Wiedereinstieg Rechtspflegerin im Angestelltenverhältnis möglich?

  • Ja, die nächste Zeit wird spannend. Für Volljuristen purzeln die Noten für den Staatsdienst ordentlich und angesichts der anstehenden Pensionierungswelle wird der Bedarf die nächsten Jahre kräftig steigen. Berlin stellt bereits mit 7/7,5 Punkten als Richter ein. Und im gleichen Zug stellt die Generation Z immer höhere Anforderungen an die Work-Life-Balance.

    -Vanitas vanitatum et omnia vanitas -



  • Die wellenartige Einstellung in Ostdeutschland, die darauf beruht, dass nahezu die gesamte DDR-Justiz ausgetauscht bzw. ersetzt wurde, empfinde ich als etwas unfair. Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war / ist, dann wird man mit relativ schwachen Examensnoten Richter*in oder Staatsanwalt*in. Danach schauen viel bessere Bewerber*innen für Jahrzehnte wieder in den Keller.

    In Sachsen-Anhalt wurde vor einem oder zwei Jahren, genau kann ich es nicht mehr sagen, aus einem ganzen Examensjahr kein neuer Anwalt zugelassen. Der öffentliche Dienst hat scheinbar alle fertigen Volljurist*innen aufgesaugt.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Bei Linkedin posten jetzt schon ab und zu Rechtsanwälte Mitteilungen über Terminsaufhebungen und -verschiebungen (in Zivilsachen), bei denen man nur mit den Ohren schlackern kann. Der neue Termin liegt dann locker mal ein halbes Jahr später (alternativ in etwa: Dezernat nicht besetzt, eine neue Terminierung erfolgt nach Wiederbesetzung des Dezernats).

    Ich hatte vor ein paar Tagen mit einem Richter eine private Unterhaltung, in der er mich auch danach gefragt hat, ob ich mir einen Wechsel in die Tätigkeit als Richter vorstellen kann. Das habe ich verneint. Bin mit den Perspektiven auf meiner jetzigen Stelle und den längerfristigen Möglichkeiten sehr zufrieden und würde das nicht dagegen eintauschen wollen, in einem abgesoffenen Dezernat Akten wegzuhauen.

  • Das finde ich nicht einmal so ungewöhnlich. Habe tatsächlich einige Sachen, die noch krasser sind. Ein sehr überschaubarer Fall vor dem AG, der seit 4 Jahren läuft, ohne dass bisher überhaupt terminiert wurde. Dupliziert wurde vor drei Jahren. Oder ein auch nicht soo komplizierter Personenschadensfall, der jetzt 14 oder 15 (!) Jahre in erster Instanz hängt. In den letzten 5 Jahren ist außer Terminierungen und Wiederaufhebung der Terminierung nichts passiert. Mit dazu bei trägt sicher das oft praktizierte Rotationsmodell bei Proberichtern, die jetzt aufgrund der Neueinstellungen vermehrt tätig sind. Die bekommen alte Akten, terminieren diese im besten Falle und sind dann schon wieder weg. Der Nachfolger, meist ebenfalls wieder Proberichter macht es genauso. Manche sind so erschlagen von den alten Akten, dass sie einfach gleich liegengelassen und gar nicht angefasst werden ^^ Aber man muss schon sagen, dass es natürlich auch anders geht und ich Gerichte habe, in denen trotz schriftlichen Vorverfahrens 4 Monate nach Klageerhebung terminiert wird und die Sache dann auch sehr schnell abgeschlossen wird. Ich nehme hier auch teilweise schon ein Ost/West Gefälle wahr.

    Ansonsten würde ich die richterliche Tätigkeit nicht auf "Akten weghauen" reduzieren wollen. Die Unabhängigkeit und die Möglichkeit , etwas zu bewegen und im besten Falle Rechtsfrieden zu schaffen, ist schon etwas tolles. Aber angesichts der Bezahlung sollte sich die Arbeitszeit auf 40h +/- beschränken, sonst kann man gleich in die Anwaltschaft gehen und deutlich mehr verdienen.

    -Vanitas vanitatum et omnia vanitas -



  • Ich saß neulich mit dem Vorsitzenden einer Zivilkammer des örtlichen Landgerichts im Zug. Nicht wissend, dass ich "vom Fach" bin, unterhielt er sich mit seinem Kollegen über die Personalzustände seiner Kammer, die im Übrigen nicht leicht zu handhabende Spezialzuständigkeiten hat. Die Proberichter kommen und gehen, niemand bleibt länger, als unbedingt notwendig. Da wundert mich nicht, wie lange Rechtsstreite dann in der ersten Instanz anhängig sind.
    [Mein persönlicher Rekord liegt bei 11 Jahren; eine etwas haarige eigene Sache am Sozialgericht, die ich meinem Nachtschlaft zu Liebe gern schneller entschieden gehabt hätte, bei 7 Jahren.)

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ich saß neulich mit dem Vorsitzenden einer Zivilkammer des örtlichen Landgerichts im Zug. Nicht wissend, dass ich "vom Fach" bin, unterhielt er sich mit seinem Kollegen über die Personalzustände seiner Kammer, die im Übrigen nicht leicht zu handhabende Spezialzuständigkeiten hat. Die Proberichter kommen und gehen, niemand bleibt länger, als unbedingt notwendig. Da wundert mich nicht, wie lange Rechtsstreite dann in der ersten Instanz anhängig sind.
    [Mein persönlicher Rekord liegt bei 11 Jahren; eine etwas haarige eigene Sache am Sozialgericht, die ich meinem Nachtschlaft zu Liebe gern schneller entschieden gehabt hätte, bei 7 Jahren.)

    Gerade die Baukammern sind bekanntlich sehr beliebt. Hier kann ich auch ein noch nicht abgeschlossenes selbstständiges Beweisverfahren mit 08er Aktenzeichen anführen 😭

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  • Bei mir im Bezirk gibt es einige Volljuristen, die als Rechtspfleger tätig sind. Insgesamt machen sie wohl 25 % der Rechtspfleger aus. Die jüngeren wurden verbeamtet, die älteren nicht.

    Wir haben damit eigentlich gute Erfahrungen gemacht.

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