Jurastudium vs. Rechtspfleger

  • Ich fände es auch nicht hilfreich, wenn gesagt würde, das Jura-Studium ist zu schwer. Mach ich halt was einfacheres und werde Rpfl. Wirft kein gutes Licht auf diesen Beruf und schon gar keines auf den Bewerber.
    Man könnte daraus schließen, dass er zu bequem/faul ist, sich ganz tief in den relativ trockenen Stoff des Studiums reinzuhängen.

  • Ich kann mir zwar vorstellen, dass nach den Beweggründen der Berufswahl gefragt wird, aber danach warum man nicht Jura studieren möchte... ich weiß ja nicht.



    Doch, wird es ab und an. War bei mir auch so.
    Ich konnte noch ein Praktikum beim AG vorweisen und konnte halt auf die Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit des Rpfls aufbauen, so dass ich das Jurastudium nur ganz kurz anreißen musste....

  • Nun meine Frage: Ist es eurer Meinung nach ratsam im Vorstellungsgespräch auf die Frage - falls sie kommt - "warum nicht Jura?" zu antworten, dass man sich nicht zutraut beide Staatsexamen mit Prädikat abzuschließen und auf diesem Weg eine Anstellung in der Justiz zu erhaschen?


    Auf gar keine Fall so etwas sagen! Ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Bewerber, die so etwas sagen oder bspw., dass sie Rpfl werden wollen, weil Jura zu schwer ist, immer abgelehnt werden. (jedenfalls in dem BL,wo ich meine Ausbildung gemacht habe) Wenn du gefragt wirst, warum nicht Jura, dann würde ich immer erzählen, dass dir dass Berufsbild des Rpfl besser gefällt. Das seine Aufgaben interessanter und vielseitiger sind. So etwas klingt immer gut und vermittelt den Eindruck, dass du dich schon intensiv damit befasst hast, was du einmal machen möchtest. (Natürlich solltest du dann auch wissen, was ein Rpfl so macht :D)

  • Nun meine Frage: Ist es eurer Meinung nach ratsam im Vorstellungsgespräch auf die Frage - falls sie kommt - "warum nicht Jura?" zu antworten, dass man sich nicht zutraut beide Staatsexamen mit Prädikat abzuschließen und auf diesem Weg eine Anstellung in der Justiz zu erhaschen?


    Auf gar keine Fall so etwas sagen! Ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Bewerber, die so etwas sagen oder bspw., dass sie Rpfl werden wollen, weil Jura zu schwer ist, immer abgelehnt werden. (jedenfalls in dem BL,wo ich meine Ausbildung gemacht habe) Wenn du gefragt wirst, warum nicht Jura, dann würde ich immer erzählen, dass dir dass Berufsbild des Rpfl besser gefällt. Das seine Aufgaben interessanter und vielseitiger sind. So etwas klingt immer gut und vermittelt den Eindruck, dass du dich schon intensiv damit befasst hast, was du einmal machen möchtest. (Natürlich solltest du dann auch wissen, was ein Rpfl so macht :D)



    Genau meine Meinung

  • Ich danke euch ganz herzlich! Der Hauptgrund ist bei mir auch, dass ich nicht ein mindestens sechsjähriges Studium mit dann ja doch durchwachsenen Arbeitsmarktaussichten beginnen möchte. Und selbstverständlich wollte ich damit nicht ausdrücken, dass ich das Rechtspflegerstudium für "weniger wert" halte.

  • Dann darfst du es auch nicht so ausdrücken ;)
    Du darfst auch nicht sowas sagen wie "Auf 6 Jahre Studium hab ich keine Lust." Auf mich wirkt das von vornerein schon unmotiviert, überhaupt etwas zu lernen - und ja: faul.
    Ich würd halt die Vorzüge des Rechtspflegers hervorheben: mehr Praxisbezug, Übernahmechancen, Jobchancen (ggf. sicherer Arbeitsplatz als Beamter)...

    Bei meinem Vorstellungsgespräch kam das auch zur Sprache und die sahen es auch als verständlich an, dass man sich heutzutage einen Job suchen möchte, der Bestand hat.

    Sei möglichst ehrlich, aber zeig dich nicht faul, unmotiviert und nur auf Geld bedacht. Worauf genau geachtet wird, ist wohl unterschiedlich und kann man nicht genau sagen. Zu allererst natürlich Fähigkeit und Auftreten, eine gewisse Sympathie, deine Antworten, deine Art, wie du antwortest und vielleicht auch, wie du auf unerwartete Fragen reagierst, ob du dabei ehrlich bleibst oder dich nur schön hinstellen möchtest, etc. - Das war so mein Eindruck!

  • an jörg

    die frage kommt sogar mit hoher wahrscheinlichkeit warum nicht jura vor allem wenn vorher gefragt wurde was man f^rüher denn so lachen wollte. und da sind viele dabei die jura studieren wollten es aber aus unterschiedlichen beweggründen vorgezogen haben rpfl zu werden
    meiner meinung nach kommen die meisten (die nich gerade aus rpfl familien kommen) erst auf diesen beruf nachdem sie sich ausgiebig kundig gemacht haben und auch nur ueber die interesse am jurastudium.

    die frage ist aber nicht schwer zu beantworten warum nicht jura???
    wie hier schon zig mal gesagt: job, sachlich unabhaengig, interessant, gute ausbildung und keine veralteten unistrukturen.

    sage niemals angst kein praedikat zu machen, ich hab mal gehoert rpfl studium mit praedikat nur unwesentlich mehr als jura praedikate soviel zum einfacheren

  • ... oder einfach ganz ehrlich sein und sagen, dass man keine Lust hat, als Volljurist nach dem Studium Taxi zu fahren:D

  • Tatsache ist doch, dass die Berufsaussichten für Volljuristen dieser Tage (und die Prognose deutet auf eine weitere Verschlechterung hin) nicht gerade rosig sind.


    Legitim fände ich es, zu sagen, dass Du Dich für Recht interessierst, jedoch einen Beruf anstrebst, in dem Du nach Möglichkeit sachliche Weisungsfreiheit hast. Mit einem Jurastudium ist dies zwar möglich, aber (anhand der Vielzahl der designierten Volljuristen und damit auch der Vielzahl der guten designierten Volljuristen) nicht abseh- oder gar planbar. Demgegenüber ist das Rechtspflegerstudium als anspruchsvolle fachjuristische Ausbildung hin auf eine absehbare Tätigkeit im juristischen Bereich MIT sachlicher Weisungsfreiheit eine gute und erwägenswerte Alternative.

    So habe ich z. T. argumentiert - und bin genommen worden. :D

  • Legitim fände ich es, zu sagen, dass Du Dich für Recht interessierst, jedoch einen Beruf anstrebst, in dem Du nach Möglichkeit sachliche Weisungsfreiheit hast.



    dies erscheint mir -ehrlich gesagt- nur von begrenzter überzeugungskraft. denn als richter geht die unabhängigkeit bekanntlich deutlich weiter; als anwalt selbständig gemacht ist man sogar zur gänze unabhängig und nicht nur sachlich und/oder persönlich, da der eigene boss und damit ohne jeglichen dienstherrn.

    Wenn du gefragt wirst, warum nicht Jura, dann würde ich immer erzählen, dass dir dass Berufsbild des Rpfl besser gefällt. Das seine Aufgaben interessanter und vielseitiger sind.



    "interessanter" kann man m. E., unter voller würdigung der tatsache, dass interessen der persönlichen veranlagung entspringen und teilweise sehr stark differieren können, zwar mit einigem rechtfertigungsbedarf, aber zumindest vom grundsatz her doch noch einigermaßen glaubwürdig, vertreten. "vielseitiger" ist jedoch, wenn man sich den fast ausschließlich auf amtsgerichte beschränkten und auch dort im vergleich zu den insgesamt existierenden rechtsgebieten doch stark begrenzten wirkungskreis ansieht, meiner meinung nach objektiv unzutreffend und damit von nur sehr begrenzter glaubwürdigkeit.

    das gegenteil ist meines erachtens gut als argumente tauglich: den aufgabenkreis des rpfl. als stark spezialisiert und damit quasi als von erlesener qualität darzustellen; zu betonen, dass man sich über den im vergleich zum volljuristen knapper gefassten wirkungskreis durchaus bewusst ist, aber der meinung ist, genau dies machen zu wollen und gerade deshalb den beruf ergreifen zu wollen, weil der volljurist im gegensatz nur sehr begrenzten zugang zu diesem wirkungskreis hat. auf die schiene, rechtspflege mit jura vergleichen zu wollen, würde ich mich nicht einlassen, weil dann schnell die argumente fehlen bzw. nicht überzeugen. rechtspflege als etwas zwar verwandtes aber letztlich doch deutlich anderes darzustellen, das man machen möchte, ist hingegen sowohl überzeugend, da faktisch zutreffend, als auch einfach.


  • Nun meine Frage: Ist es eurer Meinung nach ratsam im Vorstellungsgespräch auf die Frage - falls sie kommt - "warum nicht Jura?" zu antworten, dass man sich nicht zutraut beide Staatsexamen mit Prädikat abzuschließen und auf diesem Weg eine Anstellung in der Justiz zu erhaschen?



    Ich würde so nicht antworten. Niemand ist verpflichtet, sich selbst zu „belasten“.;)

    Ich würde stattdessen antworten, dass ich den Bereich der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, der Zwangsvollstreckung in Forderung und Immobilien, sowie die Abwicklung von Insolvenzverfahren interessanter finde als Streiteinscheidungen in Zivil- oder Strafsachen.

    Da die erstgenannten Gebiete eine Domäne des Rechtspflegers sind, möchtest Du die Rechtspflegerausbildung machen und nicht das Jurastudium, was Voraussetzung wäre, um als Richter in Zivil- und Strafsachen Streitfälle entscheiden zu können.

    Aber Vorsicht ::oops:
    Du musst damit rechnen, dass man Dich zu den Aufgaben in der freiwilligen Gerichtsbarkeit, der Forderungspfändung, der Immobiliarvollstreckung und dem Insolvenzverfahren genauer befragt, um herauszuhören, was denn genau es ist, das Dein Interesse weckt.

    Vor einem Vorstellungsgespräch sollte man sich zweckmäßigerweise mit einem Rechtspfleger über dessen Aufgaben und die dazu erforderliche Arbeitsweise eingehend unterhalten.

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