Einsetzung fernab der Heimat - Versetzungsantrag?

  • Ein Versetzungswunsch ist immer legitim und es spricht auch nichts dagegen, diesen zeitnah zum Dienstantritt zu stellen.
    Die Erfolgsaussichten hängen von verschiedenen Faktoren ab, die außer der personalverwaltenden Stelle beim OLG niemand kennt: frei werdende Stellen am Wunschort und weitere vorliegende Versetzungsgesuche.
    Bei letztgenanntem Punkt wird man auch eine Art "Ranking" aufstellen, zum einen nach Dringlichkeit, zum anderen nach dem Zeitpunkt der Antragstellung.

    Beim Punkt "Dringlichkeit" könnte man sich bei der personalverwaltenden Stelle durchaus etwas wundern, denn wenn ich lese

    Man wird in eine mittelgroße Stadt versetzt und wenn man nicht jeden Morgen ne halbe Stunde fahren will

    scheint mir der Leidensdruck nicht sonderlich groß und eine halbe Stunde Fahrzeit ist jetzt nicht gerade das, was einem beim Threadtitel "fernab der Heimat" einfällt.

    :daumenrau
    Halbe Stunde Fahrtzeit finde ich jetzt objektiv auch voll ok. Aber wie gesagt, alles subjektiv. Ich persönlich pendele nicht gern und zahle lieber teurere Miete, um zentral zu wohnen, statt in Bahnkarte bzw. Tankkosten zu investieren (abgesehen von Zeit und Nerven). Ich musste früher deutlich länger als eine halbe Stunde pendeln an Gerichte in kleinen Städten, wo ich auch nicht tot überm Zaun hängen wollte. Da wohnte ich in einer vergleichsweise teuren Stadt und pendelte für teures Geld in die Provinz - finanziell gleich doppelt nachteilig, das war mir es aber als junger Beamter persönlich wert. Habe daher auch jeweils nach einem Jahr Versetzungsantrag gestellt, um näher an meine Homebase zu kommen, was sukzessive über vier Jahre geklappt hat. Jetzt wohne ich nur noch teuer, zahle aber nichts mehr fürs Pendeln und - off topic - würde es aus ökonomischen wie ökologischen Gründen begrüßen, die Pendlerpauschale abzuschaffen:tomate :flucht:.

    Ansonsten: Wir sind nicht die Top-Verdiener und es könnte klar immer noch eine Schippe mehr sein.
    Aber: Unsere Besoldung ist sicher. Auch ohne Beförderung wird es über die Stufen automatisch mehr. Mit Ehegatte und Kindern wird es noch mehr. Das alles ist in der freien Wirtschaft nicht üblich.

    Wenn ich alte Besoldungstabellen anschaue, habe ich als Berufsanfänger mit rund 1.900 € brutto begonnen. Da wurden in den letzten 10 Jahren eigentlich ordentliche Tarifsteigerungen für uns durchgesetzt. Früher war einiges günstiger, schon klar. Einiges ist aber auch nicht teurer geworden (Benzin z. B. ist günstiger, Telefonieren und Internet auch). Insgesamt ist unsere Besoldung meiner Ansicht nach adäquat mitgewachsen - früher war man als Staatsbediensteter auch nicht reich. Es galt schon immer: Das Wams eines Beamten ist eng, aber es wärmt.

    Eigene vier Wände in meiner Heimat kann ich aus eigener Kraft nicht realisieren, dafür ist die Gegend hier zu teuer. Auf dem Land weit draußen würde es gehen, da habe ich aber keinen Bock drauf. Derzeit würde sich eine Eigentumswohnung oder ein kleines Häuschen - so es denn welche auf dem Markt gäbe - im Vergleich zur Lage und Ausstattung meiner derzeitigen Mietwohnung nach rund 40 - 50 Jahren amortisieren, nee Danke. Auto brauche ich nicht mehr, kann alles zu Fuß, mit dem Rad oder mit der Bahn machen; Carsharing-Station ist gleich ums Eck, funktioniert auch prima; bin froh mein Auto abgeschafft zu haben. Geld für Reisen und Freizeit ist für meine Familie und mich genug da. Mehr brauche ich nicht.
    Wie man lebt, ist eine persönliche Entscheidung unter völlig subjektiven Werteinflüssen. Ich persönlich bin so mit meiner teuren, aber zentralen Wohnung glücklich und zufrieden - mehr Besoldung wäre nice, bräuchte ich aber tatsächlich nicht, würde ich tatsächlich nur sparen, was ich so aber auch schon schaffe. Und ob ich ein paar Tausender mehr auf dem Konto hätte, würde mich persönlich nicht glücklicher machen. Der Unterschied zwischen 0 und 1 ist da größer als der zwischen 1 und 1000.

    Den Job dürften auch nur die wenigsten haben, dass sie soviel verdienen, dass sie in einer teuren Stadt zentral gelegen mit eigenem Garten eigene vier Wände haben, quasi aus dem Bett ins Büro rollen, vorn aus dem Fenster die Alpen sehen und hinten das Meer;)

    @Sgt. Bommel:
    Du kannst doch froh sein, in einer schönen Gegend zu leben, einen sicheren Job zu haben und ausreichend zu verdienen. Irgendwann wird auch Dein Versetzungsantrag erhört, und dann lebst Du noch besser.

  • Was wäre ich glücklich, wenn ich NUR 30 Minuten zur Arbeit bräuchte... auch in einem Stadtstaat kommt man im Zweifel locker auf das Doppelte dieser Zeit ( pro Strecke, logo ). Ich finde auch grundsätzlich jeden Versetzungswunsch legitim, aber wenn 30 Minuten Fahrtweg schon Leidensdruck bedeuten :gruebel:

  • Wenn ich den Sergeant richtig verstanden habe, ist der Einsatz fernab in einer Kleinstadt, bei der man allerdings dann 30 Minuten außerhalb erst bezahlbaren Wohnraum findet.


    Stimmt, da hast du wohl recht.
    Aber das ist von dem Einsatz fernab der Heimat unabhängig, denn in Baden ist es - außer in den Gegenden, in die keiner wirklich hin will - eigentlich überall teuer. Gerade in den attraktiven Städten gibt es auch Unis und entsprechend angespannt ist der Wohnungsmarkt.

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • Hier kommt es drauf an: Es gibt in der Nähe mancher Großstadtgerichte durchaus bezahlbaren Wohnraum: Den will man aber nicht.

    Andere Städte haben unbezahlbare Innenstadtlagen und man muss sicher länger als 30 Minuten fahren, um in den bezahlbaren Bereich zu kommen, wo man auch wohnen will.

    Bewohnbar, bezahlbar und gerichtsnah gibt's hier auch m.E. nicht

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