Zukunftsängste?

  • Hi,
    wie der Titel schon hergibt kämpfe ich gerade ein wenig mit mir selbst und bin nur noch am überlegen. Ich fange das Studium dieses Jahr an und habe angst, dass es mir nicht gefallen könnte. Mit dem Berufsbild hatte ich mich stark auseinandergesetzt aber dennoch zweifle ich ein wenig. Ich würde ungerne das Studium abbrechen wollen falls es mir wirklich nicht gefallen würde. Zudem habe ich mich immens gefreut das ich angenommen wurde. Aber irgendwie scheint mich trotzdem etwas zu stören.

    Ist es wirklich so schlimm/anspruchsvoll/trocken wie manchmal dargestellt wird? Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat das Rechtspfleger Studium auch deswegen hingeschmissen. Mir ist bewusst, dass jede Meinung subjektiv ist, dennoch würde ich mich über jeden Rat sehr freuen

  • Das Studium fand ich nicht trocken. Ich weiß ja nicht was du für Vorstellungen von der Juristerei hast aber es ist ja keinesfalls Gesetze auswendig lernen. Eigentlich beleuchtet man alle Facetten des Lebens und versucht das unter die Gesetze zu packen. Wenn man später immer alles machen könnte hat man bei der Juristerei mehr pralles Leben als ein Mediziner. :D Wenn man einmal die Logik der Gesetze verstanden hat ist es auch eigentlich nicht schwer. Das A und O sind ordentliche Prüfungsschemas dann ist es fast ein Selbstläufer. ;)

    Alles Gute im Leben ist entweder illegal, unmoralisch oder macht dick. (Murphys Gesetz)

  • Es ist halt Jura. Mit allen entsprechenden Folgen. Einem gefällts, einem nicht.

    Zweifel hat man doch irgendwie immer und es gibt genug Menschen, die was anfangen, dann aber wechseln. Teilweise erst nach der ersten (zweiten, dritten...) Ausbildung, manche aber auch bereits mittendrin. Das finde ich jetzt nicht verwerflich. Wenn Du nicht 45 bist und das deine zehnte Ausbildung wird... :)

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Ehrlicherhalber muss man zwar zugeben, es gibt so Fächer, da brauchst Du schon eine gewisse Inselbegabung um denen was erotisches abzugewinnen (*hust* Anwaltskosten *hust*), dafür gibt es andere wie Strafrecht oder Erbrecht, wo du richtig schöne Krimis erleben kannst. Kommt auch auf die Lehrer an. Und schon das Aha-Erlebnis was da alles abgeht wenn Du eine Breze kaufst, wow.
    Ausserdem sind Theorie und Praxis auch nochmal 2 paar Stiefel, wenn Du nicht gerade als Dozent zurück in die Lehre gehst verbringst Du mehr Zeit Deines Berufslebens in der Praxis, wo sich dann nochmal neue Weichen auftun (normale Rechtspflegerei, aber in welcher Abteilung genau? oder doch Verwaltung? oder IT? oder oder oder). Deshalb, wenn Du schon so erfreut warst, urteile erst nach dem ersten praktischen Teil.

  • Hast du denn noch was anderes auf dem Schirm außer Rechtspfleger?
    Wenn du dich mit dem Berufsbild stark auseinandergesetzt hast, was waren denn dann die Gründe, warum du dich für Rechtspflege entschieden hast?

    Es wird ganz sicher irgendwann der Moment kommen, in dem du keinen Bock mehr hast und alles Sch... findest. Gerade das erste Jahr an der FH ist schon krass, weil ohne Bezug zur Praxis schon sehr trocken und abstrakt. Wenn man aber durchhält, gehen einem idR in der Praxis ein paar Lichter auf und man versteht, was das alles soll - zumindest bei mir war es so.

    Ein großer Vorteil des Studiums der Rechtspfleger und für mich damals ein Entscheidungskriterium war, dass man danach viele Möglichkeiten hat und man durchaus zwischen trockenen, sehr trockenen, aber auch lebhafteren Gebieten wählen bzw. im Berufsleben wechseln kann.

    Und letztendlich ist es auch Typsache. Es gibt Menschen, die sich im Beruf verwirklichen wollen, und Menschen, die gehen Arbeiten, um sich den Lebensunterhalt zu sichern und verwirklichen sich eher im Privatleben. Für mich persönlich (subjektiv!) habe ich eine gute Mischung aus beidem gefunden :).

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • Wenn Du zum Grübeln neigst - tue ich übrigens auch - kannst Du auch versuchen, daran ein bisschen zu schrauben.
    (Näheres gern per PN).

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • In deinem Profil steht Schüler, also gehe ich davon aus, dass es dein erstes Studium/erste Ausbildung ist. Da ist es völlig normal, dass man sich fragt, ob man sich für den richtigen Beruf/ das richtige Studium entschieden hat. Es gibt ja so viele Möglichkeiten.
    Aber: Du hast dich informiert, du denkst, es könnte das Richtige für dich sein. Da hilft jetzt nur ausprobieren.
    Hast du mal ein Praktikum bei Gericht gemacht?
    Im Studium wird es sicher so sein, dass es Fächer gibt, die dir besser liegen/mehr Spaß machen und halt die anderen. Das ist in jedem Studium so. Und es wird auch unterschiedliche Phasen geben, solche wo wes läuft und andere, wo gerade fast alles schwierig ist.
    Ich würde sagen: Erstmal anfangen und bis zur ersten Praxisphase durchhalten. Wie die anderen schon schrieben: Man verbringt ja den großteil seines Lebens in der Praxis. Das muss einem liegen (oder man orientiert sich Richtung Lehre/Verwaltung/IT).
    Das Studium abzubrechen, ist keine Schande. Kommt in jedem Jahrgang vor. Und an regulären Unis noch viel öfter. Ob ein Studium/Beruf wirklich was für einen ist, merkt man eben erst, wenn man dabei ist.

  • Wie sagte mal ein Schreiner zu mir: Wenn man nicht anfängt zu sägen, weiß man nie, ob es passt.

    Ich finde, da hat er ziemlich recht mit.

  • Bevor ich mich für das Rechtspflegerstudium entschieden habe , hatte ich etwas anderes studiert. Bis kurz vor dem Bachelor Abschluss. Es hat mir aber einfach nicht gefallen . Es war nicht das für mich, was ich später arbeiten möchte, was mich erfüllt und Glücklich macht. Damals war ich 19 Jahre alt, als ich mit dem damaligen Studium angefangen habe.

    Trotzdem war es eine gute und wichtige Erfahrung für mich. Es war gut diesen Studiengang gewählt zu haben und versucht zu haben. Ich musste herausfinden ob das etwas für mich ist. Und es ist nicht schlimm, dass es doch nichts für mich war. Ich habe mir auch sehr viele Vorwürfe gemacht, als ich das Studium abgebrochen habe . Aber es ist keine Schande. Es ist eine unglaublich hilfreiche Erfahrung für mich gewesen, um reifer zu werden ,um zu wissen, was ich wirklich will, was mich glücklich macht....was ich arbeiten möchte.

    Für mich ist das wichtigste zu wissen, macht mich der Beruf nach dem Studium glücklich? Das Studium ist das eine. Die ca. 45 Jahre nach dem Studium im Beruf sind das wichtige. Wenn dir das gefällt ,dann solltest du es versuchen.

    Als ich mit 19 angefangen habe zu studieren ,hat mir nur der Studienbegriff gefallen, ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich denn nach dem Studium mit dem Studiengang arbeiten kann...als mir das bewusst war ,entschied ich mich abzubrechen.

    Ein Versuch ist es immer wert, selbst wenn du die Erfahrung machst ,dass es nichts für dich ist . Es ist eine gute hilfreiche Erfahrung für dich und deine Entwicklung.

    Abbrechen ist keine Schande, es ist nur eine Erfahrung, die dir später im Leben weiterhelfen kann. :)

  • Bevor man sich mit dem Beruf an sich auseinander setzt, würde ich dir mal kurz beschreiben, was du so zu erwarten hast. Wenn nämlich die Eckdaten schon nicht passen, braucht man sich gar nicht erst damit zu befassen.

    Also wenn du auf Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Abwechslung, zufriedene Mitarbeiter und ein lockeres Arbeitsklima/Arbeitsumfeld nicht verzichten willst, solltest du einen anderen Beruf wählen. Das Studium geht ja noch. Aber sobald man in den Behörden tätig wird, sei es in den Praxisabschnitten oder nach dem Examen, merkt man doch woher die Abneigung der Bürger gegen Behörden stammt. Unzufriedene und unfreundliche Mitarbeiter die die Bürger einfach los werden wollen sind die Regel und freundliche lächelnde Mitarbeiter fallen da schon auf (Traurig dass man in Behörden durch Lachen und nicht durch miese Laune auffällt). Natürlich ist man in einer Behörde, sodass ohnehin schon eine Grundsteifheit in der Luft liegt. Und achja, was einem auch keiner sagt, dass man Arztrechnungen als Privatversicherter erstmal selbst zahlen muss (Routineuntersuchungen: Augenarzt z.B. 300,00 €; Frauenarzt 250-350€; Urologe 450-550 €; Zahnarzt 150-300 € und die Beihilfe lässt sich mit dem Erstatten immer gut Zeit; am Besten hast du also immer ein paar 1000 € auf der hohen Kante, nur um deine Rechnungen vorstrecken zu können) Ob die Beihilfe dann auch die Hälfte erstattet erfährt man dann leider auch immer erst im Nachhinein. Du musst auch für alles Anträge stellen und unter 200 € soll nichts eingereicht werden. Gegen solche Bescheide kann man dann zwar klagen... kostet dann aber auch wieder Geld und raubt einem kranken Menschen erst Recht die nerven (z.B. OP Kosten; Behandlungen bei Krebs o.ä.). Und wenn man erstmal auf Probe verbeamtet ist, gibt es jedes Jahr eine Kostendämpfungspauschale von 150,00 € (Das Geld wird einbehalten und nicht für Arztrechnungen erstattet). Die anderen 50 % der Arztrechnung bekommt man dann von der priv. Krankenversicherung wieder. Ich finde diese Sachen sollte man mal gesagt bekommen, da man als gesetzlich Versicherter durch die Medien und Internet ein total verschobenes Bild der ach so bevorzugten Beamten oder Privatversicherten bekommt. Ich finde auch die 41 Std. Woche viel zu viel. Wenn du kein Frühaufsteher bist, sitzt du von 8:30 - 17:00 Uhr im Büro, kommst um 17:30/18:00 Uhr nach Hause und der Tag ist vorbei wenn dann noch Kochen und Haushalt aufm plan steht. Die Möglichkeit für Homeoffice ist auch noch so gut wie nicht vorhanden bei Rechtspflegern. Und in welche Abteilung oder an welches Gericht (Amtsgericht/Sozialgericht/Staatsanwaltschaft/Finanzgericht usw.) man dann kommt, darauf hat man auch so gut wie keinen Einfluss. Es gab Rechtspfleger die an 3 Behörden gleichzeitig eingesetzt wurden und sich Kalender in die Autos kleben mussten. Und wenn dir das Studium nicht gefällt, kannst du es nur dann eigenständig aufhören, wenn du deine Bezüge zurück zahlst, oder du quälst dich 2x durch das Examen, fällst durch und kannst dann wohl ohne es zurück zu zahlen gehen (So wurde es mir damals gesagt). Dann hast du aber 4 Jahre in den Sand gesetzt. Etwas anderes kannst du mit dem Job nämlich nicht machen, außer in anderen Behörden arbeiten oder als vllt, besser bezahlte ReNo Fachangestellte arbeiten.
    Es sollte dir also nichts nichts ausmachen finanziell und beruflich, sowie örtlich auf die Justiz in deinem OLG-Bezirk für den Rest deines Lebens beschränkt zu sein. Neben den Bezügen die man im Internet beim geh. Dienst liest, solltest du vor allem beim Netto Lohn immer 300-400 € abziehen für deine privaten Kranken-, Pflege u.ä. Versicherungen. Das Land zahlt für seine Mitarbeiter keine Sozialleistungen, sodass du dich auch eigenständig mit Versicherungen treffen musst um überhaupt Krankenversichert zu sein. Das sollte alles gut überlegt sein.

    Und genau, wenn du das Bundesland wechseln willst, brauchst du einen Austauschpartner. Es gibt sogar eine Extra Plattform dafür ^^

  • Ups, hier hat aber jemand deutlich den Beruf verfehlt.

    Wer nicht privat versichert sein will (weil es derart viele Nachteile wie schnelle Arzttermine und eine gewisse bevorzugte Behandlung gibt), der muss es auch nicht. Eventuell kommt man etwas teuer, aber man kann auch freiwillig bei der gesetzlichen Krankenkasse versichert sein.

    Den geschilderten Verhältnissen kann ich mal die freie Wirtschaft gegen über setzen. Bei einer ungewöhnlichen Spezialisierung kannst Du froh sein, wenn Du nur im eigenen Bundesland unterwegs bist. Von einem Arbeitnehmer wird heutezutage bundesweite Flexibilität gefordert. Wenn man den Bezirk des eigenen Oberlandesgerichts gebunden wäre, wäre dies wohltuend. Auch in anderen Berufen wird viel gearbeitet, nur kann man da bei Überstunden und Wochenendarbeit nicht so einfach wie der öffentliche Dienst "tschüssikovsky" sagen, ohne das es negative Folgen hat. Und wer im öffentlichen Dienst nicht dauerhaft Vollzeit arbeiten will, kann dies auch viel leichter tun. Ich kenne einen Finanzbeamten, der einfach nur halbtags arbeitet. Weil er es so will. Das ist als Angestellter, egal wo, schon schwieriger. Mal abgesehen davon, dass der öffentliche Dienst das letzte Jahr bei allen Schwierigkeiten und Problemen einen sicheren Job hatte. Auch dies ist in Zeiten von Kurzarbeit und steigender Existenzangst in vielen Branchen einiges wert. Aber jeder wie er mag.

    Auch das Arbeitsklima und die Freundlichkeit kann ich nicht bestätigen; natürlich gibt es einige Pissgurken und Jammerlappen, aber die gibt es einfach überall. Aber puh mit Deinem Gericht möchte ich nichts zu tun haben.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ganz ehrlich: Ich muss NoName aber sowas von zustimmen.

    Und ich kenne kaum Rechtspfleger Ü50 die nicht frustriert sind, sei es wegen Pebbsy oder mangelnder Beförderungsmöglichkeiten.

    Achja, Wertschätzung von Vorgesetzten ? Fremdwort.

    Und ich weiß, es liest keiner gerne, weil wir uns damit den Nachwuchs vergraulen, aber ich denke es trifft leider die Realität...

    Ich mag meinen Job, keine Frage, die Begleitumstände mag ich immer weniger. 4273 und heute noch 8 Minuten.

  • Ich denke gerade dann, wenn bereits eine Ausbildung hinter sich hat dann wird man fokussierter sein. Ich habe ähnlich wie du in deinem Studium in meiner fachfremden Ausbildung davor gemerkt, dass der Beruf dort nichts für mich ist. Da ich aber schon seit Jahren eine Leidenschaft für Recht entwickelt habe, habe ich mich ganz bewusst für den Rechtspfleger entschieden. Für mich war nur die Wahl zwischen Jura und Rechtspflege. Und da ich merke, dass ich für mich meine Leidenschaft entschieden haben, die ich seit Jahren habe, freue ich mich auf diese neue Zeit. Zweifel hatte ich seit der Zusage ehrlich gesagt nie.

    Deswegen versuche dich da nicht reinzusteigern, wenn du damit eine bewusste Entscheidung getroffen hast

  • ...

    Wer nicht privat versichert sein will (weil es derart viele Nachteile wie schnelle Arzttermine und eine gewisse bevorzugte Behandlung gibt), der muss es auch nicht. Eventuell kommt man etwas teuer, aber man kann auch freiwillig bei der gesetzlichen Krankenkasse versichert sein.

    Richtig.

    Den geschilderten Verhältnissen kann ich mal die freie Wirtschaft gegen über setzen. Bei einer ungewöhnlichen Spezialisierung kannst Du froh sein, wenn Du nur im eigenen Bundesland unterwegs bist. Von einem Arbeitnehmer wird heutezutage bundesweite Flexibilität gefordert. ...

    Das stimmt in dieser Absolutheit nicht, auch wenn es sicher entsprechend große Arbeitgeber gibt, die Wechsel von einer Niederlassung in die andere wünschen oder häufige Dienstreisen.

    Der Punkt von Noname war auch ein ganz anderer, nämlich die feste Bindung an ein Gebiet, das man im Zweifel nur mit Tauschpartner oder langer Wartezeit auf eine Versetzung verlassen kann.

  • Probiere es aus. Du hast dich informiert und beworben! Und wie andere schon sagten: Theorie ist etwas anders als die Praxis. Also so oder so erstmal abwarten.
    Den Frust von NoName kann ich tatsächlich auch nicht nachvollziehen. Scheint eine schlimme Behörde zu sein :D
    Nicht jedes Gericht ist voll mit unzufriedenen Miesepetern. Ich durfte bisher drei Gerichte kennenlernen und habe ich mich mit meinen Kollegen immer super verstanden. Wir laufen auch mal lächelnd durch die Flure. Und treffen uns in unserer Freizeit, die es durchaus gibt ;)
    Natürlich kann es sein, dass du nach dem Studium nicht sofort an deiner Wunschbehörde kommst und dein Wunschdezernat bearbeitest. Aber niemand von „oben“ will dir später dein Leben vermiesen. Wünsche werden durchaus auch umgesetzt.
    Mit der Krankenkasse/Beihilfe hatte ich auch noch nie Probleme. Nach einer Woche war das Geld idR. da. Es wäre mir neu, dass die Arztrechnungen ein Zahlungsziel von drei Tagen hätten..
    Zum Thema Arbeitsbelastung: Kommt drauf an. Manche Gerichte könnten wirklich noch Verstärkung gebrauchen, manche Kollegen sind für ihre Aktenberge aber auch selbst verantwortlich, weil sie einfach nicht effektiv arbeiten. Entscheidungen sollten halt getroffen und rausgezögert werden.
    Natürlich könnte das Gehalt höher sein und nen eigenen Dienstwagen hätte ich doch gerne auch noch!

  • Ich mache den Job jetzt seit 11 Jahren (plus Studium) und bin immer noch zufrieden. Beamtentum hat seine Vor- und Nachteile, die sicher ein eigenes Thema füllen würden. Aber gerade das letzte Jahr hat doch wieder Vorteile gezeigt: Während Freunde und Verwandte Kurzarbeitergeld bezogen haben/um ihren Job gebangt haben/ als Selbstständige viel Geld verloren haben, bin ich noch befördert worden.
    Dafür ist man eben recht gebunden und eine Behörde ist kein junges dynamisches Startup. Reich wird man auch nicht, aber s.o.

  • Zum Thema Geld: wenn man sich anschaut was ein Beamter so sein ganzes Leben lang verdient lachen wir die in der freien Wirtschaft aus. Ich habe jetzt mal irgendwo einen Artikel gelesen wo die versucht haben einen Beamten im höheren Dienst und einen vergleichbaren Angestellten geldmäßig zu vergleichen. Die sind vom Berufseinstieg bei beiden mit Anfang 30 und von einem Tod mit 75 ausgegangen. Da war das Gesamteinkommen bei beiden ungefähr gleich. Die hatten geschrieben das es sich zu Gunsten des Beamten, durch die höhere Pension, verschiebt, wenn er nur 2 Jahre länger lebt. Wenn man davon ausgeht das wir ja viel eher fertig werden und schon im Studium Geld verdienen , ist das nochmal ein Plus auf der Rechtspflegerseite auch wenn unser Gehalt nicht so hoch ist wie das eines höheren Beamten. Und wenn ich mir überlege wie lange es zum Beispiel bei einem Mediziner dauert ehe der richtig Geld verdient und wie schwer der das verdient, denke ich auch alles richtig gemacht.

    Alles Gute im Leben ist entweder illegal, unmoralisch oder macht dick. (Murphys Gesetz)

  • Ist es wirklich so schlimm/anspruchsvoll/trocken wie manchmal dargestellt wird? Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat das Rechtspfleger Studium auch deswegen hingeschmissen. Mir ist bewusst, dass jede Meinung subjektiv ist, dennoch würde ich mich über jeden Rat sehr freuen

    Das Studium ist (zum Glück) anspruchsvoll - es ist qualitativ in etwa vergleichbar mit dem ersten juristischen Staatsexamen; lediglich quantitativ ist es es wohl weniger, da zwar manche Rechstgebiete (Zwangsvollstreckung, Register- Grundbuchrecht) vertieft drankommen, andere große Rechtsgebieten (Arbeitsrecht, ö-Recht) dagegen praktisch nicht. Grundsätzlich vermittelt das dreijährige duale Studium schon die Grundlagen, um das Examen zu packen und auch hinterher in der Praxis gleich anfangen zu können. Aber das Studium ist für die wenigsten ein Selbstläufer, die meisten müssen im Vergleich zur Schulue und zum Abi schon eine deutliche Schippe drauflegen. Üblicherweise sollten Abiturienten aber das Studium meistern können. Die meisten Probleme haben idR Bundeswehrler, die sich nach 12 Jahren Bund tendenziell mit dem Lernen etwas schwer tun oder auch vielleicht - trotz Bundeswehrfachschulabitur - vielleicht doch nicht zu einem Studium geeignet sind.

    "trocken": Naja, es ist halt ein juristisches Studium mit Gesetzestexten. Hinterher hat man einen Bürojob. Das sind schon eher nüchterne Angelegenheiten im Vergleich zu Sprengmeistern, Fallschirmspringern, Spaceshuttle-Piloten oder Biersommeliers. Im Vergleich zur Finanz oder zum Innendienst von Versicherungen würde ich - mit Nichtwissen - mal die These aufstellen, dass es bei uns schon tendenziell spannender zugeht. Die Referate, die ich bisher hatte, waren auf jeden Fall spannend: Rechtsantragsstelle, Vollstreckungssachen, Grundbuchsachen, Familiensachen, Verwaltung - da ist man sehr nah am Menschen. Das finde ich auch das schöne am Rechtspfleger, dass es so eine große Palette an unterschiedlichen Gebieten gibt, die Rechtsantragsstelle mit hohem Anteil an Kontakt zu anderen Leuten und wenig "trockener" Aktenarbeit bis hin zu Grundbuchsachen mit praktisch null Kontakt zu Bürgern und dafür inhaltlich spannender Aktenarbeit. Da findet jeder eigentlich irgendwann sein suum cuique.

    Was den sonstigen Rahmen unseres Berufs angeht, ist die Frage, welche Erwartungen man hat. Als Justizbeamter ist man Teil einer Beamtenhierarchie, die beim Ministerium anfängt und sich über Oberlandes- und Landgerichte zu den Amtsgerichten bzw. Generalstaatsanwaltschaften zu den Staatsanwaltschaften fortsetzt. Da ist man in seinem Bundesland einer von vielen Tausend. Wer also Startup-Atmosphäre sucht, ist hier falsch. Wer einen sicheren Job sucht, ist richtig. In einem Ballungsraum wie München, Stuttgart, Frankfurt kommt man mit einem Beamtengehalt nicht so weit, auf dem Land hingegen ist man meist der King. Beihilfe finde ich persönlich eher lästig, sehe aber die Vorteile, dass gewisse Behandlungen dann doch gehen, die gesetzlich Versicherte nicht erhalten oder auch nur gegen private Leistung.

    Was ich an unserem Beruf aber wirklich genial finde: Wir gehören zu den Guten! Wir sorgen dafür, dass die Bürger zu ihrem Recht kommen. Wir haben keinen Druck, irgendwas verkaufen zu müssen, sondern widmen uns den ganzen Tag Edlem. Das lass ich jetzt mal so pathetisch stehen.
    Im Alltag kann dieses Bewusstsein natürlich zwischen all den Akten auch mal untergehen und nicht bei jeder Tätigkeit strömt Weihrauch um unser Haupt, aber in der Summe macht unsere Arbeit echt Sinn.

    Die Unzufriedenheit von noname kann ich für mich nicht nachvollziehen. Das betrifft auch eher das Beamtendasein an sich und ist weniger berufsspezifisch.

    Ich persönlich bin völlig zufällig in diesen Beruf reingerutscht, weil ich just for fun den Beamtentest mitgemacht hatte (als Testlauf fürs schriftliche Abi) und aus Blödelei u. a. als Verwendungsziel "Justiz" angekreuzt habe. Inzwischen bin ich aber total überzeugt von unserem Beruf. Weil ich nichts von dem Beruf wusste, hatte ich damals auch keine Erwartungen oder Ängste. Und alles ist gut gegangen.
    Studium in Starnberg damals fand ich super - auch wenn die Noten im Vergleich zur Schule um zwei bis drei Notenpunkte nach unten gerauscht sind, da fragt jetzt aber keiner mehr :cool:.

  • Bevor man sich mit dem Beruf an sich auseinander setzt, würde ich dir mal kurz beschreiben, was du so zu erwarten hast.


    Hui, da scheint jemand mächtig frustriert. Kurz und knapp kann ich nur sagen: Es geht auch anders. In jeder Hinsicht.
    Gerade jetzt in der Corona-Krise habe ich mich schon mehr als einmal für meinen sicheren Job und die - zumindest für mich - aktuell guten Rahmenbedingungen bedankt. An meiner Behörde hat man selbst für Servicekräfte Home-Office-Lösungen gefunden.
    Natürlich kann man einiges kritisieren, aber es ist nicht überall so; genauso wie in der freien Wirtschaft das Gras auch nicht überall so schön grün und saftig ist, wie einem manchmal erzählt wird.
    Auch die Beförderungsaussichten scheinen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich zu sein, zumindest in meinem Land kann man sich da grundsätzlich nicht beschweren.
    Krankenversicherung: So ist das System, da kann man sich vorher informieren und entsprechend die Konsequenzen ziehen. Und dass man für einen echten Vergleich von dem Betrag, der aufs Konto kommt, noch die PKV abziehen muss, ist auch keine neue Erkenntnis.

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

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