Rechtspfleger- ein erstrebenswerter Beruf?

  • Schließe mich da der Vorschreiberin vollständig an. Auch ich bin Aufstiegsbeamter und seitdem ich als Rpfl arbeite sehr zufrieden. Die Unabhängigkeit gibt mir sehr viel. Respekt gegenüber den Gst. und auch von dort ist natürlich schon so eine Sache. Und es ist auch nicht unüblich das eine erfahrene Gst bei Bedarf einen jungen Rpfl - aber auch Richter/StA mal gegen die Wand rennen lassen kann.
    Wobei es hier dann auch auf den jeweiligen Rpfl ankommt, es kommt nicht ganz gut sich am Anfang als Mr oder Mrs allwissend zu geben.
    Ebenso muß aber auch klar sein wer letztlich die Hosen anhat.

  • Ich bin zwar keine Rechtspflegerin, aber meiner Meinung nach ist ein fairer kollegialer Umgang miteinander das A und O.

    Leider habe ich es schon oft erlebt, dass manche Rechtspfleger einem als Geschäftsstelle bereits den kleinsten Fehler ankreiden und sich so präsentieren als seien sie eben allwissend und als würden sie nie Fehler machen. :(
    NATÜRLICH sind nicht alle so, aber es gibt in jeder Abteilung solche und solche.

    Egal, ob man nun studiert hat oder nicht, wenn alle nur gegeneinander arbeiten und nicht miteinander, dann läuft der Laden nicht und es kommt zu Frustrationen.

    Ich finde es persönlich sehr schade, wenn man zehn Jahre in dem falschen Beruf gearbeitet hat, aber umso besser, wenn man nun endlich den Entschluss gefasst hat das zu tun, wonach einem der Sinn steht.

  • Nachtrag:

    Wenn ich sehe, wieviele "zukünftige Rechtspfleger" bei Vorstellungsgesprächen, usw... schon eine gewisse Arroganz und Unnachgiebigkeit den Geschäftsstellen, also den Leuten "unter" ihnen, gegenüber an den Tag legen, dann wird mir total schlecht.

  • Nachtrag:

    Wenn ich sehe, wieviele "zukünftige Rechtspfleger" bei Vorstellungsgesprächen, usw... schon eine gewisse Arroganz und Unnachgiebigkeit den Geschäftsstellen, also den Leuten "unter" ihnen, gegenüber an den Tag legen, dann wird mir total schlecht.



    Nicht nur gegenüber den Geschäftsstellen - teilweise ist es bereits im Studium auch untereinander so. Da ist man dann froh, wenn die jeweiligen Leute in nem anderen OLG-Bezirk sind und bleiben oder gar Jura studieren.

    Ich kann zu diesem Teilbereich nur sagen: Ich komm mit meinen Geschäftsstellen durch die Bank weg gut aus. Fehler können mal passieren, da kommt dann entweder ein Post-It oder ein Bleistiftsatz rein oder ich geh mal kurz runter und pack die Akte ins richtige Fach, das läuft. Im Gegenzug weisen mich meine Geschäftsstellen auch drauf hin, wenn ich etwas übersehe oder eine Verfügung unlogisch ist (oder keine Frist drin steht, whatever). Das läuft.

    Nur das Zusammenspiel mit den älteren Richtern ist teilweise problematischer, aber nicht so, als wenn man nicht miteinander reden könnte. Gerade meine Familienrichter sind auch gerne mal zu Gesprächen bereit.

    Ich bin zwar noch ein eher "frischer" Rpfl, aber ich bereue bis jetzt nicht eine Sekunde lang meine Entscheidung, diesen Beruf zu ergreifen! Da hilft es natürlich auch ungemein, dass sämtliche Rpfl-Kollegen an meiner kleinen Behörde unheimlich nett sind und jeder jedem hilft... das gibt's ja leider nicht so häufig!

  • Solange es Menschen gibt, wird es auch immer welche geben, die sich über andere stellen und ihnen das Gefühl geben weniger wert zu sein, nur weil sie nicht studiert haben. Das wird man auch nicht ändern können.

    Wenn der Umgang mit den Kollegen nicht stimmt, denke ich, dann macht auch der Job keinen Spaß. Was bringt es einem, wenn man zwar eigene Entscheidungen, usw. treffen kann, aber von den Kollegen geschnitten wird. Das ist furchtbar. :(

    In unserem Gericht kann man glücklicherweise mit Rechtspflegern und mit Richtern reden, wenn man mal etwas nicht verstanden hat. Eine Tatsache, die ich wirklich sehr zu schätzen weiß. :D

  • Nachtrag:

    Wenn ich sehe, wieviele "zukünftige Rechtspfleger" bei Vorstellungsgesprächen, usw... schon eine gewisse Arroganz und Unnachgiebigkeit den Geschäftsstellen, also den Leuten "unter" ihnen, gegenüber an den Tag legen, dann wird mir total schlecht.



    So hat ein Rechtspfleger mir mal geantwortet, als ich ihm sagte, dass seine Kollegin (damit hatte ich die sehr nette Dame der Geschäftsstelle gemeint) mir das bereits mitgeteilt habe:

    Das war nicht meine Kollegin, das war meine Sekretärin!

    In dem Moment hatte ich gedacht "wow, wusste gar nicht, dass der gehobene Dienst bei der Justiz (also Rechtspfleger) Sekretärinnen hat". Und ich habe keine :(

    Wenn ein Rechtspfleger so nach außen hin auftritt, dann weiß ich schon, dass es besser ist das Gespräch zu beenden, bevor ich meine Frage gestellt habe.

    Bei solchen Gesprächen habe ich auch immer den Eindruck, dass mein Gesprächspartner nicht das geworden ist, was er sich vorgestellt hat. Schade eigentlich.

  • Coverna, solche Menschen gibt es in allen Berufsgruppen. Solange Hierachien bestehen, werden die von bestimmten Cheftypen gern genutzt, um ihr kleines Ego aufzupolieren. Ich weiß gar nicht, wo ich es neulich gelesen habe. Aber der Spruch ist nur zu zutreffend: Der oben sitzende Vogel kackt immer auf den Unteren.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Ich muss gestehen, dass ich bisher viel öfter von "arroganten" Rechtspflegern als von "arroganten" Richtern gehört habe.

    Auch als ich mal an anderen Amtsgerichten war, war stets bei den Kollegen die Rede von Rechtspflegern, die den Eindruck der Überheblichkeit übermittelten, aber viel seltener von Richtern. :gruebel:

    Dabei wären es ja gerade die, die den Kopf ganz weit nach oben recken müssten, da ja ein Jurastudium und das Richteramt weitaus mehr bei der Öffentlichkeit für offene Münder sorgt als ein Rechtspflegerstudium.

  • Ich muss gestehen, dass ich bisher viel öfter von "arroganten" Rechtspflegern als von "arroganten" Richtern gehört habe.
    (...)
    Dabei wären es ja gerade die, die den Kopf ganz weit nach oben recken müssten, da ja ein Jurastudium und das Richteramt weitaus mehr bei der Öffentlichkeit für offene Münder sorgt als ein Rechtspflegerstudium.



    Wahrscheinlich ist genau *das* der Grund dafür, dass es "Kollegen" gibt, die sich wichtig machen. Sonst bekommt man ja nicht die Aufmerksamkeit, die man haben will ;)
    Ich wurde allerdings implizit von nem Richter auch schon als "besser bezahlter Kostenbeamter" bezeichnet :daumenrun Da hätt ich am liebsten auf den Tisch geklopft, war aber zu perplex dafür ;)

  • Als "besser bezahlter Kostenbeamter"? :eek:
    Na das ist ja auch mal eine Bezeichnung für einen Rechtspfleger. *lach*
    Aber so ist es halt mit der Unwissenheit der Leute - sie stecken einen nur allzu gern in eine Schublade, aus der man nicht mehr rauskommt. Anstatt sich erstmal genauer über das Berufsbild zu informieren, stellen sie Thesen auf, an die sie dann auch noch glauben.

    Ich persönlich habe nie bereut in die Justiz gegangen zu sein und wäre nur allzu gerne selbst Rechtspfleger. *heul* Ich kann mir keinen besseren Bereich für mich vorstellen. Und kann mir für mich selbst nicht vorstellen, dass ich 10 Jahre in einem Beruf arbeiten könnte, mit dem ich mich zu null Prozent anfreuden kann.

  • Ich kann nur für mein Gericht sprechen:
    hier ist es üblich (und richtig), dass die Geschäftsstelle informiert wird, wann die Rechtspflegerin krank, im Urlaub oder sonst abwesend ist. Leider ist es bei den Richtern nicht die Norm, dass der Richter seine Serviceeinheit über seine An- oder Abwesenheit informiert.
    Die Rechtspfleger schicken auch mal selber ein Fax oder sortieren Post zur Akte, ein Richter würde das hier nicht tun.

    Arroganz ist ein Zeichen von Schwäche. Wer um die eigene Leistung weiß, hat es nicht nötig, die Leistung eines andern kleinzureden (weder der Rechtspfleger die Kompetenz der Geschäftsstelle, noch die Geschäftsstelle das Wissen und Können eines Rechtspflegers).

    Unseren Geschäftsstellen wird viel abverlangt, und es kann nur rundlaufen, wenn wir uns aufeinander einstellen und einander ernst nehmen.

  • Ich wurde allerdings implizit von nem Richter auch schon als "besser bezahlter Kostenbeamter" bezeichnet


    Er hat m. E. ja nicht einmal so Unrecht, muss sich dann aber auch fragen lassen, ob er als Richter, wenn er über Kostengedöns entscheidet, bereits überbezahlter Kostenbeamter ist.

  • Ich hatte bisher immer Glück mit Richtern und Notaren und wurde von keinem herablassend behandelt im Gegenteil ich hatte und habe immer ein sehr kollegiales Verhältnis, was für die Mitarbeiter der Serviceeinheiten sowieso gilt. Ich bin etwas erstaunt über das Hierarchie-Denken, dass ist doch eigentlich im Justizbereich wesentlich geringer ausgeprägt als im klassischen Verwaltungsbereich. Ich habe den Eindruck wir Rechtspfleger machen uns da immer viel zu viele Gedanken. Ich habe noch nie von einem Diplom-Ingenieur (FH) der Architekt ist, gehört, dass er von einem Diplom-Ingenieur der Architekt ist scheel angeschaut wird. Volljurist sollte man im Wortsinn verstehen, nämlich dass er die volle Palette der Rechtsgebiete studiert hat und wir eben ausgewählte Rechtsgebiete. Das ist zu akzeptieren, schließlich steht es jedem frei Jura zu studieren.

    Und was ich da so von Freunden aus der Privatwirtschaft höre, ist es mit Hierarchien etc. mindestens ebenso, wenn man nicht gerade Vorstandsvorsitzender oder so ist.

    Was ich dagen schon feststelle, dass die sachliche Unabhängigkeit durch Vorgaben der Verwaltung und EDV-Programme immer mehr eingeschränkt wird, dass scheint mir derzeit eher ein Problem zu sein!

    Aber ich wünsche viel Glück im neuen Studium und hoffe Du triffst diesmal auf Menschen, die dir mehr behagen!

  • Ich kann zu diesem Teilbereich nur sagen: Ich komm mit meinen Geschäftsstellen durch die Bank weg gut aus. Fehler können mal passieren, da kommt dann entweder ein Post-It oder ein Bleistiftsatz rein oder ich geh mal kurz runter und pack die Akte ins richtige Fach, das läuft.


    Einmalige Ausrutscher erwähne ich öfter auch gar nicht. Ich mache meinen Mund dann auf, wenn ich merke, dass etwas öfter vorkommt und ein Dauerzustand wird, was meiner Ansicht nach keiner werden sollte.

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Ohne verallgemeinern zu wollen:
    Das Verhältnis Richter : Serviceeinheit ist i.d. Regel von vorneherein klar abgesteckt ( Hiesiges Zitat eines Richters: " Wir sind kein Team").

    Von einem Rpfl. wird dagegen ein gesteigerter Teamgeist erwartet ( sprich: auch mal Arbeit der SE mit erledigen ) Tut er das nicht und weist - wenn auch freundlich- auf die Zuständigkeiten hin, gilt er schnell als arrogant.

  • Ohne verallgemeinern zu wollen:
    Das Verhältnis Richter : Serviceeinheit ist i.d. Regel von vorneherein klar abgesteckt ( Hiesiges Zitat eines Richters: " Wir sind kein Team").

    Von einem Rpfl. wird dagegen ein gesteigerter Teamgeist erwartet ( sprich: auch mal Arbeit der SE mit erledigen ) Tut er das nicht und weist - wenn auch freundlich- auf die Zuständigkeiten hin, gilt er schnell als arrogant.


    Da könntest Du recht haben.
    Wobei ich mich lieber als Teamspieler sehe, solange mir nur keiner in meine Entscheidungen hineinfunkt.

  • Ohne verallgemeinern zu wollen:
    Das Verhältnis Richter : Serviceeinheit ist i.d. Regel von vorneherein klar abgesteckt ( Hiesiges Zitat eines Richters: " Wir sind kein Team").

    Von einem Rpfl. wird dagegen ein gesteigerter Teamgeist erwartet ( sprich: auch mal Arbeit der SE mit erledigen ) Tut er das nicht und weist - wenn auch freundlich- auf die Zuständigkeiten hin, gilt er schnell als arrogant.



    Das kann ich (größtenteils) so unterschreiben (Ausnahmen gibt es auch hier!!!).

    Ohne meine SE in GB-Sachen wäre ich zumindest zu Anfang total aufgeschmissen gewesen. Wenn ich so die ein oder andere SE noch im Hinterkopf habe, dann wäre ich ohne besser dran gewesen. Zitat: "Nein, ich lese mir ihre Schreiben nicht durch, ich werde nicht fürs Denken bezahlt."
    Damit musste ich leben, aber die Fronten waren klar. Ich habe dann meine Vfgen so gehandhabt, dass auch ein dressierter Affe das hingekriegt hätte, habe aber auch keinen Handschlag mehr gemacht...

    Aber das soll jetzt kein Bashing der jeweils anderen Seite werden, wir entfernen uns wohl etwas zu weit vom Ursprungsbeitrag.
    Jedenfalls stimm ich den Vorpostern zu, dass es die Hierarchien überall gibt und für den Themenstarter zu hoffen bleibt, dass durch sein neues Studium auch der Umgang der Mitarbeiter besser wird.
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie tief ein schlechtes Betriebsklima auch in den privaten Bereich hineinwirken kann...

  • Seit dem hat sich mein Verhältnis zu Richtern etwas geändert. (Besucht habe ich meine "alten" Richter danach auch nicht mehr wieder!)
    Ich denke, Richter besitzen die Gabe, ihre Ansichten etwas besser zu kaschieren, als es manche Rechtspfleger können. Liegt vielleicht auch daran, dass dieser Personenkreis studiert hat.



    Das verstehe ich nicht. Rechtspfleger haben doch ebenfalls studiert. Und da fängt es doch auch schon wieder an, das sich Rechtspfleger, aus welchen Gründen auch immer, selbst klein machen.

    Ich hab nun auch schon ein paar Abteilungen durch und es gibt solche und solche.
    Meine Feststellungen was die Arroganz betrifft: wie oben bereits geschrieben: ein und derselbe Sachverhalt von Richter und Rechtspfleger vorgetragen wird dem einen als Durchsetzungsvermögen und dem Anderen als Arroganz ausgelegt.
    Viele Geschäftstellen fühlen sich dem Rechtspfleger ebenbürtig und gleichgestellt.
    Verfügungen des Rechtspfleger haben häufig einen anderen Stellenwert als die der Richter. Besteht man auf deren ordentliche Durchführung landen wir wieder bei der angeblichen Arroganz, da kann man das ganze noch so freundlich formulieren.

    Einmal editiert, zuletzt von CCM (3. Mai 2010 um 17:00)

  • Es gibt bestimmt viele Geschäftsstellen, die den Richter in seiner Entscheidungsfindung "höher" einstufen als einen Rechtspfleger, das will ich gar nicht abstreiten. Und dass man sich als Rechtspfleger durchsetzen muss, ist ebenso klar.

    Ich habe aber auch schon miterlebt, dass Geschäftsstellen sehr wohl mitgedacht und nicht nur einfach die jeweilige Verfügung abgearbeitet, und dann auch von selbst einen Schritt weiter gedacht haben. :D

    Der jeweilige Sachbearbeiter, egal ob Richter oder Rechtspfleger, wurde dann darauf hingewiesen, dass das Verfügte so nicht ganz stimmen kann, weil die und die Frist noch läuft, aber die wenigsten wollten das hören und einmal wurde sogar gesagt: "Ich treffe hier die Entscheidungen und nicht Sie. Tun Sie das, was ich verfügt habe."

    So sollte es meines Erachtens auch nicht sein. Es ist doch schließlich lobenswert, wenn die jeweilige Geschäftsstelle nicht nur arbeitet ohne selber mitzudenken sondern sich auch selbst in der Verantwortung sieht den Sachbearbeiter darauf hinzuweisen, wenn er etwas falsch gemacht hat. Das sollte anders herum genauso sein.

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