Palandt und Schönfelder: Abtritt mit 76 Jahren Verspätung

  • Und wieder trägt der Zeitgeist und die political correctness ungeahnte Blüten... :gruebel:

    Auch wenn ein Beamter schnell und unbürokratisch handelt, kann eine amtliche Tätigkeit vorliegen.
    (LG Bielefeld, Urteil vom 28. Januar 2003 – 2 O 634/02 –, juris)

    Ein Narr ist viel bemüht; des Weisen ganzes Tun,
    Das zehnmal edeler, ist Lieben, Schauen, Ruhn.
    Angelus Silesius (1624 - 1677)

  • Nö, hätte schon längst passiert sein können. Haben andere Kommentare auch schon (aus anderen Gründen vielleicht) erlebt.

    Beginne den Tag mit einem Lächeln. Dann hast Du es hinter Dir. (Nico Semsrott)

    "Das Beste an der DDR war der Traum, den wir von ihr hatten." Herrmann Kant in einem Fernsehinterview

  • -------------------------:aktenEine wirklich gute Idee erkennt man daran, daß ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien. (Albert Einstein):gruebel: ------------------------------------

    Nachlass-Kanzlei / Büro für gerichtliche Pflegschaften / Nachlasspflegschaften, Nachlassverwaltungen, Testamentsvollstreckungen, Nachlassbetreuungen /
    Nachlasspfleger Thomas Lauk - http://www.thomaslauk.de

  • Spricht irgendetwas außer "Das haben wir schon immer so gemacht" denn gegen die Umbenennung?

    Ja - die Namen der Bücher sind zwar keine Gattungsbegriffe (Tempo für Zellstofftaschentücher etc.), aber die Bedeutung ist schon etwas losgelöster als die Nennung der bloßen Namen.

    Ob dass die Würdigung nationalsozialistischer Persönlichkeiten rechtfertig, wäre natürlich zu diskutieren.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ob dass die Würdigung nationalsozialistischer Persönlichkeiten rechtfertig, wäre natürlich zu diskutieren.

    Die Frage wäre für mich eher, ob die bloße Namensgebung eine Würdigung einer Persönlichkeit darstellt.

    Schönfelder z. B. hat die Gesetzessammlung begründet. Das ist ein unveränderlicher - und auch völlig wertneutraler - Umstand, auch wenn die Sammlung jetzt von anderen Personen weiter betreut wird.

    Mehr als einen Lacher in der Mittagspause hat diese Aktion mE nicht gebracht. Ich glaube auch nicht, daß sich die neuen Bezeichnungen kurzfristig durchsetzen werden. Wenn, dann mit Jahren oder Jahrzehnten Verzögerung.

    §§ 36b II 2, 5 III 1 RPflG: Die vorgelegten Sachen bearbeitet der Rechtspfleger, solange er es für erforderlich hält.

  • Nö, hätte schon längst passiert sein können. Haben andere Kommentare auch schon (aus anderen Gründen vielleicht) erlebt.

    Yep, sehe ich auch so.

    Und ich glaube auch, dass ich mich in den verbleibenden 4175 Tagen (und dem Rest von heute) daran gewöhnen werde, da ich mir §§ eh über google suche und bei Kommentaren die entsprechenden Onlinedatenbanken nutze.

    Sowohl die Verfasser, als auch ihre Werke dürften sich überlebt haben.

  • Und ich glaube auch, dass ich mich in den verbleibenden 4175 Tagen (und dem Rest von heute) daran gewöhnen werde, da ich mir §§ eh über google suche und bei Kommentaren die entsprechenden Onlinedatenbanken nutze.

    Arbeitstage (also / 220) ??

    Deinen Job möchte ich haben, dass Du da heute schon Tage zählen kannst. :wechlach:

  • Wie gesagt: Ich übernehme eh die Namen aus den Datenbanken. Ich gehe nicht mehr in die Bücherei und suche den Palandt oder demnächst den Grüneberg. Ich glaube, es hat in den letzten Jahren sowieso ab und an die Umbenennung eines Kommentars gegeben.

  • In gerichtlichen Entscheidungen und in fachzeitschriftlichen Veröffentlichungen hat man natürlich gleichwohl zutreffend zu zitieren.

    Wenn sich der Familienname des Mitautors eines Kommentars mittels Heirat ändert, kann man ja auch nicht sagen, man zitiere noch den alten Namen als Bearbeiter, nur weil einem der neue nicht gefällt.

    So ist das halt mit Namensänderungen.

  • Bestreite ich das ?

    Aber ich suche nicht mehr in analogen Büchern, sondern gegebene Problem, §§ oder sonstwas in die Suchmaske ein. Habe ich dann die zutreffende Fundstelle, wird entsprechend zitiert. Wo ist das Problem ?

    Das war früher anders, da ging zuerst die Suche nach "dem aktuellen Zöller" los.

    Insofern ist die umgangssprachliche Bezeichnung eines Kommentars nicht mehr von Bedeutung.

  • Ich bin da bei Störtebecker.

    Man muss nicht jeden political-correctness-Trend, der zu uns schwappt, mitmachen. Persönlich bin ich auch dagegen, jede Straße umzubenennen und jede Statue vom Sockel zu reißen, da nur die wenigsten historischen Persönlichkeiten nach aktuellen moralischen Maßstäben tragbar sind.

    Aber hier sehe ich die Literatur schon in der Pflicht, sich von diesen Traditionen zu lösen und dies auch namentlich kund zu tun, denn das Unrechtsgehalt der Namensgeber geht weit über ein tolerables Maß hinaus. Gerade wenn es im juristischen Bereich auch um elementare Werte geht, die hinter den Gesetzen stecken, sollte eine Loslösung von erheblich belasteten Namen wie Palandt, Maunz, Schönfelder etc. erfolgen.
    Und ein "der hieß schon immer so" ist kein Argument. Soweit Verlage vor Umbenennungen zurückschrecken, weil damit Marken beschädigt werden, ist das erst recht ein Argument, sich besser frühzeitig von erheblich vorbelasteten Namen zu trennen, um den Schaden zu minimieren.

    Wichtiger als der reine Namen bleibt allerdings die inhaltliche Auseinandersetzung mit Exponenten des Nationalsozialismus, sonst besteht die Gefahr einer Pseudoauseinandersetzung, bei der vielleicht dann Formalien wichtiger werden könnten als Sachargumente.

    Ganz abgekoppelt von den Büchern bin ich noch nicht, auch wenn ich sehr gern die online-Literatur nutze. Mit "Grünberg" & Co. muss ich mich daher noch anfreunden.

  • Ich bin da bei Störtebecker.

    Man muss nicht jeden political-correctness-Trend, der zu uns schwappt, mitmachen. Persönlich bin ich auch dagegen, jede Straße umzubenennen und jede Statue vom Sockel zu reißen, da nur die wenigsten historischen Persönlichkeiten nach aktuellen moralischen Maßstäben tragbar sind.

    Aber hier sehe ich die Literatur schon in der Pflicht, sich von diesen Traditionen zu lösen und dies auch namentlich kund zu tun, denn das Unrechtsgehalt der Namensgeber geht weit über ein tolerables Maß hinaus. Gerade wenn es im juristischen Bereich auch um elementare Werte geht, die hinter den Gesetzen stecken, sollte eine Loslösung von erheblich belasteten Namen wie Palandt, Maunz, Schönfelder etc. erfolgen.
    Und ein "der hieß schon immer so" ist kein Argument. Soweit Verlage vor Umbenennungen zurückschrecken, weil damit Marken beschädigt werden, ist das erst recht ein Argument, sich besser frühzeitig von erheblich vorbelasteten Namen zu trennen, um den Schaden zu minimieren.

    Wichtiger als der reine Namen bleibt allerdings die inhaltliche Auseinandersetzung mit Exponenten des Nationalsozialismus, sonst besteht die Gefahr einer Pseudoauseinandersetzung, bei der vielleicht dann Formalien wichtiger werden könnten als Sachargumente.

    Ganz abgekoppelt von den Büchern bin ich noch nicht, auch wenn ich sehr gern die online-Literatur nutze. Mit "Grünberg" & Co. muss ich mich daher noch anfreunden.

    wow, klasse statemet !
    vlt. noch einige Gedanken "hinzugesellt"

    Als ich über die Umbenennung in der SZ und der FAZ las, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Als erstes recherierte ich, ob der Dreher/Tröndle noch so heißt, oh, "so janz heimlich verläss wer die Stadt", nein der heißt schon länger anders ....
    Die Polit-Claquere waren ob der Umbenennung des Palandt auch nicht langsam mit ihren wohlfeilen Äußerungen. Wo waren die denn 1951, als Dreher beim Strafrechtsänderungsgesetzentwurf noch bei seinem "Nazi-Entwurf" entlehnen durfte, fragt sich der rechtsgeschichtlich Interessierte heute noch......(ja ja, die "kalter-Krieg-Argumentation"...); wer fand eigentlich nachkrieglich Globke cool ???
    Was ge"schah" 1968 (außer dem Polizeiterror gegen die Anti-"schah-" Demonstranten) ja der muff von tausend jahren.....
    Ja, es ist ein weites Feld:
    ist es noch i.O. Kommentare noch nach Juristen zu benennen, die sich in der ein oder anderen Art im NS-Geist profilierten oder sich gar dem System angedient haben ? Ist es "Geschlichtsklitterung" diese Kommentare umzubenennen, um über den Erhalt der NS-Juristen-Elite hinwegzutäuschen ?
    Nun, eine Frage, auf die ich auch keine zufriedenstellende Antwort weiß ! Aber vtl einmal andersherum: viele leuz (hi hi, das finde ich sowas von geschlechtsneutral und gendergerecht) haben den BGB - AT noch mit larenzschem Lehrbuch gelernt, äh, hat der nicht mal in einer Altausgabe die Rechtsfähigkeit von Juden hinterfragt ....
    Maunz wäre auch noch ein eigenes Thema wert.
    Ja und alle hatten ihre "Schüler" die die Werke fortgeführt haben, nun, ist der Schüler stets des Geistes des Lehrers oder des vlt. beim Lehrer schon vergangenen Ungeistes, oder gibt es noch einflussreiche Reste des Ungeistes, deren faulige Früchte auf fruchtbaren Boden fallen... ja ein weites Feld ! Aber da ist niemand unter Generalverdacht zu stellen. Juristen können auch nur von Juristen lernen und sich mit deren Lehren auseinandersetzen (das ist das Lernen i.S.e. Strebens nach Erkenntnis !).

    Nun, nach sovielen vlt. seltsam anmutenden Äußerungen noch mal zurück zur Umbenennung:
    Ja, ich halte sie für richtig ! aber nur, wenn die Verlage jeweils im Vorwort sich zum Begründer des Kommentars und seiner Geschichte explizit äußern und auch dazu, dass die Umbenennung erfolgte, weil....
    Sich zur Historie zu äußern, stünden den Verlagen auch gut an, klar sie würden damit nicht nur eine selbstkritische Stellung beziehen, sondern auch eine Kritk zur jungen BRD. Ich halte dies für angebracht, alles Andere wäre eine üble Geschichtsklitterung und ein Bruch in der Verlagsgeschichte.

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Natürlich tut die Umbenennung niemandem weh, aber ich sehe das skeptisch.
    Ähnlich wie bei der Änderung von Kinderbüchern geht der Trend dahin, durch solche Maßnahmen das Vergessen an die Stelle des Erklärens zu setzen.
    Die Geschichte kann nicht dadurch gelöscht werden, dass ich sie einfach ausblende.
    Wenn ich die Erinnerung aufrechterhalten will, muss ich mich damit auseinandersetzen. Eine entsprechende Einleitung im Sinne einer historischen Einordnung im Palandt und anderen hätte gereicht.

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