Frühzeitige Beendigung der Abordnung

  • Hallo zusammen,

    ich habe im Forum nichts gefunden und hoffe man kann mir so weiterhelfen.
    Ich habe 2019 die Prüfung gemacht und war kurzzeitig am Amtsgericht tätig. Seit zwei Monaten bin ich an das Justizministerium abgeordnet. Die Abordnung ist mit dem Ziel der Versetzung und ist auf sechs Monate angelegt.

    Allerdings merke ich, dass die Verwaltungstätigkeit überhaupt nichts für mich ist. Ich habe seit der ersten Woche Bedenken, die immer stärker werden, als dass sie abflachen.

    Ich möchte daher zurück zu meinem Amtsgericht. Ich weiß allerdings nicht, wie ich das anstellen soll, ohne den Leuten auf die Füße zu treten. Muss ich die Abordnungszeit durchziehen oder kann ich, bei Vorhandensein einer Stelle am Amtsgericht, jetzt schon zurückgehen? Wie stelle ich mein Bestreben am besten an? Mit dem alten Dienstherren alles klären oder mit dem neuen? Erstmal ein Gespräch mit dem Personalrat? Ich möchte es mir ungern verscherzen.

    Vielleicht hat ja der ein oder andere das gleiche Problem durchgemacht und kann mir Tipps geben.

    Eviii

  • Wenn alles normal läuft, kommt man vor dem Auslaufen der Abordnung auf dich zu, um die Versetzung zu besprechen. Erfahrungsgemäß - und das wird mit Corona nicht besser - kann dies aber sehr kurzfristig erfolgen.

    Wenn Deine Entscheidung feststeht (das unterstelle ich jetzt mal) macht es durchaus Sinn, die Absicht frühzeitig anzuzeigen. So kann das Ministerium sich zeitnah nach Ersatz umsehen. Davon hängt dann sicher auch ab, ob man die Abordnung vorzeitig aufhebt. Das kommt auf den Einzelfall an.

    Kurzzusammenfassung: Nach meiner Meinung die Katze lieber früher als später aus dem Sack lassen.

  • Yep, beim JM mit dem Personalverantwortlichen sprechen: Ich glaube kaum, dass man da jemanden gegen seinen Willen lässt.

  • Nur Mut!


    Am besten die Personalverantwortlichen so früh wie möglich informieren (wenn Deine Entscheidung feststeht)! Je früher die Info erfolgt, umso schneller kann Ersatz organisiert werden.

    Personalrat würde ich persönlich außen vor lassen, dann dauert alles nur länger. Kluge Personalverantwortliche werden niemand gegen seinen Willen halten. Verwaltungssachen kann man in der Justiz auch nur beurteilen, wenn man sie selbst schon mal gemacht hat. Wir haben schließlich einen anderen Beruf erlernt.

    Wenn also Rückzugswille signalisiert wird, wäre die Personalstelle gut beraten, so schnell wie möglich eine Exit-Strategie zu entwickeln, wie sich Dich aus der Abordnung entlassen kann und wie sie Ersatz bekommt. Ein gewisses Risiko ist für Dich schon dabei, dass die Personalverantwortlichen vielleicht den Eindruck eines wankelmütigen, unbelastbaren und unflexiblen Kollegen bekommen könnten. Dieses Risiko hast Du aber bei Entscheidung für die Abordnung in Kauf genommen. Da müsstet Du jetzt durch.
    Normalerweise sind die Personalverantwortlichen aber darüber im Bilde, dass Verwaltungssachen schon speziell sind und nicht jedermanns Sache. Dann dürfte ein Rückzug auch nicht allzu negativ ausgelegt werden.
    Solltest Du ungefragt abgeordnet worden sein (was ich mir aber nicht vorstellen kann), dann hättest Du dieses Risiko nicht. Dann träfe allein die Personalverantwortlichen ein Auswahlfehler.

    Du kannst deinen Rückzug den Personalverantwortlichen nun so "verkaufen", dass Du für Dich festgestellt hast, dass Du Dich in der regulären Rechtspflege besser einbringen kannst als in Verwaltungssachen und Du lieber den Platz zu gegebener Zeit räumen würdest, damit der beste Mann/die beste Frau auf diesen Platz gelangen kann. Weiter kannst Du sagen, dass es Dein Anliegen ist, die Personalstelle so früh wie möglich darüber zu informieren, damit ausreichend Zeit ist, nach Ersatz umzuschauen. Du bietest am besten an, nicht gleich hinzuschmeißen (das wird ohnehin nicht gehen und kommt garantiert schlecht), sondern noch solange auszuharren, bis Ersatz da ist. Wichtig wäre aber dabei, gemeinsam einen Fahrplan zu entwickeln, welche Projekte nun prioritär sind und von Dir auf jeden Fall bearbeitet werden und welche vielleicht schon im Hinblick auf einen Wechsel besser zu anderen sollten, und vor allem: wann ein Wechsel stattfindet.
    Sobald mal ein Datum in der Zukunft und eine konkrete Exit-Strategie feststehen, dürfte es Dir ja schon besser gehen!

    Personalrat würde ich nur dann einschalten, wenn es keine Einigung mit der Personalstelle geben sollte und eine Eskalation angezeigt wäre - dann würde nämlich in den Monatsgesprächen darüber verhandelt werden und dann wäre es Chefsache. Ich gehe aber mal stark davon aus, dass es nicht so weit kommt.

    Insgesamt rate ich zu einem möglichst schnellen vertraulichen Gespräch mit den Vorgesetzten. Risiken für die Karrerie würde ich ausblenden - Du bist als Berufsanfänger noch jung genug, in der ordentlichen Rechtspflege weiterzukommen. Wichtiger ist, dass die Tätigkeit, die man jeden Tag ausübt, einem auch liegt. Deshalb: Nur Mut!

  • Eine Kollegin hatte vor Jahren das gleiche Problem wie Du. Sie hat klar kommuniziert, dass sie zurück möchte. Das fand man im Ministerium etwas befremdlich, allerdings wohl nur, weil es ungewohnt war. Sie konnte wieder zurück zum Gericht und geschadet hat ihr dieser "Ausflug" auch nicht.

    Von daher schließe ich mich meinen Vorschreibern an: Teile Deinen Rückkehrwunsch möglichst früh der Personalverwaltung mit und gestaltet gemeinsam die Lösung.

    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." (Abraham Lincoln)

  • Den ministerialen Personalern kommt es nach meiner Erfahrung in der Regel ohnehin in erster Linie darauf an, (gefühlte/befürchtete) Gesichtsverluste des Ministeriums zu vermeiden. Solange das Ministerium gut dasteht, findet sich immer eine Lösung. Daher wie meine Vorschreiber, rede mit denen.

    Beginne den Tag mit einem Lächeln. Dann hast Du es hinter Dir. (Nico Semsrott)

    "Das Beste an der DDR war der Traum, den wir von ihr hatten." Herrmann Kant in einem Fernsehinterview

  • Vielen Dank für die netten Antworten.

    Ich werde die Tage dann mal das Gespräch mit dem Personalreferenten suchen. Ich habe vor dem Studium über zehn Jahre als Justizfachangestellte gearbeitet, ich denke und hoffe, der Dienstherr weiß aus den Beurteilungen, dass ich belastbar bin und nicht einfach aus der Laune raus abbrechen will.

    Ich habe mich auf die Stelle beworben, da das Fach mir in Studium sehr viel Spaß gemacht hat und ich als Angestellte zum Teil meiner Arbeit als Geschäftsstelle der Verwaltung des AG gearbeitet habe.

    Ich habe in den zwei Monaten hier allerdings gemerkt, dass eine reine Verwaltungstätigkeit als Sachbearbeiter nicht das ist, was ich mir für meine berufliche Zukunft vorstelle. Daher denke ich, lieber jetzt das Handtuch werfen als in fünf Jahren, wenn ich gänzlich aus der Praxis raus bin.
    Ich habe halt Angst, dass es mir negativ ausgelegt wird, so früh anzuzeigen, dass es nichts ist, aber ich seh relativ wenig Sinn darin, jeden Tag unmotiviert zur Arbeit zu erscheinen.

    Ich denke auch, dass es Kollegen gibt, die in der Position aufblühen. Mir fehlt die Selbständigkeit und das eigenverantwortliche Entscheiden sowie die Abwechslung in den Akten. Ich war zuvor im Register tätig und das hat mir immer viel Spaß gemacht. Ich denke nicht, dass sich meine Entscheidung in den weiteren vier Monaten der Abordnung ändern wird, da ich von Anfang an ein grummeliges Bauchgefühl hatte.

    Ich arbeite natürlich so lange auf der Stelle, wie ich muss, aber es würde mich mehr motivieren, wenn ich weiß, das Ende ist nah.

  • Die der Versetzung vorausgehende Abordnungszeit ist die Erprobungszeit für beide Seiten. Sie ist genau dafür da zu reagieren, wenn eine Seite merkt, daß es nichts ist. Es ist also jetzt die richtige Zeit für das Gespräch.

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  • Gute Einstellung! :daumenrau:)

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