Rechtspfleger beim Justizministerium?

  • Mich erstaunt die Verwunderung mancher Forianer, dass bei den Justizministerien im Gehobenen Dienst Beamte mit Rechtspflegerausbildung beschäftigt sind.

    Ja, welche denn sonst sind dort zu erwarten ? Zollbeamte ?:);)



    Die Verwunderung entsteht, weil man sich ja kaum vorstellen kann, dass sich überhaupt vereinzelt Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger finden, die sich unter das Joch der Weisungsabhängigkeit zwingen lassen und fortan wie ehrlose Sklaven dahindämmern müssen.


    Das gilt aber für die Justizverwaltung insgesamt, also auch für die Gerichtsverwaltung.

  • Mich erstaunt die Verwunderung mancher Forianer, dass bei den Justizministerien im Gehobenen Dienst Beamte mit Rechtspflegerausbildung beschäftigt sind.Ja, welche denn sonst sind dort zu erwarten ? Zollbeamte ?:);)

    Man könnte auch erwarten, dass es sich bei den Sachbearbeitern um Personen aus der allgemeinen nichttechnischen Verwaltung handelt. Eine justizspezifische Ausbildung ist nicht unbedingt erforderlich, aber sehr von Vorteil, für die Arbeit in einem Justizministerium.LG Grottenolm

    Don't turn your back, don't look away and don't blink! Dr. Who

  • Na, ich wundere mich ja so schon, was aus dem JM kommt. Nicht vorzustellen, was passiert, wenn da fachfremde Leute rumwuseln. Naja, vielleicht würde es dann besser...:D:gruebel:

  • Mich erstaunt die Verwunderung mancher Forianer, dass bei den Justizministerien im Gehobenen Dienst Beamte mit Rechtspflegerausbildung beschäftigt sind.Ja, welche denn sonst sind dort zu erwarten ? Zollbeamte ?:);)

    Man könnte auch erwarten, dass es sich bei den Sachbearbeitern um Personen aus der allgemeinen nichttechnischen Verwaltung handelt. Eine justizspezifische Ausbildung ist nicht unbedingt erforderlich, aber sehr von Vorteil, für die Arbeit in einem Justizministerium.LG Grottenolm

    Ich vermute (ich selbst war nie in der Justizverwaltung tätig), dass es personalwirtschaftliche Gründe sind, die dazu führen, dass die Justizministerien vorzugsweise auf Beamte mit Rechtspflegerqualifikation zurückgreifen.
    Angenommen, ein Beamter entwickle sich mit seiner Aufgabe im Ministerium nicht so gut wie in seinen bisherigen Beurteilungen prognostiziert. Dann könnte er im Justizbereich nirgendwo sonst seiner Besoldungsgruppe entsprechend eingesetzt werden. Andere Behörden übernehmen ungerne jemanden, der mit dem Makel des "Erfolglosen" behaftet ist.

    Andererseits sollte man auch bedenken, dass die Ausbildung für den Gehobenen Allgemeinen Verwaltungsdienst im Dualen System (Fachhochschule) sehr viel breiter angelegt ist als wir es uns meist vorstellen. Wer sich näher mit den vielfältigen Aufgaben in der allgemeinen Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltung und den Lehrplänen der entsprechenden Fachhochschulen befasst hat, wird erkennen, dass solcherart ausgebildete Beamte ihr Potenzial bei Weitem nicht ausschöpfen würden, wären sie als "zweitrangige Garnitur" in den Justizministerien tätig. Die erste Geige - machen wir uns doch nichts vor - spielen dort (Voll-) Juristen mit Qualifikation zum Richteramt.

    Einmal editiert, zuletzt von Jakintzale (15. Mai 2013 um 14:14) aus folgendem Grund: immer diese Schreibfehler !

  • Klar hat es personalwirtschaftliche Gründe, Rechtspfleger bei den Justizministerien zu verwenden. Nichtsdestotrotz könnte man auch einen normalen Verwaltungsbeamten nehmen (ich habe so einen zu Hause sitzen und weiß daher, was dort im und nach dem Studium läuft). Die erste Geige spielen davon auch nur die Wenigsten im realen Arbeitsleben.Das Rechtspflegerstudium hat mich auf mein zu bearbeitendes Sachgebiet jedenfalls nicht vorbereiten können. Und wenn ich jemanden an das JM versetze, kann ich ihn auch nicht einfach mal bei einem Gericht/einer Staatsanwaltschaft einsetzen. Dies würde wieder nur über Abordnung laufen. LG Grottenolm

    Don't turn your back, don't look away and don't blink! Dr. Who

    Einmal editiert, zuletzt von Grottenolm (15. Mai 2013 um 14:29) aus folgendem Grund: Ich bekomme keine Absätze rein "heul"

  • Das mit der ersten Geige ist vollkommen richtig.
    Deswegen kann ich mir auch nur schwer vorstellen , was einen ausgebildeten Rechtspfleger reizen könnte , dort arbeiten zu "dürfen".
    Gut; wenn man von einem Ministerium mal "gerufen" würde, hat man eher schlechte Karten , sich dem Ruf zu verweigern.

  • Ich habe mich dieser Herausforderung nach 15 Jahren Tätigkeit als Rechtspfleger gestellt, also ohne einem Ruf zu folgen, sondern freiwillig und natürlich im Wege der Abordnung. Eine Stelle in einem Ministerium liegt nicht einfach so rum, und das aus gutem Grund. Die Tätigkeit ist grundlegend anders, als die eines Rechtspflegers. Ich habe sie als spannernder und wesentlich stressiger erlebt, als die Rechtspflegertätigkeit. Die hier so gescholtene Weisungsgebundenheit und Abhängigkeit hat sich als wohltuende Eingebundenheit in Referate erwiesen, die sich als echte Teams begriffen und auch so gearbeitet haben. Alles miteinander zu besprechen und gemeinsam zu guten Ergebnissen zu kommen, war für mich als Rechtspfleger neu, aber angenehm. Auch habe ich Eigenständigkeit überhaupt nicht vermisst. Referatsleiter sind oft Richter, die genauso vor neue Aufgaben gestellt werden, wie wir Rechtspfleger dort auch. Die sind froh über eigenständig arbeitende Sachbearbeiter, die ihnen Lösungsvorschläge unterbreiten, die fundiert und verwertbar sind. Gerade wir Rechtspfleger eignen uns durch unser Fachwissen und Kenntnisse aus der Praxis sehr gut für eine, wenn auch nur vorübergehende Tätigkeit, an einem Justizministerium. Die dort tätigen Verwaltungsbeamten kamen oft mit praxisbezogenen Fragen zu mir. Anders herum habe ich von vielen Verwaltungsmechanismen keine Ahnung gehabt und viel dazu gelernt. Das aus zwei geplanten Jahren vier geworden sind, lag auch daran, dass ich angefangene Dinge gerne zu Ende bringen wollte, z.B. ein Gesetzgebungsverfahren und Verordnungsentwürfe von mir, die ich bis zur Veröffentlichung begleitet habe. Zusammenfassend kann ich nur sagen: Vorurteile ausblenden, selber ausprobieren und dann urteilen. Und alleine für die Erkenntnisse, die ich von den inneren Zusammenhängen in unserem Ministerium sammeln konnte, hat sich die Zeit gelohnt. Jetzt bin ich wieder Rechtspfleger und habe ein ruhigeres Leben.

  • Und wenn ich jemanden an das JM versetze, kann ich ihn auch nicht einfach mal bei einem Gericht/einer Staatsanwaltschaft einsetzen.

    Zumindest in Hamburg besteht eine Weisungsgebundenheit in beamtenrechtlichen und personalwirtschaftlichen Belangen zwischen dem Ministerium (=Justizbehörde) und den Gerichten und Staatsanwaltschaften.
    In den Flächenländern müsste doch auch in Bezug auf die Personalzuweisung eine Weisungsgebundenheit zwischen der Obersten Dienstbehörde der Beamten und der personalverwaltenden Dienststelle (z.B. OLG) bestehen.

    So düfte es doch einem Landesjustizministerium leichter fallen, für die Zuweisung eines Beamten an eine andere Justizdienststelle dieses Landes zu sorgen als die Versetzung an ein anderes Fachministerium desselben Landes zu bewirken.

  • Das ist doch mal ein netter Beitrag!


    Irgendwann möchte ich auch gern wieder in die Rechtspflege - es ist dort natürlich auch viel zu tun, aber durch die andere Art der Tätigkeit empfand ich die Zeit auch als ruhiger.

    Wir taumeln durch die Straßen, so als wären wir jung und schön.


  • Irgendwann möchte ich auch gern wieder in die Rechtspflege - es ist dort natürlich auch viel zu tun, aber durch die andere Art der Tätigkeit empfand ich die Zeit auch als ruhiger.

    Genau!
    Die Arbeit auf der RASt mit aggressiven, manchmal angetrunkenen, stinkenden Leuten,
    die rumkreischen und Türen schlagen, wenn sie Ihren Willen nicht kriegen
    und nebenbei Massen an Grundakten, in denen wir mit Millionen hantieren und
    dafür geradestehen, ist natürlich viiiieeeel ruhiger als ein stressiger Büro-Job!

    :mad:

  • Irgendwann möchte ich auch gern wieder in die Rechtspflege - es ist dort natürlich auch viel zu tun, aber durch die andere Art der Tätigkeit empfand ich die Zeit auch als ruhiger.

    Genau! Die Arbeit auf der RASt mit aggressiven, manchmal angetrunkene, stinkenden Leuten, die rumkreischen und Türen schlagen, wenn sie Ihren Willen nicht kriegen und nebenbei Massen an Grundakten, in denen wir mit Millionen hantieren und dafür geradestehen, ist natürlich viiiieeeel ruhiger als ein stressiger Büro-Job! :mad:


    Manchmal schaffen es die aggressiven, angetrunkenen und stinkenden Leute, die rumkreischen und Türen schlagen, wenn sie Ihren Willen nicht kriegen, auch in die Verwaltung. Und manchmal kommen die sogar aus dem eigenen Haus! Aber das nur am Rande.

    Ich finde die Beiträge von Krabbe und Sonntagskind im Übrigen aus Sicht des Fragestellers sehr aufschlussreich.

  • Irgendwann möchte ich auch gern wieder in die Rechtspflege - es ist dort natürlich auch viel zu tun, aber durch die andere Art der Tätigkeit empfand ich die Zeit auch als ruhiger.

    Genau! Die Arbeit auf der RASt mit aggressiven, manchmal angetrunkene, stinkenden Leuten, die rumkreischen und Türen schlagen, wenn sie Ihren Willen nicht kriegen und nebenbei Massen an Grundakten, in denen wir mit Millionen hantieren und dafür geradestehen, ist natürlich viiiieeeel ruhiger als ein stressiger Büro-Job! :mad:

    Ich wollte damit die Rechtspflege nicht herabwürdigen - das ist das Problem bei dem Thema, dass sich immer alle angegriffen fühlen! Dabei soll aber immer nur die Verwaltung Verständnis für die Rechtspflege haben, andersherum sind wir immer nur die faulen, die keine Ahnung haben, nichts zu tun und dafür auch noch befördert werden. Die Realität sieht - zumindest hier - anders aus.

    Ich habe acht Jahre gern Publikumsdezernate gemacht, darunter auch immer einen Anteil RAST, auch auch jetzt mache ich neben der Verwaltung RAST. In Berlin. Du musst mir also nichts erzählen von der Art Publikum.
    :mad:

    Was ich meinte, ist eine andere Art von Stress. Die Leute auf der RAST sehe ich nie wieder, da kann ich auf andere Weise deutlich werden. In Personalsachen muss ich langfristig denken, diplomatischer sein und auch mal was runterschlucken, was ich gerade denke. Da muss ich die ganze Abteilung im Blick haben und nicht nur den,der vor mir sitzt. Und mir dafür noch blöde Kommentare anhören.

    Wir taumeln durch die Straßen, so als wären wir jung und schön.

  • Ich habe den Beitrag von Sonntagskind nicht als Angriff auf die Rechtspflege empfunden. Ich fand gut, dass sie die Unterschiede zwischen beiden Bereichen dargestellt hat (wie auch die Vorposter). Es ist schön, dass sich Leute finden, die Verwaltungsarbeit machen möchten. Für mich persönlich wäre das nichts. Mir fehlt da die Diplomatie. Die Weisungsgebundenheit würde mich wahrscheinlich weniger stören, da ich früher bereits in anderen Berufen gearbeitet habe.

    Aber es sollte vielleicht wirklich jeder mal in Verwaltungsaufgaben reinschnuppern, um sich ein Urteil bilden zu können. Und da "reicht" m. E. sogar schon ein Gruppenleiterposten.

    Wenn einer nicht will, können sich zwei nicht streiten. (Spruch aus Spanien)

    Einmal editiert, zuletzt von AVR10 (16. Mai 2013 um 10:44) aus folgendem Grund: Auslassung

  • Für mich persönlich wäre das nichts. Mir fehlt da die Diplomatie.

    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade in der Verwaltung noch einiges mit Diplomatie zu händeln geht.

    Hingegen frage ich mich, wie du bei den Grundbucheintragungen diplomatisch vorgehst? Da gibt es doch 0 Spielraum mit den ganzen Bausteinen und dem ganzen Brimborium mit SOLUMStar.


    PS: Ach so, jetzt kapiere ich es: DIR persönlich fehlt es an eigener Diplomatie, ja?:):)

    Sei nett zu Tieren, du könntest selbst eins sein. (Norbert Blüm)

  • Für mich persönlich wäre das nichts. Mir fehlt da die Diplomatie.

    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade in der Verwaltung noch einiges mit Diplomatie zu händeln geht.

    Hingegen frage ich mich, wie du bei den Grundbucheintragungen diplomatisch vorgehst? Da gibt es doch 0 Spielraum mit den ganzen Bausteinen und dem ganzen Brimborium mit SOLUMStar.


    PS: Ach so, jetzt kapiere ich es: DIR persönlich fehlt es an eigener Diplomatie, ja?:):)


    Na logisch, denn diese "Diplomatie" muss man schon in der Verwaltung haben, um auch unangenehme Entscheidungen gegenüber den manchmal gefrusteten "normalen" Rechtspflegern und Bediensteten vertreten zu können. Aber ehrlich, mir fehlt diese Eigenschaft auch, ich bin halt immer viel zu direkt. Aber wer wie ich Sonntagskind kennt, der weiß, das sie geradezu ideal für ihre jetztige Tätigkeit geeignet ist.

  • @ Willi2:

    Ich hätte das "mir persönlich" so schreiben sollen, sorry. :oops:

    Die Verwaltungsmitarbeiter müssen den Betrieb am Laufen halten, und das manchmal leider auch mit aller Konsequenz. Und u. a. dafür bin ich zu dünnhäutig.

    Wenn einer nicht will, können sich zwei nicht streiten. (Spruch aus Spanien)

  • Ich bin für den Verwaltungsjob auch nicht geboren, war dennoch aus familiären Gründen eine kleine Weile in der Justizverwaltung tätig. Es ist eine ganz andere Art der Arbeit, (fast) gar nicht vergleichbar mit der Arbeit eines Rechtspflegers. Dennoch half mir mein Praxiswissen sehr.

    Was ich aus der Zeit in der Justizverwaltung mitgenommen habe, sind vor allem die Teamarbeit - auch länderübergreifend -, der Blick fürs Ganze und dass es auch dort nette Menschen gibt ;). Die Weisungsgebundenheit hat mich weniger gestört, vielmehr war es die Tatsache, dass ich von diesen Gebieten noch nicht viel gehört hatte, bevor ich dort anfing. Zum Glück hatte ich Kollegen, denen ich Löcher in den Bauch fragen konnte. Was ich als gewöhnungsbedürftig empfand, war die Tatsache, dass die Arbeit teilweise kaum planbar war, es immer wieder eilige "Überraschungen" gab, denen man sich sofort widmen musste.

    Wenn ich heute Erlasse vom OLG oder JM bekomme, sehe ich sie mit anderen Augen. Und mir fällt es heute leichter, den Hörer in die Hand zu nehmen und einfach mal anzurufen, wenn ich eine Frage an die "Großen" habe, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass dies auch ohne Einhaltung des Dienstweges okay ist.

  • Für mich persönlich wäre das nichts. Mir fehlt da die Diplomatie.

    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade in der Verwaltung noch einiges mit Diplomatie zu händeln geht.Hingegen frage ich mich, wie du bei den Grundbucheintragungen diplomatisch vorgehst? Da gibt es doch 0 Spielraum mit den ganzen Bausteinen und dem ganzen Brimborium mit SOLUMStar.PS: Ach so, jetzt kapiere ich es: DIR persönlich fehlt es an eigener Diplomatie, ja?:):)

    Ich rede ganz selten mit dem Grundbuchprogramm! ;)
    Dafür umso öfter mit (uneinsichtigen) Notaren/Bürovorstehern, da ist oftmals
    diplomatisches Geschick bzw. Fingerspitzengefühl gefragt...

  • Dass überhaupt "gelernte" Rechtspfleger in der Verwaltung tätig sind, liegt an einem Fehler im System, der darin besteht, dass die Verwaltung nicht für ihren eigenen Nachwuchs sorgt, sondern sich hierfür aus der Rechtspflegerschaft "bedient". Ob die betreffenden Stellen dann -wie es sich gehören würde- auch in die Personalbedarfsberechnung der Rechtspfleger für die Gerichte einbezogen werden, wage ich allerdings zu bezweifeln. Denn wenn der Bedarf mit 50 Stellen errechnet wird und man 5 Leute in die Verwaltung abziehen möchte, müsste man natürlich entsprechend mehr als 50 Leute einstellen, um die eigenen Bedarfsberechnungen nicht selbst ad absurdum zu führen.

  • Der Bedarf an Verwaltungsmitarbeitern wird mit PEBB§Y besonders berechnet und ausgewiesen. Wenn der Einsatz dann 1 : 1 der Personalbedarfsberechnung folgt, wird die Rechtspflegerschaft nicht durch für die Verwaltung entzogenes Personal belastet.

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