Rechtspflege einfacher als Jura?

  • Hey Leute!

    Ich weiss, dass man nicht genau sagen wie schwierig ein Studium ist... Aber mich würde schon sehr interessieren wie arbeitsintensiv das alles ist.
    Ich habe im Oktober letzten Jahres angefangen Jura zu studieren und muss sagen, dass ich nicht so glücklich damit bin. Der Arbeitsaufwand ist wirklich sehr hoch. Nicht, dass ich das nicht auch vorher gewusst hätte, aber insgesamt hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Deshalb bin ich nun am überlegen, ob ich nícht zur Rechtspflege übergehen sollte. Das Schöne daran ist ja auch das Arbeiten. Man kann dann das Gelernte wenigstens auch mal anwenden. Außerdem habe ich die Vorstellung, dass man bei der Rechtspflege nicht soweit in die Materie geht (da die Ausbildung ja auch nicht solange dauert) und es insgesamt nicht so schwierig ist wie Jura.
    Deshalb möchte ich gerne von euch wissen, ob ich damit richtig liege. Gut ihr habt evtl. kein Jura studiert, aber vielleicht könnt ihr mir ja ungefähr sagen, ob es schwieriger ist, als ihr erwartet hattet, wieveil ihr lernt (auch außerhalb der Klausuren-Blöcke)...

  • Hui jui jui, da wirst Du einen ganzen Schwung Antworten bekommen, denke ich . . .

    Jura habe ich nicht studiert aber Rechtspflege ist nicht einfacher, nur weil es kürzer dauert, gar nicht . . . meine ich . . .

    Bei uns im Studium lernst Du die Fachbereiche, in denen Du später eingesetzt werden kannst, ziemlich heftig, wie ich finde . . . da ist aber schon gar nix gemütlich oder gar wenig Stoff . . . oder wenig in die Materie . . . ich glaube schlicht, dass man die Studiengänge überhaupt nicht - inhaltlich - miteinander vergleichen kann, schwierig sind sicher beide, und zwar ordentlich . . . was ich so mit Jurastudenten, die ich zu meiner Studienzeit kannte, gesprochen habe . . . aber warte auf die anderen Antworten . . . und natürlich nix für ungut . . . nur täusch Dich bitte nicht . . .

  • Ach Whäng, was stört Dich denn am Jura-Studium so? Das man viel arbeiten muss? Wenn man die Rechtspflegeranwärter hier hört, ist es bei denen nicht anders.

    Oder hast Du das Gefühl, überhaupt kein Land zu sehen, die Zusammenhänge nicht zu erkennen, kurz überhaupt nicht zu wissen, was alle von Dir wollen. Das Gefühl kenne ich und finde das auch normal. Ich meine, wenn es keine zwingenden Gründe gibt, warte doch einfach die Klausuren und Hausarbeiten ab. Es wird mit der Zeit immer besser, glaube mir.

  • also ich kenn diverse jura-studenten und muss sagen....schwer haben es beide seiten. und die tiefe der materie im rechtspflegestudium ist nicht zu verachten, weil man halt sehr sehr fachlich lernt, damit man hinter die fähigkeiten hat, darin zu arbeiten.
    und volljuristen haben mir gegenüber noch nie angemerkt, ihr studium sei leichter. im gegenteil, sie haben vielfach gesagt, dass es mindestens so schwer sein muss wie derens tudium. ist aber wieder mal so ein subjektiver eindruck.
    nur ausfgrund der kürze kann man jedenfall nicht sagen, dass es nicht intensiv/schwer/hart ist

  • also ich finde das rechtspflegestudium schon ziemlich heftig... alleine auf grund der kurzen ausbildungszeit wird dir alles ziemlich gedrängt vermittelt. man hat gar keine zeit sich für irgendwas länger zeit zu nehmen. tief in die materie gehen muss man hier auch, sonst weißt du ja dann im berufsleben gar nicht was los ist, wenn du den ersten schwierigern nicht gerade 08/15 fall auf dem tisch hast...
    aber bei der rechtspflege muss man auch schon echt viel arbeiten.. da is nix mit um zwei zu hause u. dann feierabend für den rest des tages. bekommen immer von unseren dozenten gesagt dass man sich eigentlich für jede doppelstunde unterricht pro tag 2 stunden zur nacharbeit zu hause nehmen sollte u. das jeden tag... wenn du das zusammenrechnest bei 3 doppelstunden täglich sind das noch mal 6 stunden nacharbeit pro tag... und dann hat dein "arbeits"tag schon 11 stunden.. und zu klausurenzeiten wird es natürlich noch schlimmer, da du dann ja nebenbei auch noch lernen musst...
    schon alles net so einfach, aber ich denke machbar...
    viel erfolg bei deiner entscheidung...

  • @Whäng: Zum ersten kann ich mich den Vorpostings - was die Schwierigkeit des Stoffes angeht - nur anschließen. Schwierig bzw. arbeitsintensiv sind beide Studiengänge. Habe selbst 6 Semester Jura studiert und musste dies leider - aus nicht vorhersehbaren persönlichen Gründen - abbrechen. Der Einstieg in das Rechtspflegerstudium ist mir naturgemäß leichter gefallen, als den "Neulingen". Aber für die einzelnen Rechtsgebiete musste ich natürlich auch lernen. Wenn überhaupt etwas einfacher ist, dann lediglich der organisatorische Teil. Das Fachhochschulstudium ist viel verschulter als ein Uni-Studium. Da musst du -wie du weißt - dich selber gut organisieren, wenn du dich nicht verzetteln willst. Beim FH-Studium ist eben vorgegeben, was gelehrt wird - aber die Klausuren sind auch nicht ohne.

  • Habe ich mir fast gedacht.
    Naja ich wollte auf jeden Fall das zweite Semester abwarten, um nicht zu früh das Handtuch zu werfen. Man muss ja auch erstmal wissen, worauf man sich da eingelassen hat. Vielleicht wird es ja besser, aber ich muss ja Alternativen haben, wenn ich dann merke, dass es doch nicht das Richtige ist.
    Was das Abwarten der Klausuren angeht...ich habe heute Staatsrecht geschrieben und das ist ziemlich daneben gegangen. Aber gut, es war die erste und es gibt ja auch noch eine Nachschreibklausur.
    Das Problem ansich ist glaub ich, dass mir das jetzt schon so komplex vorkommt und ich mich frage wie das später werden soll. Und das Interesse was anfangs da war schwindet irgendwie...
    Vielen Dank erstmal an euch alle

  • @Whäng:

    Mach dir nicht zu viele Sorgen. Ich bin im zweiten Semester durch den kleinen BGB-Schein mit Bravour durchgefallen und habe mit meiner zweiten Klausur den Hinweis erhalten, ich solle ein Gespräch mit dem Prof vereinbaren, um meine Tauglichkeit fürs Studium zu besprechen.

    Hinterher ist doch noch was aus mir geworden. Also keine Panik.

  • @Whäng:

    Mach dir nicht zu viele Sorgen. Ich bin im zweiten Semester durch den kleinen BGB-Schein mit Bravour durchgefallen und habe mit meiner zweiten Klausur den Hinweis erhalten, ich solle ein Gespräch mit dem Prof vereinbaren, um meine Tauglichkeit fürs Studium zu besprechen.

    Hinterher ist doch noch was aus mir geworden. Also keine Panik.



    Na also ;), ich war auch nicht der große Klausurenschreiber im Studium, ein Gespräch mit der Leiterin der Ausbildung bei meinem Praktikums-AG gab es auch . . . fühle mich jetzt in der Praxis aber sauwohl . . . und Rechtsmittel gibt's praktisch keine, also kann mein Tun ja nicht so falsch sein . . . :D

  • @Whäng:

    Mach dir nicht zu viele Sorgen. Ich bin im zweiten Semester durch den kleinen BGB-Schein mit Bravour durchgefallen und habe mit meiner zweiten Klausur den Hinweis erhalten, ich solle ein Gespräch mit dem Prof vereinbaren, um meine Tauglichkeit fürs Studium zu besprechen.

    Hinterher ist doch noch was aus mir geworden. Also keine Panik.



    Durchfall durch die erste BGB-Hausarbeit mit der fast unverblümten Bemerkung, überlegen sie sich, ob das wirklich das Richtige ist. Die Wiederholungshausarbeit und die Klausur waren dann schon im befriedigenden Bereich. Es wird auf jeden Fall besser, da man sich erst einmal an die Prinzipien von Klausuren und Hausarbeiten gewöhnen muss. Ich hatte bis zu meinem 2. Staatsexamen in meinen Klausuren oft ein besch... Gefühl und gerade diese Klausuren waren immer die Besten. Also don`t panic.

  • Hey Leute!

    Aber mich würde schon sehr interessieren wie arbeitsintensiv das alles ist.
    ... Deshalb bin ich nun am überlegen, ob ich nícht zur Rechtspflege übergehen sollte.



    Wir hatte Rechtspfleger in unserem Jahrgang, die vorher Jura studiert haben und auch solche, die es danach noch getan haben, also hört man ein bisschen was. Ich würde jedenfalls auch abraten, zu schnell die Seiten zu wechseln.

    In jedem Fall braucht man dann sehr gute Argumente beim Vorstellungsgespräch. Die Kommissionen sind sehr allergisch gegen verschiedene Äußerungen. Man mag keine Leute, die entweder Jura zu schwer bzw. zu komplex finden (sag lieber, Du ziehst den sicheren Beamtenjob vor) oder ebensowenig Leute, die sagen, dass sie sich vielleicht für überqualifiziert halten (war da mal was, Stichwort: Longo??). Letztere will die Justiz auch nicht, weil die bei der ersten Gelegenheit wieder abspringen könnten, da ihnen die Welt ja offensteht.

  • In jedem Fall braucht man dann sehr gute Argumente beim Vorstellungsgespräch.


    Bei meinem Vorstellungsgespräch für Rpfl. hatte ich schon etliche Semester Jurastudium - auf dem Papier - hinter mir. Dazu gab es natürlich Rückfragen. Ich hab ehrlichen Herzens von mir gegeben, dass mir die Juristerei so viel Spaß macht, dass ich damit meine Brötchen verdienen will. Ich glaube, die haben´s verstanden.

    In diesem Sinne grüße ich alle mitlesenden Rechtsanwälte; ich bin Euch als Konkurrenz erspart geblieben. Und das ist auch gut so. :strecker



  • In diesem Sinne grüße ich alle mitlesenden Rechtsanwälte; ich bin Euch als Konkurrenz erspart geblieben. Und das ist auch gut so. :strecker



    Dafür quälst Du uns armen Anwälte jetzt mit Zwischenverfügungen, Antragsabweisungen etc. Da wäre mir ein bißchen Konkurrenz von Dir schon lieber :D.

  • Hallo Whäng - den Wechsel würd´ich mir aber wirklich zweimal überlegen:
    1. Mit einem Studium im eigentlichen Sinn hat unsere Ausbildung wenig gemein - dafür ist der zu vermittelnde Stoff für 3 Jahre viel zu umfangreich. Es ist also "Druckbetankung" angesagt!
    2. Man lernt sicherlich vieles nicht so tiefschürfend - dafür aber breit gefächert. Du wirst quasi zur "eierlegenden Wollmilchsau" - eben für jede couleur ausgebildet.
    3. Du hast keine Möglichkeit, Fächer Deinen Neigungen entsprechend zu belegen und zu vertiefen - Du mußt nehmen was kommt. Meine Geschwister haben beide Jura studiert und meinen Lehrplan oft mitleidig bestaunt, weil sie von der Hälfte keine Ahnung hatten.
    4. Eine "Ver-Beamtung" ist nicht sicher!
    Aber:
    Du bekommst eine hochwertige und vor allem praxisorientierte Ausbildung, da alle Dozenten - sowohl Staatsanwälte/Richter, als auch Rechtspfleger - aus der Praxis kommen und auch regelmäßig wechseln. Dabei lernst Du in relativ kleinen Gruppen (15 - 20), wirst auch mündlich gefordert und kannst Deine Dozenten "löchern" - das wirst Du von der Uni vermutlich nicht kennen.
    Summa summarum sind beide Studien schwer zu vergleichen, weil sie eben unterschiedliche Berufsziele abdecken. Aber wenn Dir Jura aufgrund des Arbeitsaufwands nicht zusagt, wird Rechtspflege mit sehr großer Wahscheinlichkeit auch nichts für Dich sein.

  • Abgesehen von der Aussage zu Deinen beiden Geschwistern (ich kenne sie nicht) kann ich Dir nur zu 100 % Recht geben.
    Leider:
    4. Eine "Ver-Beamtung" ist nicht sicher!

  • Ich habe erst die Rechtspflegerausbildung gemacht. Da war ich ziemlich schlecht ( 3 x Blockversagen), habe die Prüfung aber bestanden.

    Gelernt habe ich in meiner Freizeit nicht sonderlich viel und die Skripten habe ich hinterher nicht mal mehr abgeheftet.

    Die Menge an Stoff war schon enorm. Man wird hier auf ein paar Fächern zum "Fachidioten"

    Dann habe ich aus Langeweile mal angefangen Jura zu studieren und habe auch meine kleinen Scheine gemacht (2 x vb 1 x b). Das fand ich als Freizeitstudent, der die Uni nur zu den Klausuren aufsuchte, gar nicht schlecht. Eine Klausur (BGB) und eine Hausarbeit (Strafrecht AT) habe ich aber versemmelt :oops:

    Mir viel das Jura studieren relativ leicht, da ich die entsprechenden Vorkenntnisse hatte und auf der RAST ja jeden Tag mit Recht, insbesondere dem BGB zu tun hatte.

    Vorteil Rpfl zu meiner Zeit in NRW: Feste Übernahme, geregeltes Einkommen und geregelte Arbeitszeiten, auch bei schlechtem Abschneiden.

    Nachteil: Kaum Aufstiegs/Beförderungsmöglichkeiten, das geregelte Einkommen wird immer weniger und ob immer alle Aufgabenfelder befriedigend sind ?

    Vorteil Jura: Mir hats Spass gemacht, hinterher vielseitigere Tätigkeiten, u.U. besserer Verdienst. Tja und als Arbeitsrichter hat man schon ein laues Leben....

    Nachteil: Es muss einem liegen. Grade die ganzen verschiedenen Theorien, die man hinterher sowieso nicht mehr braucht, sind nicht immer einsichtig. Ich sage nur: Andere Ansicht siehe Hearthill in.....Tja und hinterher: Für eine seltene Stelle als Richter oder Staatsanwalt muss man schon richtig gut sein. Dann kann man noch angestellter Anwalt werden: Wenig Verdienst (weniger als ich, manche auch nur die Hälfte von meinem Verdienst), lange Arbeitszeiten und nur den Mist machen. Selbstständig: Hohes wirtschaftliches Risiko, da es immer mehr davon gibt, man muss die Kanzlei, das Kanzleimäusken :teufel: und die laufenden Kosten tragen. Das muss man erst mal reinholen.

    Hätte ich nochmal die Wahl: Ich glaube, ich würde Jura machen und mich richtig reinhängen, damit ich Richter werden könnte. Ein Spiel mit hohem Einsatz....

  • Also zu meiner Zeit als RPfl-Anwärter hat die Ausbildung noch spaß gemacht, da alle nach bestandener Prüfung übernommen wurden.

    Was den Umfang und die Schwierigkeiten betrifft nur soviel:

    Die Klausuren, die wir geschrieben haben (Vollstreckung, Grundbuch, Nachlass) waren für viele Jurastudenten "Hölle, Horror" O-Ton.

    Immerhin sind viele Tätigkeiten des RPfl. ursprünglich Richtertätigkeiten gewesen, Rpfl. gibt erst seit den 30-igern des letzten Jahrhundert.

  • Man lernt sicherlich vieles nicht so tiefschürfend - dafür aber breit gefächert.



    breit gefächert :eek: ? nein, das nun wirklich nicht; man versuche nur mal, in den massen von juristischer literatur überhaupt mal irgendwas rechtspflegerrelevantes zu finden. jojo trifft es da m. E. besser:

    Man wird hier auf ein paar Fächern zum "Fachidioten"


    Immerhin sind viele Tätigkeiten des RPfl. ursprünglich Richtertätigkeiten gewesen, Rpfl. gibt erst seit den 30-igern des letzten Jahrhundert.



    tja, wenn man bedenkt, seit wann erst das BGB überhaupt in kraft ist, würde ich sagen, den rechtspflegeraufgaben war ein status als richteraufgaben nicht lange vergönnt. die volljuristen haben offenbar alles in bewegung gesetzt, um den kram alsbald loszuwerden ;) .

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