Rechtspflege statt Jura

  • Hallo,

    Zitat

    Das Wissen, das man sich in den 3 Jahren aneignet, ist verdammt viel. Ich habe mit Jura-Neulingen im zweiten (oder dritten?) Semester gesprochen, die sich über BGB-Fälle austauschten, die wir schon nach 2 Wochen gelöst haben.

    das ist aber nicht ernst gemeint oder? Im dritten Semester haben wir in den "kleinen Übungen" Sachen wie den "Jungbullenfall" (nicht zu unterschätzende Probleme in EBV und Bereicherungsrecht) oder den "Fräsmaschinenfall" (Problem des Nebenbesitzes) behandelt. Das war schon schwieriger als alles, was im Rechtspflegerstudium im materiellen Recht so abgehandelt wurde.

    Gruß
    DD

    Oh, da kann ich aber bereits ein Beispiel bringen: den Erwerb grundschuldbesicherter Forderungen musste man an der FH nach 8 Wochen drauf haben, im Jurastudium rieben sich die Kommilitionen nach der Einführung von Wegner (damals als rep tätig) erstmal die Augen, und das war Vorbereitung für das 1. Staatsexamen :D

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Valerianus, Du sprichst mir aus der Seele !
    Versteht erst die Strukturen, dann schaut euch die Schemata an.... .
    Was ich nicht zu beurteilen vermag, ist, ob die Schematahörigkeit beim Studium der Rechtspflege höher ist, als die im Studium der Rechtswissenschaften in der heutigen Erscheinungsform
    greez Def

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Hallo,

    Zitat

    Das Wissen, das man sich in den 3 Jahren aneignet, ist verdammt viel. Ich habe mit Jura-Neulingen im zweiten (oder dritten?) Semester gesprochen, die sich über BGB-Fälle austauschten, die wir schon nach 2 Wochen gelöst haben.

    das ist aber nicht ernst gemeint oder? Im dritten Semester haben wir in den "kleinen Übungen" Sachen wie den "Jungbullenfall" (nicht zu unterschätzende Probleme in EBV und Bereicherungsrecht) oder den "Fräsmaschinenfall" (Problem des Nebenbesitzes) behandelt. Das war schon schwieriger als alles, was im Rechtspflegerstudium im materiellen Recht so abgehandelt wurde.

    Gruß
    DD

    Oh, da kann ich aber bereits ein Beispiel bringen: den Erwerb grundschuldbesicherter Forderungen musste man an der FH nach 8 Wochen drauf haben, im Jurastudium rieben sich die Kommilitionen nach der Einführung von Wegner (damals als rep tätig) erstmal die Augen, und das war Vorbereitung für das 1. Staatsexamen :D

    Also, Immobiliarsachenrecht wurde bei mir schon ziemlich ausführlich im 3. Semester gemacht, inclusive Konstellationen wie der "forderungsentkleideten Hypothek" oder der "mitgerissenen Forderung" ;)

    Weiss gar nicht mehr, ob solche Sachen in dieser Tiefe auch im Rechtspflegerstudium drankamen..

    Gruß
    DD

    -Vanitas vanitatum et omnia vanitas -



  • Also, Immobiliarsachenrecht wurde bei mir schon ziemlich ausführlich im 3. Semester gemacht, inclusive Konstellationen wie der "forderungsentkleideten Hypothek" oder der "mitgerissenen Forderung" ;)

    Weiss gar nicht mehr, ob solche Sachen in dieser Tiefe auch im Rechtspflegerstudium drankamen..

    Doch, ich meine schon, dass das drankam. Dreimal sogar: beim Immobiliarsachenrecht, beim Kreditsicherungsrecht und meines Erachtens auch noch im Zwangsversteigerungsrecht. Und dann auch in aller Tiefe.

    Ist aber etwas, wovor sich auch Rechtspfleger(anwärter) gruseln, siehe HIER. (Falls jener Thread nicht einfach nur von einem Troll losgetreten wurde.)

  • In den Beiträgen der Threaderstellerin klingt allerdings an, dass sie mit der Stofffülle dessen, was der Volljurist zu absolvieren hat, nicht zurandekomme und sich bei den Rechtspflegern eine Reduzierung erhofft

    So klingt es auch für mich. Dies vorausgeschickt sei gleichwohl gesagt, dass es doch unterschiedliche Lerntypen gibt, die hier noch nicht erwähnt wurden. Insofern ist zwar der Schluss daraus sinnvollerweise nicht, werde Rechtspfleger, statt Jurist, weil einfacher oder Lernschwäche damit behoben wird. Für die Rechtspfleger kann ich das genausowenig wie du befürworten.

    Allerdings gibt es alternative (so blöd das klingt) Bildungsgänge, bei denen genau diese Gedanken dann doch wieder Sinn ergeben. Weil sie anders gestrickt Sinn. Während man in der Juristerei sich einfach keine Schwächen leisten kann - das hat einfach zu funktionieren - gibt es doch juristische Berufe (Als Beispiel diese Übersicht zu nennen: http://lehrbubis.de/index.php/42-f…11-alternativen), die durchaus leichter zu erreichen sind und bei denen am Ende des Tages Fehler leichter zu beheben sind, bspw. in der freien Wirtschaft. Entsprechend kurz, auch wenn ich mich da jetzt fast wiederhole, sind die Wege dort hin.

    Kurzum: Wer Bock auf die Juristerei hat, muss sich zunächst mal fragen, was genau gefällt mir daran und welche Berufsbilder sind mir denn so geläufig. Danach sollte man erst zu dem kommen, was m.E. zu Recht von Valerianus kritisiert wurde, der Entscheidung (hier leider zwischen zwei Königsdisziplinen). Diese Fragen sind schon schwer genug zu beantworten. Und wer es ganz sauber machen möchte, ich denke auch darauf spielte Valerianus an, der soll seinen Lerntypus bestimmen und ehrlich zu sich sein, noch ehe er den Gedanken an solche Disziplinen verschwendet. Es gibt einfach Menschen, die werden auch in Liga drei glücklich.

    Jetzt, da ich selbst in die Juristerei eingestiegen bin sage ich euch:

    Mehr Geld als in einem durchschnittlichen Job (ich habe eine Ausbildung vorher gemacht), gibt es nur für unverhältnismäßig viel mehr Arbeit und weniger Lebensqualität. Das ist mal der Regelfall. Nach der Ausbildung konnte ich mit 38 Stunden in der Woche ein tolles Leben führen. Freilich mit weniger Geld. Jetzt habe ich doppelt so viel Geld und (kann es zwar ausgeben) brauche jedoch meine freie Zeit, um mich zu erholen. Ich sehe mittlerweile aus wie ein Alien. Überspitzt formuliert.

    Daher liebe Leute, überlegt euch gut, WARUM ihr überhaupt in die Etage 1 wollt, wenn das Lernen möglicherweise nur für Etage drei geeignet scheint, in der man ebenfalls glücklich, manchmal sogar glücklicher leben kann, als in Etage 1.

    In diesem Sinne.

    Schönen Feierabend und gute Nacht.

  • In den Beiträgen der Threaderstellerin klingt allerdings an, dass sie mit der Stofffülle dessen, was der Volljurist zu absolvieren hat, nicht zurandekomme und sich bei den Rechtspflegern eine Reduzierung erhofft

    So klingt es auch für mich. Dies vorausgeschickt sei gleichwohl gesagt, dass es doch unterschiedliche Lerntypen gibt, die hier noch nicht erwähnt wurden. Insofern ist zwar der Schluss daraus sinnvollerweise nicht, werde Rechtspfleger, statt Jurist, weil einfacher oder Lernschwäche damit behoben wird. Für die Rechtspfleger kann ich das genausowenig wie du befürworten. Allerdings gibt es alternative (so blöd das klingt) Bildungsgänge, bei denen genau diese Gedanken dann doch wieder Sinn ergeben. Weil sie anders gestrickt Sinn. Während man in der Juristerei sich einfach keine Schwächen leisten kann - das hat einfach zu funktionieren - gibt es doch juristische Berufe (Als Beispiel diese Übersicht zu nennen: http://lehrbubis.de/index.php/42-f…11-alternativen), die durchaus leichter zu erreichen sind und bei denen am Ende des Tages Fehler leichter zu beheben sind, bspw. in der freien Wirtschaft. Entsprechend kurz, auch wenn ich mich da jetzt fast wiederhole, sind die Wege dort hin. Kurzum: Wer Bock auf die Juristerei hat, muss sich zunächst mal fragen, was genau gefällt mir daran und welche Berufsbilder sind mir denn so geläufig. Danach sollte man erst zu dem kommen, was m.E. zu Recht von Valerianus kritisiert wurde, der Entscheidung (hier leider zwischen zwei Königsdisziplinen). Diese Fragen sind schon schwer genug zu beantworten. Und wer es ganz sauber machen möchte, ich denke auch darauf spielte Valerianus an, der soll seinen Lerntypus bestimmen und ehrlich zu sich sein, noch ehe er den Gedanken an solche Disziplinen verschwendet. Es gibt einfach Menschen, die werden auch in Liga drei glücklich. Jetzt, da ich selbst in die Juristerei eingestiegen bin sage ich euch: Mehr Geld als in einem durchschnittlichen Job (ich habe eine Ausbildung vorher gemacht), gibt es nur für unverhältnismäßig viel mehr Arbeit und weniger Lebensqualität. Das ist mal der Regelfall. Nach der Ausbildung konnte ich mit 38 Stunden in der Woche ein tolles Leben führen. Freilich mit weniger Geld. Jetzt habe ich doppelt so viel Geld und (kann es zwar ausgeben) brauche jedoch meine freie Zeit, um mich zu erholen. Ich sehe mittlerweile aus wie ein Alien. Überspitzt formuliert. Daher liebe Leute, überlegt euch gut, WARUM ihr überhaupt in die Etage 1 wollt, wenn das Lernen möglicherweise nur für Etage drei geeignet scheint, in der man ebenfalls glücklich, manchmal sogar glücklicher leben kann, als in Etage 1. In diesem Sinne. Schönen Feierabend und gute Nacht.

    Eine interessante, gleichwohl gewagte Auffassung :D

    Was gehört in die erste Etage?
    Und was hingegen in die dritte?

    Klingt für mich so, als wäre das Jurastudium die erste Etage und der Rest in den weiteren Ligen. Ich bin verwirrt. :gruebel:

  • Insofern ist zwar der Schluss daraus sinnvollerweise nicht, werde Rechtspfleger, statt Jurist, weil (...)

    Ach, ist ein Rpfl in deinen Augen also kein Jurist? ;)

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass viele Rechtspfleger ziemlich emfindlich an der Stelle sind? :gruebel:

    Jopp. Man könnte noch erörtern, wie das kommt, feststellen, dass das Bild des Rechtspflegers in der Öffentlichkeit quasi nicht vorhanden ist und es viele Volljuristen gibt, die uns "Fachidioten" müde belächeln, blablabla. Hat aber alles hier nichts zu suchen ;)

    Es handelt sich hier jedoch um ein öffentlich zugängliches Forum und die Aussage "Werde Rechtspfleger, nicht Jurist" impliziert eben, dass ein Rpfl kein Jurist sei - zumindest kann sie so ausgelegt werden. Und eine derartig falsche Aussage kann und möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen, auch wenn der restliche Beitrag interessant geschrieben ist ;)

    Und ja: Dieses Thema dürfte immer wieder interessant werden, weil man als ehemaliger Jura-Student (oder Bald-Ex-Jura-Student) über diese Möglichkeit nachdenken kann und jedes Jahr sich bestimmt mindestens eine Person diese Frage stellt.

    Wer "A" sagt, muss nicht auch "B" sagen. Er kann auch feststellen, dass "A" falsch war oder es auch noch "C" gibt.

    Wir Zauberer wissen über sowas Bescheid!

  • Und ja: Dieses Thema dürfte immer wieder interessant werden, weil man als ehemaliger Jura-Student (oder Bald-Ex-Jura-Student) über diese Möglichkeit nachdenken kann und jedes Jahr sich bestimmt mindestens eine Person diese Frage stellt.


    Meine Anmerkung bezog sich auf die Themenstarterin.

    So dumm wie es kommt, kannste gar nicht denken!

  • In den Beiträgen der Threaderstellerin klingt allerdings an, dass sie mit der Stofffülle dessen, was der Volljurist zu absolvieren hat, nicht zurandekomme und sich bei den Rechtspflegern eine Reduzierung erhofft

    So klingt es auch für mich. Dies vorausgeschickt sei gleichwohl gesagt, dass es doch unterschiedliche Lerntypen gibt, die hier noch nicht erwähnt wurden. Insofern ist zwar der Schluss daraus sinnvollerweise nicht, werde Rechtspfleger, statt Jurist, weil einfacher oder Lernschwäche damit behoben wird. Für die Rechtspfleger kann ich das genausowenig wie du befürworten. Allerdings gibt es alternative (so blöd das klingt) Bildungsgänge, bei denen genau diese Gedanken dann doch wieder Sinn ergeben. Weil sie anders gestrickt Sinn. Während man in der Juristerei sich einfach keine Schwächen leisten kann - das hat einfach zu funktionieren - gibt es doch juristische Berufe (Als Beispiel diese Übersicht zu nennen: http://lehrbubis.de/index.php/42-f…11-alternativen), die durchaus leichter zu erreichen sind und bei denen am Ende des Tages Fehler leichter zu beheben sind, bspw. in der freien Wirtschaft. Entsprechend kurz, auch wenn ich mich da jetzt fast wiederhole, sind die Wege dort hin. Kurzum: Wer Bock auf die Juristerei hat, muss sich zunächst mal fragen, was genau gefällt mir daran und welche Berufsbilder sind mir denn so geläufig. Danach sollte man erst zu dem kommen, was m.E. zu Recht von Valerianus kritisiert wurde, der Entscheidung (hier leider zwischen zwei Königsdisziplinen). Diese Fragen sind schon schwer genug zu beantworten. Und wer es ganz sauber machen möchte, ich denke auch darauf spielte Valerianus an, der soll seinen Lerntypus bestimmen und ehrlich zu sich sein, noch ehe er den Gedanken an solche Disziplinen verschwendet. Es gibt einfach Menschen, die werden auch in Liga drei glücklich. Jetzt, da ich selbst in die Juristerei eingestiegen bin sage ich euch: Mehr Geld als in einem durchschnittlichen Job (ich habe eine Ausbildung vorher gemacht), gibt es nur für unverhältnismäßig viel mehr Arbeit und weniger Lebensqualität. Das ist mal der Regelfall. Nach der Ausbildung konnte ich mit 38 Stunden in der Woche ein tolles Leben führen. Freilich mit weniger Geld. Jetzt habe ich doppelt so viel Geld und (kann es zwar ausgeben) brauche jedoch meine freie Zeit, um mich zu erholen. Ich sehe mittlerweile aus wie ein Alien. Überspitzt formuliert. Daher liebe Leute, überlegt euch gut, WARUM ihr überhaupt in die Etage 1 wollt, wenn das Lernen möglicherweise nur für Etage drei geeignet scheint, in der man ebenfalls glücklich, manchmal sogar glücklicher leben kann, als in Etage 1. In diesem Sinne. Schönen Feierabend und gute Nacht.

    Eine interessante, gleichwohl gewagte Auffassung :D

    Was gehört in die erste Etage?
    Und was hingegen in die dritte?

    Klingt für mich so, als wäre das Jurastudium die erste Etage und der Rest in den weiteren Ligen. Ich bin verwirrt. :gruebel:

    - Keineswegs lief das auf eine Herabwürdigung der Rechtspfleger hinaus. Dann hätte ich nicht geschrieben: die beiden Königsdisziplinen!

    - Erste Etage ergibt sich meines Erachtens aus dem Umstand, dass Deutschland das komplexeste und komplizierteste Rechtssystem der Welt hat!!!! UND die Inhalte des Studiums dynamisch sind. Achtung!!!: auch das ist keine Herabwürdigung -> und auch wenn es bei den Juristen sicher Dinge gibt, die stets gleich bleiben, aber ein Medizinerfreund hat mir mal selbst gesagt (mittlerweile Assistenzarzt), wenn er, so wie ich die Meinungen und Entscheidungen, alle Nase lang neu definieren und lernen müsste was ein Kreuzbandriss ist, dann käme er nicht mehr klar mit dem Stoff. Soll meinen, Komplexität + Diversität + Dynamik = Königsdisziplin = 1. Etage ... da gehört eine Menge rein. Ganz sicher. Aber Jura zählt in jedem Fall dazu. Ist nicht zuletzt auch deswegen der Studiengang mit der höchsten Durchfallquote und den schlechtesten Noten

    - Jurist ist eine Sammelbezeichnung...tut mir Leid, dass ich da den Rechtspfleger nicht sofort einsortiert habe. Der ist sicher auch einer...es gibt sehr viele...aber der Klassiker hat Jura studiert

    Hoffe mit dem ein oder anderen Vorwurf höflich aufgeräumt zu haben. Wollte hier wirklich niemandem zu nahe treten. Schönen Tag euch allen!!!

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