• Nicht nur InsO. Zum Thema E-Nachlassakte und Grundbuch könnte man wahrscheinlich ganze Abhandlungen schreiben. Aber wer will das schon...?

    Komplizierte Probleme heißen komplizierte Probleme, weil es keine einfachen Lösungen für sie gibt, sonst hießen sie einfache Probleme.

    - Frank Nägele, KStA v. 25.3.17 -

  • Die E-Akte hat aus meiner Sicht einige unbestreitbare Vorteile. Sehr schön ist z.B., dass die Akten leicht geordnet gehalten werden können und, z.B. für das Homeoffice, nicht mehr hin- und hergeschleppt werden müssen.

    Die real existierende E-Akte (nicht die, wie sie velleicht sein könnte) hat aber auch einige gravierende Nachteile.

    -) Die Erledigungsgeschwindigkeit sinkt, gerade bei an sich einfachen Sachen, weil die Wartezeiten auf die Abarbeitung bestimmter Vorgänge hier stark ins Gewicht fallen.

    Ob ich einen Beschluss innerhalb oder außerhalb der E-Akte schreibe, ist fast egal, weil meine Schreib- und Überlegungszeit (inhaltliche Tätigkeit) im Verhältnis zur Computerzeit (Wartezeit) bei über 90% zu unter 10%liegt. Aber wenn ich eine Terminsverlegung oder eine Übersendungsverfügung mit Papier statt E-Akte mache, dann bin ich mit Papier teils um den Faktor 5 schneller.

    -) Es erfolgt eine Verlagerung von Tätigkeit "nach oben". Immer mehr Schreibtätigkeit, Eintragungen in Formulare, Datenerfassung etc. fällt bei mir an. Früher war das alles Unterstützungstätigkeit der Geschäftsstelle ("Zeugen Bl. ... zum Beweisthema <> laden), heute mache ich das alles selbst (nicht die Ladungen versenden, aber alle Namen, Daten, Adressen, Themen selbst eingeben, so dass das System auf Knopfdruck daraus die Ausdrucke macht). Zusätzlich zu meiner inhaltlichen Tätigkeit. Nur ist meine Arbeitszeit etwa 2-3mal so teuer wie die des mittleren Dienstes, es also eigentlich sinnvoll wäre, wenn dort mehr gemacht wird, damit ich weniger Zeit aufwende. Der mittlere Dienst wird aber ständig eingespart, so dass sie das gar nicht mehr leisten könnten, was sie früher automatisch gemacht haben.

    -) Komplexe Auswertungstätigkeiten, wo ich z.B. fünf verschieden Papierstellen parallel lesen müsste (Klägervortrag, Beklagtenvortrag, Klägeranlage, Beklagtenanlage und dann noch die eigentliche Kommentarliteratur und BGH-Entscheidungen) lassen sich so nicht durchführen, weil ich maximal 3 Sachen innerhalb der E-Akte parallel anzeigen kann.

    -) Tatsächlich ermüde ich schneller beim Lesen der E-Akte, woran auch immer das liegen mag.

    Insgesamt? E-Akte gerne, wenn für die gesunkene Effektivität ein entsprechender Pensenausgleich geschaffen würde. Der ist aber nicht im Sicht, im Gegenteil wird uns jetzt vorgehalten, dass doch alles viel besser geht/gehen muss/müsste.

    Mit freundlichen Grüßen

    AndreasH

  • -) Tatsächlich ermüde ich schneller beim Lesen der E-Akte, woran auch immer das liegen mag.

    Moin Andreas,

    hast du es schon mit einer Arbeitsplatzbrille mit Filter versucht (falls du Brillenträger bist)? mir hat dieses kleine und bescheidene Gimmick in der Brille wesentlich mehr Durchhaltevermögen beim Lesen am Bildschirm verschafft.

    Gruß

  • -) Tatsächlich ermüde ich schneller beim Lesen der E-Akte, woran auch immer das liegen mag.

    Moin Andreas,

    hast du es schon mit einer Arbeitsplatzbrille mit Filter versucht (falls du Brillenträger bist)? mir hat dieses kleine und bescheidene Gimmick in der Brille wesentlich mehr Durchhaltevermögen beim Lesen am Bildschirm verschafft.

    Gruß

    Da werde ich mich mal danach erkundigen. Vielen Dank für den Hinweis.

    Mit freundlichen Grüßen

    AndreasH

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    -) Es erfolgt eine Verlagerung von Tätigkeit "nach oben". Immer mehr Schreibtätigkeit, Eintragungen in Formulare, Datenerfassung etc. fällt bei mir an. Früher war das alles Unterstützungstätigkeit der Geschäftsstelle ("Zeugen Bl. ... zum Beweisthema <> laden), heute mache ich das alles selbst (nicht die Ladungen versenden, aber alle Namen, Daten, Adressen, Themen selbst eingeben, so dass das System auf Knopfdruck daraus die Ausdrucke macht). Zusätzlich zu meiner inhaltlichen Tätigkeit. Nur ist meine Arbeitszeit etwa 2-3mal so teuer wie die des mittleren Dienstes, es also eigentlich sinnvoll wäre, wenn dort mehr gemacht wird, damit ich weniger Zeit aufwende. Der mittlere Dienst wird aber ständig eingespart, so dass sie das gar nicht mehr leisten könnten, was sie früher automatisch gemacht haben.

    ...

    so lange durch das Mehr an Schreibtätigkeiten pp. keine Änderung der Bemessungszahl deines Dezernats erfolgt, sind die Kosten deiner Arbeitszeit doch irrelevant.

    Bis dahin machst du es für "lau" und die Justiz kann an anderer Stelle einsparen....

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    -) Es erfolgt eine Verlagerung von Tätigkeit "nach oben". Immer mehr Schreibtätigkeit, Eintragungen in Formulare, Datenerfassung etc. fällt bei mir an. Früher war das alles Unterstützungstätigkeit der Geschäftsstelle ("Zeugen Bl. ... zum Beweisthema <> laden), heute mache ich das alles selbst (nicht die Ladungen versenden, aber alle Namen, Daten, Adressen, Themen selbst eingeben, so dass das System auf Knopfdruck daraus die Ausdrucke macht). Zusätzlich zu meiner inhaltlichen Tätigkeit. Nur ist meine Arbeitszeit etwa 2-3mal so teuer wie die des mittleren Dienstes, es also eigentlich sinnvoll wäre, wenn dort mehr gemacht wird, damit ich weniger Zeit aufwende. Der mittlere Dienst wird aber ständig eingespart, so dass sie das gar nicht mehr leisten könnten, was sie früher automatisch gemacht haben.

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    so lange durch das Mehr an Schreibtätigkeiten pp. keine Änderung der Bemessungszahl deines Dezernats erfolgt, sind die Kosten deiner Arbeitszeit doch irrelevant.

    Bis dahin machst du es für "lau" und die Justiz kann an anderer Stelle einsparen....

    Du hast ja recht, das sog. "eh da"-Prinzip (das Personal ist eh da). Nur muss man das nicht mögen. Und es hat Folgewirkungen, nämlich sinkende Attraktivität und/oder die Suche nach dem Ausgang. Ich habe meine Exit-Planung über kommende Altersteilzeit schon erledigt.

    Mit freundlichen Grüßen

    AndreasH

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