Wechsel in die Verwaltung

  • Hallöchen,
    ich würde gerne Verwaltungsaufgaben übernehmen bzw. gerne vollständig in die Verwaltung wechseln und würde mich sehr über ein paar Tipps und Erfahrungsberichte freuen.

    Ich bin seit 2 Jahren bei einer Staatsanwaltschaft in Niedersachsen tätig und wurde im letzten Jahr auf Lebenszeit verbeamtet. Zuvor war ich bei einem Amtsgericht eingesetzt.

    Anfangs hat mir die Arbeit in der StA viel Spaß gemacht. Ich merke jedoch seit ein paar Monaten, dass ich mir nicht vorstellen kann auf längere Zeit nur Strafvollstreckungssachen zu bearbeiten.
    Leider habe ich auf Nachfrage sowohl vom Geschäftsleiter meiner Behörde, als auch vom GL der GenStA mitgeteilt bekommen, dass keine Stellen in der Verwaltung frei sind. Von einigen Kollegen habe ich erfahren, dass in unserem StA und Gerichtsbezirk eine ziemliche mauschelei bei den Verwaltungsstellen betrieben wird und Rechtspfleger ohne Verwaltungserfahrung kaum Chancen haben in die Verwaltung zu wechseln.

    Das frustriert mich natürlich, weil ich nun das Gefühl habe, dass ich mich durch meinen Wechsel zur StA in eine Sackgasse befördert haben könnte

    Es gäbe zwar auch die Möglichkeit mich beim MJ zu bewerben. Allerdings erfülle ich nicht die Anforderungen die das MJ für Bewerber aufführt. Mein Studium habe ich nur mit "ausreichend" beendet. Und da ich noch keine Regelbeurteilung erhalten habe, kann ich bei meiner letzten Beurteilung zur Lebenszeitverbeamtung auch nur ein "C" vorweisen.

    Entschuldigt bitte, falls mein Text nach Jammern auf hohem Niveau klingt. Das ist vermutlich einfach der Frust, der aus mir spricht :D

    Viele Grüße
    popori

  • Ähm, was willst du denn wissen ?

    Wie man bei einer STA in die Verwaltung kommt ? Keine Ahnung
    Ob man bei Gericht schneller dahin kommt ? Was ich so gehört habe, kommt man da bei einem AG (zumindest hier in der Gegend) hin, wenn man sich meldet, da den Mist keiner machen will.
    Ob man da als Neuling mit suboptimaler Prüfung genommen wird ? Keine Ahnung, in aller Regel wird davon ausgegangen, dass man bei einem guten Examen eine gute Verwaltungskraft ist. (Erschließt sich mir nicht wirklich, was ZVG oder HR mit TV-L oder VO/B zu tun hat, aber seis drum)
    Ob die STA ein Abstellgleis ist? Keine Ahnung
    Ob gemauschelt wird ? Keine Ahnung, aber das es eine ganz andere Thematik ist, muss man anderes Fachwissen haben. Und da werden natürlich Leute genommen, die schon darüber verfügen. Aber auch die haben mal angefangen.
    Ob Verwaltung besser als STA ist ? Ich bin seit 1991 stellv. GL, seit 2010 GL und kann dir sagen: Es macht manchmal Spaß, meist aber nicht und bei Corona schon mal gar nicht. Aber ich glaube, das ist überall so.
    Ob man Karriere macht ? Kommt drauf an, wo man ist und wie gut man ist. (Obwohl ich manchmal bei der Qualität so meine Zweifel habe)
    Willst du deinen Frust loswerden ? Ist ok, aber denk dran: Du hast noch ein paar Jahre.

    Ansonsten frag mal konkreter

  • Im Grunde wollte ich nach Erfahrungsberichten von Kollegen/ Kolleginnen fragen, die in Nds. von der Strafvollstreckung in die Verwaltung bzw. ans MJ gewechselt sind. Also ob es leichter ist in die Verwaltung zu wechseln, wenn man an ein AG/LG wechselt.

    Außerdem würde es mich interessieren, ob jemand weiß, ob die Vorgaben für Bewerber von die auf der Intranetseite des MJ stehen, noch aktuell sind. Die sind meines Wissens nach von 2016.
    Vielleicht hat sich ja jemand hier vor einiger Zeit mal beim MJ in Nds. beworben und kann mir da mal von seinen Erfahrungen berichten.

  • Ich kenne es eigentlich nur so, dass man sich auf eine Verwaltungsstelle nicht bewirbt, sondern vom Geschäftsleiter / Präsidenten auserwählt wird. Voraussetzungen dafür sind im Allgemeinen gute Leistungen und eine devote Grundeinstellung (Ja-Sager werden bevorzugt).

  • … (Ja-Sager werden bevorzugt).

    Ist doch eigentlich ein Ko-Kriterium für die Verwaltung, wenn man sein Gewissen an der Garderobe abgeben muss, um in die Verwaltung wechseln zu können.

    Dann doch lieber mit Gewissen in der Gerichtsbarkeit bleiben bzw. sich dorthin versetzen lassen.

    Und bei der Frage, ob man in die Verwaltung wechseln möchte, ggf. auch seinem Gewissen folgen. Und ggf. doch „nein“ sagen.

  • Sind wir mal ganz schonungslos ehrlich: In der aktuellen Ausgangslage bist du jetzt auf dem Papier kein guter Bewerber. Von daher würde ich jetzt an deiner Stelle mich nirgendwo bewerben, schon dreimal nicht beim MJ. Denn nichts ist schlimmer in einer Personalakte als ein Bündel abgelehnter Bewerbungen.

    Bei uns ginge bei der Ausgangslage ein Wechsel in die Hausverwaltung so: Immer die Hand heben, wenn es was extra zu tun gibt: Berufsausbildungstage, irgendwelche Hausprojekte, Tag-der-offenen-Tür, und und und. Und ja: Ein gutes Verhältnis zum Geschäftsleiter/Hausspitze schadet insgesamt auch nicht - mit denen willst du ja perspektivisch mal eng zusammen arbeiten. Du musst in deiner Position erstmal ein wenig in Vorleistung gehen. Bring dich ein, mach deinen Job gut, bekomme bessere Beurteilungen und dann wird das schon werden.

    ... denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Römer 13,6

  • In die Verwaltung eines AG zu wechseln könnte nur bei den großen PräsidialAG'en klappen, da in den übrigen AG'en meist nur die Geschäftsleitung Verwaltung macht und der Stellvertreter oft Verwaltung eben nur vertritt. In die GL-Position als absoluter Newcomer einzusteigen ist eher unwahrscheinlich und ohne Verwaltungserfahrung auch ein echtes Brett. Mehr Chancen gibt es beim Landgericht oder Oberlandesgericht, da dort Rechtspfleger Sachbearbeiteraufgaben übernehmen. Die größte Hürde ist meiner Ansicht nach der Wechsel von dem Geschäftsbereich der StA in den Geschäftsbereich der Gerichtsbarkeit zurück, das ist schon etwas anderes als ein reiner Wechsel der Dienststelle. Vielleicht kannst du mit deinem Geschäftsleiter oder LOStA über deinen Wunsch, in die Verwaltung (ggf. in der Gerichtsbarkeit) zu wechseln, sprechen. Meiner Erfahrung nach werden Freiwillige für die Verwaltung oft genug gesucht und nicht gefunden.
    Bitte bedenke: In der Verwaltung gibst du deine rechtspflegerische Unabhängigkeit ab. Du bist stark in Abstimmungsprozesse mit deinem Sachgebietsleiter/ Abteilungsleiter/ Referatsleiter eingebunden und müsstest auch mal Dinge ausführen, die du anders entschieden hättest. Das muss man mögen.
    Was die Anforderungen des MJ angehen, habe ich leider keine Erkenntnisse.

  • Du könntest Dich beim MJ für ein Praktikum bewerben (findest Du auf der Intranetseite des MJ). Da schnupperst Du in die Verwaltung und falls es gut läuft, macht es sich in der nächsten Beurteilung schon mal gut. Das hilft, wenn irgendwo Verwaltungsstellen ausgeschrieben werden. Manchmal wirbt das MJ auch (ehemalige) Praktikanten für eine dauerhafte Tätigkeit ab. Da muss es aber schon sehr gut laufen.

  • ... und Rechtspfleger ohne Verwaltungserfahrung kaum Chancen haben in die Verwaltung zu wechseln.


    Finde den Fehler :teufel:

    ich würde gerne Verwaltungsaufgaben übernehmen bzw. gerne vollständig in die Verwaltung wechseln


    Was bewegt dich zu diesem Wunsch?
    Warum hälst du dich für so eine Stelle für geeignet?

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • Ich bin seit 2 Jahren bei einer Staatsanwaltschaft in Niedersachsen tätig und wurde im letzten Jahr auf Lebenszeit verbeamtet.

    Du stehst also noch am Anfang Deiner Laufbahn. Da verwundert es nicht, dass der GL Dich höflich aber bestimmt abweist. Ein guter GL hat seine zu verteilenden Aufgaben und die dazu passenden Leute im Blick, und wenn Du kommst ist klar, Du bist erstmal nicht eingeplant.
    Nichtsdestotrotz wird man sich Deinen Namen merken und es wird sicher mal eine Arbeit in der Verwaltung geben, die keiner machen will. Und dann habt man schon mal was in Verwaltung gemacht und darauf kann man aufbauen.

  • Damals sind die 3 Besten aus meinem Jahrgang zum JM gegangen und dort geblieben. Aber es waren halt die, mit dem 2er Examen.

    Mit ausreichend hat man da tatsächlich wenig Chancen.

    Ich würde dir auch empfehlen, was die Vorschreiber schon schrieben: Einfach mal nach Aufgaben fragen, bisken Projektarbeit oder so machen. Und sich das nach Möglichkeit auch in die Beurteilung schreiben lassen. Da merkst du dann auch, ob das was für dich ist. Und dann hat man sicher bessere Chancen, wenn du immer noch willst.

  • Vielen Dank für die ganzen Antworten und Tipps!

    Die Idee mit den Zusatzaufgaben finde ich sehr gut. Seit letztem Jahr bin ich für die Vermögensabschöpfung im Ermittlungsverfahren (machen bei uns nicht alle Kollegen) zuständig und habe auch schon ausgebildet. Aber vielleicht gibt es ja noch weitere Aufgaben die ich machen kann. Da werde ich mich mal informieren.

    Ich bin das ganze Thema vermutlich einfach viel zu naiv angegangen. Mal schauen was sich in den nächsten Jahren noch so ergibt.

  • Vor meinem Wechsel an die Staatsanwaltschaft habe ich zwei Jahre beim Amtsgericht gearbeitet. Das hat mir auch Spaß gemacht. Leider war das Gericht auf Dauer zu weit von meinem Wohnort entfernt und eine zeitnahe Versetzung in Richtung Wohnort, ohne mehrere Jahre warten zu müssen, war nur durch einen Wechsel an die StA möglich.

    Wie wäre es denn an ein Amtsgericht zu wechseln und die sachliche Unabhängigkeit kennenzulernen und zu geniessen und dir Sporen für die Verwaltung zu erarbeiten ?

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