Jura oder Rechtspflege

  • Jeder muss für sich entscheiden, was er mit seinem Leben anstellt.

    Genau. Aber hier im Thread gibt es schon eine kleine Tendenz in eine die Richtung, die das Rechtspflegerdasein ein bißchen abwertet, so nach dem Motto: Da könntest du aber was schöneres machen.

    Das halte ich nicht für richtig, siehe obiges Zitat.

    Ich selbst hatte auch ein gutes Abitur und hätte auch Jura studieren können. Wollte ich aber nicht. Ich habe eine Ausbildung im mittleren Justizdienst gemacht, habe dort viel gelernt und mich wohlgefühlt. Das Rechtspflegerstudium kam dann erst später - jetzt fühle ich mich auch als Rechtspfleger wohl.

    Jeder hat andere Prioritäten und Interessen.

    §§ 36b II 2, 5 III 1 RPflG: Die vorgelegten Sachen bearbeitet der Rechtspfleger, solange er es für erforderlich hält.

  • Da schlägt halt das Pendel in die andere Richtung aus, wenn in der Vergangenheit bei ähnlichen Fragen so getan wurde, als ob nach einem Jurastudium fast immer das Schicksal eines verarmten Anwalts auf einen wartet. Ausserdem unterstellt man bei jemandem mit so einem Abitur eben auch Ambitionen. Und nach Möglichkeit erreichbare Ambitionen.

  • Hallo,
    ich komme nun in die 12. Klasse und stehe vor der Wahl, Jura oder Rechtspflege zu studieren. Ich habe jetzt schon auf mehreren Foren von den eher bescheidenen Berufsaussichten eines Rechtspflegers gelesen, aber auch bei Jura warnen viele vor schlechten Berufschancen. Für mich würde beides in Frage kommen, wobei ich schon Respekt vor dem immensen Lernpensum des Jurastudiums habe. Andererseits möchte ich meinen guten Schnitt (1,1) gerne nutzen, um das Studium zu wagen. Es wäre toll, wenn mir jemand etwas zu den Vor- bzw. Nachteilen der Studiengänge sagen könnte und mir somit vielleicht etwas bei der Wahl helfen könnte.:)

    Hallo Jana,

    der von Dir eröffnete Thread hat binnen kurzer Zeit einen stattlichen Umfang erreicht. Auch wenn die Diskussion sich stellenweise sehr um das Spezialthema "Amtsanwalt" rankt, hoffe ich, dass Du die eine oder andere, für Deine Fragestellung nützliche, Information erhalten hast.

    Ein Aspekt ist, wenn ich es nicht überlesen habe, bisher noch nicht angesprochen worden: Ich kenne mehrere Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger, die nach abgeschlossener Rechtspflegerausbildung Jura studiert haben und Richter(innen) geworden sind. Auch wenn dieser Weg länger dauert als sogleich mit dem Jurastudium zu beginnen, kann er sich von der Qualifikation her lohnen, weil die Ausbildungsinhalte einander ergänzen. Als der damalige Leiter "meiner" Fachhochschule uns in die Praxis entließ, sagte er sinngemäß, dass man derart Ausgebildeten nicht so leicht etwas vormachen könne. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen aus mehr als 40 Dienstjahren.

    Unabhängig davon, wie Du Dich letztlich entscheidest, wünsche ich Dir bei der Berufswahl eine glückliche Hand und Zufriedenheit auf dem von Dir eingeschlagenen Weg.

    Liebe Grüße
    Husky98

    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." (Abraham Lincoln)

  • Also ich bin gerade am Ende des Rechtspflegerstudiums (sofern die Prüfungen bestanden sind), daher kann ich in erster Linie nur etwas zu diesem Beruf sagen.

    Ich persönlich habe mich für die Rechtspflege entschieden, weil mir das Modell duales Studium gut gefällt. Ich bin kein Mensch, der jahrelang nur büffelt ohne den entsprechenden Praxisbezug zu haben. Aber da ist ja jeder anders.
    Außerdem ist super, dass es wirklich von vornherein Geld gibt, das war mir persönlich auch sehr wichtig. Natürlich verdient man nachher lange nicht so viel wie Staatsanwälte oder Richter (wobei ich hoffe, dass sich da mal was ändert), aber schlecht verdient man auf gar keinen Fall.

    Vom Inhalt her ist das Studium natürlich anders als Jura. Man findet häufiger Praxisbezüge und es ist nicht ganz so weit gefächert. Anspruchsvoll ist es trotzdem! Das darf man selbst mit einem 1,1 Abi nicht unterschätzen.

    Und in Bezug auf den Amtsanwalt.. nunja, die Chancen sind wirklich nicht groß und ich hoffe das ist dir bewusst. Natürlich kannst du es jedes Jahr wieder versuchen, aber da bist du nicht der einzige. Aus unserem Jahrgang hat sich ungefähr jeder Dritte dafür interessiert. Aber wenn es dein Ziel ist, dann versuch es! Und vielleicht gefällt dir die freiwillige Gerichtsbarkeit auf dem Weg dahin ja auch so sehr, dass du bleiben willst. So war es bei mir zumindest :)

    Liebe Grüße und ganz viel Erfolg!

  • Natürlich verdient man nachher lange nicht so viel wie Staatsanwälte oder Richter (wobei ich hoffe, dass sich da mal was ändert), aber schlecht verdient man auf gar keinen Fall.

    Auch wenn sich da etwas ändert (gute Tarifabschlüsse mit anschließenden Besoldungserhöhungen o. ä.), wird da immer ein Abstand zwischen gehobenem Dienst und höherem Dienst bleiben. Ist ja auch ok.

    Netto ist der Abstand dann dank progressiver Steuer auch noch kleiner :D. Was man auch nicht vergessen darf, dass der Rechtspfleger ja schon mindestens drei Jahre eher volles Gehalt verdient, währeddessen der stud. iur. noch nichts bzw. nur Referendarsgehalt bezieht. Das lässt die Lücke gesamthaft auch noch schrumpfen...

  • Aus meinem Jahrgang und Kollegen die kurz vor oder nach mir Examen ablegten: Amtsanwälte, Rechtsanwälte, Notarin, Polizeilaufbahn, Liegenschaftsamtsleiter bei Stadt, Arzt, Geschäftsleiter bei AG bzw. bei LG, Ministerialrat bei OLG, Wirtschaftsprüfer, Zwangsverwalter und normale Rechtspfleger (Richter wollte niemand werden)

    Daher, wer weiss wo das Leben hinführt.


    Aufjeden Fall ist das Rechtspflegerstudium nicht Ende derFahnenstange.

    Gerade ein Studium – in welche Richtung auch immer- kann super angeschlossenwerden, teilweise sogar mit der Möglichkeit als Rechtspfleger teilweise weiterzu arbeiten.

    Auch ist man direkt nach dem ABI, vielleicht noch G8 noch garnicht soweit, dassman genau was, was einem liegt. Und in den drei Jahren lernt man auch viel überseine eigenen Stärken und Schwächen.

    Auch intern bestehen Aufstiegsmöglichkeiten.

  • Also ich bin gerade am Ende des Rechtspflegerstudiums (sofern die Prüfungen bestanden sind), daher kann ich in erster Linie nur etwas zu diesem Beruf sagen.

    Ich persönlich habe mich für die Rechtspflege entschieden, weil mir das Modell duales Studium gut gefällt. Ich bin kein Mensch, der jahrelang nur büffelt ohne den entsprechenden Praxisbezug zu haben. Aber da ist ja jeder anders.
    Außerdem ist super, dass es wirklich von vornherein Geld gibt, das war mir persönlich auch sehr wichtig. Natürlich verdient man nachher lange nicht so viel wie Staatsanwälte oder Richter (wobei ich hoffe, dass sich da mal was ändert), aber schlecht verdient man auf gar keinen Fall.

    Vom Inhalt her ist das Studium natürlich anders als Jura. Man findet häufiger Praxisbezüge und es ist nicht ganz so weit gefächert. Anspruchsvoll ist es trotzdem! Das darf man selbst mit einem 1,1 Abi nicht unterschätzen.

    Und in Bezug auf den Amtsanwalt.. nunja, die Chancen sind wirklich nicht groß und ich hoffe das ist dir bewusst. Natürlich kannst du es jedes Jahr wieder versuchen, aber da bist du nicht der einzige. Aus unserem Jahrgang hat sich ungefähr jeder Dritte dafür interessiert. Aber wenn es dein Ziel ist, dann versuch es! Und vielleicht gefällt dir die freiwillige Gerichtsbarkeit auf dem Weg dahin ja auch so sehr, dass du bleiben willst. So war es bei mir zumindest :)

    Liebe Grüße und ganz viel Erfolg!


    Wie groß die Chancen sind, Amtsanwalt zu werden lässt sich nicht pauschalisieren, in meinem Bundesland stünden die Chancen wohl bei Leistung eher besser als in anderen Bundesländern, somit kann ich auch nach Gespräch mit dem Amtsanwalt deine Aussage so nicht nachvollziehen, er sollte es schließlich wissen. Ich hatte das Glück mit einem Amtsanwalt in einer Sitzung zu sein und mit diesem über das Berufsbild zu sprechen. Bei passender Leistung und Interesse ständen die Chancen seiner Meinung nach besser als nach dem Jurastudium Staatsanwalt zu werden. Ich habe bei der Sta nach einem Einblick gemerkt, dass das was sein könnte. Gerade weil eben im täglichen Alltag große Abwechslung geben zu sein scheint. Mich hat sowohl der Aufgabenbereich des Rechtspflegers bei der Sta fasziniert, der des Amtsanwaltes noch mehr, der eben bei der Sta eine tolle fortbildungsmöglickeit für den rechtspfleger darstellt. Auch wenn ich den Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit von dem was ich gesehen habe bis jetzt interessant fand, hat es mir die Sta mehr angetan. Er hat mir geraten in allen Bereichen dabei zu sein und wenn es danach mein Wunsch ist mich als Amtsanwalt zu bewerben. Der Einblick dort war in jedem Fall ein echter Mehrwert, weil ich in der Sache eher noch mehr bestätigt wurde. Schon die eine Woche war extrem interessant

  • Vorschlag an die Moderation: Wir haben hier schon einen Thread, bei dem die Amtsanwaltschaft und der Vorbereitungsdienst mit einer Dauer von 15 Monaten an der FHR NRW Threadgegenstand sind. Eventuell könnte die den Amtsanwalt betreffende Diskussion verschoben werden?

    "Multiple exclamation marks", he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind." (Sir Terry Pratchett, "Eric")

  • Wie groß die Chancen sind, Amtsanwalt zu werden lässt sich nicht pauschalisieren, in meinem Bundesland stünden die Chancen wohl bei Leistung eher besser als in anderen Bundesländern, somit kann ich auch nach Gespräch mit dem Amtsanwalt deine Aussage so nicht nachvollziehen, er sollte es schließlich wissen. Ich hatte das Glück mit einem Amtsanwalt in einer Sitzung zu sein und mit diesem über das Berufsbild zu sprechen. Bei passender Leistung und Interesse ständen die Chancen seiner Meinung nach besser als nach dem Jurastudium Staatsanwalt zu werden. Ich habe bei der Sta nach einem Einblick gemerkt, dass das was sein könnte. Gerade weil eben im täglichen Alltag große Abwechslung geben zu sein scheint. Mich hat sowohl der Aufgabenbereich des Rechtspflegers bei der Sta fasziniert, der des Amtsanwaltes noch mehr, der eben bei der Sta eine tolle fortbildungsmöglickeit für den rechtspfleger darstellt. Auch wenn ich den Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit von dem was ich gesehen habe bis jetzt interessant fand, hat es mir die Sta mehr angetan. Er hat mir geraten in allen Bereichen dabei zu sein und wenn es danach mein Wunsch ist mich als Amtsanwalt zu bewerben. Der Einblick dort war in jedem Fall ein echter Mehrwert, weil ich in der Sache eher noch mehr bestätigt wurde. Schon die eine Woche war extrem interessant

    Ich wollte es dir auch gar nicht ausreden. Ich finde es toll, dass du schon genau im Sinn hast, was du erreichen willst und wo du hin willst :) und wenn ihr in eurem Bundesland einfacher rein kommt, dann ist das doch eine perfekte Voraussetzung! Ich konnte nur aus eigenen Erfahrungen erzählen, und ich habe eben hier gegenteiliges gehört.
    Und das mit der Arbeit bei der StA verstehe ich auch, das ist schon ziemlich interessant. Aber auch da standen die Chancen bei uns leider nicht so gut :(

    Drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass es alles so klappt und es die richtige Entscheidung ist.

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