Nicht genügend geeignete Bewerber?

  • Hm, mit einem Abischnitt von 2,7 muss ich wohl dankbar sein, dass ich überhaupt in die engere Auswahl gekommen bin :gruebel:

    Ich denke allerdings auch, dass dem Notenschnitt (schulisch, aber auch bezogen auf die RPfl-Prüfung) oft eine zu große Bedeutung beigemessen wird. Andererseits: Woran sonst kann man eine einigermaßen objektive Entscheidung treffen, ohne den Bewerber persönlich zu kennen?

    Man kann ja nicht nur nach dem Foto gehen...:)

    2 Mal editiert, zuletzt von Garfield (14. April 2009 um 15:17) aus folgendem Grund: Grausiger Tempusfehler.

  • Ich glaube, dass ist die Angst vor den Konkurrentenklagen. Da kann man Notendurchschnitte oder Punktzahlen eben noch am einfachsten als objektives Kriterium darlegen.

    Ob dies alles so sinnvoll ist :gruebel:?

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ich glaubs einfach nicht.

    Um überhaupt zum Studium zugelassen zu werden, wird ein Notendurchschnitt von 1,0 - 1,5 verlangt.

    Die jungen Leute von Heute schauen doch nicht nur danach, was sie gerne machen möchten, sondern auch danach, was sie verdienen können.

    Und das wird viele abschrecken. Bei einem Abi-Schnitt von 1,0 stehen mir doch alle Türen offen. Selbst ich würde doch hinter dem Kopf meines Kindes den Kopf schütteln, wenn sie ein Rechtspflegerstudium mit einem Abi-Schnitt von 1,0 anstreben würde. Ihr steht die Welt offen. Sie kann doch unter den Unis wählen.......

    Die Erfahrung haben auf jeden Fall viele von meinen Bekannten gemacht, deren Kinder jetzt oder vor ein - zwei Jahren Abi hatten. Mit einem Schnitt von 1,0 - 1,5 studiert man Jura oder aber Medizin oder aber .......

    Der Beruf Rechtspfleger wird vielfach unterschätzt! Und der Verdienst wird viele neue Bewerber abschrecken, auch wenn der Job irgendwann sicher ist.....

  • @ Sophie:

    Mit so einem Schnitt studiert man keinesfalls Jura. Als in meinem Jahrgang noch der numerus clausus für Jurastudenten galt, war der Abi-Schnitt dafür schon bei 2,8. Momentan würde ich jedem abraten, Jura zu studieren. Medizin ist schon eher etwas, da sehen die Verdienstmöglichkeiten noch ganz anders aus.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • @ Sophie:

    Mit so einem Schnitt studiert man keinesfalls Jura. Als in meinem Jahrgang noch der numerus clausus für Jurastudenten galt, war der Abi-Schnitt dafür schon bei 2,8. Momentan würde ich jedem abraten, Jura zu studieren. Medizin ist schon eher etwas, da sehen die Verdienstmöglichkeiten noch ganz anders aus.



    Aus meinem Bekanntenkreis haben im letzten Jahr vier Jungs und Mädels Abitur gemacht. Die 1er Kanditaten studieren Medizin in Münster (obwohl sie sehr unsicher waren bei ihrer Wahl zwischen Jura und Medizin, was mich persönlich schon ziemlich erstaunt hat.... man muss doch wissen wo man hin möchte (?), die beiden anderen sind jetzt bei der "Polizei".

    Ich muss Dir also Recht geben:)

  • Zu # 43:

    Damit ist die die Realitätsnähe und Orientierung an der Praxis unserer Politiker doch deutlich bewiesen. Solche Leute treffen maßgebliche Entscheidungen, das ist es, was ich nicht glauben kann.

  • Ich finde diese Entwicklung ehrlich gesagt prima. Nur so kann auch dem dümmsten Politiker (ein Titel um den sich ja heute viele zu streiten scheinen) vor Augen geführt werden, dass ein sicherer Arbeitsplatz eben nicht das K.O.-Kriterium ist, für das die Leute immer weitere Einkommensnachteile und Arbeitszeitverlängerungen in Kauf nehmen.
    Ich glaube, dass eine Situation, in der nicht mehr genügend Nachwuchs rekrutiert werden kann, die einzige Chance für uns ist, Verbesserungen zu erreichen.

    Inwiefern? Solange sich nahezu niemand mehr für das Studium der Rechtspflege bewirbt, wird die Situation eher schlechter. Die zweifelsohne vorhandene Arbeit wird auf die Verbliebenen verteilt. Ich kann an der Misere keinen Vorteil erkennen.

  • Also naja, 1,0 - 1,5 im Schnitt?
    Bei uns in Stuggi lag der Schnitt dieses Jahr bei 3,0!
    Und sogar welche darunter sind rein gekommen.
    Ich bin mir nicht sicher, dass sie es nur allein der Schnitt ausmacht, ob man nun jemand zum Gespräch auswählt oder nicht.
    Denk mal, dass das Bewerbungsschreiben an sich auch einen guten Eindruck machen muss, sowie der Lebenslauf.
    Rein auf die Auswahl bezogen.

    Einmal editiert, zuletzt von Milkaaa (15. April 2009 um 00:07)

  • Ich finde diese Entwicklung ehrlich gesagt prima. Nur so kann auch dem dümmsten Politiker (ein Titel um den sich ja heute viele zu streiten scheinen) vor Augen geführt werden, dass ein sicherer Arbeitsplatz eben nicht das K.O.-Kriterium ist, für das die Leute immer weitere Einkommensnachteile und Arbeitszeitverlängerungen in Kauf nehmen.
    Ich glaube, dass eine Situation, in der nicht mehr genügend Nachwuchs rekrutiert werden kann, die einzige Chance für uns ist, Verbesserungen zu erreichen.

    Inwiefern? Solange sich nahezu niemand mehr für das Studium der Rechtspflege bewirbt, wird die Situation eher schlechter. Die zweifelsohne vorhandene Arbeit wird auf die Verbliebenen verteilt. Ich kann an der Misere keinen Vorteil erkennen.



    Kurzfristig bedeutet es natürlich mehr Arbeit (oder mehr Rückstände). Aber ansonsten gilt doch: Solange ich genügend geeignete Bewerber habe, muss ich an der Attraktivität des Berufs (Bezahlung usw.) nichts ändern. Wem es nicht passt, soll sich halt was anderes suchen...
    Gehen mir aber die Bewerber aus, muss ich die Bedingungen verbessern, damit die Leute diesen Beruf machen und keinen anderen. Angebot und Nachfrage.

  • Was mich bei der Diskussion auch immer aufregt ist dieser ewige Schweinezyklus im öffentlichen Dienst: Jahr für Jahr werden regulär immer weniger eingestellt und von den Schul- oder Uniabgängern immer höhere Anforderungen gestellt, so dass auch gute Leute abgewiesen werden.

    Irgendwann gibt es dann einen Riesenknall, weil überall an allen Ecken und Enden Personal fehlt. Dann reagieren die Politiker und versprechen, einige Tausend einzustellen. Und bei solchen Aktionen wird dann alles - aber auch wirklich alles - genommen, was gerade auf dem Markt verfügbar ist und irgendwie ins Profil passt. Die Krücken, die man dann (mit)bekommt, wird man wieder dann wieder nicht so schnell los.

    Dabei dürfte doch die Personalbedarfsplanung im öffentlichen Dienst ja nicht so schwer sein: Für Schwangerschafts- und Erziehungszeiten gibts Erfahrungswerte, ebenso für Krankheits- und Urlaubsvertretungen und Pensionierungen fallen ja auch nicht vom Himmel...



  • ... Andererseits: Woran sonst kann man eine einigermaßen objektive Entscheidung treffen, ohne den Bewerber persönlich zu kennen?

    Man kann ja nicht nur nach dem Foto gehen...:)



    Meistens reichen Foto und/oder Rechtsschreib- / Formatierungs- / Logikfehler im Bewerbungsschreiben, um Bewerber auszuschließen ... auch bei denen mit einem 1er Schnitt.

  • Also naja, 1,0 - 1,5 im Schnitt?




    Bezüglich der eingestellten Abiturienten war es in unserem Jahrgang damals so.

    Das Ergebnis des Einstellungstestes und der Abinote wurde berücksichtigt, wobei auf dieser das Schwergewicht lag. Man hätte also schon einen überragenden Test hinlegen müssen, um auch mit einer schlechteren Abinote Erfolg zu haben.




  • Mit dem erwähnten Abischnitt (nein, nicht 1,0) habe ich mich bewusst gegen ein Jurastudium entschieden.

    Es gab mir damals schon zu viele Rechtsanwälte, und es war trotz des guten Abi-Ergebnisses ja sehr ungewiss, ob die Ergebnisse des Jurastudiums für eine Einstellung als Richter reichen.

    Anderes als Rechtswissenschaft (im weitesten Sinne) konnte ich mir nicht vorstellen, jedenfalls keinesfalls ein Medizinstudium.

  • Es ist ein Widerspruch, bei der Auswahl der Anwärter nur die Besten eines Abi-Jahrgangs haben zu wollen (Abi 1,5 oder aufwärts), aber andererseits denen nichts bieten zu können. Die Bezahlung im geh. Dienst der Justiz unter besonderer Berücksichtigung der tatsächlichen Beförderungszeiträume passt überhaupt nicht zu dem genannten Anspruch.

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • Meistens reichen Foto und/oder Rechtsschreib- / Formatierungs- / Logikfehler im Bewerbungsschreiben, um Bewerber auszuschließen ... auch bei denen mit einem 1er Schnitt.[/quote]


    :dito:

  • :gruebel: @ hiro
    Ich sehe keinen Widerspruch.
    Wie ich oben bereits erläutert habe, hat der Staat durchaus was zu bieten ( zumindest den Frauen ).
    Da er "guten" Männern wenig zu bieten hat, bleiben deren Bewerbungen im Wesentlichen aus ( aber bitte nicht Jura studieren, Juristen gibts wie Sand am Meer, darum deren oftmals ebenfalls schlechte Bezahlung ! ).
    Übrigens: Dass der Staat zunächst auf die Noten schaut, ist eine Tatsache, an die sich potentielle Bewerber schnell gewöhnen sollten.
    Die Beförderung nach Noten wird sie das ganze Berufsleben begleiten.
    Dass diese nicht immer "gerecht" sind, ist ein hinzunehmendes Übel.

  • Ich bin auch der Meinung, dass es eine Frechheit ist, zu sagen, dass jemand, der einen schlechteren Schnitt als 2,3, etc. hat nicht einmal EINGELADEN wird... DAS ist in meinen Augen unqualifizert. Ich kenne viele Leute, die sehr fleißig sind und sicher gute Rechtspfleger geworden wären, trotzdessen sie einen schlechteren Schnitt haben.
    Das Studium ist teilweise reine Schikane und später im Berufsleben scheint es auch nicht schöner zu sein...Das Argument, man habe einen sicheren Job, etc. zieht vielleicht auch nicht für jeden Menschen. Jemand, der ein gewisses Maß an Freiheit braucht, ist hier wirklich falsch.. Leider. Vieles könnte man sicher anders gestalten. Und das fängt IM Studium an.

  • Ich bin auch der Meinung, dass es eine Frechheit ist, zu sagen, dass jemand, der einen schlechteren Schnitt als 2,3, etc. hat nicht einmal EINGELADEN wird...



    Dann sag doch mal, nach welchen Kriterien Du aus 2.000 schriftlichen Bewerbungen 50 Stück auswählen würdest. Und bitte so objektiv, dass Deine Auswahl später einer gerichtlichen Prüfung standhält. Da sind doch Noten etc. das einzig Greifbare.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ich habe das vor längerem schon einmal gepostet, es wird aber gelöscht worden sein:

    Es gibt aus den 70er Jahren eine Studie, worin wissenschaftlich untersucht wurde, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den Abiturnoten und den Ergebnissen des 1. und 2. juritischen Staatsexamens.

    Das Ergebnis war: ja, aber nur bei drei Fächern: Deutsch, Mathematik und Latein. Wer in der Schule gute Ergebnisse in diesen Fächern hatte, hatte statistisch häufig auch gute Ergebnisse in den juristischen Prüfungen, wer dort schlechte hatte, war auch als Jurist/Juristin schlechter. Alle anderen Schulfächer, z. B. Englisch oder Gemeinschaftskunde, waren gleichgültig bzw. ohne statistisch messbaren Einfluss auf die Noten der juristischen Ausbildung.

    Meine persönlich Meinung: Warum diese drei Fächer?

    Deutsch - weil der Jurist überzeugend argumentieren muss, was sich ja schon im Studium niederschlägt, denn die richtige Lösung ohne Argument gibt keine Punkte

    Latein - weil der, der das beherrscht, zeigt, dass er sich in ein kompliziertes fremdes System eindenken kann

    Mathematik - wegen des Abstraktionsvermögens

  • :gruebel: @ hiro
    Ich sehe keinen Widerspruch.
    Wie ich oben bereits erläutert habe, hat der Staat durchaus was zu bieten ( zumindest den Frauen ).


    So kann man zwar argumentieren, aber wenn ich als Arbeitgeber die Spitze (die Besten) eines Jahrgangs will, dann muss ich auch entsprechendes bieten. Auch wenn der Staat durchaus was zu bieten hat, so ist es doch eher Durchschnitt. Es ist nicht schlecht, man kommt damit klar, aber "Spitzenklasse" oder ähnliches ist es definitiv nicht.
    Mir macht mein Job durchaus Spaß, aber wenn ich sehe, was andere Leute mit vergleichbarem Abschluss (Abi, FH-Studium) verdienen und was sie dafür leisten müssen, komme ich schon mal ins grübeln. Wenn man das Einstiegsgehalt von PH-Absolventen (Pädagogische Hochschule, gibts in BW noch) sieht, kommen einem schon die Tränen (selbst Hauptschullehrer fangen mit A12 an!).

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

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