forumSTAR in Jugendstrafvollstreckungsverfahren

  • Ich soll demnächst hier am AG Strafsachen machen, also auch die Jugendstrafvollstreckung. Mein Vorgänger arbeitet noch mit selbstgebastelten Uraltformularen, daher meine Frage: Ist forumSTAR hierfür gut nutzbar, zB. für die Einleitungsverfügungen, BZR-Mitteilungen etc. oder zu umständlich? Nutzt ihr auch eher eigene Formulare?

  • Das Jugendstrafvollstreckungsmodul ist benutzbar, gehört aber in meinen Augen zu den schlechteren Modulen. Viele Dinge, die ich mit einem einheitlichen Word-Vordruck mache (z.B. Aufforderung zur Weisungserfüllung, Übersendung von Urteilanschriften, BZR Mitteilung und Mitteilung an den Auflagenempfänger) haben jeweils eine eigene Forum Star Verfügung. Statt zwei Seiten Word Dokument habe ich meist 4 Seiten von ForumStar in der Akte.

    Ich halte die Word-Lösung für übersichtlicher und weniger umständlich.

    Wenn du das Modul benutzen willst, musst du vor allem zwei Kurzkennziffern kennen: 2530 (Anzeige aller verfügbaren Vollstreckungsformulare) und 3649 (BZR und KBA Mittteilung).

  • Vielen Dank schon mal, dann passe ich vielleicht doch eher die Wordformulare für mich an. Dachte, die Nutzung von forumSTAR bei den Verfügungen hätte evtl. auch Vorteile für die Serviceeinheiten. Aber wenn es für mich aufwendiger ist, schaffe ich es - zumindest während der Einarbeitungsphase - zeitlich vermutlich gar nicht.

  • Generell ist ForumStar für den sog. "Entscheider" immer* aufwendiger als Word (oder andere Textverarbeitungsprogramme) oder die frühere Lösung mit Formblättern. Im Regelfall steht dem Mehraufwand beim Entscheider wenigstens eine gewisse Ersparnis bei der Serviceeinheit gegenüber. Manchmal - allerdings sehr selten - auch nicht. Leider wurden die Personalschlüssel für die Serviceeinheiten nach der Einführung von ForumStar an diese Ersparnis angepasst, so dass heutzutage die Serviceeinheit darauf angewiesen ist, dass möglichst viele Entscheider den eigenen Mehraufwand in Kauf nehmen. Sonst schafft es die Serviceeinheit nämlich nicht mehr und geht auf Dauer unter. Wenn man das vermeiden will, muss man als Entscheider in die saure Zitrone beißen. Eine Aufstockung des Personalschlüssels für die Entscheider hat es natürlich nicht gegeben.

    *immer: Ich arbeite jetzt seit vielen Jahren mit ForumStar. Mir ist keine Situation bekannt, in dem ForumStar für den Entscheider einen geringeren Aufwand produzieren würde, als es die vorherige Tätigkeit mit Formblättern oder Word gebracht hätte - ich kenne aber zugegebenermaßen nur den Richterbereich, nicht den Rechtspflegerbereich. Der Multiplikator für den Entscheider liegt im Bereich einer nur geringfügigen Erschwerung bis hin zum mehrfachen Aufwand der vorherigen Arbeitszeit für den gleichen Vorgang.


    Mit freundlichen Grüßen
    AndreasH

  • Andreas H stimme ich in seiner grundsätzlichen Bewertung zu*. Doch gebe ich auch zu Bedenken, dass das Arbeiten für die Geschäftsstelle schwieriger wird, wenn das Rohprodukt der Entscheider nicht in ForumStar ist. Sollte das dazu führen, dass die Geschäftsstelle dann absäuft oder auf gut deutsch keinen Bock mehr hat, führt dies auch unweigerlich zu Mehraufwand beim Entscheider. Daher würde ich gerade in der Einarbeitungsphase mir die "richtige" Arbeitsweise angewöhnen. In manchen Fällen ist allerdings auch der Geschäftsstelle allerdings word lieber, oder es ist ihnen egal, da sie mit eigengebasteltem Kurztext schneller sind.
    Daher würde ich solche Sachen gleich am Anfang mal mit der Geschäftsstelle besprechen, wie sie es gerne hätten. Das sammelt idR auch gleich Bonuspunkte ;).

    Bislang habe ich auch das Wort "Serviceeinheit" vermieden, weil zur Serviceeinheit aus dem Teamgedanken heraus auch die Entscheider gehören.

    *
    Ausnahme: Mobiliarvollstreckung
    In Zeiten vor ForumStar hatte Bayern "Hit". Da war das Schreibprogramm zwar mit der Datenbank verknüpft, man konnte aber nicht effektiv speichern. word konnte man gut speichern, aber musste alle Daten händisch eingeben, was dazu geführt hat, dass man bei jedem Vorgang überlegt hat:
    - (Potentieller) Stammkunde? Dann word und beim nächsten Mal gut nutzbar. Oder
    - (potentiell) One-Hit-wonder? Dann "Hit".

    Da war ForumStar tatsächlich für Entscheider vorteilhafter.

    Aber das nur am Rande, es geht ja hier um ForumStar Straf.

  • Ich kann nur über das sächsische F*Star Straf berichten, und bekanntlich macht Sachsen alles anders und hat die Textprodukte selbst und unter abweichenden Bezeichnungen erstellt.

    Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren auch in der Strafe, und ehrlich gesagt macht dabei die Jugendstrafvollstreckung nur einen Bruchteil meiner Tätigkeit aus. Den größten Teil des Tages verbringe ich mit Vergütungs- und Kostenfestsetzungsanträgen. Für die ist F*Star gar nicht schlecht, vorausgesetzt die Daten in F*Star sind richtig eingegeben. Man merkt, dass F*Star für den Zivilprozess erfunden wurde.

    Anders bei der Jugendstrafvollstreckung. Hier gibt es nur wenige Textprodukte zur Jugendstrafvollstreckung, und auch die funktionieren nicht immer - wobei ich nicht erkennen kann, ob dann eventuell ein falscher/fehlender Eintrag durch die Geschäftsstellenbedienstete ursächlich ist oder wirklich das Programm selbst hakt. Zu den häufigsten Anwendungsfällen und zur Vermögensabschöpfung habe ich mir diverse persönliche Formulare in F*Star angelegt. Der (einzige) Vorteil ist, dass ich dann allein aus den Daten im F*Star ablesen kann, was wann passiert ist, was bei exotischen Fällen eine Eselsbrücke bietet, sofern man sich den alten "Musterfall" gemerkt hat.

    Word wäre mir gleichwohl viel lieber, weil es stabil und schnell läuft, weil mir keine idiotischen Formatierungen aufgezwungen werden, weil ich die nötigen Dokumente in Ordner und Unterordner strukturiert ablegen kann und weil die Bedienung viel logischer und komfortabler als F*Star ist. Aber, wie AndreasH zutreffend schreibt, die Verwendung von F*Star ist auch Service für die stets überlasteten Geschäftsstellendamen.

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