Was geht hier schief?

  • In der Justiz war zu der Zeit eher die Frage, ob man die Endstufe im mittleren Dienst mit 60 überhaupt noch erreichen könnte.

    Hierzulande (Sachsen) stellt sich die Frage der "Endstufe" eigentlich überhaupt nicht. Es geht eher um die "kleinen Freuden" wie A10 oder A11, denn A12 und A13 sind durch das "Beförderungskonzept" an abstruse Bedingungen geknüpft. Mir sind hier Fälle mit 20 Jahren A9 bekannt.

    Beförderungssperren waren vor einigen Jahren noch Disziplinarmaßnahmen. Heute sind sie eher der Regelfall, auch wenn man sich nichts zuschulden kommen läßt...

    §§ 36b II 2, 5 III 1 RPflG: Die vorgelegten Sachen bearbeitet der Rechtspfleger, solange er es für erforderlich hält.

  • Bekanntlich sind in Nachbars Garten die Kirschen süßer und das Gras grüner. Ich betrachte daher Aussagen, dass in allen anderen Verwaltungsbereichen die Beförderungssituation besser aussähe, mit Abstand. Kann sein oder auch nicht. Die Zeiten, in denen man im Allgemeinen mit A12 oder gar A13 in Pension gegangen ist, scheinen aber vorbei zu sein.

  • Ich bin ja gerne dabei zu schimpfen wie schlecht im öD alles läuft, aber entgegen den Erwartungen sind aus meinem Jahrgang sehr viele nach dem Sperrjahr auf A10 befördert worden oder werden es demnächst, viele sind auch auf dem Weg zum Amtsanwalt und mind. einer auch schon direkt nach Ablauf des zweiten Sperrjahrs A11.

    Deprimierend bleibt es für Leute in Berlin natürlich trotzdem, bei all den Bundesbehörden in direkter Nachbarschaft. Zumal da die A13 nahezu immer drin ist, wenn man sich ein wenig geschickt anstellt bei der Arbeit.

  • Brandaktuell ging in dieser Woche durch die Nachrichten, dass der Chef der Hochschulrektoren die Studierfähigkeit von Abiturienten eingeschränkt sieht.


    Ganz allgemein.

    edit:
    Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Peter-André Alt
    - so ist es korekt

    https://www.spiegel.de/lebenundlernen…-a-1272969.html


    https://www.spiegel.de/lebenundlernen…-a-1272969.html[FONT=&amp]https://www.faz.net/aktuell/beruf-…n-16242022.html[/FONT]

  • Was mir nur immer wieder auffällt, ist die heutige Anzahl von Studiengängen. Davon hätte man seinerzeit nur träumen können. Da müßte sich ein Arbeitgeber inzwischen schon mehr einfallen lassen, als eine auswärtige Unterbringung mit Doppelbett.

  • ... aber da kümmert sich gar niemand um die Unterbringung

    Ruhm und Reichtum kommen bei anderen Studiengängen dann später. Gilt aber auch für Fachhochschulen und nicht nur für Universitäten. Bei uns hat gerade jemand vom Amt für ländliche Entwicklung (QE 3) hospitiert. Hatte nicht den Eindruck, dass er seine Berufswahl im Anschluss bereut hat. Für mich wird es dagegen zum Umschulen zu spät sein. Wenn das Einstiegsgehalt und die Unterbringung der Köder für den Justizdienst sind, sollte wenigstens da Speck in der Falle liegen und kein angenagter Cracker. Andere Studiengänge sind attraktiver geworden.

  • Das Problem mit den angeblich nicht ausbildungs- oder studierfähigen SchulabgängerInnen sowohl von Realschule, Gymnasium oder Fachgymnasium beklagen alle, auch die Ausbildungsbetriebe.

    Da unser Bildungssystem seit Jahrzehnten mehr und mehr vernachlässigt wird, wird sich hieran nichts ändern. Ändern müssen sich Hochschule, Fachhochschule, Ausbildungsbetriebe. Wir müssen lernen, die jungen Menschen da abzuholen, wo sie stehen. Wenn wir denn Interesse am Nachwuchs haben.

    Jede Generation ist halt anders, aber daran passt sich niemand an. Alles muss so laufen, wie es schon immer war. Nur dass der Mensch sich halt verändert. Das Bildungssystem auch - nur leider zum Schlechteren. Bei den jungen Menschen will ich nicht urteilen, ob sie sich zum Besseren oder Schlechteren entwickeln.

  • Dazu könnte man viel schreiben. Wenn ich damit anfange, merke ich, dass sich Hassgefühle entwickeln. Abgesehen davon, dass ich bereits den Bildungsföderalismus für ein Verbrechen an der Bevölkerung halte, muss ich leider feststellen, dass das Niveau auch nur in meinem Bundesland nur eine Richtung kennt: konsequent abwärts. Es hat sich als weitgehend fruchtlos erwiesen, daheim dagegen ankämpfen zu wollen.

    Und so wird Jamie wohl Recht haben. Natürlich müssen wir die jungen Leute nicht dort abholen, wo sie - weitgehend unverschuldet - stehen. Die Frage ist nur, wie lange wir uns das leisten können.

    Juppheidi, juppheida, Erbsen sind zum Zählen da ...

  • Die Frage ist nur, wie lange wir uns das leisten können.

    Ich würde die Frage anders stellen: Wie lange können wir es uns leisten, das nicht zu tun? Wie lange wollen wir junge Menschen ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung oder Studium in der Gesellschaft aushalten?

    Als mein Sohn in der 9. Klasse waren, gab es an seiner Schule 2 Parallelklassen á 30 Schüler. In die 10. Klasse gingen dann nur 2 Klassen á 15 Schüler. Da frage ich mich, was machen die verschwunden 50 % mit ihrem Schulabschluss, wenn sie denn einen hatten. Manche gingen auch nur, weil ihre 9 Pflichtjahre rum waren. Manch einen hat es dann noch ins berufsvorbereitende Jahr verschlagen. Aber etliche sind auf der Strecke geblieben. Von 2 Mädchen weiß ich, dass sie nunmehr daran arbeiten, auf der VHS ihren Schulabschluss nachzuholen... zwei Jahre haben sie "rumgegammelt" und nichts getan.

    Es wird uns immer wieder gesagt, dass der Nachwuchs fehlt, dass Fachkräftemangel herrscht... bla bla bla...... Es gäbe eine Menge zu tun, um zumindest die vorhandenen Ressourcen optimal auszubilden und zu fördern. Man müsste nur wollen.

    Aber nein, wichtiger ist ja, dass wir unsere Rüstungsausgaben auf 2 % des BIP anheben (2 % klingen ja nicht nach viel... sind nur halt eine Verdoppelung von rund 40 auf 80 Milliarden Euro.... ach wenn man die doch in Bildung und Forschung und Gesundheit stecken würde.... *seufz*)

  • Ich habe mich letzte Woche mal mit Mitarbeitern der Agentur f. Arbeit über unsere Probleme unterhalten.

    Fazit: Da müsst ihr entweder die Anforderungen senken, oder die Bezahlung erhöhen.

  • Ich habe mich letzte Woche mal mit Mitarbeitern der Agentur f. Arbeit über unsere Probleme unterhalten.

    Fazit: Da müsst ihr entweder die Anforderungen senken, oder die Bezahlung erhöhen.


    :daumenrau Das ist halt die Mentalität unseres Dienstherrn: Viel erwarten, aber nichts bieten. Das geht halt nicht mehr gut. In Berlin scheinen sie es jetzt zu merken. Die Bezüge werden deutlich erhöht (2019: 4,3 %, 2020: 4,3 % + 150,00 €)

  • In Berlin scheinen sie es jetzt zu merken. Die Bezüge werden deutlich erhöht (2019: 4,3 %, 2020: 4,3 % + 150,00 €)

    Das macht Berlin, um die Gehälter der bisherigen Mitarbeitern an die durchschnittliche Besoldung im restlichen Land anzupassen. Nach Jahren ohne Gehaltsanpassung ... (ach fangen wir nicht wieder davon an...)

    Eine Vorreiterstellung im Zuge der Mitarbeitermotivation durch amtsangemessene Besoldung sehe ich darin noch lange nicht :mad:
    Als Ausweg aus dem hier diskutierten Dilemma genügt das definitiv nicht.
    Das Thema ist doch in Bayern gestartet. :gruebel: Soweit ich weiß, ist dort die Besoldung die höchste im Land.

  • Soweit ich weiß, ist dort die Besoldung die höchste im Land.

    Aha ...

    Immerhin erkenne ich leichte Tendenzen, den Beruf wieder etwas attraktiver zu gestalten, in dem man zum einen in BaWü die abgesenkte Eingangsbesoldung wieder abgeschafft (gut, die wurde im Nachhinein auch für verfassungswidrig erklärt, aber das ist ein anderes Thema) und zum anderen - zumindest in meinem Bundesland - die Beförderungsaussichten durch Stellenhebungen spürbar verbessert hat. Inzwischen kenne ich Kollegen, die mit Anfang/Mitte 30 Amtsrat und Anfang 40 Oberamtsrat sind. Gut, insbesondere Letztere sind Ausnahmen, aber es gibt sie. Und gerade was die Beförderungsaussichten nach A12 angeht kann sich hier wirklich niemand mehr beschweren.

  • Also ich bin A11 und habe hier den EDEKA-Stempel, der neuen Dienstpostenbewertung sei Dank.

    Aber es ist auch nicht nur das Geld....

    Um es auch mal zu sagen: Ich mache meinen Job trotzdem gerne, obwohl ich ihn im nächsten Leben nicht mehr machen würde. Da würde ich mir mehr was handwerkliches suchen.

  • Warum brechen Menschen ab? Warum bekommen wir nicht genug bzw. auch nicht genug qualifizierten Nachwuchs?

    Na ja, die jungen Leute bekommen halt jetzt auch mehr mit, davon wie es wirklich aussieht - ein Anwärter, der sich hier z.B. anmeldet und sich dann das Thema hier, das Thema Beförderungen etc. durchliest, dessen Motivation wächst nicht mehr viel, denke ich.

    Und es ist auch wirklich (zumindest in Nds), nicht so toll:
    Wenn ein Gericht absäuft, hilft hier ein anderes Gericht. Dass dadurch dann ebenfalls, aber nur leicht absäuft- egal - in Niedersachsen stopft man halt gern mal ein Loch, indem man woanders ein kleineres reißt. Das hebt die Motivation, wenn dann Mehrbelastung kommt, um den Kollegen auszugleichen, der ja ans Gericht Y gegangen ist für 3 Monate, um dort zu helfen.

    Wenn das BVerfG feststellen muss, dass die Besoldung nicht verfassungsgemäß ist, das ist schon was. (das wurde für Berlin mal auch festgestellt- die dortigen Anhebungen waren nicht "die haben da was gemerkt"sondern "die mussten")

    Wenn die Belastung noch nie 1,0 oder weniger, sondern immer 1,05 bis 1,28 war... (und die Arbeit auch gefühlt -und nicht nur die Zahlen sagen-: Puh, so nen typischer Beamtenjob ist das nicht, das ist schon hart verdient)

    Wenn du deshalb Angst vor dem Urlaub und der damit einhergehenden Vertretung der Kollegin hast...

    Wenn du deshalb Angst hast, dass die junge Kollegin schwanger werden könnte... (ja, wir haben extrem viele Frauen in der Justiz und es sollte dafür einen personellen Puffer geben- gibt es aber nicht)

    Wenn du Angst vor der nächsten Pensionierung eines Kollegen hast, denn du weißt da kommt dann "erst mal können Sie nicht mit personeller Unterstützung rechnen, ein Nachfolger ist nicht in Sicht, das müssen Sie erst mal auffangen"

    Wenn die Kollegen mit 63 gehen, was niemanden wundert. - Niemanden bis auf die Personalführung... (Ersatz? Fehlanzeige- damit konnte ja keiner rechnen, es macht in der Justiz sooooooooooooo viel Spaß zu arbeiten, wer geht denn da eher?)

    Wenn Urlaubs und Weihnachtsgeld verschwunden sind und auch nicht wiederkommen.

    Wenn eine Beratungsgesellschafft kommt und sagt: Betreuungsrechtspfleger im Volldezernat spielen sich 2 Stunden am Sack oder faulenzen, die Belastung ist gar nicht so hoch und die Personalführung sagt: Okay, das wird schon stimmen- senken wir die Zahlen und liebe Betreuungsrechtspfleger, ihr bekommt jetzt 16% Nachlass dazu, damit diese Gammelei aufhört...
    (bei der IG Metall hätten bei einer solchen Abwertung, denn übersetzt heißt dies ja: "Hallo, wir kürzen euer Gehalt um 16%, damit ihr aber zurecht kommt, gibt es 16% mehr Arbeit" Mord und Totschlag gedroht)

    Wenn die Personalführung vorbeikommt mit "PEBB§Y Belastung 1,0 ist das Ziel",aber auf Nachfrage - "Pläne zu der Umsetzung liegen noch nicht vor". Zu allem anderen: elektr. Akte, elektr. Rechtsverkehr -sprich zu allem was erst einmal mehr Arbeit macht, gibt es natürlich Pläne. Die nette Art zu sagen: Niedersachsen have a Dream- aber anpacken wird es keiner.

    Wenn die Kollegin Ihre Stunden nicht reduziert, da sie dann weniger Gehalt, aber nicht entsprechend mehr Freizeit hat und sich dann wirklich beschissen fühlen würde, da 0,75 Stelle ungefähr aufgrund der Belastung nen 1,0 Pensum nach PEBB§Y ist und sie auch 8 Stunden da wär. 0,75 Bezahlung bei 1,02 Dezernat und 8 Stunden täglich passt halt nicht zusammen.

    Wenn bei deinem Arbeitgeber ständig gespart wird und es keinen interessiert: Wenn in der Tagesschau (war in den letzten 2 Wo irgendwann) über Richter berichtet wird, die überlastet sind und gezeigt wird, dass nur 3 Gerichte in Niedersachsen alle Richterstellen besetzt haben. Dann die Richterin in der Tagesschau berichtet, dass alles schief läuft, sie nicht weiß ,wie sie die Arbeit schaffen soll und dann vom Sprecher des JM kommt: "Ja, wir haben zu wenig Personal, das ist aber nicht schlimm, das von uns eingesetzte Personal ist fähig und kann diese Schieflage ausgleichen. - dann fühlst du dich verstanden (Ironie)

    Und, machen wir uns nichts vor: Es ist schlechter geworden und zwar soviel schlechter, dass darüber auch draußen, mit Freunden, mit der Familie und vor allem auch mit den Anwärtern gesprochen wird. Die bekommen auch mit, was los ist- die sehen wieviel Akten da liegen, die sehen, wenn eine Kollegin fix und fertig ist, die sehen, wenn jemand mit Akten nach Hause fährt. Die fragen dann und mich wundert es nicht, wenn die dann die Entscheidung, Rechtspfleger sein zu wollen, noch mal überdenken...

    Ich denke vorher wurde auch öfters mal schlimmer, aber man sprach nicht drüber- die Anwärter erfuhren es erst nach dem Studium.

    Junge Anwärter: Geht zum Bund, da gibt mehr Gehalt, mehr Personal und mit Glück auch einen "richtigen" Beamtenjob (richtig meint hier- wie im Volksmund: gutes, sicheres Gehalt und wenig Arbeit)

    Ich bleibe hier, denn ich fühle mich trotz allem noch zu wohl, um zu kündigen und in meinem Alter nochmal bei 0 anzufangen.

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