Studium ist objektiv unmenschlich

  • ich habe ja zumindest wichtige einzelne Punkte genannt, die tatsächlich einfach überlesen werden bzw. zusammenfassend damit beantwortet werden dass es machbar ist, ich für das Studium ungeeignet sei etc.

    Die meisten Punkte, die du genannt hast, betreffen die Gestaltung der Vorlesung durch die jeweiligen Dozenten. Darauf kann man kaum antworten, erstens weil deine Kritik wenig konkret ist, zweitens weil du (richtigerweise) nicht mitteilst, welche Dozenten es sind und drittens weil eine öffentliche Diskussion über die Fähigkeiten bestimmter Dozenten keine gute Idee wäre.

    Die Erforderlichkeit von regelmäßigem Nacharbeiten ist keine Besonderheit dieses Studiums, sondern absolut normal.

    Also bleiben von deinen Kritikpunkten noch die über Umfang und Frequenz der Klausuren. Darauf wurde bereits geantwortet.

  • Ich würde vorschlagen, die Diskussion einfach zu beenden. So gibt man dem Ganzen nicht noch Nährboden.
    Der TO hat mit seinem Beitrag mE keine Diskussionsgrundlage geschaffen und ist auch gar nicht darauf aus.
    Wenn das Studium subjektiv für ihn so schlimm ist, dann ist das zwar blöd, aber es gibt die Möglichkeit, das Studium abzubrechen.
    Die Hochschule nicht verraten zu wollen und alles über einen Kamm zu scheren, ist doch keine Diskussionsgrundlage.

  • Es gibt viele Berufe wo man sich ein paar Stunden konzentrieren muss um ein ordentliches Ergebnis abzuliefern und nicht nur bei Klausuren sondern ein Berufsleben lang. Ich schreibe das als 61 Jähriger und bin der Meinung das junge Menschen das oft nicht mehr können weil sie durch die sozialen Medien viel zu abgelenkt sind.

  • ich habe ja zumindest wichtige einzelne Punkte genannt, die tatsächlich einfach überlesen werden bzw. zusammenfassend damit beantwortet werden dass es machbar ist, ich für das Studium ungeeignet sei etc.

    Überlesen wurde da glaube ich nichts.

    Dass das Studium in Frontalunterricht abläuft, dürfte vorher bekannt gewesen sein. Dass im Frontalunterricht viele Dinge in schneller zeitlicher Abfolge "heruntergerattert" werden, ebenso. Dass Rechtspflege ein Studiengang ist, bei dem zu 100 % Recht unterrichtet wird (im Gegensatz zur allgemeinen Verwaltung etc. pp., wo auch gewisse soft skill - Fächer auf dem Plan stehen), ist auch vorher bekannt. Dass 5-stündige Klausuren anstrengend sind, liegt in der Natur der Sache.

    In meinen Augen - und das bitte ich jetzt erneut nicht persönlich zu nehmen - jammerst du auf hohem Niveau. In keinem Studiengang der Welt wirst du allseits optimale Bedingungen finden. Überall gibt es Baustellen und Dinge, die besser laufen könnten. Und man muss sich tatsächlich immer wieder vor Augen halten, dass man während des Studiums alimentiert wird - der Dienstherr kann daher meines Erachtens gewisse Anforderungen stellen, die über "das übliche Maß" eines normalen Studiums hinausgehen. Da muss man dann halt die Arschbacken zusammenkneifen. Oder an einer Uni ohne Anwesenheitspflicht studieren.

    Im Übrigen kann es - um auf deinen Einleitungsfred zurückzukommen - durchaus sein, dass sich viele deiner Mitstudenten über die Anforderungen und Misslichkeiten bewusst sind und sich deswegen anscheinend niemand bzw. nur wenige drüber aufregen...

    Auch wenn ein Beamter schnell und unbürokratisch handelt, kann eine amtliche Tätigkeit vorliegen.
    (LG Bielefeld, Urteil vom 28. Januar 2003 – 2 O 634/02 –, juris)

    Ein Narr ist viel bemüht; des Weisen ganzes Tun,
    Das zehnmal edeler, ist Lieben, Schauen, Ruhn.
    Angelus Silesius (1624 - 1677)

  • Es gibt viele Berufe wo man sich ein paar Stunden konzentrieren muss um ein ordentliches Ergebnis abzuliefern und nicht nur bei Klausuren sondern ein Berufsleben lang. Ich schreibe das als 61 Jähriger und bin der Meinung das junge Menschen das oft nicht mehr können weil sie durch die sozialen Medien viel zu abgelenkt sind.

    Das würde ich auch unterschreiben.

    Für die forderungsentkleidete Hypothek gibt es eben noch kein Youtube-Video...

    §§ 36b II 2, 5 III 1 RPflG: Die vorgelegten Sachen bearbeitet der Rechtspfleger, solange er es für erforderlich hält.

  • Es gibt viele Berufe wo man sich ein paar Stunden konzentrieren muss um ein ordentliches Ergebnis abzuliefern und nicht nur bei Klausuren sondern ein Berufsleben lang. Ich schreibe das als 61 Jähriger und bin der Meinung das junge Menschen das oft nicht mehr können weil sie durch die sozialen Medien viel zu abgelenkt sind.

    Das würde ich auch unterschreiben.

    Für die forderungsentkleidete Hypothek gibt es eben noch kein Youtube-Video...

    https://youtu.be/FJre4JG1yb0
    Ab 9:18

    (sorry for OT)

    -Vanitas vanitatum et omnia vanitas -



  • Ich kann das alles auch nicht ansatzweise nachvollziehen, was die Themenstarterin schreibt. Bin gerade sehr verwundert.
    Und objektiv ist es schon gar nicht, wenn man seine eigene Anschauung widerspiegelt. . Mein "objektive" :) Wahrnehmung ist, dass das alles sehr gut zu schaffen ist. Ich habe das sogar mit einem Kleinkind zu Hause bewältigt, hatte zwei größere OP's in der Zeit (dadurch längerer Ausfall) und mich nie überfordert gefühlt. Hab es locker geschafft in der Regelstudienzeit.
    Ich fand das Rechtspflegerstudium alles andere aus "unmenschlich". Im Gegenteil. Das BWL-Studium vorab war um einiges härter.
    Klar, es ist eine Herausforderung, dass man 5-stündige Klausuren kurz nacheinander schreibt. Aber das haben Hunderte bzw. Tausende von Studierenden doch vorher auch gemacht und es nicht als "unmenschlich" empfunden. Ich erlaube mir den Hinweis, dass Du Dich wahrscheinlich tatsächlich dann in einem für Dich nicht geeigneten Studiengang befindest.
    Allerdings hatte ich auch keine Online-Kurse. Das kann ich dadurch nicht beurteilen.
    Aber Gutachtenstil etc. haben wir auch nicht gelehrt bekommen. Das muss man sich schon selbst aneignen. Das ist auch der gravierende Unterschied zwischen Schule/Abi und Studium. Es nimmt einen keiner mehr an die Hand (im übertragenden Sinne). Man muss sich selbst kümmern. Aber das finde ich alles machbar.

    Im Job nachher musst Du Dich jeden Tag mindestens 8 Stunden konzentrieren und hast völlig abstruse Sachen auf dem Schreibtisch. Und: Du haftest dafür.

    Esra 7, Vers 25
    Du aber, Esra, setze nach der Weisheit deines Gottes, die in deiner Hand ist, Richter und Rechtspfleger ein, die allem Volk jenseits des Euphrat Recht sprechen, nämlich allen, die das Gesetz deines Gottes kennen; und wer es nicht kennt, den sollt ihr es lehren.

  • Nachvollziehen (und auch von mir kritisiert) wird, dass statt ausführlich Grundlagen zu machen, Spitzenprobleme thematisiert werden.

    Das Leistungsdruck herrscht ? Da kann ich nicht mitreden, das war vor 30 Jahren sicher anders, zumindest möchte ich es nicht vergleichen.

    Dass das Studium schwer ist (ich glaube nur die Finanzverwaltung übertrifft es noch), ist glaube ich auch bekannt.

    Die Qualität der Dozenten war vor 30 Jahren schon gemischt und wird es auch immer bleiben.

    Zumindest in Meifel gab es Skripten, ich weiß allerdings nicht, wie das aktuell ist, damit konnte man ganz gut nacharbeiten (habe ich aber nie gemacht).

    Juristische Lehrbücher gibt es wie Sand am Meer und die Alpmann-Schmidt-Scripten fand ich als Jura-Student ziemlich klasse.

    Daher bleib ich dabei: Mehr Power oder es lassen.

    Das Bashing hier finde ich allerdings auch unangebracht und der Hinweis auf die sozialen Medien erinnert mich an meine Eltern und die Gefahr, die durch das Fernsehen ausgeht, rofl....

  • Also die Umstellung von Schule auf Studium (ob Uni oder Fachhochschule) ist schon erstmal eine Nummer. Das ging vielen Generationen von Studierenden so und wir Generationen nach uns so gehen. Denn im Gegensatz zur Schule, wo man den Stoff in kleinen handlichen Happen serviert bekommt, ist jetzt einfach mal Eigeninitiative und Disziplin gefordert. Dafür hat man anders als in der Schule auch mehr Freiheiten. Nicht erledigte Hausaufgaben werden nicht im Muttiheft gepetzt :D.

    Gerade bei Jura oder Rechtspflege sollte man sich vor Augen führen, dass man ständig gute Zensuren und sofortigen Durchblick nicht erwarten kann. Das kommt mit der Zeit. Zumindest bei mir, Jurastudium, wurde das seitens der Lehrenden / Prüfer aber auch nicht angenommen. Bei Anfängern wurde schon mal ein Auge zugedrückt (mache ich als Korrekturassistent immer). Ich nehme an, dass es beim Studium der Rechtspflege gar nicht so unterschiedlich ist.

    Ich denke, der Threadstarter kommt mit seinen eigenen Ängsten- "ständige Hintergrundängste, wegen Schlechtleistung rauszufliegen oder zum Personalgespräch geladen zu werden" - nicht klar. Wenn er daran arbeitet, wird er das Studium schon gar nicht mehr als so unmenschlich empfinden und ich kann sagen, dass mein Studium, im Nachhinein natürlich, mit die beste Zeit meines Lebens war. So viel Freizeit und Freiheit hatte ich in meinem beruflichen Leben nie wieder.

    Nur vielleicht noch ein kleinen Tip: Wie man in den Wald hinein ruft, so kommt es eben zurück. Eine gewisse Arroganz (ja ja das Vorrecht der Jugend) ist dem Threadstarter nun mal nicht abzusprechen. Bei derartigen Aussagen - "Das Rechtspflegerstudium ist einfach unerträglich, unverschämt" - werden nun mal gewisse Beißreflexe hervorgerufen.

    Ich weiß aus eigener Anschauung von Freunden, dass diese im Medizinstudium in horrender Geschwindigkeit gefühlt das Telefonbuch (den Anatomieatlas) auswendig lernen mussten. Weil es nun mal ohne Anatomie nicht geht. War wahrscheinlich viel unmenschlicher als Rechtspflege, aber beschwert hat sich niemand.

    @ Störtebecker:

    Der Umgang mit Spitzenproblemen schult die juristische Argumentation und die Fähigkeit, sich auch für unbekannte Probleme selbständig eine Lösung zu erarbeiten. Ich habe mich immer gefragt, warum ich als Erstes Vorlesungen im Staatsrecht hatte. Hät - wer legt schon eine Verfassungsbeschwerde ein. Spätestens nach der Corona-Pandemie weiß ich, dass Grundrechte die Grundlage von Recht und Gesellschaft sind.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Gegs: Schon klar, aber dazu muss ich erstmal juristisch argumentieren können. Ich muss halt erst laufen lernen, bevor ich bei Olympia sprinte.

    Und die Menge macht es: Weniger Spitzenprobleme und mehr Probleme des täglichen Berufslebens. Es nützt ja nix, wenn ich Spitzenprobleme, die kaum auftauchen lösen kann, aber die täglichen Akten nicht bearbeitet bekomme.


  • und dann noch die Tatsache, dass keiner was dazu sagst sondern sich mit dem Schicksal als gehobener dualer Jurastudent identifiziert und anscheinend meint das ist gut so dass man so viel leiden muss. Das Rechtspflegerstudium ist einfach unerträglich, unverschämt und eigentlich müssten sich überall die Studierenden zusammentun, beschweren, menschliche Zeiten zwischen den Klausuren und zum Üben allgemein, Kürzung des Stoffes auf das Wesentliche und noch vieles mehr verlangen. Das Studium ist wirklich ein schlechter Scherz.


    Wenn es deiner Ansicht nach "ein schlechter Scherz ist", dann lass es bleiben, breche ab oder mach danach was anderes.
    Ich glaube zwar kaum, dass es in einem Jurastudium besser ist, aber wenn das alles so schlimm ist, bleibt nur, die Konsequenzen zu ziehen, denn dann wirst du auch später alles ganz schlimm finden.
    Die Wortwahl finde ich übrigens - bei aller eventuell berechtigten Kritik - durchaus grenzwertig. Anstrengend, schwer, fordernd - Ja. Aber "unerträglich, unverschämt, unmenschlich" - Nein.

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • muss halt erst laufen lernen, bevor ich bei Olympia sprinte.

    Aber lerne ich den aufrechten Gang, wenn ich erwarte, dass ich mein ganzes Leben lang von jemanden schön vorsichtig eine Straße im allerbesten Zustand entlang geführt werde. Oder ist es besser, ich knalle über ein Schlagloch, fliege auf die Nase und wenn ich wieder aufstehe, dann kann ich das nächstgrößere Schlagloch in Angriff nehmen.

    Ich bleibe dabei, die theoretischen Spitzenprobleme sind wichtig und den Praxisbezug sollte man doch in der Praxis lernen :gruebel:.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

  • Interessant, dass wir hier einerseits einen "FH für Rechtspflege/das Studium ist halt so"- und auf der anderen Seite einen Thread haben, bei dem die FH Schwetzingen die Notenvergabe für Anwärter so intransparent gestaltet hat, dass das VG Karlsruhe ihr eine Klatsche verpasst hat.

    Die Prüfungssituationen, denen man als Student ausgesetzt ist, sind verdammt hart. Das will hier, glaube ich, auch niemand beschönigen. Als "unmenschlich" würde ich sie trotzdem nicht beschreiben.
    Ich kann dir, Gabaviro, aus eigener Erfahrung leider auch nicht sagen, dass das Studium anderer Fächer einfacher ist. Stundenlange Klausurenblöcke sind da eher die Regel als die Ausnahme, egal, für welches Studium man sich entscheidet. Im Gegenzug wird man in der Rechtspflege allerdings auch vom Dienstherrn bezahlt - man studiert als nicht (nur) aus Spaß an der Freude, sondern ist seinem Dienstherrn eben auch eine gewisse Leistung schuldig.

    Mir ist klar, dass diese Aussage ("Ist leider so") für dich wenig hilfreich ist. Falls es dir ein Trost ist: Andere haben es offensichtlich auch geschafft, also nur Mut! :)

    Für die von stempel und Pfänder aufgeworfene These, dass die "Jugend von heute" sich einfach nur von sozialen Medien ablenken lässt, habe ich (eine der älteren Millenials/jüngere GenX) ehrlich gesagt nur ein müdes Lächeln übrig. Soziale Medien sind alles andere als neu. Und Berufsforen wie dieses zählen dazu. Ich für meinen Teil hüte mich davor, die Nutzung von sozialen Medien zu kritisieren, denn ganz offensichtlich sitze ich zusammen mit einem Haufen anderer Foristen gerade in einem Glashaus.

    "Multiple exclamation marks", he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind." (Sir Terry Pratchett, "Eric")

  • Nachvollziehen (und auch von mir kritisiert) wird, dass statt ausführlich Grundlagen zu machen, Spitzenprobleme thematisiert werden.

    Auch das hängt von den einzelnen Dozenten ab. Viele haben erst mal bei einem neuen Thema mit den Grundlagen angefangen und sich dann mehr oder weniger langsam immer weiter in die verschiedenen Probleme rein gesteigert. Manche haben sehr viele Übungsfälle im Skript gehabt. Die Fälle wurden entweder in der Vorlesung bearbeitet. Oder man sollte sie als Nachbereitung bis zur nächsten Vorlesung bearbeiten. Die Lösungen wurden dann besprochen.

    Einer der Dozenten hat uns aber am Anfang eines neuen Themas erstaunt angeschaut und gesagt: "Wie das können Sie noch nicht?". Bei dem war man nach der Vorlesung aber in aller Regel nicht schlauer als vorher. Irgendwann nach ein paar Wochen oder Monaten ist einem dann so langsam bewusst worden, auf was der Mann ungefähr hinaus will. Und dann musste man sich das halt selbst erarbeiten.

    Der Großteil der Dozenten war aber gut.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Keine Ahnung, warum sich anscheinend so Wenige darüber aufregen, aber ich möchte in der Hoffnung, auf Resonanz zu stoßen, mein Entsetzen über diese schreckliche und unmenschliche Laufbahn zum Ausdruck bringen:

    Bei aller Kritik die man sicherlich üben kann, halte ich es (auch als Hyperbel) für unpassend den Studiengang als solchen als unmenschlich zu bezeichnen. Das geht an der Wahrheit m.E. himmelweit vorbei.


    - es werden grundsätzlich in nahezu autistischer Monotie alle Vorlesungsinhalte, egal ob klausurrelevant oder nach Aussagen von Dozenten nur 1x alle 10 Jahre in Praxis vorkommend, fast ohne Pausen heruntergerattert bis die Aufmerksamkeit selbst mit gutem Willen nicht mehr standhalten kann

    Das ist eine sehr subjektive Empfindung, welche ich auch nicht für verallgemeinerungsfähig halte. Jeder Dozent unterrichtet auf seine Weise, da gab es (zumindest bei uns) erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Dozenten.
    Die persönliche Aufmerksamkeitspanne ist auch sehr subjektiv, sodass man hier nicht viel dazu sagen kann.
    Ich fand einige Vorlesungen auch furchtbar. Allerdings gab es auch Vorlesungen die andere furchtbar fanden und ich sehr gut. Es ist sehr subjektiv welche Art von Lernen einem liegt.


    - Klausurlösungstechnik ist grundsätzlich nicht Thema der Vorlesungen und auch nicht der Arbeitsgruppen (dort werden die Lösungen ebenfalls nur runtergerattert), Bücher hierzu jedoch fast gar nicht vorhanden, sondern nur allgemeinjuristische Werke

    Das Studium soll das nötige Wissen für die spätere Berufslaufbahn bringen. Klausurlösungstechnik ist daher m.E. auch nicht zentral. Bei uns wurde seiner Zeit (meiner Erinnerung nach) auch nur kurz angeschnitten wie man im Gutachtenstil schreibt. Das lässt sich auch selbst erarbeiten.


    - von Beginn an profitieren diejenigen mit juristischem Vorwissen und die absoluten Anfänger werden so behandelt als ob sie tatsächlich zu wenig wüssten und kriegen von Anfang an das Gefühl, in einem harten, schwer machbaren Studiengang zu sein


    Ich habe das Studium (auch) unmittelbar nach dem Abitur begonnen ohne juristische Vorbildung zu haben. Das von dir beschriebene Gefühl hatte ich zu keinem Zeitpunkt. Ich habe auch nicht mitbekommen, dass Kommilitonen solche Gefühl hatten (was natürlich nicht ausschließt, dass es tlw. so war).
    Dass Leute mit Vorbildung einen Vorteil haben liegt auf der Hand und in der Natur der Sache. Es dürfte auch für jeden Studiengang gelten.
    Ich glaube indes nicht, dass dieser Vorteil von langer Dauer ist und hatte auch nie das Gefühl.


    - Dozenten beherrschen (jetzt in der Online-Lehre) keinerlei Methodik, den Stoff irgendwie anschaulich oder interessant zu gestalten; Die Technik beschränkt sich darauf, unnötigerweise auf etlichen Whiteboards das Gesagte herunterzukritzeln oder Tausende überfrachtete Folien zu zeigen, die viel zu schnell gewechselt werden

    Zur Ausgestaltung der Online-Lehre kann ich wenig sagen, da ich sie nicht erlebt habe (worüber ich auch nicht undankbar bin).
    Nach dem was ich von meinen Anwärtern gehört habe, scheint die Umsetzung allerdings leider nicht gerade optimal zu sein.

    Den Dozenten generell die Fähigkeit abzusprechen, den Stoff irgendwie anschaulich oder interessant zu gestalten halte ich auch für unpassende Verallgemeinerung. Aber es gibt sicher Dozenten denen dies komplett abgeht. Ich bezweifle allerdings, dass dies eine Besonderheit des Studiengangs ist. Es ist schlicht eine Frage der Fähigkeiten des Dozenten.


    - tägliches Nacharbeiten wird je Fach erwartet (ca. 1 Stunde mind.) obwohl meistens pro Tag 2 Fächer in der bisher erwähnten "Methodik" unterrichtet werden, sodass man keinen Nerv hat, 2-3 Stunden nachzuarbeiten


    Ich wüsste nicht, was daran unangemessen sein soll. Wir hatten damals i.a.R. nicht mehr als 5 Stunden Vorlesungen am Tag. Da bleibt bis zu einem 8-Stunden Tag noch eine Menge Zeit. Man sollte nicht vergessen, dass man fürs Studieren auch bezahlt wird.
    Wenn man keinen Nerv zum nacharbeiten hat liegt das an einem selber. Es ist m.E. empfehlenswert sich zum Nacharbeiten mit Kommilitonen in Gruppen zusammenzutun.


    - Nacharbeit allgemein ist kaum möglich, wenn man das schlecht Erklärte, zu schnell um die Ohren Gehauene aus den Vorlesungen schon nicht nachvollziehen konnte


    Wenn man in der Vorlesung nicht mitkommt, sollte man doch (auch in der Online-Lehre) die Möglichkeit haben Fragen zu stellen.
    Auch hier könnte ansonsten helfen die Sachen mit Kommilitonen in Gruppen nachzuarbeiten. Es gibt eig. immer Leute die es verstanden haben und es dann vllt. auch nochmal etwas anders erklären können.


    und dann die Klausuren selbst:
    - schlimm genug, dass ausnahmslos jede Klausur 5-stündig ist
    - darüber hinaus höchstens 1-2 Tage Pause zwischen Klausuren obwohl 6-9 im Block geschrieben werden
    - ständige Hintergrundängste, wegen Schlechtleistung rauszufliegen oder zum Personalgespräch geladen zu werden
    - jegliche Motivation, die man zu Beginn hatte, kann nur schwinden, vor allem wenn man als motivierter Anfänger ohne Vorkenntnisse und Vorwissen darüber, wie bescheuert das Ganze abläuft, ins Studium ging

    Über den Sinn oder Unsinn von 5-stündigen Klausuren kann man sicher streiten. Sie sind allerdings auch keine Besonderheit des Studienganges (im Jura Studium z.B. wird meines Wissens auch 5-stündig geschrieben). Auch in der Schule wurden in der Sekundarstufe II 5-stündige Klausuren geschrieben.
    Mehrere Klausuren im Block zu schreiben kann sicherlich anstrengend sein, aber ich fand es immer zumutbar.

    Mir wäre es auch neu, dass " ständige Hintergrundängste, wegen Schlechtleistung rauszufliegen oder zum Personalgespräch geladen zu werden" ein Regelfall sind. Ich persönlich hatte zu keinem Zeitpunkt solche Ängste.
    Das jede Motivation nur schwinden kann, halte ich für evident unrichtig. Das es bei dir offenbar geschehen ist, ist schade. Ich glaube allerdings nicht, dass man dafür den Studiengang allein verantwortlich machen kann.

    Ich sehe das persönlich als objektiv zu hohe Leistungsanforderungen, dass man mind. 6 Klausuren fast ohne Pause jeweils 5 Stunden durchschreiben muss. Wenn man dazu Untersuchungen machen würde, ab wann da die Konzentration nachlassen MUSS, würde man eigentlich zu dem Ergebnis kommen, dass das, was dort Normalität ist, auch einem Gesunden eigentlich nicht zugemutet werden kann. Ich finde es trotzdem bzw. vor allem bemerkenswert, dass es doch so viele gibt, die damit zurecht kommen, verstehe aber absolut nicht wie.

    Das die Konzentration im Laufe der Klausur nachlässt halte ich für schlüssig. Ich sehe darin aber kein Problem. Später musst du 8 Stunden am Tag arbeiten und die Konzentration auf einem annehmbaren Level halten. Man kann nicht erwarten, dass man auf der Arbeit immer bei voller Konzentration ist. Daher muss dies auch in der Klausur nicht gewährleistet sein. Man kann schon erwarten, dass man auch mit reduzierten Konzentration noch hinreichende Ergebnisse liefert. Niemand erwartet, dass man 15 Punkte in der Klausur schreibt (kommt auch kaum vor).
    Da es viele andere auch schaffen, scheinen die Anforderungen ja auch gerade objektiv schaffbar zu sein.


    Und vor allem, dass die Unterrichtsweise derartig unpädagogisch ist, dass man es schon antipädagogisch nennen müsste, regt mich tierisch auf.

    Ich denke auch - ohne soweit gehen zu wollen wie du -, dass insoweit noch einiges Verbesserungspotenzial besteht. Ich weiß allerdings auch nicht in welchem Umfang die Dozenten insoweit geschult werden und welche Bemühungen zur Verbesserung es insoweit schon gibt.
    Sicherlich ein Kritikpunkt den man mal anbringen kann.

    die Wortwahl ist natürlich ein bisschen heftig, aber ich finde es schon treffend, weil man meiner Meinung nach nicht von einem Menschen erwarten kann, das geforderte Maß an Konzentration stundenlang täglich aufrechtzuerhalten. Es wird nun mal einfach stillschweigend hingenommen, dass man regelmäßig an seine Grenzen stößt (mehrere Stunden am Stück zuhören ohne dass die Konzentration sinkt ist objektiv unmöglich), wobei allgemein einfach der Zustand entsteht, dass die Anwärter stolz darauf sind das auszuhalten statt an einem kritischen Dialog teilnzunehmen und mal an ein paar Verbesserungen an der ganzen Laufbahn in Zusammenarbeit mit den Dozenten und Einstellungsbehörden mitzuwirken.



    Das wäre natürlich unschön, wenn die Studierenden einem kritischen Dialog ausweichen würde. Ein kritischer Dialog ist immer wichtig um Verbesserungen prüfen und durchführen zu können. Wie offen die Hochschule und die Einstellungsbehörden für einen kritischen Dialog sind, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Allerdings muss ja bei dem Trend nicht mitmachen, sondern kann an entsprechenden Dialogen teilnehmen/für diese werben.
    Zumindest hier wurden immer wieder Evaluationen aller Lehrkräfte durchgeführt, sodass zumindest die Möglichkeit bestand (ich meine auch anonym) Kritik zu üben

    Das Problem ist einfach dass die meisten Schiss haben, bei einem kleinen Mucks rausgeworfen zu werden und stattdessen das Leid als etwas Tolles darstellen weil sie Groß sind wenn sie das überwinden.

    Woraus resultiert denn die Angst so ohne Weiteres rausgeworfen zu werden? Davon habe ich bisher noch nichts gehört gehabt.


    Und anscheinend wird auch in dem WIssen, dass so mancher aus nervlicher Überforderung abbricht oder einfach nicht kann, ein Plus an Anwärtern pro Jahrgang aufgenommen. Und das finde ich schon unmenschlich, wenn man weiß, dass hier und da jemand wegen Burnout wegbrechen wird.

    Das Plus an Anwärtern wird (mittlerweile) aufgenommen, da die Erfahrung zeigte, dass immer mehr Leute durchfallen. Zumindest bei uns war es so, dass die Mehrzahl wegen nicht bestandener Prüfungen weggebrochen sind und nicht aus irgendwie gearteten anderen Gründen.

  • Damit scheidet die HWR Berlin als beklagte Einrichtung ja schon einmal aus. Eine weniger...

    mein Post ist nicht als Kritik gegen eine einzelne Hochschule zu sehen, es geht ja um die Einrichtung des Studiengangs als solchen. Dass die Klausuren mit kaum Pausen durchgeschrieben werden, es Vorlesungen/Arbeitsgruppen bis zum Wochenende vor der Klausur gibt, die Lehrmethoden extrem unoptimal sind, das ist ja nirgendwo anders in dieser Laufbahn.
    Um welche Uni es geht lasse ich daher bewusst offen.

    Weißt du das sicher, dass es an allen Rechtspflege-FHs in Deutschland so ist? Jedes Bundesland/FH kocht doch sein eigenes Süppchen...
    Ich kann nur die Zeit vor Corona beurteilen, als ich studiert habe und die Lehrmethoden an "meiner" FH in NRW fand ich keineswegs schlecht. Da wurden selten bis kaum Powerpoint-Folien durchgeklickt, sondern der Unterricht (ich sage ganz bewusst nicht Vorlesung weil die Stunden an der FH in NRW sicherlich so weit weg wie nur möglich von einer Uni-Vorlesung waren) bestand zu 80 % aus Falllösungen, die gemeinsam erarbeitet oder besprochen wurden. Sonst wurde halt neuer Stoff am Whiteboard anhand eines Falls & des Gesetzestextes vorgestellt/angeschrieben und wir haben mitgeschrieben und Fragen gestellt. Arbeitsgruppen gibt es an der FH in NRW nicht. Ich kann daher nicht sagen, was man da macht und wie man dort arbeitet/lernt. Dass man halt nicht nur eine Klausur pro Woche schreibt und dann "lernfrei" hat, ist halt so, aber das finde ich ehrlich gesagt nicht dramatisch. Du bist nicht mehr in der Schule und von einer Person, die bald mehr als 8 Stunden täglich arbeiten und Entscheidungen treffen soll, kann man erwarten sich auch mal mehrere Stunden am Stück konzentrieren zu können.

    Wenn du an deiner FH schlechte Erfahrungen machst, tut mir das für dich persönlich Leid aber ich finde es extrem unglücklich, wie du hier pauschal verallgemeinerst.

  • Sehr geehrte/r jfp:

    Könnte ich fast unterschreiben, wenn Deine erste Hälfte der Aussagen sich nicht nur auf Dein subjektives Empfinden der damaligen Zeit stützen würde.

    Was ist denn so abwegig daran dem Fragesteller einfach mal zu glauben, dass es ihm extrem unoptimal vorkommt und ihn persönlich frustriert und ängstigt?

    Wortwahl hin oder her, wenn jemand hier seinen Abrech-wunsch kundtut wird gehätschelt; aber wehe einer sagt, dass es die Lehre an einer Einrichtung aus der Zeit und aus den Methoden gefallen ist.....

    Dies ist ein guter Tag um zu sterben. Folgt mir.

  • Kurze Anekdote zu einem "richtigen" Studium, Uni,nicht FH: Folgen und Reihen, immerhin meine ich ein Programm für 6 Monate Oberstufen-Mathematik, wurde in einer BWL-Mathevorlesung in einer Doppelstunde abschließend abgehandelt.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Was ist denn so abwegig daran dem Fragesteller einfach mal zu glauben, dass es ihm extrem unoptimal vorkommt und ihn persönlich frustriert und ängstigt?

    Es ist überhaupt nicht abwegig.
    Aber genau das ist es, seine persönliche Erfahrung, die wahrscheinlich eher mit seiner Person zu tun hat. Und ich weiß, wovon ich rede.
    Dann sollte man aber auch für sich eine Lösung suchen und nicht blind um sich schlagen und die Ursachen nur bei anderen suchen.

    wenn jemand hier seinen Abrechwunsch kundtut wird gehätschelt

    Ja, weil alle im Forum versuchen, den Anwärtern und potentiellen Kollegen zu helfen. Aber ich fürchte, dem Threadstarter ist - realistisch gesehen - nicht zu helfen.

    "Für das Universum ist die Menschheit nur ein durchlaufender Posten."

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