Im 3. Jahr (2019, 2018, 2017) 20 Prozent der Anwärter durchgefallen in Hildesheim

  • Frog: Aus der verlinkten Landtagsdrucksache kannst Du ablesen, wie viele das Examen bestanden haben. Ob die weiteren Verluste nun (unwahrscheinlich) daher kommen, dass man fertige Rechtspfleger nicht eingestellt hat, oder (wahrscheinlich) daher, dass namentlich das BAMF fleißig "gewildert" hat, ist in den Folgen gleich ... Man könnte die Statistik noch weiterführen und schauen, wie viele nach fünf oder acht oder zehn Jahren den Landesjustizdienst wieder verlassen haben. Aber das wird uns gewiss nicht fröhlicher stimmen.

    Die Quelle dürfte jene sein, die ich ebenfalls gerade zitiert hatte:
    https://www.hildesheimer-allgemeine.de/news/article/b…nd-buerger.html

  • In dem Artikel steht auch, dass vor drei Jahren 107 Anwärter gestartet sind, jetzt aber 82 durchs Examen kamen, 24 durchgefallen sind. Das heißt, vor dem Examen war nur ein Anwärter "weg".

    Dabei muss man noch bedenken, dass zu den Absolventen auch "Wiederholer" gehören, die nicht unter die 107 gestarteten Anwärter gehören (sondern zu den aus dem vorherigen Jahrgang). Es deshalb nicht so, dass vor den Examen nur einer weggefallen ist. Es ist einer mehr weggefallen als es "Neuzugänge" aus dem vorigen Jahrgang gab.

    Wenn es stimmt was man mir gesagt hat, dann sind von den 24 Durchfallern 19 wegen der Diplomarbeit durchgefallen.

    Das Bundesjustizamt hat doch grade erst die 2018er Statistik publiziert, die 2019er kannst Du ca im September 2020 dort nachlesen.

    Tatsächlich, in Hildesheim scheinen die Prüfungen durch zu sein:


    So ist es. Der Prüfungsjahrgang 2019 ist seit dem 01.10.2019 in der Praxis (soweit bestanden wurde natürlich;)).

    Und der Artikel bezieht sich auf diesen Jahrgang. Es hätte mich gewundert, wenn es jetzt schon veröffentlichte Statistiken gäbe.

  • Wenn es stimmt was man mir gesagt hat, dann sind von den 24 Durchfallern 19 wegen der Diplomarbeit durchgefallen.

    Wenn das zutrifft, hat die Hochschule nur ein Problem hinsichtlich der Vorbereitung/Begleitung der Diplomarbeit. Das ließe sich ja leicht durch ein zielgerichtetes Seminar hierzu plus vielleicht eine Vorgabe besserer Diplomthemen und eine engere Begleitung der Diplomarbeiten abstellen. Der übrige Unterricht scheint ja dann zielführend auf das Examen vorzubereiten.

    ... denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Römer 13,6

  • Ich kann ja nur für ein anderes Bundesland sprechen (will sagen: Ich äußere hier meine rein private Meinung!), aber wenn man Bewerbungsfristen immer weiter verlängern muss und die Anforderungen bereits in den Vortest runterschrauben muss, dann darf sich die Praxis eher glücklich schätzen, dass 20 % durchfallen. 1. weil es nur 20 % waren. 2. weil genau diese 20 % (noch) nicht in die Praxis kommen, wo sie dann vermutlich dem öffentlichen Glauben des Datenbankgrundbuchs schaden würden.

    Als einer der Betroffenen frage ich mich, wie du zu dieser Einschätzung gelangst. Die Diplomarbeit hat nämlich genau gar nichts mit der späteren Tätigkeit zu tun und erscheint uns (oder mir) eher als hochgehaltenes Statussymbol, um irgendwie zu rechtfertigen, eine Hochschule zu sein. Wer sich fragt, warum in Hildesheim so viele durchfallen, möge die Hochschule gern einmal besuchen und sich ein eigenes Bild machen. Die Dozenten sind ganz überwiegend wirklich klasse und hoch ambitioniert, so wirken sie zumindest, aber die sachliche Ausstattung einfach nur traurig. Und die Diplomarbeit oder das Studium mit der Zeit vor 20 Jahren zu vergleichen, kann ich auch nicht nachvollziehen, wurden doch zahlreiche Aufgaben auf Rechtspfleger übertragen oder neue geschaffen, etwa die Vermögensabschöpfung. Das Studium wurde nicht verlängert. Tatsächlich sind von den 24 Anwärtern 19 an der Diplomarbeit gescheitert. Die Erfahrungswerte aus anderen Berichten - Was soll die Diplomarbeit sein? Warum unterschiedliche Maßstäbe? Was ist wissenschaftliches Arbeiten? - kann ich genau so nur unterstreichen. Ich jedenfalls hoffe, als Rechtspfleger anfangen zu können. Und entgegen einiger wirren Meinungen halte ich mich und meine Kollegen auch für geeignet, da es eben "nur" an der Diplomarbeit lag.

  • Ich kann ja nur für ein anderes Bundesland sprechen (will sagen: Ich äußere hier meine rein private Meinung!), aber wenn man Bewerbungsfristen immer weiter verlängern muss und die Anforderungen bereits in den Vortest runterschrauben muss, dann darf sich die Praxis eher glücklich schätzen, dass 20 % durchfallen. 1. weil es nur 20 % waren. 2. weil genau diese 20 % (noch) nicht in die Praxis kommen, wo sie dann vermutlich dem öffentlichen Glauben des Datenbankgrundbuchs schaden würden.

    Als einer der Betroffenen frage ich mich, wie du zu dieser Einschätzung gelangst. Die Diplomarbeit hat nämlich genau gar nichts mit der späteren Tätigkeit zu tun und erscheint uns (oder mir) eher als hochgehaltenes Statussymbol, um irgendwie zu rechtfertigen, eine Hochschule zu sein. Wer sich fragt, warum in Hildesheim so viele durchfallen, möge die Hochschule gern einmal besuchen und sich ein eigenes Bild machen. Die Dozenten sind ganz überwiegend wirklich klasse und hoch ambitioniert, so wirken sie zumindest, aber die sachliche Ausstattung einfach nur traurig. Und die Diplomarbeit oder das Studium mit der Zeit vor 20 Jahren zu vergleichen, kann ich auch nicht nachvollziehen, wurden doch zahlreiche Aufgaben auf Rechtspfleger übertragen oder neue geschaffen, etwa die Vermögensabschöpfung. Das Studium wurde nicht verlängert. Tatsächlich sind von den 24 Anwärtern 19 an der Diplomarbeit gescheitert. Die Erfahrungswerte aus anderen Berichten - Was soll die Diplomarbeit sein? Warum unterschiedliche Maßstäbe? Was ist wissenschaftliches Arbeiten? - kann ich genau so nur unterstreichen. Ich jedenfalls hoffe, als Rechtspfleger anfangen zu können. Und entgegen einiger wirren Meinungen halte ich mich und meine Kollegen auch für geeignet, da es eben "nur" an der Diplomarbeit lag.

    Hallo RpflAHi,

    ich kann Deine Argumente nachvollziehen und verweise dazu auf meinen Beitrag #12 in diesem Thread.

    Viel Erfolg im zweiten Anlauf! :)

    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." (Abraham Lincoln)

  • In der Tat sind seit einigen Jahren in jedem Jahrgang Anwärter dabei, die abbrechen, einige nach wenigen Monaten, andere fast zum Ende der Ausbildung. Lässt sich ja auch wunderbar in der Niedersächsischen Rechtspfleger verfolgen.

  • Wenn es stimmt was man mir gesagt hat, dann sind von den 24 Durchfallern 19 wegen der Diplomarbeit durchgefallen.

    Wenn das zutrifft, hat die Hochschule nur ein Problem hinsichtlich der Vorbereitung/Begleitung der Diplomarbeit. Das ließe sich ja leicht durch ein zielgerichtetes Seminar hierzu plus vielleicht eine Vorgabe besserer Diplomthemen und eine engere Begleitung der Diplomarbeiten abstellen. Der übrige Unterricht scheint ja dann zielführend auf das Examen vorzubereiten.

    Diese Vermutung habe ich auch! Wir hatten in den letzten Jahren regelmäßig frisch geprüfte Kolleginnen und Kollegen hier im Hause und ich denke, sie alle haben sich durch die Bank bei uns als fähige und gut ausgebildete Rechtspfleger*innen erwiesen, die in der Praxis gut zurecht kamen.

    Was man allerdings so über die Diplomarbeit (insbesondere Themenauswahl und die Betreuung) hörte, war eher erschreckend.

    Wenn Hildesheim es nicht schafft, die Rahmenbedingungen für die Diplomarbeit deutlich zu verbessern, sollte man darüber nachdenken, die Arbeit wieder abzuschaffen. Für die Arbeit in der beruflichen Praxis - und dafür gehen ja letztlich wohl alle zur FH - hat die Diplomarbeit m.E. keinerlei Stellenwert und Nutzen.

    Ulf

    Alle Äußerungen hier sind als rein private Meinungsäußerung zu verstehen,
    sofern es bei den Beiträgen nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet wird.

  • Es ist leider abzusehen: Der Teufelskreis hat begonnen und ist wohl nicht mehr zu stoppen (in Niedersachsen)

    1. zu wenig Personal
    2. Arbeitsbelastung steigt, Unzufriedenheit
    3. Attraktivität des Jobs schwindet
    4. Qualifizierte Bewerber fehlen, zu wenig Anwärter/zu wenig Anwärter,die bleiben bzw. bestehen
    5. zurück zu Punkt 1.


    Danke OLG, Danke Finanzministerium- seht mal zu, dass Ihr uns da raus bringt!

  • Wobei uns gestern mitgeteilt wurde, dass die Bewerberlage beim OLG gut sein soll, es gibt anscheinenend genügend gut geeignete Bewerber.
    Ich denke eher, dass die Überfrachtung des Studiums ein Problem ist - 3 Jhre reichen für die Stoffmenge plus Diplomarbeit nicht aus.
    Dazu kommen die bereits beschriebenen Probleme: zu wenig Dozenten, beengte Räumlichkeiten, analoge Welt


  • Danke OLG, Danke Finanzministerium- seht mal zu, dass Ihr uns da raus bringt!

    Zur Bewilligung von Haushaltsmitteln gehört zu Allererst erstmal ein Ressort, das die entsprechenden Haushaltsstellen auch so beantragt. Sicher, dass das Justizministerium auch mehr Rechtspflegerstellen beantragt hat? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass das Finanzministerium dem Justizministerium in letzter Zeit die Anwärterstellen gekürzt hat... zumal die Finanzanwärterstellen in den letzten Jahre in Niedersachsen explodiert sind (es wurden sogar neue Gebäude angekauft).

    ... denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Römer 13,6


  • Danke OLG, Danke Finanzministerium- seht mal zu, dass Ihr uns da raus bringt!

    Zur Bewilligung von Haushaltsmitteln gehört zu Allererst erstmal ein Ressort, das die entsprechenden Haushaltsstellen auch so beantragt. Sicher, dass das Justizministerium auch mehr Rechtspflegerstellen beantragt hat? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass das Finanzministerium dem Justizministerium in letzter Zeit die Anwärterstellen gekürzt hat... zumal die Finanzanwärterstellen in den letzten Jahre in Niedersachsen explodiert sind (es wurden sogar neue Gebäude angekauft).

    Hat es! Die Anwärterstellen sind gekürzt worden. Trotz Antrag auf mehr.

  • Exec:

    Sicher kann man da natürlich nicht sein aber zumindest behaupten OLGs und MJ immer, mehr Stellen wären nicht zu bekommen gewesen, obwohl man hart verhandelt und alles versucht hätte.

    Bei den Laufbahnen in der Finanzverwaltung sieht das evtl. anders aus, weil man dort erstens an der Quelle sitzt und zweitens diese Kräfte dem Land ja Geld einbringen bzw. die Einnahmen sichern. Die Justiz ist hingegen in den allermeisten Gebieten weit weg von "kostendeckend".

    Ulf

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