Insolvenz-Welle

  • Es scheint ja absehbar zu sein, dass da eine große Zahl von Insolvenzen auf uns zu zukommen wird. Damit verbunden sein wird natürlich auch viel Arbeit für das Gericht und die InsoV.

    Gibt es schon Bemühungen der Verwaltung, entsprechende räumliche und natürlich insbesondere personelle Maßnahmen zu ergreifen oder zumindest zu planen? In spätestens 3-6 Monaten wird doch die Zahl der Fälle merklich steigen. Auch wenn die aktuellen Beschränkungen irgendwann aufgehoben werden, wird die Zahl der Kunden in Restaurants, Bars, Läden etc. sicher längere Zeit weniger sein, weil die Leute vmtl. noch lange Distanz einhalten sollen.

    Sowas ist ja absehbar. Ob sich die Justiz darauf also einstellt?

    -------------------------:aktenEine wirklich gute Idee erkennt man daran, daß ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien. (Albert Einstein):gruebel: ------------------------------------

    Nachlass-Kanzlei / Büro für gerichtliche Pflegschaften / Nachlasspflegschaften, Nachlassverwaltungen, Testamentsvollstreckungen, Nachlassbetreuungen /
    Nachlasspfleger Thomas Lauk - http://www.thomaslauk.de

  • Erstens das und zweitens ist unsere Insolvenzabteilung im Haus gem. Pebb&y-Pensenberechnung massiv überbesetzt ! Mit Zusatzpersonal ( nur möglich aus anderen Abteilungen im Hause ) kann da erst mal nicht gerechnet werden.
    Eher bräuchte die Nachlassabteilung Personal.

  • Nach offiziellen Verlautbarungen wird jedes dritte bis zehnte Unternehmen sich mit Fragen der Insolvenz zu bechäftigen haben.

    Ich glaube aber, dass wir weder in drei, noch in sechs Monaten eine Insolvenzwelle zu befürchten haben. Erst werden die Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen noch länger künstlich am Leben erhalten (z.B. wird die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis zum 31. März 2021 verlängert). Wie unsinnig das ist, darauf haben schon einige Kollegen hingewiesen. Aber im Moment zählt erst einmal, den Deckel auf dem Dampfkochtopf zu halten.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Das sehe ich etwas anders:

    Natürlich und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe werden einen notwendigen Insolvenzantrag herauszögern, bis auch wirklich der letzte EUR ausgegeben ist.

    Allerdings gibt es auch (Groß-) Unternehmungen, die die Insolvenz jetzt als Notwendigkeit und Chance sehen, insbesondere wenn es auch vorher schon im Getriebe geknirscht hat:

    siehe das Modelabel, welches auch schon mal auf Formel 1- Fahrzeugen geprankt hat; die Frühjahrskollektionen gibt es demnächst bei TKmini für eine Schutzgebühr, für neue Kollektionen ist kein Geld da;

    siehe die Burgerschmiede, die nichts mit Graf Dracula gemein hat; da geht es anderen ähnlich;

    siehe K&K, die nicht in Wien, sondern in Essen beheimatet ist;

    [SIGPIC] [/SIGPIC] Vertrauue miiir (Kaa: Das Dschungelbuch, 4. Akt, 3. Szene)

  • Das ist nicht die Lawine, wie heißt es die Tage immer so schön: Wir befinden uns noch ganz am Anfang.

    Die großen Unternehmen, die jetzt gut beraten sind, stellen sich wahrscheinlich eher der Realität als der Mittelstand und die kleinen Unternehmer. Diese werden lange auf Staatshilfen und deren Wirkungen hoffen. Ich denke, die Welle wird kommen, aber deutlich später, als wir denken und als gut und nötig wäre.

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  • :wechlach::wechlach::wechlach::wechlach:


    da träumt noch jemand und hat Hoffnung- finde ich gut.

    Aber abgesehen davon muss man auch sagen: Zusatzpersonal für etwas, dass noch nicht da ist einstellen- das macht die Justiz nicht. Es wird ja nicht mal genug eingestellt um PEBB§Y 1,0 zu erreichen (was gut wäre, da man zumindest etwas mehr Personal hätte und neue Aufgaben/Schwangerschaften/Krankheiten/Abordnungen an Ministerien zur Erprobung/Praktikum ohne Ersatzgestellung etc. nicht so stark belasten würden).

    Siehe: Vorarbeiten Grundbuch...- eingestelltes Personal: 0,00 Menschen.

    Zumindest hier in Niedersachsen gilt : Einigkeit und Sparen und Freiheit... und "das Personal über das erwartbare Maß hinaus belasten" (Zitat von Ministerin Havliza)

  • Selbst, wenn genug Neue eingestellt werden, dauert es drei Jahre, bis die Ausbildung beendet ist.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Wenn ich an die letzte große "Welle" denke, welche die Justiz beschäftigt hat - die Flüchtlingskrise - dann habe ich da auch so meine Bedenken....

    Bayern hatte schon vor der großen Grenzöffnung 2015 zahlreiche unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Als es dann so richtig losging, wurde auch nicht reagiert. Erst 2016, als die Pebb§y-Zahlen an einigen Gerichten in die Höhe schossen und später dann auch nach Greifen der Verteilungsmechanismen an allen Gerichten und Staatsanwaltschaften, ist man Neueinstellungen angegangen. Verspätet, aber immerhin....

    Die Justiz war da aber keine Ausnahme: Jugendämter wurden auch nicht entsprechend ihren Anforderungen aufgestockt, da war das Missverhältnis sogar noch viel schlimmer als an den Gerichten.

    Die Zustände beim BAMF sind ebenfalls allseits bekannt. Zuerst wurde jahrelang gar nicht reagiert, dann wurde alles auf einmal genommen, was nicht bei drei auf den Bäumen war.

    Zurück zu den Insolvenzgerichten: Ich gehe schon davon aus, dass es zunehmend mehr in allen Vollstreckungsbereichen zu tun gibt. Aufgrund der zahlreichen gesetzgeberischen Interventionen wird nicht alles auf einmal kommen, aber es wird stetig deutlich mehr. Mehr Personal wird es zunächst nicht geben, weil das die Pebb§y-berechnungen wohl erst nicht hergeben werden. D. h. die Personalmehrungen an den Insolvenzgerichten werden zu allererst aufgrund interner Personalverschiebungen kommen.

    Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, wo das Personal so schnell herkommen sollte: Rechtspfleger und mittlere Beamte sind eh Mangelware. Angestellte sind auch immer schwieriger zu bekommen und müssen auch erst mal für Justizbedürfnisse geschult werden.
    Richter ließen sich da noch am schnellsten rekrutieren, aber die sind ja nur für Einzelbereiche zuständig.

  • Gibt es schon Bemühungen der Verwaltung, entsprechende räumliche und natürlich insbesondere personelle Maßnahmen zu ergreifen oder zumindest zu planen?


    Ich lache gerade, Herr Unterländer. :D und dienstlich verbesserte Beurteilungen gibt es vermutlich im Rpfl.Bereich dafür auch nicht, wenn´s denn so dicke kommt.

  • Ok ok ok...

    Ich merke, dass ich da zu sehr mit den Augen aus der freien Wirtschaft hingeschaut habe. Ein gut wirtschaftendes Unternehmen würde versuchen, sich darauf vorzubereiten....

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  • Es ist oft nicht zielführend, die freie Wirtschaft mit dem öffentlichen Dienst gleichzusetzen. In der freien Wirtschaft stellt man Leute ein, wenn Mehrbedarf entsteht, und entlässt Personal, wenn der Markt wegbricht. Im Staatsdienst hat man allenfalls durch befristete Verträge eine (recht unflexible) Möglichkeit, einen kurzzeitigen Mehrbedarf abzudecken.
    Das wäre kein ganz großes Problem, wenn - ich kann da nur für die Justiz sprechen - mit einem Deckungsgrad Pebb§y 100 gearbeitet würde. Das heißt, wenn sich die (gewiss fragwürdigen) empirisch ermittelten Werte für eine bedarfsgerechte Personaldecke tatsächlich im aktuellen Personalbestand wiederfänden. Da vielerorts aber ohnehin seit Jahren Mängelverwaltung betrieben wird, ist es wie mit dem Schmetterling, der sich in einem Zeichentrickflim (Nu pagadi) beim Gewichtheben des Wolfs noch auf die ohnehin zu schwer beladene Stange setzt. Dieser eine Schmetterling mehr lässt den Wolf zusammenbrechen. (Wobei ich nicht glaube, dass die Entwicklung nach Corona schmetterlingsleicht über uns geflattert kommt.)

  • Na, es wäre jetzt an der Zeit aufzurüsten: Der Mehrbedarf, der nun entsteht, kann ja in ein paar Jahren, wenn eh die große Pensionierungswelle rollt, wieder abgebaut werden.

    Aber ich glaube wirklich nicht daran, dass da was raus wird...

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