Studium ist objektiv unmenschlich

  • Eine Klausur besteht ja nicht nur aus schreiben. Sachverhalt lesen, verstehen...schwups, sind auch schon 7,5 Stunden rum... :)

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Als relativ ,,frischer'' Rpfl (Examen letztes Jahr) ist mir die Studienzeit, insbesondere die Examensvorbereitung unter Coronabedingungen, noch gut in Erinnerung. Wenn man auch die Ausdrucksweise des TE an mancher Stelle kritisieren mag, kann ich ihm doch in zwei Punkten Recht geben:

    - Die technische Kompetenz mancher Lehrkräfte ist ein Grauen. Dass durch Corona von heute auf morgen auf 100% Online-Lehre umgeschaltet werden musste, konnte zwar keiner ahnen. Dennoch kann das m.E.
    nicht zu Lasten der Studierenden gehen, von denen andererseits ja auch die normale Leistung abverlangt wird.
    - Das bereits angesprochene Phänomen, dass das Rechtspflegestudium viel ,,Hochreck-Jura'' bei erstaunlich wenig Grundlagen bietet, ist mir, besonders nun im anschließenden Jurastudium, ebenfalls aufgefallen.
    Da wird im Zivilrecht einerseits die forderungsentkleidete Hypothek auf- und abgebetet, andererseits kein Wort zum Schuldrecht verloren. Strafrecht BT mit Delikten wie Diebstahl und Betrug muss ein Anwärter
    beherrschen, aber Strafrecht AT ist anscheinend überbewertet. So ganz will sich dieser Aufbau mir nicht erschließen. Hauptsache man hat die Spezialprobleme drauf, aber für die Grundlagen bleibt keine Zeit?
    Erst mit fortschreitendem Jurastudium fällt mir immer mehr auf, dass ich in ganz vielen Bereichen bestenfalls gefährliches Halbwissen hatte.

    Alle anderen Aspekte, der hohe Leistungsdruck, viele und lange Klausuren in wenig Zeit, sind m.E. ,,normal'', wenn auch natürlich nicht angenehm. Auch die zeitweisen Versagensängste hatte ich und hatten die meisten meiner Mitstudierenden ebenfalls. Aber vielleicht sind wir als ,,junge Generation'' ,,einfach zu sehr abgelenkt von den sozialen Medien'', wer weiß das schon ;)

    Jedenfalls TE, lass dich nicht entmutigen von Stimmen, denen alles leicht gefallen ist. Glaub mir, auch wenn das unter JuristInnen nicht gerne zugegeben wird, hat fast jeder schon einmal gezweifelt und war mit allem überfordert. Gib dem Studium noch eine Chance und wenn es nicht klappt, ist das auch in Ordnung.


  • - Die technische Kompetenz mancher Lehrkräfte ist ein Grauen. Dass durch Corona von heute auf morgen auf 100% Online-Lehre umgeschaltet werden musste, konnte zwar keiner ahnen. Dennoch kann das m.E.
    nicht zu Lasten der Studierenden gehen, von denen andererseits ja auch die normale Leistung abverlangt wird.

    Dass ein eigentlich für Präsenzveranstaltungen konzipiertes Studium plötzlich online stattfindet, dürfte schon unter Idealbedingungen eine deutliche Erschwernis mit sich bringen. Wenn es dann noch auf Seiten der Dozent:innen Defizite gibt, wird das natürlich noch schlimmer. Einen Weg, diese Erschwernis auszugleichen, sehe ich leider nicht.
    Allerdings ist das ein kein spezifisches Problem dieses Studiums. Studierende in "freier Wildbahn" sind damit ebenfalls konfrontiert (was es natürlich nicht besser macht, aber ein Teil der Kritik am TE war ja auch, dass er die allgemeine Schwierigkeiten oder Unzulänglichkeiten bei der Methodik der Dozent:innen als Eigenschaften des RPfl-Studiums darstellt).

    - Das bereits angesprochene Phänomen, dass das Rechtspflegestudium viel ,,Hochreck-Jura'' bei erstaunlich wenig Grundlagen bietet, ist mir, besonders nun im anschließenden Jurastudium, ebenfalls aufgefallen.
    Da wird im Zivilrecht einerseits die forderungsentkleidete Hypothek auf- und abgebetet, andererseits kein Wort zum Schuldrecht verloren. Strafrecht BT mit Delikten wie Diebstahl und Betrug muss ein Anwärter
    beherrschen, aber Strafrecht AT ist anscheinend überbewertet. So ganz will sich dieser Aufbau mir nicht erschließen. Hauptsache man hat die Spezialprobleme drauf, aber für die Grundlagen bleibt keine Zeit?
    Erst mit fortschreitendem Jurastudium fällt mir immer mehr auf, dass ich in ganz vielen Bereichen bestenfalls gefährliches Halbwissen hatte.

    Hier sind wir wieder bei der Sache mit den unterschiedlichen Erfahrungen. Ich (Einstellung 2000 in Niedersachsen) habe durchaus Schuldrecht und Strafrecht AT gelernt. Wenn auch wohl nicht in der Tiefe eines Jurastudiums.

  • Als relativ ,,frischer'' Rpfl (Examen letztes Jahr) ist mir die Studienzeit, insbesondere die Examensvorbereitung unter Coronabedingungen, noch gut in Erinnerung. Wenn man auch die Ausdrucksweise des TE an mancher Stelle kritisieren mag, kann ich ihm doch in zwei Punkten Recht geben:

    - Die technische Kompetenz mancher Lehrkräfte ist ein Grauen. Dass durch Corona von heute auf morgen auf 100% Online-Lehre umgeschaltet werden musste, konnte zwar keiner ahnen. Dennoch kann das m.E.
    nicht zu Lasten der Studierenden gehen, von denen andererseits ja auch die normale Leistung abverlangt wird.
    - Das bereits angesprochene Phänomen, dass das Rechtspflegestudium viel ,,Hochreck-Jura'' bei erstaunlich wenig Grundlagen bietet, ist mir, besonders nun im anschließenden Jurastudium, ebenfalls aufgefallen.
    Da wird im Zivilrecht einerseits die forderungsentkleidete Hypothek auf- und abgebetet, andererseits kein Wort zum Schuldrecht verloren. Strafrecht BT mit Delikten wie Diebstahl und Betrug muss ein Anwärter
    beherrschen, aber Strafrecht AT ist anscheinend überbewertet. So ganz will sich dieser Aufbau mir nicht erschließen. Hauptsache man hat die Spezialprobleme drauf, aber für die Grundlagen bleibt keine Zeit?
    Erst mit fortschreitendem Jurastudium fällt mir immer mehr auf, dass ich in ganz vielen Bereichen bestenfalls gefährliches Halbwissen hatte.

    Alle anderen Aspekte, der hohe Leistungsdruck, viele und lange Klausuren in wenig Zeit, sind m.E. ,,normal'', wenn auch natürlich nicht angenehm. Auch die zeitweisen Versagensängste hatte ich und hatten die meisten meiner Mitstudierenden ebenfalls. Aber vielleicht sind wir als ,,junge Generation'' ,,einfach zu sehr abgelenkt von den sozialen Medien'', wer weiß das schon ;)

    Jedenfalls TE, lass dich nicht entmutigen von Stimmen, denen alles leicht gefallen ist. Glaub mir, auch wenn das unter JuristInnen nicht gerne zugegeben wird, hat fast jeder schon einmal gezweifelt und war mit allem überfordert. Gib dem Studium noch eine Chance und wenn es nicht klappt, ist das auch in Ordnung.

    Auch hier: Angabe des Bundeslandes und/oder FH wäre sinnvoll.

  • Tja, Strafrecht ist auch so ein Thema: Ist das überhaupt noch sinnvoll ? Ich habe keine Ahnung, glaube aber mal, dass nicht allzuviele Rechtsmittel da protokolliert werden. M.E. könnte das erheblich verkürzt werden oder ganz verschwinden.

  • Es gibt Theoretiker und es gibt Praktiker.

    Überstehe das Studium, in der Praxis wird meistens alles leichter und besser. So erging es mir zumindest.

    Nur Online-Unterricht - und das seit 1 1/2 Jahren ! - das stelle ich mir auch sehr schwierig vor, da der Dozent meistens nicht mitbekommt wo der Kurs "hängen bleibt", da er die Ahnungslosigkeit nicht so gut am Monitor erkennen kann. Da wird dann einfach herunter gerattert. Es dürfte daher wirklich sehr stark vom Dozenten abhängen wie gut die Vorlesung ist. Wenn ich das zB bei den Lehrern meiner Kinder sehe - oje oje, da trennt sich ganz extrem die Spreu vom Weizen. Es gibt die (zumeist jüngeren) Lehrer, die sich neue Arbeitsmethoden angeeignet haben (Lernvideos erstellen, Online-Unterricht) und die anderen Lehrer, die 1x wöchentlich den Papierzettel ausgelegt haben mit den Aufgaben der Woche. Das wird sicherlich an der FH nicht anders sein und das finde ich nach 1 1/2 Jahren einfach eine Frechheit, wenn da die Dozenten sich nicht ebenfalls etwas einfallen lassen, damit die Studierenden auch wirklich alle "abgeholt" werden. Nacharbeiten ist sicherlich wichtig, aber es ist dann doch ein Unterschied ob man 7h jemandem einfach zuhört (und da leidet die Konzentration definitiv) oder ob man selbst nachdenken muss bei seinen Akten. Ich kann problemlos 8-10 Stunden arbeiten mit nur wenigen Pausen, aber 8-10 Stunden zuhören und lesen fällt mir deutlich schwerer.

    Die fast täglichen Klausuren fand ich hingegen nicht problematisch. Das ist bei jedem Studium so. Geht dann ja meist nur 2 Wochen und dann hat man wieder eine ganze Weile seine Ruhe.

  • Jetzt wollte ich mich nochmal kurz dazu melden, einige dürften mich ja noch aus dem 'Was geht hier schief'-Thread kennen.
    Ich kann nur für Bayern/Starnberg sprechen. Jeder der meine Beiträge aus obigen Thread noch kennt, wird sich vllt freuen ein paar neue Dinge zu lesen.

    Examen 2020 nicht geschafft, dieses Jahr hat es dann doch geklappt und ich warte nur noch auf die Ernennung

    In Starnberg hat sich seitdem viel getan, die Führungsetage hat gewechselt und mittlerweile führt eine Dozentin aus Starnberg Regie. Der Wechsel fand im Sommer 2020 statt und seitdem hat sich hier viel geändert. Ich war als RpflAnw im Ergänzungsvorbereitungsdienst Corona-bedingt die ganze Zeit daheim, Starnberg hat sich jedoch sehr bemüht mir und den anderen Wiederholern zu helfen. So haben wir neben den normalen Klausurblöcken in Starnberg zusätzliche Klausuren gestellt bekommen, die für uns korrigiert und bewertet wurden. So hab ich beispielsweise von einer Dozentin nicht nur die korrigierte Arbeit bekommen, sondern auch Kurz- und ausführliche Lösung sowie eine ausformulierte Version. Ich persönlich finde, dass sich in Starnberg im Vergleich zu 'Was geht hier schief' vieles in der Lehre verbessert hat. Online-Unterricht (dank Covid-19) war leider nicht der Hit, die meisten Dozenten waren jedoch neben der wöchentlichen Video-Sprechstunde auch per E-Mail jederzeit erreichbar.

    Aktuell findet die Theorie II im Wechselmodell statt, d.h. eine Gruppe ist eine Woche in Starnberg in der Präsenz während die 2 weiteren Gruppen Live dazugeschaltet sind bzw. die Vorlesung als Aufzeichnung nachträglich anschauen können.

    LG

    Nachtrag: Rechtsschreib- und Grammatikfehler dienen lediglich der Unterhaltung des Lesers

  • Danke für das Update!

  • Lieber MrSpezi, schön von Dir zu lesen, in der Tat freue ich mich darüber. Also nicht darüber, dass Du einmal durchs Examen gerasselt bist. Sondern, dass Du Dich durchgebissen hast und das Studium nun zu einem guten Ende führst. Und dass Du uns wieder Deine Erfahrungen mitteilst. Und - wiewohl nicht persönlich betroffen - auch darüber, dass sich an der Hochschule in Starnberg Verbesserungen feststellen lassen.
    Wie gut kommt Ihr mit dem Blockunterricht zurecht? Ist genug Austausch unter Euch Studenten möglich?
    Ich wünsche Dir und Deinen Mitstreitern einen guten Start ins Berufsleben als Rechtspfleger. Ihr werdet gebraucht!

  • Glückwunsch zur bestandenen Prüfung.

    Dass es durch die neue Fachbereichsleitung zu einer Verbesserung gekommen ist, überrascht mich nicht. Damals, als bei uns eure "alte" Fachbereichsleiterin übernommen hat, wurde vieles schlechter.

    "Auf hoher See und vor Gericht UND IN DER KLAUSUR ist man in Gottes Hand."
    Zitat Josef Dörndorfer

  • Dann fallen in Starnberg im Verhältnis jetzt nicht mehr so viele durch oder gehen ab?

    Dazu wird man wohl erst etwas sagen können, wenn die neue Fachbereichsleitung ein oder zwei Jahre im Normalbetrieb - ohne Corona - wirken durfte.

    Den Glückwünschen für MrSpezi schließe ich mich an :daumenrau

  • Dann fallen in Starnberg im Verhältnis jetzt nicht mehr so viele durch oder gehen ab?

    Dazu wird man wohl erst etwas sagen können, wenn die neue Fachbereichsleitung ein oder zwei Jahre im Normalbetrieb - ohne Corona - wirken durfte.

    Ist richtig. Ich weiß von nicht wenigen Gerichten, die davon betroffen sind, dass Studierende durchgefallen sind. Gut möglich, dass das mit den erschwerten Bedingungen zu Zeiten von Corona zusammenhängt. Beim Abitur in Bayern hatte Corona allerdings keine Auswirkungen. Außer man wollte unterstellen, dass es ohne Corona sogar noch besser gelaufen wäre. Mit den Ferndiagnosen ist das halt immer so eine Sache. Umgekehrt ist es aber auch gut möglich, dass sich MrSpezi beim Wiederholen einfach leichter getan hat. Und dann schließt man auch die Dozenten wieder mit ins Gute-Nacht-Gebet ein.

  • Lieber MrSpezi, schön von Dir zu lesen, in der Tat freue ich mich darüber. Also nicht darüber, dass Du einmal durchs Examen gerasselt bist. Sondern, dass Du Dich durchgebissen hast und das Studium nun zu einem guten Ende führst. Und dass Du uns wieder Deine Erfahrungen mitteilst. Und - wiewohl nicht persönlich betroffen - auch darüber, dass sich an der Hochschule in Starnberg Verbesserungen feststellen lassen.
    Wie gut kommt Ihr mit dem Blockunterricht zurecht? Ist genug Austausch unter Euch Studenten möglich?
    Ich wünsche Dir und Deinen Mitstreitern einen guten Start ins Berufsleben als Rechtspfleger. Ihr werdet gebraucht!

    Ich persönlich bin mit dem Vorlesungsvideos (vorallem wenn nicht live anzuschauen) nicht gut klar gekommen. Liegt bei mir aber auch in der Natur der Sache dass ich Präsenz und den drohenden Blick des Dozenten brauche falls meine allgegenwärtige Müdigkeit wieder zu groß wird :eek:
    Von dem was ich mit Studenten aus der jetzigen Theorie II und I im Kontakt bin, geht es vielen ähnlich mau mit dem reinen Online-Unterricht. Die neue Fachbereichsleitung ist sich aber dessen bewusst und im engen Kontakt mit der Studierendenvertreterin. Austausch unter den Studenten gibt es vorallem in den Freundesgruppen die sich noch vor Corona gebildet haben aber auch dank einer zentralen Whatsapp-Gruppe der Studierenden.

    Die Dozenten bieten eine wöchentliche Frage-/Sprechstunde an, die die Studierende aufsuchen können (läuft über MS Teams, genauso wie die Vorlesungen und Arbeitsgemeinschaften). Die Klausuren im August wurden in Starnberg in Präsenz geschrieben.

    In dem Jahrgang der dieses Jahr Examen geschrieben hat, und der durch Corona auch mehrere Monate an den Gesundheitsämtern ausgeholfen hat, war das Ähnlich. Auch gab es dort einige Mitstudierende die von sich aus (und aufgrund Vorbildung bspw. als ReFa) zuästzliche Hilfen und Erklärung angeboten haben.

    Dann fallen in Starnberg im Verhältnis jetzt nicht mehr so viele durch oder gehen ab?


    Also ich kann jetzt nur in groben Zahlen sprechen weil ich nichts belastbares habe, aber letztes Jahr waren wir 7 Durchfaller bei 147 Teilnehmern, dieses Jahr sind es mehr Teilnehmer (~170 habe ich mal gehört) und auch mehr Durchfaller (13 was ich bisher gehört habe)

    2 Mal editiert, zuletzt von MrSpezi (1. September 2021 um 19:53) aus folgendem Grund: Examenszahlen 2020 ergänzt

  • Auch wenn die letzte Antwort nun schon ein paar Tage her ist, möchte ich doch auch noch etwas zu diesem Thema beitragen, weil meiner Meinung nach ein paar Argumente nicht ganz passen:

    1. Ich habe hier mehrfach Vergleiche gelesen wie "bei Jura ist das auch so" und "bei Medizin muss man aber". Dazu möchte ich mal ganz subtil anmerken, dass diese Studiengänge üblicherweise auch andere Gehaltsklassen mit sich bringen. Der "Vater Staat" hat da mit vielen Rechtspflegern echt extremes Glück: Sie rühmen sich nur zu gern damit, ein Studium auf (angeblich) gleichem Leistungsniveau wie Volljuristen absolviert zu haben und geben sich dennoch mit niedrigerer Bezahlung zufrieden. Nach meiner ganz persönlichen Ansicht driften der Studienanspruch und die Bezahlung stellenweise zu weit auseinander. Ich verweise da mal auf Störtebecker, seinen Ausführungen schließe ich mich an.

    2. Teilweise aus Punkt 1 resultierend: Ich fand es auch zu viel Stoff in zu kurzer Zeit. Daraus resultieren wieder weitere Probleme, die teilweise auch der Threadersteller genannt hatte:
    - teilweise total lieblos gestaltete, riesige Datenmengen: In einigen Fächern war es tatsächlich gar nicht so einfach, aus dem zur Verfügung gestellten Material etwas sinnvolles zu machen. Als Beispiel bringe ich gerne die Vorlesung zum öffentlichen Recht an, zu der wir damals ein (wenn ich mich richtig erinnere) über 350 Seiten langes Skript bekamen. Für ein absolutes Nebenfach finde ich das übertrieben.
    - Bevorzugung Vorgebildeter: Das konnte ich in Studium I gut beobachten. Besonders ist mir das beim Fach "Kosten" in Erinnerung geblieben. Hier sind die ReNo-Fachangestellten geradezu durchgerauscht und der Dozent hat diese Beteiligung dankend angenommen. Dass der Rest nur Bahnhof verstand wurde an dieser Stelle ignoriert. Ich kann den Dozent aber gut verstehen, weil er einfach keine Zeit für eine ausführliche Vorlesung hat

    3. Unsere Dozenten wurden, soweit ich das mitbekommen habe, gar nicht pädagogisch, didaktisch, etc. ausgebildet. Natürlich sind das Praktiker, aber gerade dann kann ich als Arbeitgeber nicht erwarten, dass diese von Natur aus top Dozenten sind. Es ging teilweise sogar so weit, dass eine Einstellung als Dozent so schnell ging, dass derjenige nicht einmal Zeit hatte, sich in die Fächer einzuarbeiten (mit denen er teilweise selbst seit seinem eigenen Studium nichts mehr zu tun hatte!). Das wiederum hatte zur Folge, dass einfach Skripte von Kollegen vorgetragen wurden, die der Dozent in diesem Moment selbst nicht verstanden hat. Auch hier mache ich dem Dozent selbst wenig Vorwürfe (nicht keine!), da das System einfach krankt. Dass selbst Dozenten, die 10 Jahre oder länger unterrichten, nie eine Fortbildung im Bereich Wissensvermittlung erhalten, ist tatsächlich schwach.

    4. Aus meinem ersten Studienjahr ist mir die Angst vor einem Personalgespräch sehr gut bekannt. Dieses kam beispielsweise, wenn man im gesamten Jahr 5 Tage krank war. Es wurde dann kritisch hinterfragt, ob man für das Studium geeignet sei und man solle doch darüber nachdenken, ob man sich nicht umorientieren wolle. Ich kann das nicht mehr objektiv wiedergeben, dazu ist es zu lange her. Aber für jemanden, der frisch von der Schule kommt, empfand ich das schon als großen Druck. Nicht zuletzt wegen solcher Gespräche fand der Hauptteil der Abbrüche in meinem Jahrgang (insgesamt knapp 30) übrigens im ersten Jahr statt. Im Diplom durchgefallen sind nur sehr sehr wenige.

    5. Immer wieder bei solchen Themen kommt die berühmte "für mich war es total easy"-Antwort. Gerne noch kombiniert mit Kind, Krankheit, Entfernung, pflegebedürftigem Angehörigen, etc. Ich finde es fantastisch, wenn man trotz solcher Probleme das Studium einfach meistert. Dennoch erwarte ich auch von diesen Leuten, dass man sieht, wie es den Mitstudenten geht. Ich jedenfalls habe allerseits Unzufriedenheit, stöhnen und "ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll" gehört. Klingt jetzt nicht nach einem Traumstudium.

    Zur Einordnung: Ich habe an der FH Schwetzingen studiert.

  • Unsere Dozenten wurden, soweit ich das mitbekommen habe, gar nicht pädagogisch, didaktisch, etc. ausgebildet. Natürlich sind das Praktiker, aber gerade dann kann ich als Arbeitgeber nicht erwarten, dass diese von Natur aus top Dozenten sind. Es ging teilweise sogar so weit, dass eine Einstellung als Dozent so schnell ging, dass derjenige nicht einmal Zeit hatte, sich in die Fächer einzuarbeiten (mit denen er teilweise selbst seit seinem eigenen Studium nichts mehr zu tun hatte!)

    Ich würde eigentlich schon erwarten, dass Dozenten vor Antritt der Stelle und auch während ihrer Zeit an der Hochschule didaktisch geschult werden und sich auch entsprechend weiterbilden müssen.

    Ebenso ist es natürlich sinnlos, "Praktiker" zu holen, die mit dem entsprechenden Fach in der Praxis gar nichts zu tun hatten (kann mal passieren, wenn verzweifelt jemand gesucht wird, aber die Regel sollte das nicht sein).

    Diese Punkte sind einem doch mit dem geringsten Maß an "gesundem Menschenverstand" klar. Wenn das nicht vorhanden ist bei den zuständigen Stellen, ist das schlecht.

  • Unsere Dozenten wurden, soweit ich das mitbekommen habe, gar nicht pädagogisch, didaktisch, etc. ausgebildet. Natürlich sind das Praktiker, aber gerade dann kann ich als Arbeitgeber nicht erwarten, dass diese von Natur aus top Dozenten sind. Es ging teilweise sogar so weit, dass eine Einstellung als Dozent so schnell ging, dass derjenige nicht einmal Zeit hatte, sich in die Fächer einzuarbeiten (mit denen er teilweise selbst seit seinem eigenen Studium nichts mehr zu tun hatte!)

    Ich würde eigentlich schon erwarten, dass Dozenten vor Antritt der Stelle und auch während ihrer Zeit an der Hochschule didaktisch geschult werden und sich auch entsprechend weiterbilden müssen.

    ...

    Diese (gerechtfertigte) Erwartung haben sicher viele Anwärter, die frisch vom Abi kommen. Leider wird diese nur selten erfüllt.

  • Zumindest vor 30 Jahren wurde diese in Meifel nicht erfüllt. Es gab welche, die konnten es, es gab auch die, die es nicht konnten.

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