Sprechzeiten

  • Naja, wenn du eine halbe Stunde brauchst, um aus den aneindergereihten unverständlichen Worten das Begehren zu entschlüsseln, und dann eine weitere halbe Stunde brauchst, um zu erklären, dass man da PKH und nicht Beratungshilfe braucht, verschlimmert das die ganze Situation noch. Aber stimmt, das passt gerade nicht in den Kontext! Aber hey, es ist Freitag 13:30 Uhr, wer kann da noch einen klaren Gedanken fassen..

  • nochmal zu oL:
    Habe gestern abend noch auf einem Personalräteseminar über das Thema der Öffnungszeiten gesprochen und war eigentlich auch der Meinung, dass eventuell einmal in der Woche eine längere Öffnungszeit angedacht werden könnte. Der (kompetente) Kollege erklärte mir daraufhin, dass ein solcher Dienstleistungstag bei verschiedenen Gerichten schon getestet worden sei, das Publikum diesen aber nicht wahrgenommen habe. Daraufhin ist die Idee wieder eingemottet worden.
    So schlimm kann es also mit unserer Bürgerfeindlichkeit nicht sein, wenn die Bürger selber die ausgestreckte Hand nicht einmal annehmen.

  • Genauso war es bei uns auch: Den so genannten langen Dienstag hat man in unserer Stadt zusammen mit anderen Behörden einführen wollen und extra Flyer dafür verteilt. Heute redet keiner mehr davon und die Sache ist klammheimlich eingeschlafen. Wer nicht will, der hat schon - ich bin nicht böse drum... :teufel:

    Dafür kommt es bei mir sehr wohl vor, dass Leute außerhalb der Sprechzeit nach Hause geschickt werden. Schließlich will man ja auch mal sein (Massen-)Dezernat schaffen. Allerdings ist die Publikums"belästigung" recht gering, zumal auch wir eine RASt. haben, die vieles abfängt. Aber diese "Freitag-Mittag-Aufwärmer" liegen mir ganz besonders - besonders, wenn sie gerade knülle vom Weihnachtsmarkt kommen.
    Beispiel: "Ich verstehe den KFB nicht." - "Kein Wunder, wenn Sie ihn über Kopf halten...". Man glaubt es manchmal einfach nicht.

  • Zitat von 13

    Genauso war es bei uns auch: Den so genannten langen Dienstag hat man in unserer Stadt zusammen mit anderen Behörden einführen wollen und extra Flyer dafür verteilt. Heute redet keiner mehr davon und die Sache ist klammheimlich eingeschlafen. Wer nicht will, der hat schon - ich bin nicht böse drum...



    Das kann ich mir vorstellen! :) So viel Aufwand für nix! Ts… dann brauchen die sich aber auch nicht zu beschweren. :teufel:


    Bei manchen umliegenden Gerichten von uns gibt es auch einen langen Donnerstag. Ich weiß von einigen Kollegen, dass dieser Tag dort recht gut besucht ist und im Gegensatz zu früher, sich der Publikumsverkehr an den anderen Arbeitstagen „normalisiert“ hat (sozusagen: erträglicher wurde).
    Dieser „Dienstleistungstag“ scheint also wirklich unterschiedlich in Anspruch genommen zu werden. Bei unserem Gericht – wie schon erwähnt – gibt es diesen Tag nicht, war auch noch nie angedacht, da kein Bedarf angemeldet wurde; sollte er aber jemals eingeführt werden, kann ich auch damit Leben!

  • oLs Aussage ist nicht ganz von der Hand zu weisen,



    Doch, weil oL auch behauptet hat, daß der Bürger in seinem Leben etwa 0-2 mal bei Gericht erscheint.



    ok, wieviele male persönliche präsenz des normalen, nicht beruflich involvierten "bürgers" sind denn sonst realistisch?

    ich war persönlich bisher 1x in eigener sache da, ein zweites mal ist am horizont nicht zu erblicken. im umfeld des gut sichtbaren justizkomplexes fragen mich gelegentlich auf der straße leute, wo wohl das gericht sei. ich denke, eine große zahl ortsansässiger weiß nicht, wo das gericht sich überhaupt befindet. gerne mögen die kollegen mal mitteilen, wie oft sie selbst in eigener sache, quasi als "bürger" mal bei gericht waren; ich denke da kommt nicht allzu viel zusammen.

    Im dem Smalltalk-Thread zur Zusammenlegung von AGs hast Du Dich noch dafür ausgesprochen, die Justiz in großen "Justizzentren" zu zentralisieren und kleinere Behörden zu schließen, was zwangsläufig aber damit verbunden wäre, dass viele Menschen dann nicht mehr die Möglichkeit haben werden, mal eben kurz zum Gericht zu gehen.
    Und hier vertrittst Du nun die damit überhaupt nicht kompatible Auffassung, die Gerichte müssten rund um die Uhr für den Bürger geöffnet sein, damit der jederzeit mal schnell vorbei schauen kann.



    hier liegt keine inkompatibilität von aussagen vor. erst heute stand ich vor einem justizgebäude und schaute auf die sprechzeiten: jeden tag 9 - 12 h, ohne ausnahme. diese vor-ort-justiz mag nah dran sein, aber ich könnte sie als arbeitender mensch nie besuchen, ohne urlaub zu haben.

    würde man nun die ressourcen von mehreren AGs an einem ort bündeln, dann wären insgesamt genug kapazitäten vorhanden, um zeitversetzt ganztägig service anbieten zu können. dafür fährt man gerne ein paar kilometer zur zentralisierten stelle.

    anders gesagt: lieber ein anfahrtsweg zu einer justiz, die geöffnet hat und somit für den bürger faktisch auch erreichbar ist, als das "bürgernahe" AG, welches räumlich nahe, aber durch nie nutzbare sprechzeiten doch unerreichbar ist.



  • Nee, die Aussagen sind nicht kompatibel.

    Wenn ein Bürger tatsächlich 0 - 2 mal im Laufe seines Lebens zum Gericht muss, kann

    a) im Fall 0-mal
    es ihm Wurscht sein, wann das Gericht geöffnet hat,
    b) im Fall 1-mal
    er, wie ich auch, wenn ich einen Gang zum Finanzamt habe, dies während der Gleitzeit tun.
    c) im Fall 2-mal (gilt auch für x-mal)
    er es wie unter b) beschrieben handhaben oder es als persönliches Pech ansehen, dass er sich mal frei nehmen muss.

    Die These, dass ein weit entferntes Gericht mit umfangreichen Öffnungszeiten bürgerfreundlicher ist, als ein Gericht vor Ort mit notwendigerweise eingeschränkten Öffnungszeiten ist so was von weltfremd, dass ich gar nicht darauf eingehen will.

  • @womü
    die ansicht von "wie ich [...] während der gleitzeit" - "oder es als persönliches pech ansehen, dass er sich mal frei nehmen muss" erscheint mir doch ein etwas restriktives verständnis von bürgerfreundlichkeit zum ausdruck zu bringen.

    denn: nicht jeder ist beamter ;) und verfügt über eine gleitzeit, die für sowas nutzbar wäre. das somit angeblich einschlägige "persönliche pech" führt also dazu, dass so ziemlich jeder arbeitende bürger opfer dieses persönlichen :gruebel: pechs wird.

    ist so was von weltfremd, dass ich gar nicht darauf eingehen will.



    meine "weltfremde" sicht resultiert wohl letztlich daraus, dass ich nicht in "beamtenworld" lebe, in der sich jemand in eigenen behördenangelegenheiten erklärtermaßen der gleitzeit erfreut und sie nutzt und alle anderen bürger guten gewissens dem persönlichen pech (der nicht existenten gleitzeit) anheimfallen lässt.

    der nicht verbeamtete bürger (und es soll sich hier um eine respektable menge handeln) verdient in meiner welt out-of-space halt auch eine kleine chance, eingelassen zu werden :) .

  • Auch jemand der nicht Beamter ist, hat gewöhnlich die Möglichkeit, sich innerhalb der Sprechzeiten bei Gericht sehen zu lassen. Angesehen davon, dass die persönliche Anwesenheit in den meisten Fällen nicht erforderlich ist. Wenn jemand seine Angelegenheiten nicht schriftlich regeln will, ist es nicht zuviel verlangt, sich dafür an Sprechzeiten zu halten.

    Um also dem einzelnen Bürger zu ersparen, dass er 0-2 Mal in seinem Leben die Schicht mit einem Kollegen tauschen oder Arbeit nachholen muss, sollen den Justizbediensteten dauerhaft miese Arbeitszeiten aufgedrückt werden? Ein schlechter Tausch, Vorschlag abgelehnt.

    Diejenigen, die tatsächlich nicht die Möglichkeit haben, innerhalb der Sprechzeiten bei Gericht zu erscheinen, können auch telefonich einen Termin vereinbaren. Ich habe kein Problem damit, in solchen Fällen länger zu bleiben oder später noch einmal zum Gericht zurückzukommen.



  • @ oL: :hair:

    In deiner Replik gehst Du auf meine Kernaussage bezeichnenderweise überhaupt nicht ein.

    Auch außerhalb von "beamtenworld" in der Du mich wähnst, hat sich, möglicherweise von Dir unbemerkt, die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Staat seinen Bürgern keine "Rundumversorgung" bieten kann, weil es einfach nicht bezahlbar ist. Das gilt auch für Service. Bürgerfreundlichkeit, wie Du das nennst, kostet Geld, das ist eine Binsenweisheit. Mehr Bürgerfreundlichkeit kostet mehr Geld. Auch öffentlich Bedienstete, ja, sogar Beamte, kosten Geld. Es ist einfach unredlich, einerseits nach Abbau von Bürokratie und Verschlankung der Verwaltung zu schreien, andererseits für jeden einzelnen Bürger ein auf seine persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenes Service-Angebot zu fordern.

    Du kannst es drehen und wenden wie Du willst:
    Es muss definitiv dem einzelnen Bürger zugemutet werden können, 0 - 2 mal in seinem Leben (Zitat oL) einen Gerichtstermin nach den Gegebenheiten der jeweiligen Behörde zu organisieren. Du lebst in der Tat "out-of-space", wenn Du den Eindruck erwecken willst ("nicht jeder ist Beamter und verfügt über Gleitzeit"), dass Gleitzeit ein für Beamte geschaffenes Privileg ist. Das ist, ich wiederhole mich gerne, tatsächlich weltfremd. Gleitzeit ist heutzutage in der gewerblichen Wirtschaft, insbesondere in der Industrie, weit verbreitet.

    Und was Deine rührselige Formulierung von der "respektablen Menge" "nicht beamteter Bürger" in Deiner "out-of-space" - Welt anbelangt, die eine "kleine Chance auf Einlass" verdienen:
    Netter Versuch. Aber auch ich erkenne Provokationsversuche.

    Abschließend möchte ich in diesem Zusammenhang (ich hoffe auf Nachsicht) auf das von Ernst P. in seiner Signatur verwendete Zitat verweisen, das mir so gut gefällt :

    "Der Staat ist vom kühlen, aber zuverlässigen Wächter zur Amme geworden. Dafür erdrückt er die Gesellschaft mit seiner zärtlichen Zuwendung." (Heitmann, NJW 1998, 2649)


    Dabei darf es nicht bleiben!

    Trotzdem, oL:
    Schöne Feiertage!

  • Sehr gut geantwortet.
    Kann ich voll unterschreiben. Auch wenn ich etwas spät dran bin.
    Und auch wenn ol es nicht verstehen oder auch nur hinnehmen will und wird.

    Auch jemand der nicht Beamter ist, hat gewöhnlich die Möglichkeit, sich innerhalb der Sprechzeiten bei Gericht sehen zu lassen. Angesehen davon, dass die persönliche Anwesenheit in den meisten Fällen nicht erforderlich ist. Wenn jemand seine Angelegenheiten nicht schriftlich regeln will, ist es nicht zuviel verlangt, sich dafür an Sprechzeiten zu halten.

    Um also dem einzelnen Bürger zu ersparen, dass er 0-2 Mal in seinem Leben die Schicht mit einem Kollegen tauschen oder Arbeit nachholen muss, sollen den Justizbediensteten dauerhaft miese Arbeitszeiten aufgedrückt werden? Ein schlechter Tausch, Vorschlag abgelehnt.

    Diejenigen, die tatsächlich nicht die Möglichkeit haben, innerhalb der Sprechzeiten bei Gericht zu erscheinen, können auch telefonisch einen Termin vereinbaren. Ich habe kein Problem damit, in solchen Fällen länger zu bleiben oder später noch einmal zum Gericht zurückzukommen.


    In jedem unserer Schreiben ist die Durchwahlnummer enthalten.
    Auch ausserhalb der Kontaktzeiten kann man sich treffen.


  • Abschließend möchte ich in diesem Zusammenhang (ich hoffe auf Nachsicht) auf das von Ernst P. in seiner Signatur verwendete Zitat verweisen, das mir so gut gefällt :



    Meine Nachsicht hast du!

    "Der Staat ist vom kühlen, aber zuverlässigen Wächter zur Amme geworden. Dafür erdrückt er die Gesellschaft mit seiner zärtlichen Zuwendung."

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!