Aufstiegsbeamtin RPflg. oder GV?

  • Man wird wahrscheinlich ein Leben lang Zwangsvollstreckung betreiben.



    Das ist doch nicht schlimm.
    Spezialisten gibt es im Rechtspflegerbereich doch auch.

    Auf ausdrückliches Befragen, erklärte mir übrigens heute morgen ein OGV, dass das Verhältnis von Büroarbeit und "On Tour" mindestens 60 : 40 beträgt.

  • Es ist schon abwechslungsreich. Man weiß ja nie, was einen erwartet. Man hat mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun ...

    Als GV sollte man auch entscheidungsfreudig sein. Man muß teilweise im Außendienst in kurzer Zeit Entscheidungen treffen, die Hand und Fuß haben. Man hat da keine Zeit sich erst mal in die Bibliothek zurückzuziehen. :cool:

    Ich würde die Entscheidung wieder so treffen. Man sollte die Entscheidung aber nicht am Verdienst festmachen. Die Leute, die es des Geldes wegen machen, scheitern in der Regel schnell.


    Und @ MR: Ich hab ja nicht gesagt, daß das schlimm ist. Aber man sollte es in seine Entscheidungsfindung, welcher Beruf der richtige ist, einfließen lassen.

  • haben sie eine bürofachkraft oder machen sie alles selbst? kommt ihr familie nicht zu kurz? arbeiten sie tatsächlich immer um die 60 std. die woche? hätten sie jetzt aber die möglichkeit gehabt in den gehobenen dienst zu wechseln, sprich als rechtspfleger, würden sie dies sofort ohne weiteres machen?

  • Ich habe keine Bürokraft und arbeite mit Sicherheit keine 60 Stunden in der Woche. Wer das macht, hat keine Ahnung von Büroorganisation und Außendienstplanung.

    Wenn man mir den Aufstieg in den gehobenen Dienst anbieten würde, würde ich zumindest ernsthaft darüber nachdenken. Aber wie das Ergebniss ausfallen würde, kann ich nicht sagen. Ich hätte nämlich keine Lust ein Leben lang Pfübse zu erlassen. ;)

  • na da sind sie aber bis jetzt der einzige - wirklich der einzige - der etwas posivites in seinem beruf sieht - na ja, vielleicht das meiste positiv sieht - alles andere war bis jetzt gejammer und dies machte mir die entscheidung nicht einfach! ich habe vor meiner justizfachwirtenausbildung noch eine ausbildung im bürowesen gemacht, da wird es mir sicherlich auch einfacher fallen.
    aber vielen dank für ehrliche antworten:daumenrau

  • Wie kommt man denn als Gerichtsvollzieher mit den tragischen Fällen klar? Mitleid hilft einem dort doch bestimmt nicht weiter?

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Man darf es nicht an sich ranlassen und nicht drüber nachdenken. In der Regel kann man an der Situation sowieso nichts ändern. Aber es geht sicher an niemanden spurlos vorüber, wenn einer bei einer Räumung an der Decke hängt.

    Ansonsten gilt: Bürotür zu und Feierabend.

    Und genau deswegen empfehle ich niemanden von zu Hause zu arbeiten. Dann hat man keine klare Trennung von Arbeit und Privat.

  • die einstellung habe ich auch, wenn man über alles was am tag passiert ist, nachdenken würde - dann geht man psychisch kaputt. ist jedenfalls nichts für labile nerven.
    es gibt auch andere berufe, wo es weniger als angenehm zur sache geht. und entweder mag man es oder man lässt es sein.
    gerichtsmediziner haben es auch nicht leicht. aber die gibt´s.
    ich finde schon, dass der beruf gerichtsvollzieher viel abwechlungsreicher ist als der vom rechtspfleger. dafür sitzt man als rechtspfleger bei + 33 ° und - 20 ° im büro - mit ventilator oder heizung - und man hat mitleid mit dem gerichtsvollzieher :cool:.
    ich habe mich hier bei uns vor ort noch nicht getraut gerichtsvollziehr bzgl. bezirke und deren meinungen dazu anzusprechen. mich würde aber schon interessieren was die dazu sagen.

    und sollte da einer wieder jammern - so werde ich wieder zweifeln:oops:.

  • Also ich kenne eigentlich nur GV´s, denen der Beruf Spaß macht.

    Und klappern gehört zum Handwerk. ;)



    Dem kann ich zustimmen. Jeder findet ein paar Gründe, sich zu beschweren, aber auch bei den Rpfl. ist oft der Frust größer als die Freude.
    Ich kenne viele GVZs, die superzufrieden sind. Auch wenn die Arbeit viel ist und der Verdienst weniger als früher. Es kommt eben auf die Persönlichkeit an - Du kannst Deine Arbeit selbst organisieren - aber Du musst das auch, sonst versackst Du.

    Leid siehst Du auch als Rpfl - man ist nicht so direkt "dran" am Fall weil man nicht in der Whg des Bürgers ist (außer bei Betreuungen z.B.) - auch das ist eine Typfrage, wie man damit umgeht. Dass ein Toter in der Whg liegt ist möglich, aber ich glaube, auch nicht soo oft. (Ich meine das ist dann einfach Schicksal - man kann auch schlimme Situationen im Strassenverkehr sehen)

    Ich persönlich möchte lieber Rpfl bleiben als GVZ zu werden, aber ein GVZ hat auch schonmal (und das ohne Ironie!) zu mir gesagt: Sie Arme, müssen jetzt ins Büro, und ich kann schön in der frischen Luft rumlaufen (es waren Minusgrade!) und habe viel Bewegung (Stichwort 5. Stock ohne Fahrstuhl!).
    Dabei hatte ich ihn gerade heimlich bemitleidet und gedacht: ich kann schön ins Büro, bei einem Käffchen die Akten sichten und dann den Tag angehen.
    Und nach acht (oder auch mal zehn) Stunden nach Hause gehen und die Arbeit Arbeit sein lassen.

    Helfen kann ich Dir damit wohl auch nicht, aber vielleicht trösten: Die meisten GVZ sind meiner Erfahrung nach zufrieden mit ihrem Beruf.

    Also: Mut fassen und die ansässigen GVZs mit Fragen löchern. Um Hospitation bitten - bei einer Tour begleiten, aber auch mal das Büro angucken und erklären lassen, was zu tun ist und wieviel Anteil an der Tätigkeit das ausmacht.
    Wenn's geht, mehrere GVZs angucken - um ein breites Spektrum zu sehen. Wenn die Kollegen merken, dass Du ernsthaft Interesse an dem Beruf hast, machen die das bestimmt. Die meisten GVZ sind nämlich recht extrovertierte Persönlichkeiten und plaudern gern aus dem Nähkästchen.;)

    Viel Erfolg!

    Wir taumeln durch die Straßen, so als wären wir jung und schön.

  • Hallo koketka,
    da ist schon einiges qualifiziert geschrieben worden zu deinem Ausgangspost.
    Von meinen Kollegen aus dem mittleren Dienst sind mehr in die Gerichtsvollzieherei gewechselt als in den gehobenen Dienst.
    Einige auch ! deshalb, weil ihnen eine Veränderung in den gehobenen Dienst nicht geglückt ist. Keiner hat es je bereut. Denke, die Typ- und Neigungsfrage ist bei Dir eh eher in die Richtung GV schon gegeben, nach dem was Du schreibst (m.a.W. lieber mit Leuten zu tun anstatt im Grundbuch nur mit Akten).
    Es gibt vielleicht noch einen weiteren Aspekt zu betrachten:
    In der GV-Ausbildung kommen bereits im justizmäßigen Berufsleben Stehende aufeinander. Dem ein oder anderen wird das Lernen - je nach zeitlichem Abstand zum letzten Schulgang oder zum letzen mit Lernanforderungen Versehenem - vielleicht schwieriger fallen. Im Bereich der Rechtspflegerausbildung ist dies anders. Da sind die wenigen Aufstiegsbeamten mit Leuten zusammen, die grad frisch von der Schule kommen, also noch voll auf Lernen "programmiert". Je nach Vita muss der wohl überwiegende Teil der Aufstiegsbeamten das Lernen wieder lernen. Oki sie bringen den Vorteil von "Vorkenntnissen" mit; zumeist beschränken sich diese auf die Praxis. Klar die Anschaulichkeit durch die Erfahrung ist auch ein gutes Kapital !
    Vielleicht auch eine Sache, die Du in Deine Überlegungen einbeziehen solltest.

    PS: bevor sich jemand auf den Schlips oder sonstwas getreten fühlt: die Theorie in der GV-Ausbildung ist auch ganz schön heftig (so jedenfalls nach den Erfahrungen von Freunden und Bekannten, die diese Ausbildung absolviert haben). In der GV-Ausbildung sind alle Praktiker; in der Rechtspflegerausbildung kommen die wenigen Praktiker mit Abiturienten zusammen, die zumeist grad von der Penne kommen).

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Dann schreibe ich jetzt auch mal was, nachdem ich alle Posts gelesen habe:

    "Man hat da keine Zeit sich erst mal in die Bibliothek zurückzuziehen. :cool:"

    Das hat man als Rechtspfleger auch nicht, schließlich bearbeiten sich die Akten nicht von allein und wenn man jedes Problem nachlesen würde, bräuchte man bei den ohnehin schon viel zu hohen Pensen einen 24h-Tag.

    "...da ja gerichtsvollzieher viel mehr stress hat als ein rechtspfleger...."

     Interessant :) ich halte diese Pauschalaussage nicht unbedingt für haltbar. Wenn den ganzen Tag das Telefon bimmelt, zwischendrin noch jemand reinkommt und unzufrieden ist etc. (all diejenigen Rechtspfleger/innen, die Betreuungssachen und Vollstreckungssachen machen, wissen wovon ich schreibe), ist das garantiert nicht stressfrei.
    Ich bin der Ansicht, dass beide Berufe auf ihre eigene Art und Weise stressig sind^^

    Ansonsten kann ich nur sagen: die Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Entgegen anderer Auffassungen bin ich der Meinung, dass der Rechtspflegerberuf ungemein vielseitig ist und man mehr erlebt, als man denkt.

    An dieser Stelle ein Tipp an alle Rechtspfleger, die gerne Kontakt mit anderen Menschen haben: Nutzt die Möglichkeiten der persönlichen Anhörung, so kommt man raus (natürlich nur, wenn der Aktenstapel es zulässt).


    So, nun allen ein entspanntes Wochenende!


    Btw.: welcher Amtsgerichtsdirektor bekommt A 13? ^^

  • So, dann werd ich mal darauf antworten.

    Als Rpfl oder auch als Richter hat man in der Regel schon mehr Zeit für seine Entscheidungsfindung. Beim GV steht unter Umständen der schreiende Schuldner und der Druck machende Gläubiger daneben. Und dann triff mal die richtige Entscheidung. Ich denke, da gibt es schon Unterschiede.
    Auch der Rechtspflegerberuf kann stressig sein. Keine Frage.

    Und ja. Direktoren werden nach R1 bis R5 bezahlt. Je nachdem...

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