird auch von den Dozenten gerne mal alleine gelassen (Zitat: "Ja Gutachtenstil müssen sie jetzt können", erklärt wurde der bei mir im Hörsaal aber nie)
    3. Die Lehrmotivation einiger Dozenten ist suboptimal. Jmd der dich als Dozent dumm von der Seite anredet ("Ach das wissen sie?" oder "Machen sie es ja nicht so wie die Frau X., die ist wegen meiner Vorlesung durchs Examen gefallen hihihi*) sind meiner Meinung nach für den Job nicht qualifiziert
    4. Klausuren - Bei mir ist der Eindruck entstanden dass so mancher Dozent in den Klausuren gerne auch mal einen auf den Putz haut um uns zu zeigen wie dumm die Studenten doch sind. Krasseste Beispiel bei mir in der mündlichen Prüfung: Mitstudent wird geprüft (sitzt im Rollstuhl und brauch einen Helfer zum blättern) als die Dozentin in der Prüfung zu ihm meint: "Das können sie sein lassen, hilft ihnen eh nichts mehr"
    5. Ähnliches bzgl. 4 zeigte sich auch im Praktikum: GBO-Praxisklausur mit einem Schnitt von 2 Pkt, meine Ausbilderin ist bei der Angabe lachend vom Stuhl gefallen und meinte ob das der Ernst vom Ersteller ist... (Mein Klausurkorrektor hat seine Gruppe sehr wohlwollend korrigiert sodass die meisten in meiner Leistungsklasse nicht mit 0 raus gekommen sind)
    6. Von den 240 Studenten (anfangs) bei mir waren bis auf 80 alle ausgelagert mit teilweise 30min einfache Anfahrt. Dazu kommt Starnberg noch als absolutes Transitloch und einer "Friss oder Stirb"-Mentalität von Seiten der Verwaltung
    7. Es stimmt es gab auch viele unqualifizierte Studenten, die haben sich dabei auch selbst disqualifiziert (Alkoholexzesse, schlechte Noten, etc)

    *betreffende Studienkollegin saß mit im Hörsaal bei der Aussage

    Wichtig:
    So sehr aus dem obigen mein Frust über die Situation hier spricht, für die Leute in der Praxis muss ich eine Lanze brechen. Super nett und hilfsbereit. Mittlerweile hat auch das Justizministerium und die OLGs die Problematik auf dem Schirm und versucht die Probleme zu beheben. Einstellungsjahrgang 2018 profitiert auch schon davon, da die wirklich motivierten Dozenten an sich arbeiten und auch den extra Weg gehen um alle Leute durch die Klausuren zu bringen. Leider herrscht bei uns in der Theorie II großer Frust vor (De-Anonymisierung von Klausuren als Beispiel und daran anschließend Dozenten die über Klausuren aus dem Hörsaal herziehen) weshalb wir selbst auch kein gutes Ansehen mehr beim Fachbereich haben. Ich hoffe sehr dass der 2018er Jahrgang und die darauf folgenden ein besseres Umfeld vorfinden. Für mich persönlich kann ich nur sagen: Egal wie schön Starnberg früher war, für mich persönlich ist das hier mehr Hölle als mein Studienabbruch (Informatik) nach 10 Semestern. Bei Fragen einfach fragen!

    2 Mal editiert, zuletzt von MrSpezi (23. Mai 2019 um 15:14) aus folgendem Grund: Formatierung & ergänzung

  • ui ui ui was hab ich da nur losgetreten. Also ein paar Fakten zu der Lage bei uns hier in Starnberg. Fakt ist das 240 Leute 01.09.2017 die Anwärterlaufbahn angetreten haben. Bis zu den Übungsklausuren (November) haben nur wenige Abgebrochen wegen "besserer" Studienplätze. Nach den ersten 2 scharfen Klausuren gabs dann schon erste Verluste. Es stimmt definitiv dass das Problem mit an den großen Gruppen liegt (1 Hörsaal kann auch mal 80 Leute haben da die gesamten Anwärter auf 4 Hörsäale gequetscht werden (müssen)). Fakt ist dass wir zu den Abschlussklausuren dann noch ca. 199 waren (Juni '18). Da sind dann viele Rausgefallen...
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    ... Klausuren zu bringen. Leider herrscht bei uns in der Theorie II großer Frust vor (De-Anonymisierung von Klausuren als Beispiel und daran anschließend Dozenten die über Klausuren aus dem Hörsaal herziehen) weshalb wir selbst auch kein gutes Ansehen mehr beim Fachbereich haben. Ich hoffe sehr dass der 2018er Jahrgang und die darauf folgenden ein besseres Umfeld vorfinden. Für mich persönlich kann ich nur sagen: Egal wie schön Starnberg früher war, für mich persönlich ist das hier mehr Hölle als mein Studienabbruch (Informatik) nach 10 Semestern. Bei Fragen einfach fragen!

    Heieiei, wenn ich das so lese... da haben/hatten wir ja in Sachsen paradiesische Zustände. Anfangs (2012) 27 Leute in einem Klassenzimmer, auf jede Frage konnte eingegangen werden, alle Dozenten waren kompetent und engagiert, jeder hatte einen Wohnheimplatz, sofern er einen wollte. Dass das Wohnheim am Arsch der Welt liegt, ist ne andere Sache. Zwar haben am Ende dennoch nur - ich glaube - 18 erfolgreich abschließen können, aber wenigstens scheinen die Rahmenbedingungen besser gewesen zu sein.

    Auch wenn ein Beamter schnell und unbürokratisch handelt, kann eine amtliche Tätigkeit vorliegen.
    (LG Bielefeld, Urteil vom 28. Januar 2003 – 2 O 634/02 –, juris)

    Ein Narr ist viel bemüht; des Weisen ganzes Tun,
    Das zehnmal edeler, ist Lieben, Schauen, Ruhn.
    Angelus Silesius (1624 - 1677)

  • Also wir waren insgesamt 90 Anwärter und waren auf drei Hörsäle verteilt. Dass man das auch mit 240 Anwärtern so macht, ist echt krass!
    Stapelt man die? Oder wie sieht das denn aus?

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Also wir waren insgesamt 90 Anwärter und waren auf drei Hörsäle verteilt. Dass man das auch mit 240 Anwärtern so macht, ist echt krass! Stapelt man die? Oder wie sieht das denn aus?

    In der Theorie I warens bei mir: 1x 80 (HS25), und der rest auf 3 Säale (~50 pro Saal)
    In der Theorie II sind wir jetzt weniger und deshalb auch auf kleinere Hörsääle aufgeteilt. In meinem (kleinster) Sitzen 32, die anderen sind etwas größer


    Nachtrag: Ich möchte der Verwaltung hier jetzt auch keinen Vorwurf machen, die Saalsituation gibt nichts anderes her. Für die Arbeitsgemeinschaften mussten schon die Wohnzimmer in den Unterkunftsgebäuden weichen und dienen jetzt als Mini-Hörsäale

  • Es will wohl derzeit kaum jemand in den öffentlichen Dienst aber aufgrund der ausgerufenen Ausbildungsoffensive müssen ja die freien Stellen besetzt werden - im Zweifel eben mit allem, was der Markt so hergibt... :(

    Das stimmt hierzulande zumindest für unsere Laufbahn nicht ganz. ;)

  • Wenn volle Hörsäle der Grund wären, dürfte ja kein "richtiger" Student das Studium bestehen. Habt Ihr mal eine Uni besucht? Und das Studieren läuft da auch noch etwas anders. Eigentlich ist unser Diplom fast peinlich.

    Vielleicht SOLL ja auch gesiebt werden. Bei der Finanz in Rotenburg war das seinerzeit ähnlich. Es werden viel zu viele eingestellt, um dann am Ende ungefähr so viel zu haben, wie man braucht. Ausbildungsbeginn ist bei denen meine ich auch der 01.09. Vor Weihnachten werden die ersten Klausuren geschrieben und nach den Weihnachtsferien waren das dann schon um die 20-30% weniger, wenn ich mich richtig erinnere. Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Natürlich ist das anstrengend. Unsere Arbeit hat ja auch uU schwerwiegende Folgen für die Betroffenen, falscher Erbschein erteilt, im Grundbuch Mist eingetragen, Vermögenssorge entzogen, Altersvorsorge versteigert, Stammkapital falsch im Handelsregister... Da sollte man schon wissen, was man macht.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • ...

    Nachtrag: Ich möchte der Verwaltung hier jetzt auch keinen Vorwurf machen, die Saalsituation gibt nichts anderes her. Für die Arbeitsgemeinschaften mussten schon die Wohnzimmer in den Unterkunftsgebäuden weichen und dienen jetzt als Mini-Hörsäale

    Moment mal. Wenn ich eine Anzahl Personen einstelle, muss ich auch für ausreichendes Material (Räume, Unterlagen etc.) Sorgen. Das gehört zu Planung dazu. Später im Job braucht doch auch jeder Mitarbeiter einen Arbeitsplatz

  • Natürlich sollte man wissen was man macht. Aber ich denke, der Drang einem richtigen "Diplom" nahe zu kommen ist der falsche Weg. Es sollte eine Ausbildung erfolgen, die einen befähigt, nachher seinen Job zu machen.

    Klar brauch ich Rechtsverständnis und muss in der Lage sein, mich in bisher unbekannt Vorschriften einzuarbeiten.

    Aber ich denke, im wissenschaftlichen Arbeiten liegt nicht der Schwerpunkt der täglichen Arbeit (Bei Studenten der Rechtswissenschaften meist auch nicht). Insofern sollte man die Kirche im Dorf lassen und keinen Dom bauen, den eh keiner braucht.

    Was da z.B. die Hausarbeiten sollen erschließt sich mir nicht.

    Und warum die Kantine Mensa heißen muss und die Kollegen Kommilitonen erschließt sich mir ebenfalls nicht.

  • ...

    Nachtrag: Ich möchte der Verwaltung hier jetzt auch keinen Vorwurf machen, die Saalsituation gibt nichts anderes her. Für die Arbeitsgemeinschaften mussten schon die Wohnzimmer in den Unterkunftsgebäuden weichen und dienen jetzt als Mini-Hörsäale

    Moment mal. Wenn ich eine Anzahl Personen einstelle, muss ich auch für ausreichendes Material (Räume, Unterlagen etc.) Sorgen. Das gehört zu Planung dazu. Später im Job braucht doch auch jeder Mitarbeiter einen Arbeitsplatz

    Problem: Die FH soll eigentlich nach Pegnitz umziehen. Wann weiss keiner aber deshalb wird in Starnberg nicht mehr viel investiert...

  • Wenn volle Hörsäle der Grund wären, dürfte ja kein "richtiger" Student das Studium bestehen. Habt Ihr mal eine Uni besucht? Und das Studieren läuft da auch noch etwas anders. Eigentlich ist unser Diplom fast peinlich.

    Vielleicht SOLL ja auch gesiebt werden. Bei der Finanz in Rotenburg war das seinerzeit ähnlich. Es werden viel zu viele eingestellt, um dann am Ende ungefähr so viel zu haben, wie man braucht. Ausbildungsbeginn ist bei denen meine ich auch der 01.09. Vor Weihnachten werden die ersten Klausuren geschrieben und nach den Weihnachtsferien waren das dann schon um die 20-30% weniger, wenn ich mich richtig erinnere. Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Natürlich ist das anstrengend. Unsere Arbeit hat ja auch uU schwerwiegende Folgen für die Betroffenen, falscher Erbschein erteilt, im Grundbuch Mist eingetragen, Vermögenssorge entzogen, Altersvorsorge versteigert, Stammkapital falsch im Handelsregister... Da sollte man schon wissen, was man macht.

    Einige, die super im Studium waren, erwiesen sich dann in der Praxis als unbrauchbar, weil sie halt Theoretiker und keine Praktiker waren. Sie haben trotz Überstunden ihr Dezernat quantitativ nicht bewältigen können.

  • Vielleicht SOLL ja auch gesiebt werden. Bei der Finanz in Rotenburg war das seinerzeit ähnlich. Es werden viel zu viele eingestellt, um dann am Ende ungefähr so viel zu haben, wie man braucht... Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Bayern stellt bedarfsgerecht ein. Jeder, der zwischendrin verloren geht, fehlt später in der Praxis.

    Mich machen die Zustände fassungslos und traurig. Mir tun die Studenten leid, die unter den miserablen Bedingungen leiden. Ich war sehr gern in Starnberg, aber das waren eben noch die guten alten Zeiten.

    In den Jahrgängen nach mir wurden nur wenige eingestellt, so um die 30 insgesamt, weil unter Ministerpräsident Stoiber und Justizministerin Beate Merk extrem gespart werden sollte. Daher ist der Nachholbedarf nun umso größer.

    Aus der Ferne und nach Gesprächen mit Anwärtern sehe ich neben den bereits genannten Gründen noch folgende Aspekte:
    - (Negativ)Vorbilder: Wenn schon viele andere aufgehört haben, hat dies großen Einfluss auf Schwankende und Zweifler
    - atmosphärische Abwärtsspirale: Mangelnde Investition in die FH wegen langfristiger Verlagerung nach Pegnitz und bereits prekäre Zustände (schimmelige Gemeinschaftsduschen, siffige Teppichböden, schlechteres Essen), Dichtestress (volle Hörsäle, kein Platz in der Mensa, schlechtes Verhältnis Dozenten-Studenten, Wegfall Freizeiteinrichtungen), überforderte Strukturen bei Verwaltung, fehlende Gemeinschaftsveranstaltungen führen zu immer schlechterer Stimmung
    - Auslagerung: Die Studenten verplempern Zeit und Geld bei der Pendelei. Die Unterkünfte sind teilweise auch mies. Keine positive Gruppendynamik beim Lernen (bei uns damals waren die Zeiträume vor Klausurblöcken geprägt von konzentrierten Lernphasen - man wurde dabei von den Fleißigen mitgezogen).
    - wirtschaftliche Situation/Demographie: Studienabbrecher müssen keinen hohen Preis mehr zahlen, weil sie trotzdem gute Chancen haben. Zu meiner Zeit war Deutschland noch der kranke Mann Europas und eine Stelle beim Staat noch mehr wert.

    Die Probleme der Ausbildung werden dann zeitverzögert in der Praxis aufschlagen, wenn jeden Jahrgang Dutzende Stellen nicht besetzt werden können. Es ist ja jetzt schon prekär.

  • Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Ich will die Ironie in deinem Beitrag nicht verkennen (so ich sie denn richtig gedeutet habe), aber wenn es nur so wäre! Wenn denn die Leute mit den super Prüfungsergebnissen nur genauso spitze in der Praxis wären! ich habe leider zu oft das Gegenteil erlebt.

    Und Off Topic: Wenn ich von diesen schönen Arbeitsgruppen höre, wird mir richtig warm ums Herz. Die Probleme liegen so dermaßen auf der Hand, aber beschäftigen wir erstmal eine Handvoll Leute mit der Wahrheitsfindung. :wechlach:

  • Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Ich will die Ironie in deinem Beitrag nicht verkennen (so ich sie denn richtig gedeutet habe), aber wenn es nur so wäre! Wenn denn die Leute mit den super Prüfungsergebnissen nur genauso spitze in der Praxis wären! ich habe leider zu oft das Gegenteil erlebt.

    Und Off Topic: Wenn ich von diesen schönen Arbeitsgruppen höre, wird mir richtig warm ums Herz. Die Probleme liegen so dermaßen auf der Hand, aber beschäftigen wir erstmal eine Handvoll Leute mit der Wahrheitsfindung. :wechlach:

    Aus diesen Gründen wurde primär auch der Jahrgang 2018 dazu eingeladen, wir meines Wissens nicht. Das uns die Theorie I trotzdem mit einbindet ist positiv.
    Aber dafür sitzen dann Vertreter Olg/Ministerium bei unseren Seminararbeitspräsentation um ihre Wertschätzung zu zeigen

  • Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Ich will die Ironie in deinem Beitrag nicht verkennen (so ich sie denn richtig gedeutet habe), aber wenn es nur so wäre! Wenn denn die Leute mit den super Prüfungsergebnissen nur genauso spitze in der Praxis wären! ich habe leider zu oft das Gegenteil erlebt.


    Es gibt aber auch die andere Seite. Die sogenannten Praktiker, die alles wegschaufeln, fast ohne Problembewusstsein. Dadurch haben sie natürlich immens hohe und schnelle Erledigungszahlen. Die sind bei allen GL und Direktoren hoch angesehen.
    Wenn man dann z.B. im Grundbuch oder Nachlass nach solchen Leuten nacharbeiten darf, kann man sich oft die Kugel geben.

    Ein gesundes Mittelmaß von Theorie und Praxis ist immer noch das Beste. Lieber bleibt das Zeug länger liegen und ist dafür ordentlich gemacht.

  • Wenn volle Hörsäle der Grund wären, dürfte ja kein "richtiger" Student das Studium bestehen. Habt Ihr mal eine Uni besucht? Und das Studieren läuft da auch noch etwas anders. Eigentlich ist unser Diplom fast peinlich.

    Vielleicht SOLL ja auch gesiebt werden. Bei der Finanz in Rotenburg war das seinerzeit ähnlich. Es werden viel zu viele eingestellt, um dann am Ende ungefähr so viel zu haben, wie man braucht. Ausbildungsbeginn ist bei denen meine ich auch der 01.09. Vor Weihnachten werden die ersten Klausuren geschrieben und nach den Weihnachtsferien waren das dann schon um die 20-30% weniger, wenn ich mich richtig erinnere. Für die Betroffenen ist das natürlich nicht so schön, aber für den Staat doch super, der hat nur fähige Leute (so ist das zumindest geplant :D).

    Natürlich ist das anstrengend. Unsere Arbeit hat ja auch uU schwerwiegende Folgen für die Betroffenen, falscher Erbschein erteilt, im Grundbuch Mist eingetragen, Vermögenssorge entzogen, Altersvorsorge versteigert, Stammkapital falsch im Handelsregister... Da sollte man schon wissen, was man macht.

    Der Staat braucht genug fähige Leute. Der Staat bildet im Bereich der Rechtspfleger seine Leute selbst aus. Also sollte der Staat auch darauf achten, dass er seine Leute gut ausbildet und dafür auch die passenden Rahmenbedingungen herstellt.

    Überfüllte Hörsäle gehören definitiv nicht zu guten Rahmenbedingungen. Mir schlechten Rahmenbedingungen kann man auch geeignete Leute vergraulen.

    Bei guten Rahmenbedingungen haben es ungeeignete Leute immer noch schwer die Prüfung zu bestehen.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das, weil in der freien Wirtschaft "Fachkräftemangel" genannt wird, beim Staat nicht ankommen sollte. Im Gegenteil, wir können in aller Regel noch nicht einmal Zuwanderer ohne Weiteres einstellen.

    Nach meiner Wahrnehmung
    - ist die Ausbildungszeit geschrumpft (um ca. drei Monate, mit dem Argument, man wolle sich jetzt ans Gesetz halten)
    - der Stoff aber mehr geworden (allein das IPR war Anfang der 1990er Jahre ein laues Lüftchen gegen den heutigen Zustand)
    - leistet sich der Staat ein Fülle von Dingen, die diverse Freuden am Beruf durchaus vermiesen können (ich erwähne nur beispielsweise, dass Fahrtzeiten zu Dienstreisen je nach Land nicht oder nur teilweise als Arbeitszeit angerechnet werden und Bayern ein Reisekostenprogramm hat, das in meinen Augen eine nur schlecht verhohlene Aufforderung darstellt, von Reisekostenabrechnungen doch bitte Abstand zu nehmen)

    Im Rahmen der Diskussion um die Vormundschaftsrechtsreform wird allerlei aufgezählt, was sachlich sicher sinnvoll ist und folglich in Gesetzesform gegossen werden soll. Wenn ich dann höre, dass im Raum Köln/Bonn (also noch nicht mal Frankfurt oder München) öffentliche Stellenausschreibungen in A11 teilweise ohne jede Resonanz bleiben, wird sich der Gesetzgeber in absehbarer Zeit ernsthaft fragen müssen, was von dem Wünschenswerten noch leistbar ist.

    Auch nur ein Wille des Gesetzgebers, sich bei Gesetzen auch mal Pragmatismus zu leisten, ist derzeit nur mühsam erkennbar - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Personallage. Wer das nicht glaubt, dem gebe ich ein Stichwort: "Datenschutz". Ohne hier ins Detail zu gehen: Wir werden uns das in Grundbuchsachen demnächst mal genauer ansehen. Falls der Direktor dann die Ansage macht, dass wir den Datenschutz mit allen Konsequenzen beachten müssen (und was soll er sonst machen?), wird die Geschäftsstelle in relativ kurzer Zeit ziemlich rettungslos absaufen.

    Hier wird Personal gespart oder nicht ersetzt (Gründe egal) und gleichzeitig, weil die gelbe Post wohl Schreiben nicht innerhalb von 10 Werktagen von Bayern nach Bremen transportieren konnte, die Aufforderung in die Welt gesetzt, doch dann bitte Ab- und Umladungen bis zu zwei Wochen vor dem Termin (!!) per Fax rauszugeben, damit der Staat keine Fahrtkosten erstatten muss. Usw. usf.

    Wenn Rechtspfleger in den Ballungszentren zunehmend schwer geworben werden können, warum sollte sich jemand in den Ballungszentren mittleren Dienst oder gar das Dasein als Angestellter geben, wenn er woanders auch was findet?

    Ein Letztes: Vielleicht ist dem einen oder der anderen auch schon aufgefallen, dass die Richterverbände seit etwas über einem halben Jahr mit einer bislang ungekannten Intensität trommeln und auf die zunehmend prekäre Personallage im höheren (!!) Dienst aufmerksam machen. In dieser Dichte habe ich das früher nicht wahrgenommen. Wenn da schon wenig läuft ...

    Gute Nacht, Tante Marie!

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Es stand bei uns heute in einer Regionalzeitung, dass gute Studenten, die als Anwalt anfangen, mit 100.000,00 im Jahr rechnen können, als Richter sind es 49.000,00.

    Aufgrund der heutigen Arbeitsmarktlage zieht auch das Argument "sicherer Arbeitsplatz" nicht mehr so wie früher. Und viele Unternehmen sind inzwischen viel familienfreundlicher als der ö.D. je sein wird. Insofern sind in den letzten Jahren auch gute Argumente für den ö.D. abhanden gekommen.

    Heimarbeit, flexible Arbeitszeiten pp, sind im ö.D. ja kaum anzutreffen.

    Grundsätzlich hilft es da sicher nur, die Rahmenbedingungen zu verbessern: Mehr Geld, ein besseres Arbeitsumfeld.

    Und ich muss Andreas Recht geben: Über die Sinnhaftigkeit mancher Arbeit lässt sich schon nicht mehr streiten.

    Und trotz Allem: Ich mache meinen Job immer noch gerne.

    Wo unsere Fahne weht, ist es für jedes Schiff zu spät wir sind im Kampfe vereint. Gottes Feind und aller Welts Freund...

    Der Totenschädel lacht, die schwarzen Fahnen wehen... Viva St. Pauli !
    http://www.youtube.com/watch?v=0M2mCKVoBrQ

    Einmal editiert, zuletzt von Störtebecker (24. Mai 2019 um 13:25) aus folgendem Grund: Musste ich noch loswerden.

  • Ich wollte mehr sagen:
    Liebe/r Anwärter/in, keine Ausreden und Entschuldigen suchen und die Flinte ins Korn werfen sondern mal zusammenreißen! Natürlich sind die Umstände nicht schön. Und es wäre anders auch einfacher. ABER: An den Unis ist das auch nicht besser und ihr bekommt sogar noch Geld fürs studieren. Und natürlich werdet ihr mit Wissen zugeschüttet. Ihr braucht das aber auch, und zwar nicht nur für die Prüfung! Generationen vor euch auch schon.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das vermitteln der Theorie so großartig anders ist als früher. Frisch vom Abi ohne vorherige Ausbildung oder Studium war das auch für mich was völlig neues, zumal ich das Abi ohne zu lernen gemacht habe. Ups, plötzlich musste ich das. Und? Ging auch. Wäre bei allem anderen aber auch so gewesen, sollte man auch nicht vergessen.
    Und zumindest über das Ausbildungsgehalt für den gehD kann man nicht meckern.

    Vielleicht (!) sind die Abbrecher auch einfach nicht belastbar.
    Oder das soziale Verhalten in der Gruppe ist nicht hilfreich. Wir haben gelernt UND GEFEIERT.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

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