Jura nach Rechtspflege

  • Ja Bayern macht vieles besser.

    Hier wechseln alle in den Ruhestand, auch lustig, weil die kriegt man gleich gar nicht überzeugt noch etwas zu bleiben, was sie durchaus könnten, da die Regelarbeitsgrenze in den seltensten Fällen erreicht wird.

    Und es kommt so gut wie niemand nach, weil jetzt die fertigen Anwärter alle zum OLG müssen, weil sich auf ausgeschriebene Stellen niemand mehr bewirbt. Dazu noch die Langzeitkranken, ja über 50 wird man schneller krank und bleibt es auch länger.

    Ein Gutes hat das überalterte Personal. Wir können priorisieren und verstehen was von unserem Job. Wenn wir nicht von der Technik ausgebremst würden, wäre alles gar nicht so ganz schlimm. :flucht:

    Zum Glück erlebe ich nicht mehr wenn dann mal wirklich alle Alten weg sind und die Jungen ganz woanders sind.

    Alles Gute im Leben ist entweder illegal, unmoralisch oder macht dick. (Murphys Gesetz)

  • Wie eigentlich alle Probleme in der Justiz (und eigentlich im öD insgesamt): Hausgemacht!

    Ich weiß von mehreren Kollegen, dass sie regelmäßig am Wochenende zusätzlich arbeiten, weil die Aktenmenge sonst nicht zu schaffen ist. Selbst wenn ich innerhalb des öD wechseln sollte, ist schon die Belastung besser. Wäre ich jünger und "billiger", würde ich mir das auch nicht mehr geben.

    In deinem Bundesland scheint aber auch einiges im Argen zu liegen. Bei uns gibt es solche Zustände nicht.

    Hessen ist bestimmt nicht alleine. Aber egal, ein Wechsel des BL ist für mich nicht denkbar.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Ich denke, dass die Justiz in Zukunft generell gezwungen sein wird, mehr mit der Zeit zu gehen und ihren Beamten mehr Flexibilität und Perspektiven zu bieten, sonst darf man sich über fehlenden Nachwuchs irgendwann auch nicht mehr wundern.

    Das kann man allerdings auch aus der anderen Perspektive sehen. Wir haben allein im letzten Jahr bei uns fünf Anwärter durch die Praxis an einem mittelgroßen Gericht gezogen - und wir haben vernünftig ausgebildet, nicht die jungen Kollegen mit einem Stapel Akten in ein Büro abgeschoben. Bei uns angekommen ist nach den Prüfungen nicht einer. Dieses Jahr werden es drei Anwärter sein und man hat uns schon angedeutet, dass wohl auch dieses Jahr die neuen Kollegen an uns vorbeigehen werden.

    Bei allem Verständnis dafür, dass sich Lebensplanungen ändern: allmählich bekomme ich einen Hals, wenn mal wieder jemand im ersten Studienjahr unverbindlich angefragt, wie er denn wohl nach dem Examen am besten was anderes machen kann, ohne seine Bezüge zurückzahlen zu müssen.

    Aus der Sicht eines bemühten Ausbilders verstehe ich das. Leider hat die Praxis bei mir eher zur Bestärkung der Umorientierung geführt. Die Theorie und das sehr interessante Wissen dahinter ist das eine. In der Praxis lernt man aber wie der Hase läuft, wie das Arbeitsklima ist usw. Ich persönlich musste sehr schlucken, als mir in der Praxis sehr viel Frustration, Resignation und mangelnde Motivation entgegenschlugen. Als junger Mensch, der Lust hat etwas zu lernen, ist das einfach ernüchternd. Ich hatte bei dem Maß an täglichem Wehklagen, was auch vor den Anwärtern nicht zurückgehalten wurde, wirklich nicht den Eindruck, dass auch nur ein einziger meiner Ausbilder zufrieden mit seinem Beruf war. Ein entsprechendes Feedback haben wir damals auch bei der Verwaltung abgegeben. Natürlich ist das nur meine sehr subjektive Erfahrung und ich bin überzeugt, dass es auch sehr bemühte RechtspflegerInnen gibt, die Anwärtern ihren Beruf mit Freude näherbringen.

  • das ist mal ne Aussage.

    Ich bin dafür, dass Praxisausbildung evaluiert werden sollte, und dies sehr offen.

    Ich habe drei Evalutierungen in unserem Fachbereich durchgeführt, weil wir von der Einzelausbildung in die Gruppenausbildung gegangen sind (das war coronabedingt). Über dieBeibehaltung des Konzepts- was es auch wirklich gibt - wird bei uns noch zu beschließen sein.

    Mein Vorteil ist, dass ich sehr gute AusbilderInnen gehabt habe. Denen zu danken kann ich nur dadurch, mich bestmöglich um die Ausbildung meiner AnwärterInnen zu bemühen. Desweiteren kann ich als Begleitunterrichtsmensch (Dozent darf man sich da vohl nicht nennen, aber ich neige zum dozieren :D ) auch nur versuchen, mein Bestes zu geben.

    Wir brauchen den Nachwuchs, und ich habe lange genug begründeten Frust und Wut auch meinen "Job", der gehört aber nicht in die Ausbildung abgelassen !

    Dass die Software Schieße undunzuträglich ist, kann auch ich nicht verhehlen, das bekommen die AnwärterInnen natürlich auch mit. Aber damitt werde ich niemanden zu einem Informatikstudium bringen, weil, wenn die dann richtig gut sind, würden die bereits aus finanziellen Gründen nicht bei der Justiz landen.

    Aber zum Thema "Frust": da hab ich schon so bei "fertigen" RechtspfegerInnen gehört, boah, ich hab doch so ein gutes Abi gemacht, und jetzt muss ich dies oder jenes.... äh, sorry ! Du wolltest einen sicheren Job, mit Ablegungg des Armutsgelübtes, haste vorher gewusst.......

    Fazit: bei der Ausbildung - eigenen Frust zurückstecken - da kann man mal beim Espresso drüber reden -aber ansonsten das eigenen Rechtsgebiet so gut rüberbringen wie irgend geht.

    Dies bin ich meinen AusbilderInnen schuldig. Und wenn die alle Sch' gewesen wären, wäre der Anspruch, es besser zu machen !

    Avanti popolo

    herrschendes Recht ist das Recht der herrschenden
    Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern! (K.M.)
    Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates zugeschrieben); jeder der mein Wissen erfolgreich erweitert, verbreitert mein Haftungsrisiko (nicht sokrates, nur ich)
    legalize erdbeereis
    :daumenrau

  • Defaitist:

    Kannst du mal (vielleicht in einem neuen Thread) erklären wie die Gruppenausbildung funktioniert? Wir sollen hier demnächst doppelte Anwärterzahlen ausbilden und sind in der Praxis jetzt schon an der Grenze was das betrifft.

    Ansonsten stimme ich Silver zu, manche Leute dürfte man nicht auf die Anwärter loslassen, aber darauf nimmt ja auch keiner Rücksicht. Die guten Leute sind meist schon in ihren Referaten zugepflastert bis oben hin und für die Ausbildung kommt nirgends was rum. Ich gebe mir trotzdem Mühe, hab aber auch ein Kind im selben Alter und versuche ein bisschen zu verstehen wie die Jugend tickt. In den letzten Jahren stelle ich allerdings fest dass die Spanne zwischen guten und "mittelguten" Anwärtern sehr weit auseinander geht und damit auch die Anforderungen an die Ausbilder steigen.

  • Wiesenblume

    ja vor dem Problem stehen wir auch, zumal wg. der Konzentrierung im Insolvenzbereich in NRW das schon heftig wird. Gleiches gilt schon auch für den Bereich ZVG - auch ohne Konzentrierung -

    Vl. kannst Du mal einen Vorschlag machen, wo so ein Thema "Ausbildug" oder so im Forum untergebracht werden kann, sorry, fehlt mir grad der Blick drauf. Ich käme Deiner Anregung selbstverständlich inhaltlich sehr gerne nach.

    greez Def

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  • Defaitist : Wiesenblume hat geliefert. :)

    Wiesenblume
    4. Mai 2023 um 06:21

    Beginne den Tag mit einem Lächeln. Dann hast Du es hinter Dir. (Nico Semsrott)

    "Das Beste an der DDR war der Traum, den wir von ihr hatten." Herrmann Kant in einem Fernsehinterview

  • Ich fand Ausbildung in der Inso immer schwer zu vermitteln, weil halt klar war, dass die Anwärter im ersten Jahr nach der Prüfung sowieso nicht in die Inso kommen dürfen.

    Drei Jahre nach meinem Examn bin ich in die InsO gekommen und ich finde, dass es mir eindeutig geholfen hat, das schon einmal in der Ausbildung gesehen zu haben.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Wiesenblume gute Idee

    FED klasse !

    burkinafaso schönes feedback, lese ich gerne.

    An der Diskussion im dankenswerterweise eröffneten Thread beteiligte ich mich mögilcherweise erst die Tage, es ist ein sehr weiters Thema, was ich nicht einfach auf die Insolvenzausbildung beschränken mag.

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